Vielen Dank für die Kommentare.
Auf Grund der zu erwartenden massiven Stufenbildung haben wir der Patientin zum Erhaltungsversuch des Zahnes mit der Prognose günstig-kritisch geraten.
Im angefertigten DVT haben wir den Kanalverlauf nach der Stufe im mb Kanalsystem erruieren können. Trotzdem war ich zurückhaltend mit der Prognose. Ich hatte bereits einige “dieser vorbehandelten Zähne” in der Revision und es war jedesmal extrem schwierig und zeitaufwendig diese Fälle zu lösen.



Die im DVT erkennbare Kanalverlagerung war schon deutlich, ließ uns aber die Revision nicht aussichtslos erscheinen.
In der Behandlung konnten wir nach dp vorgebogenen Handinstrumenten nichts sondieren, bzw. nachverfolgen. Innerhalb einer Stunde konnten wir keinen Erfolg erreichen.
In der angefertigten Kontrollaufnahme waren Reste der Einlage eines unbekannten Materials oder die Spitze eines Eddy zu vermuten. Wir konnten dies mittels Schall- und ultraschallgestützter Spülungen nicht entfernen.
Die Instrumentenspitze traf immer wieder auf einen harten Widerstand in der Stufe.
Nach dieser Stunde hatten wir das Limit erreicht und brachen weitere Versuche ab.
Die Patientin wurde von uns über diesen erfolglosen Versuch informiert.
Wir hatten im Vorfeld vereinbart, daß wir bei erfolgloser Suche nach der ersten Sitzung die Behandlung abbrechen.
Auf mein Anraten und der Hoffnung doch noch über den mb2 Kanal etwas zu erreichen, haben wir einen weiteren Termin vereinbart um noch einen weiteren Versuch der Erschließung ggf. über mb2 zu unternehmen. Auch hier gelang uns nachweiteren 30 Minuten im mb1 Kanal kein Fortschritt.




Der unbehandelte mb2 Kanal konnte mittels der Balanced-force-Technik initial instrumentiert werden und wurde anschließend maschinell weiterentwickelt bis zur #25.
( Niti-K-Feilen werden mit geringem Druck in den Wurzelkanal bis zum Widerstand eingeführt und um ca. 90 Grad im Uhrzeigersinn rotiert. Danach wird unter forciertem Druck die Feile ca. 180° in die Gegenrichtung nach apikal das Instrument gedreht und aus dem Kanal entfernt. )
Leider war keine Konfluation mit dem Kanal mb1 zu erkennen. Es lag eine Vertucci Klassifikation Typ IV vor.

Die Erweiterung und Behandlung des gesamten restlichen Kanalsystems konnte nur eine dezente Beschwerdeminderung erreichen.
Die Palpation in Höhe der mesiobukkalen Wurzelspitzeentsprach den Schmerzen und verstärkte die Beschwerden.
Die Patientin hatte sich nach Beratung gegen eine apikale Resektion der unbehandelten mesialen Kanalbereiche und leider für die Extraktion entschieden.
In unserer Praxis treten diese Fälle nicht selten auf. Zumeist in Folge von vorbehandelten schwierigen Kanalsystemen, welche ein gezieltes und bewusstes Vorgehen erfordern.
Die Röntgenbilder zeigen erhebliche Krümmungsradien. Diese erfordern ein geplantes Vorgehen ( siehe oben, Erschließung mb2 ).
Die Hoffnung auf einen Zugang zum mb1 über den mb2 Kanal war leider illusorisch.
Hedströmfeilen gehören nicht in in die Erschließung und Sondierung derartiger Kanalsysteme. Zur Differenzierung übereinander projezeirter Kanäle in Messaufnahmen oder zur Entfernung von Guttapercha sehe ich eine Indikation dafür.
Schade. In diesem Fall hätte ich der mikroinvasiven Resektion der mb nicht behandelten Wurzelbereiche eine Chance gegeben.
Gefällt mir:
Gefällt mir Wird geladen …