Fragmente

Die Fragmententfernung zählt nicht gerade zu meinen Lieblingsbehandlungen.

Letzte Woche konnten wir zwei solcher Behandlungen abschliessen. Die Ausgangslage war bei beiden Zähnen grundunterschiedlich.

Der eher undankbare Zahn 25 wies im unteren Wurzeldrittel ein Hedström-Fragment auf. Zusätzlich war hier von einem Stift im Kanalsystem auszugehen.

Das palatinale Kanalsystem war nicht komplett bis apikal erschlossen und es bestand der Verdacht einer Begradigung /Verblockung.

Alles in allem also eher ein undankbarer Zahn.

Glücklicherweise stellte sich die Behandlung unproblematischer dar, als es die Ausgangssituation vermuten lies. Zwei Termine später (1,5 und 1h) war der Zahn revidiert und neu gefüllt…

Bei Zahn 47 war die Ausgangslage dankbarer. Der überweisenden Kollegin war es nicht gelungen, das mesio -bukkale Kanalsystem zu finden und zu präparieren. Die restliche Anatomie hatte sie gut meistern können.

Bei ihrer “Suche (mittels Rosenbohrern?) hatte sie einen “eigenen” Kanal geschaffen und darin die Spitze einer RECIPROC 25 zurückgelassen…

Röntgenaufnahme alio loco

glücklicherweise war es nicht noch zusätzlich zu einer Perforation gekommen. Wenngleich hierfür nicht “viel gefehlt hatte”…

Post-op nach Fragmententfernung und WF

Beide Fragmente in den Zähnen liessen sich mittels ISO 25 Ultraschallansätzen recht zügig entfernen…

ich hoffe, es dauert dennoch eine ganze Weile, bis wir wieder eine Fragmententfernung versuchen sollen…

Obliteration gemeistert

Erstbehandlungen gehören leider nicht zu den Behandlungen, die ich häufig durchführen kann.

Und wenn es dazu kommt, sind es fast immer sehr stark obliterierte Kanalverläufe, die mich erwarten.

Während die koronale Darstellung der Kanaleingänge nur ein wenig Geduld und den Einsatz der Munce-Burs erforderte, gestaltete sich die Aufbereitung der mesialen Kanäle ab dem mittleren Drittel wirklich schwierig.

Viele 15/04-Profile-Feilen hauchten ihr Leben aus, bis es schliesslich gelang, die beiden Foramina zu erreichen. Ebenfalls zum Einsatz kommt in diesen Fällen der Er:YAG-Laser, um die Irrigation zu optimieren.

Schlussendlich ein erfreuliches Ergebnis, wenngleich der mesiale Sealer-Puff ein wenig kleiner hätte ausfallen können. Dafür gelang es, einen nach distal mündenden Seitenkanal freizuspülen.

Endodontische Behandlung am Zahn 34 und nachfolgende Berufsunfähigkeit. (3)

Hier und hier berichteten wir zuvor.
Für den Entfernungsversuch der periapikal verbliebenen Guttapercha benutzten wir die Guttaperchaentferner von Hartzell&Sons, EPGR und einen modifizierten Microopener.
Microdebrider erscheinen zwar durch ihre hedströmartiges Arbeitsteil besser geeignet, sind aber zu flexibel.
Der Plan war die Guttapercha im ersten Schritt mit dem Microopener zu luxieren und danach mit dem Hartzell Guttaperchaentferner nach koronal zu bewegen. Leider ging der Plan nicht ganz auf. Die Guttapercha brach erneut ab.
Auf Grund der Nähe zum N. mentalis haben wir keine weiteren Versuche unternommen, das verbliebene Guttaperchafragment zu entfernen.
Der Patient war damit einverstanden. Das weit offene apikale Foramen wurde mit ProRoot MTA ohne apikales Widerlager verschlossen. Die Wurzelfüllung erfolgte mit Guttapercha und der Zahn wurde mit Composite adhäsiv verschlossen.
Das letzte Röntgenbild erfolgte 3 Monate post OP. Der Patient ist inzwischen schmerzfrei, die Parästhesie ist vollständig verschwunden und es gibt keine Einschränkungen bei der Intonation seines Instrumentes.
Die krankheitsbedingte Ausfallzeit des Patienten zog sich über 5 Monate hin.

Perforationsdeckung Zahn 46 – 10-Jahres-Recall

Im Januar 2013 stellte sich der heute 63-jährige Patient (ärztlicher Kollege) erstmals bei uns vor.

Er berichtete, dass vor Kurzem alio loco mit einer endodontischen Behandlung an Zahn 46 begonnen wurde. Leider gelang es hierbei nicht, alle Kanalsysteme aufzufinden.

Ferner kam es bei der Kanalsuche zu einer Perforation am Pulpakammerboden. Mittlerweile hatte sich nun als weitere Folge eine vestibuläre Schwellung entwickelt.

Ausgangssituation nach Trepanation alio loco

In insgesamt drei Terminen gelang es alle Kanalsysteme zu präparieren und zu füllen. Insbesondere distal zeigte sich eine komplexe Anatomie.

Die Deckung der Perforation im ersten Termin erfolgte mittels MTA.

Das letzte Mal stellte sich der Patient bei uns im Februar 2013 vor. Schon hier war ein erfreulicher Heilungsverlauf erkennbar.

Gestern nun erreichte uns das Recallbild des Zuweisers zehn Jahre nach der Behandlung…

ich denke man kann zu Recht von einer nachhaltigen Behandlung sprechen…

Endodontische Behandlung am Zahn 34 und nachfolgende Berufsunfähigkeit. (2)

Hier berichteten wir zuvor.
Der Patient hatte sich nach der Beratung für die Behandlung und den Erhaltungsversuch des Zahnes 34 entschieden. Durch die Extraktion von 36 hatte er bereits größere Probleme gehabt mit der Lücke wieder, wie gewohnt sein Instrument zu spielen. Ein Verlust des Zahnes 34 würde wahrscheinlich zu ähnlichen Probleme führen.

Nach der ersten Behandlung muss eine deutlich Reduzierung der Symptome erkennbar sein. Bei Progression der Symptome wird die Extraktion des Zahnes unvermeidlich.

Im ersten Behandlungsschritt ist die Entfernung des WF Materials geplant. Das extrahierte WF Material soll von orthograd versucht werden zu entfernen. Die Gefahr ist, daß die Guttapercha sich ggf. nicht ein einem Stück entfernen lässt.
Nach präendodontischem Aufbau und Gestaltung eine gut einsehbaren Zugangskavität erfolgte die Entfernung des WF Materials. Mit der hier bereits beschriebenen “Kuhfuß-Technik nach Schröder” gelang die vollständige Entfernung nicht. Die Guttapercha riß im Bereich des Apex ab.
Genau das wollten wir vermeiden. Dafür entleerte sich spontan ein blutig/eitriges Exsudat über den Wurzelkanal. Nach der Reinigung und Desinfektion des Kanals saugten wir noch weiteres Exsudat ab. Die medikamentöse Einlage erfolgte mit einem Jodhaltigen CaOH.

Der Patient berichtete uns in der Folgezeit, daß die Beschwerden sich deutlich verringerten. Das Taubheitsgefühl hatte sich ebenfalls stark reduziert.
Nun war eine erneute Beratung notwendig.

Fragestellung: Sollte weiter versucht werden das WF Material von orthograd zu entfernen oder sollte es belassen werden?
Für einen Entfernungsversuch benötigen wir ein neues DVT.
Der Patient entschied sich für einen noninvasiven Eingriff. Das heißt wir versuchen das Guttaperchafragment mittels eines entsprechenden Instrumentes im Ganzen zu entfernen ohne Ultraschall- oder Schallanwendung im periapikalen Bereich.
Beispiele und Hilfsmittel findet man hier, hier und hier.

Demnächst mehr.


Zahn 25 Zustand nach WSR – Macht hier die erneute endodontische Behandlung noch Sinn ?

Zahn 25 ist Zustand nach WSR im Jahr 2016 in Rostock.
Der Patient ist Arzt, beruflich bedingt nun nach Bad Kreuznach gezogen und sucht wegen akuter Beschwerden an besagtem Zahn im August 2019 einen ortsansässigen MKG -Chirurgen auf. Dieser verweist an uns, ob wir gegebenenfalls dem Patienten den Zahn erhalten können.

Im Zahnfilm und DVT vom 21.08.2019 stellt sich der Zahn 25 wie folgt da.

Update 16.03.2023 Video läuft …

An Taschentiefen weist der Zahn an den üblichen 6 Messstellen 2 mm auf und erfreulicherweise einen Lockerungsgrad Null.

Ein typischer Fall von Herodontics?
Mag sein.

Was tun ?
Den Richtlinien der gesetzlichen Krankenversicherung nach gilt dieser Zahn als austherapiert.

Was bleibt daher?
Die Extraktion ?

Eine Implantation ist sicherlich möglich. Augmentative Maßnahmen vorausgesetzt. Aber es stellt sich trotzdem die Frage, ob dem noch jungen Patienten angesichts seines Alters (zum Zeitpunkt der Erstvorstellung 30 Jahre alt) mit der Möglichkeit des Zahnerhaltes nicht ein besserer Dienst erwiesen werden kann.

Eine weitere WSR? Für mich keine Option.
Worin lag der Misserfolg sowohl endodontischen Ersttherapie als auch der nachfolgenden WSR begründet? Würde die erneute WSR diese Problematik ausmerzen ? Ganz abgesehen davon, dass ein zusätzlicher Substanzverlust der Zahnwurzel die restaurative Prognose verschlechtern würde.

Ich habe den Zahn 25 wurzelkanalbehandelt.
Was zu vermuten war.

Und hatte ein gutes Gefühl.
Bis zu dem Zeitpunkt, als der Patient letzte Woche unverhofft als Schmerzpatient unsere Praxis wieder aufsuchte.

Fortsetzung folgt…

Geplanter Verlauf

von Jörg Schröder

Das präoperative DVT gab einmal wieder die entscheidenen Informationen für die komplikationslose Aufbereitung dieses 27.

Die weit mesiale Lage der Kanaleingänge war bereits zu erkennen und das gezielte Freilegen der Orifizien daher relativ vorhersagbar.

Die Krümmung liesen sich mit den EndoWave-Feilen 10/02 und folgenden (15, 20,25) unter endometrischer Kontrolle bis zum apikalen Endpunkt aufbereiten. Zugang ist die halbe Miete.

Interessanter Nebenbefund: ein retinierter Zahn 29, der offensichtlich die Entfernung des 28 gut überstanden hat.

Hurra – die Inflation klingt ab – echt jetzt ?

Die Nachricht soll optimistisch stimmen.
Die Inflation in Deutschland ist im letzten Monat gesunken.
Und beträgt nur noch 8,7 Prozent.

So die offizielle Meldung. In wie weit die Neuzusammenstellung des Inflationswarenkorbes ihren potemkinschen Beitrag dazu geleistet hat, ist zunächst einmal ein anderes Thema.

Fest steht.
In meinem Leben wäre ich froh, wenn die Inflation nur 8,7 Prozent betragen würde. Gestern im Supermarkt – Mineralwasser? 20 Prozent teurer. Fanta? 16 Prozent teurer. Alles harmlos im Vergleich zu meinen Strompreisen in der Praxis – die Abschlagszahlungen für 2023 wurden von 2800 Euro auf 8600 Euro erhöht. Und gestern habe ich neue Briefumschläge bestellt. Alter Preis von 2021 120 Euro. Jetzt 180 Euro. 50 Prozent teurer geworden in weniger als 2 Jahren.

Aber dann flattert mir – Mitte Februar – diese Meldung ins Haus.
Preisknaller der Woche.
50 Prozent reduziert.
Reciproc Blue.

Da schau ich doch gerne mal genauer hin.
Und fall vom Glauben ab. 182, 78 Euro soll nun ein Sechserpack Reciproc-Instrumente kosten. Das sind über 30 Euro pro Instrument, welches nur ein einziges Mal verwendet werden kann. Ich kann mich noch vage erinnern, als die Reciproc-Instrumente 2011 auf den Markt kamen, da kostete ein solches Instrument offiziell, also mit unrabattiertem Herstellerpreis 13 Euro. Sicherlich gab es in dieser Zeit Preissteigerungen in allen Bereichen, aber 150 Prozent mehr ist schon eine Ansage. Da wäre dann auch noch die Einmal-Spülkanüle aus gleichem Hause für 1 Euro 32 Cent und der EDDY, der – ebenfalls single use – für 4 ,88 Euro zu Buche schlägt. Wieviel in dieser Zeit sind eigentlich unserer Honorare gestiegen? Null Prozent? Null Prozent!

Wie gut, das wir die Wawibox haben.
Die uns tagesaktuell die günstigen Preisen im Vergleich auswirft. Diese wechseln nämlich – teilweise wie an der Tankstelle- von Tag zu Tag. Beim selben Anbieter wohlgemerkt. Ein Blättern in Dentalversandhaus-Katalogen oder den Bestellschein beim Aussendienstmitarbeiter des Dentaldepots abgeben, das ist definitiv nicht mehr zeitgemäß.

Soll heissen, die Wawibox spart uns wertvolles Geld.
Da sieht man dann beispielsweise, dass das scheinbar tolle 50 % Prozent billiger-Angebot in Wirklichkeit gar keines ist. Es gibt mehrere etablierte Anbieter, die sogar noch etwas günstiger anbieten. Was sagt das Ganze nun, den Status Quo des Dentalhandels betreffend? Sind wir in der Zahnmedizin auf dem Niveau das Schlafmatratzenmarktes angekommen, wo man mit überhöhten VK-Preisen und entsprechend hohen Nachlässen versucht, den geistig unterbemittelten Kunden zu ködern ?

Wenn der Schuss nur nicht nach hinten losgeht. Seit einiger Zeit schon drängen neue Hersteller in den Markt und werben ganz unverblümt mit deutlich günstigeren Preisen für die NiTi´s. Die einen führen die Herstellung in China an, die anderen den Direktvertrieb. Manchmal wird auch beides in Kombination genannt. Meine Einstellung zum Thema ist bekannt: Wenn ich mit Instrumenten zufrieden bin, wechsle ich nicht. Solange es nichts Besseres gibt. Der Preis spielt keine Rolle bei der Entscheidungsfindung. Ich vermute aber mal, das nicht jeder so denkt. Zumal es selbst bei mir eine Grenze des Tolerablen gibt, die irgendwann überschritten zu werden droht.

Noch eine Anmerkung in merkwürdigen Zeiten: Da bereits die bloße Nennung eines Produktes auf einer Homepage als Werbung interpretiert werden kann, benennen wir diesen Blogbeitrag (wie auch jeden bereits geschriebenen sowie alle zukünftigen Beiträge, in denen Produkte benannt werden) als unbezahlte Werbung. Sollten wir (jemals) finanzielle Zuwendungen von Firmen erhalten, die Erwähnung bestimmter Produkte betreffend, werden wir die entsprechenden Blogbeiträge als „bezahlte Werbung“ ausweisen.