Der heutige Fall ist ein Beispiel dafür, was die menschliche Natur alles erträgt.
Unerwartet besuchte die Patientin uns, nach 2013 wieder. Sie hatte wieder ein Zahnproblem, wie sie sagte.
Sofort hatte ich die Behandlung aus dem Januar 2008 vor meinen Augen.
Einer der Fälle, der Demut lehrte und fast sofort zu Schweißausbrüchen führt.
Wie kam es dazu?
46 sollte entfernt und ein Implantat gesetzt werden. Der HZA konnte den Zahn nach der endodontischen Behandlung nicht verschließen, ohne daß die Patienten Beschwerden bekam.
Dazu kam eine vollständige Obliteratione in der mesialen Wurzel laut Röntgenaufnahme.
Der Kieferchirurg fragte bei uns nach, ob es eine Chance gebe 46 zu erhalten.
DemKollegen erklärte ich, daß man unter mikroskopischer Kontrolle das gebildete Reizdentin erkennen würde und damit die Erschließung der Kanalstruktur möglich wäre.
Daraufhin wurde uns die Patientin überwiesen und es kam zur Behandlung.
Ein DVT gab wir nicht und war zu dieser Zeit auch noch nicht Usus.
Im koronalen Drittel der mesialen Wurzel konnten wir die obliterierten Strukturen nachverfolgen. Im mittleren Wurzeldrittel konnte ich nur noch wenig erkennen.
Damals arbeitete ich mit einem Kaps SOM 32 in Halogenlicht. Das Xenonlicht war in der Reparatur, da es Tage zuvor mit lautem Knall ausgefallen ist…
Kraft meiner Wassersuppe traute ich mir die Behandlung trotzdem zu.
Um eine Perforation zu vermeiden versuchte ich durch das einbringen von Guttapercha aus der Obturapistole die ungefähre Lage zu erkennen und ein Perforation auszuschließen.
in mehreren 2-3h Sitzungen ertastete ich mich so bis in die Nähe des apikalen Wurzeldrittels.
Nach jeder Behandlungssitzung war ich schweißgebadet und verfluchte innerlich meine Aussage zur kontrollierten Aufbereitung obliterierter Kanäle und das defekte, fehlende Xenonlicht.
Die mesialen Kanäle habe ich mit ProRoot MTA gefüllt, ich war mir nicht mehr sicher ob ich nicht doch eine Stripperforation erzeugt hatte. Distal erfolgte die WF mit Guttapercha in modifizierter Schildertechnik. Toll war das Ergebnis nicht und demutsvoll erstatte ich meinem chirurgisch tätigen Kollegen Bericht.
Was würde ich heute machen?
1. Nie ohne 3D Röntgen eine Molarenrevision, schon gar nicht mit obliterierten Kanalstrukturen!
2. Ohne apikale Veränderung (im DVT), nicht einen derartigen Substanzverlust erzeugen.
( Vor allem im koronalen Wurzeldrittel!!)
3. Nie ohne lichtstarke Beleuchtung am Mikroskop arbeiten und entsprechend lichtstarke Spiegel verwenden.
4. Immer eine zurückhaltende realistische Prognose abgeben.
Niemals hätte ich erwartet, daß der Zahn so lange funktioniert – ohne Infraktur.
Eine tiefe Verbeugung vor der biologischen Standhaftigkeit der Zahnsubstanz.
Die Patientin kam ein Jahr nach der Behandlung von 46 auch mit dem 36 zu uns. Diesen haben wir auch “recallt” nach 13 Jahren.











