Kurz berichtet – Apikale Aufhellung – ausgeheilt nach Trauma

Von Christoph Kaaden

Im Herbst 2018 stellte sich der damals 10-jährige Milo erstmals bei uns vor.

Hinter ihm lagen mehrere Tage starker Schmerzen und multiple Zahnarztbesuche mit endodontischen Behandlungen seines linken oberen zentralen Schneidezahns.

Erst mit dem gestrigen Beginn der Einnahme eines Antibiotikums stellte sich langsam eine gewisse Besserung ein…

Die Befragung des jungen Patienten ergab, dass er vor circa einem Jahr beim Fußballspielen ein Frontzahntrauma mit Lockerung des Zahnes erlitten hatte. Seit dieser Zeit war der Zahn in unregelmässigen Abständen ohne besondere Befunde kontrolliert worden.

Bei Betrachtung des aktuellen Röntgenbildes ist anzunehmen, dass eine radiologische Untersuchung in der Vergangenheit nicht Teil der Befundung war:

Apikale PA nach Trauma.001

Ausgeprägte apikale Aufhellung bei Zustand nach Frontzahntrauma vor ca. 12 Monaten

Gemeinsam entschlossen sich alle Beteiligten trotz der ausgeprägten apikalen Pathologie weitere endodontische Maßnahmen durchzuführen.

Am Ende  des dritten Behandlungstermins (Behandlungsdauer 2,5h) stellte sich die Situation wie folgt dar:

Apikale PA nach Trauma.002

Und so sah das Recall ein Jahr später aus:

Apikale PA nach Trauma.003

Apikale PA nach Trauma.004

Es sieht so aus, als hat Milos Zahn trotz des Fußballunfalls eine gute Prognose…

 

Symposien 2018 in Kopenhagen – Save the date

Von Christoph Kaaden

Die Universität Kopenhagen richtet im Mai 2018 zwei interessante Symposien aus.Bildschirmfoto 2017-11-03 um 10.54.25.png

Insbesondere das sechste Kopenhagen Trauma Symposium erscheint mir für unsere Tätigkeit als besonders informativ.

Hier weitere Informationen zu dem Programm.

Anmelden können Sie sich hier

See you in Kopenhagen

:-)

 

P.S.: Mein Wunsch & Vorschlag wäre ferner, dass sich auch einmal eine zukünftige DGET-Tagung ausschliesslich dem Thema Traumatologie widmet.

Jahr der Frontzahntrauma-Fortbildungen

Von Christoph Kaaden

Fortbildungen zum Thema Frontzahntrauma sind im Vergleich zu anderen leider rar gesät. Im kommenden Jahr verhält es sich anderes und es bieten sich dem Fortbildungswilligen einige “hochkarätige” Optionen.

Los geht`s am 09. April 2016. Die Universität Würzburg lädt unter dem Motto:

Frontzahntrauma! Was nun?– herzlich ein.

 

Flyer Traumatagung Würzburg

Flyer Traumatagung Würzburg

Unter der Schirmherrschaft von Prof. Dr. G. Krastl (u.a.Zahnunfallzentrum Würzburg) sollen “in diesem Seminar Wege aufgezeigt werden, die die eigene Praxis zu einem Teil eines FZT-Netzwerkes machen, das sich mit allen Aspekten des FZT befasst. Ansprechen werden sollen alle, die aus ihren Bereichen wie Kinderzahnheilkunde, Chirurgie oder Endodontie Erfahrung im Umgang mit FZT haben und für Kollegen/innen in der näheren Umgebung zu einer/einem Ansprechpartin/Ansprechpartner oder der Anlaufstelle für einen professionellen Umgang mit Frontzahntrauma-Patienten/innen werden.”

Sicherlich eine sehr gute Idee, die hoffentlich sehr viel Zuspruch und Unterstützung erfährt.

 

Zum Ende des gleichen Monates findet dann eine weitere hochkarätige Fortbildung zum Thema >Treatment Challenges in Dental Traumatology< in Kopenhagen/Dänemark statt. Etliche international renommierte Referenten berichten dann über behandlerische Herausforderungen in der dentalen Traumatologie.

Traumatagung Kopenhagen 2016

Traumatagung Kopenhagen 2016

Näheres zu den genauen Themen finden Sie hier.

Und das absolute Highlight folgt dann im Zeitraum vom 11.-13 August 2016. Dann lädt die IADT zur internationalen Traumatagung nach Brisbane, Australia ein.

Für uns Europäer nicht gerade der nächste Weg, aber das Programm weiss zu überzeugen…

IADT Tagung in Brisbane

IADT Tagung in Brisbane

Dies finden sie hier sowie hier nähere Informationen zu den Hauptrednern.

Vielleicht begibt sich ja der ein oder andere von Ihnen nach Down Under.

Ich hoffe also möglichst viele der WURZELSPITZE Leser auf einer dieser tollen Veranstaltungen zu treffen. Sollten Sie noch weitere lohnenswerte Veranstaltungen zu dieser Thematik kennen bitte ich Sie die Kommentarfunktion zu nutzen…

3D-Anatomie du jour – Update

Von Bonald Decker

Heute möchte ich Ihnen das 2D-Update dieser 3D-Anatomie du jour vorstellen.

Wie eigentlich nicht anders zu erwarten stellt sich der Zahn nach Wurzelkanalfüllung im Einzelzahn-Röntgenbild recht “unspektakulär” dar.

post op Röntgenaufnahme

post op Röntgenaufnahme

prä op vs. post op

prä op vs. post op

Ich hoffe auf eine 3D-Nachuntersuchung in 6 (-12) Monaten, um besser beurteilen zu können, inwieweit wir der Anatomie und dem bakteriellen Problem gerecht werden konnten…

Paraformaldehydhaltiges Devitalisierungsmittel – ohne Nekrose

von Maurice Eugene Brezner

Die Patientin ist selber ZA-Helferin. Im Urlaub am Gardasee bekam sie plötzlich Zahnschmerzen. Der 46 machte massive Beschwerden. Vor Ort ging suchte sie eine Zahnarztpraxis auf.
Trepanation, medikamentöse Einlage, provisorischer Verschluss mit Cavit. Nach dem Urlaub kam sie zu mir in die Praxis, um die Wurzelbehandlung fertig stellen zu lassen. Die Frage nach momentanen Schmerzen konnte sie verneinen. Nach der Behandlung in Italien hatte sie noch zwei Tage Schmerzen.
“Aber ich glaube, sie hat Toxavit genommen. Der Geruch war unverkennbar.”, sagte die Patientin mit gerunzelter Stirn. Sie war sichtlich nicht begeistert. Nach klinischer Inspektion und Sichtung des Röntgenbildes konnte man nur eine perfekte Trepanationsöffnung und deren anschliessende saubere Verschluss mit Cavit ausmachen.
Endo, Toxavit, 46 2014-09-26-Lob Leitungsanästhesie, Kofferdam, Entfernung des Cavit. Nach Entfernung von gut 1 mm Cavit war ein charakteristischer aromatischer Geruch wahrnehmbar, zurückzuführen auf ein paraformaldehydhaltiges Devitalisierungsmittel. Endo, Toxavit, 46
Nach der restlichen Entfernung des Cavits war der spezifische Geruch deutlich vernehmbar. Die Kanaleingänge und der Pulpaboden waren sehr sauber dargestellt und es fand sich noch paraformaldehydhaltiges Devitalisierungsmittel auf dem Pulpaboden. Dieses wurde entfernt und die Pulpakammer und die Kanaleingänge gespült. Anschliessend wurden die Kanäle aufbereitet.   2014-09-18-Lob_6
Der Geruch von paraformaldehydhaltigem Devitalisierungsmittel.war aber noch nicht ganz weg. Nach weiterer Inspektion der Kanäle fiel mesial unter einem kleinen Überhang ein Isthmus ins Auge, der noch Reste von paraformaldehydhaltiges Devitalisierungsmittel. enthielt.   2014-09-18-Lob
Der Isthmus wurde mit einer US-Spitze aufgezogen und das verbliebene paraformaldehydhaltiges Devitalisierungsmittel konnte entfernt werden. Anschliessend wieder Spülung mit NaOCl, Med mit Calciumhydroxid.   Endo, Toxavit, 46
Die WF erfolgt beim nächsten Termin. Die Kollegin in Italien hat wie aus dem Lehrbuch trepaniert, uns anschliessend dicht und ohne Wattepellet verschlossen. Alles perfekt.
Das ist kein Kunststück, sagen sie?
Ist es auch nicht. Wirklich nicht.
Trotzdem sehe ich jeden Tag in der Praxis, dass es anscheinend doch eines ist, das nicht jeder ZA beherrscht. Also ein dickes Lob an die Kollegin.

Nun zum paraformaldehydhaltiges Devitalisierungsmittel: Das kann jeder machen wie er will, da Jeder seine Behandlung selber verantworten muss,  bei uns in der Praxis gibt es das Mittel schon Jahre nicht mehr.
Durch die saubere Trepanation, die 4-wandige Kavität und den dichten Verschluss konnte das paraformaldehydhaltige Devitalisierungsmittel nicht koronal aus dem Zahn austreten und somit hier keinen Schaden anrichten. Ob es apikal Schaden angerichtet hat, kann ich nicht beurteilen, zumindest ist auf dem Röntgenbild nichts zu erkennen und die Patientin ist schmerzfrei.
Da die Kollegin sehr gut gearbeitet hat, sind keine primären Schäden aufgetreten, allerdings wäre ein ähnliches Ergebnis (zwei Tage nach Primärbehandlung noch Schmerzen) wahrscheinlich auch mit anderen Mitteln zu erreichen gewesen.

Wie wär´s mit dem Stanglwirt ?

von Donald Becker
Kitz-1Wir brauchen eine neue Unterkunft.
Hals über Kopf waren wir angereist. Hatten, der ungewissen Lage wegen, solange dies möglich war, Tag für Tag unseren Hotelaufenthalt verlängert.
Nun müssen wir uns eine neue Bleibe suchen.

„Wie wärs mit dem Stanglwirt ?“, sagt die Dame neben mir, die – man kennt sich mittlerweile – ebenfalls allmorgentlich vor der Tür der Intensivstation des österreichischen Krankenhauses darauf wartet, Zugang zu bekommen. „Das ist ein schönes Hotel. Ich war schon dort.“ Und fügt bekräftigend hinzu: „Da sind auch viele Prominente.“

Der Stanglwirt in Kitzbühel.
Gehört hatte ich davon schon des öfteren. Und war daher beim ersten Vorbeifahren auf dem Weg nach St. Johann in Tirol erstaunt darüber, daß Kitzbühel noch  15 – 20 Kilometer entfernt gelegen ist. Der angesichts des Renomees des Hauses vermutlich nicht ganz so durchschnittliche Herbergsgast wird wahrscheinlich den Weg zur Streif nicht zu Fuß zurücklegen wollen.
Aber diese kleine geographische Ungenauigkeit lasse ich durchgehen.
Mehr stört mich, wer alles als prominenter Gast in besagtem Hause in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gestellt wird.

Prominent, das habe ich aus der Anatomievorlesung noch in Erinnerung, bedeutet „herausragend, hervorragend“.

Und prompt kommt mir ein Yellowpress- Druckerzeugnis von Anfang des Jahres in den Sinn, welches ausführlich berichtete, daß „unzählige Prominente“ ein gemütliches Jahresend- Zusammensein bei besagtem Stanglwirt feierten.

Eine Person ist mir konkret in Erinnerung geblieben.
Nennen wir sie Frau E. und von Berufs wegen war sie – ihr Noch – Ehemann ist nicht mehr professionell sportlich aktiv – Spielerfrau.

Frau E. stammt aus einer Zeit, in der die Lebensabschnittsgefährtinnen von Fußballbundesliga- Spielern noch nicht den Anspruch hatten, Model und Schmuckdesignerinnen in Personalunion zu sein. Sondern sich darin genügten, als das schöne weibliche Wesen an der Seite des Sportidols in Erscheinung zu treten.

Das sei ihr gestattet, drängt aber die Frage auf, was denn nun an ihr als Projektionsfläche des  längst verblichenen  Ehegattenruhmes so herausragend ist, das Hochglanz- Printmagazine und „Vor 20 Uhr Gossip TV“- Formate mit ihr als Inhalt gefüllt werden.

Kitz-1-2Herausragend hingegen ist das Tun der Frauen und Männer hinter der Tür, vor der ich seit einer Woche sitze, während mein Vater wenige Meter von mir entfernt mit dem Tode ringt. Zustand post OP wegen akutem Abdomen, zunächst unauffälliger Verlauf, 3 Tage später nach paralytischem Ileus Aspirationspneumonie, Sepsis, Herzinfarkt, Reanimation, Niereninsuffizienz mit Dialyse. 14 Perfussoren hängen an. Adrenalin in zunächst hochdramatischen Dosen.

Was niemand nach einer Woche permanent an der Schwelle des Todes auch nur hoffen durfte.
Er überlebt.

Dank der gut eingespielten, unprätenziösen, ruhigen Arbeit der Ärzte und Pfleger.
Die nicht nur ein Leben gerettet, sondern darüber hinaus ein Stück weit das angekratzte Bild der Krankenhausmedizin – Sparwut und Entfremdung haben in den letzten Jahren ihre Spuren prägend hinterlassen- ein wenig korrigiert, es vertrauensbildend wiederaufgebaut haben.
Denn die  Institution Krankenhaus hat sich  in den vergangenen Jahrzehnten nicht zum Vorteil entwickelt. Damit ist nicht der per se de facto vorhandene Fortschritt in der Medizin ist gemeint, sondern die Begleitumstände und Rahmenbedingungen.

Vielleicht ist das alles ja in Österreich deutlich besser als in Deutschland.
Ich habe keine Ahnung.
Aber ich vermute, das dem nicht so ist, denn auch im “Heile Welt Idyll” – Heimatland von Mozartkugeln und Schlagobers vermisse ich die Wertung, die Würdigung des Geleisteten in der Öffentlichkeit. Da bislang Frauke Ludowig nicht lobend im Fernsehen berichtete,  in der GALA noch kein Beitrag über die heilenden Hände der Intensivpflegerinnen und Pfleger von St. Johann platziert wurde  und ich auch keine Dienstwagen- Armada an Luxusssportwagen in der Tiefgarage des Krankenhauses entdecken konnte, gehe ich, bis das Gegenteil bewiesen wurde, davon aus, das in Österreich weder Ansehen noch Bezahlung positiv von den Rahmenbedingungen in Deutschland abweichen.

Und damit kommen wir zum springenden Punkt.
Wir leben heutzutage in einem Zeitalter, in einer Gesellschaft, die ihre wahren Stützen, ihre real exisitierenden, aber zugegebenen lobbylos und daher still und unbeachtet agierenden Helden ignoriert.
Und sich daher nicht wundern muss, wenn diese irgendwann ausgebrannt die Segel streichen, der dringend benötigte Nachwuchs nachvollziehbar immer schwerer zu finden ist.

Ich möchte also „unzählige“ Kranken- und Altenpfleger sehen, die die Seiten jener „Seht her wie toll“- Hochglanzpostillen füllen, Feuerwehrleute und Polizisten. Polizisten, die gegenwärtig in München so wenig verdienen, dass sie sich das wohlgemerkt ganz normale Leben in dieser Stadt nicht mehr leisten können, während Sie die Sicherheit der in der Maximilianstraße geparkten  Luxuskarossen gewährleisten und damit den reibungslosen Transit ihrer im Überfluß lebenden Besitzer nach Kitzbühel sicherstellen.

Kitz-1-5Ich habe das Gefühl, das ich das nicht mehr erleben werde.
Mein Vater, im Juni 76 Jahre alt geworden, sicherlich nicht.

Aber er ist wieder zu Hause.
Und mäht vielleicht sogar demnächst wieder den Rasen hinter seinem Haus, was familienintern als ultimatives Zeichen dafür gewertet werden könnte, dass er noch einmal dem Tod nicht nur von der Schippe gerutscht, sondern mit beiden Beinen kraftvoll und weit heruntergesprungen ist.

Dafür möchte ich den Frauen und Männern der Intensivstation des Krankenhauses St. Johann in Tirol meinen tiefen Dank aussprechen.

Und sie bitten, nicht nachzulassen in ihrem tagtäglichen Bemühen, Leben zu retten.
Sie leisten Herausragendes.

Und damit etwas unendlich Wertvolleres als viele der Pseudo- Medien- Lichtgestalten, die im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen und sich im potemkinschen Glanz des renommierten Nachbarortes sonnen.

Nicht diese sind die wahren Prominenten, SIE sind es.

Kitz-1-4