Oft stellt sich die Frage: Zahnerhaltungsversuch ja oder nein? (2)

Vorgestellt haben wir den Fall an dieser Stelle.

Der Patient möchte den Zahn, bzw. die Zähne unbedingt erhalten. Im Beratungsgespräch musste ich ihm mitteilen, daß dies in seinem Fall nicht so sicher ist, wie er hofft. Der grösste Pluspunkt bestand in der Abgeschlossenheit der Osteolyse ohne Verbindung zum Sulcus oder Sinus.
Meine angegebene Prognose lag bei 60-70%.

Gerne untermale ich die Prognose mit dem Vergleich zum Roulette. Ein Eins-zu-eins-Einsatz, wie beispielsweise Rot/Schwarz hat eine Gewinnchance in Prozent ausgedrückt, von ca. 47,37 %.

Trotzdem möchte der Patient unbedingt den Zahn erhalten.
Die Diagnose: infizierte Pulpanekrose, P. apicalis, externe apikale Resorption palatinal – DD radikalere Zyste.

In der ersten Behandlungssitzung kam nach Präparation einer geeigneten Zugangskavität und initialem Erschließen des Wurzelkanalsystems eine große Menge an Bus aus dem palatinalen Kanal. Auch nach mehr als 30 minütigem Absaugen war noch eine apikale puride Exsudation erkennbar. Es war keine Zystenflüssigkeit oder kristallartige Anteile erkennbar.
Das Kanalsystem desinfizierten wir mit NaOCl 3%, Debris und Smearlayer entfernten wir mit Zitronensäure. Dazu setzen wir den Eddy ein. Zur Einlage verwendeten wir CaOH. Nach 14 Tagen hatten wir den Patienten wieder einbestellt. Die Fistel zeigte sich narbig verschlossen. Im klinischen Bild unter Kofferdam und Mikroskop konnte noch immer eine apikale Exsudation beobachtet werden. Nach weiterer Aufbereitung pal #60, b #35 und Desinfektion erfolgte die erneute Einlage mit J CaOH. Das Präparat wurde mit dem Eddy genau auf die gemessene Arbeitslänge transportiert und danach palatinal noch (mindestens) 0,5-1mm weiter forciert.
In der Beobachtung früherer Fälle stellten wir einen positiven Einfluß für eine apikale Regeneration fest. Das von uns verwendete Calcipast +I (Cerkamed) wird vollständig resorbiert.
( Bis zum Februar 2023 konnten wir dies noch in Deutschland kaufen. Jetzt ist es leider nicht mehr lieferbar. )

Den Patienten bestellten wir 3 Monate später wieder ein.
Eine Coronainfektion mit anschließendem Longcovid führte zu einer ungeplanten Verlängerung des Zeitraums. 9 Monate nach dem zweiten Termin fertigten wie wieder Röntgenkontrollen an. Diese zeigten einen positiven Heilungsverlauf.
Weitere Monate später erfolgte die Wurzelfüllung nach Desinfektion des Kanalsystems mit NaOCl 3% und Zitronensäure 10%.
Das palatinal weit offene Forman wurde nach orthograd eingebrachtem kollagenen Widerlager mit ProRoot MTA verschlossen. Eine apikale Exsudation bestand nicht. Buccal wurde mit warm vertikaler Wurzelfülltechnik mit Guttapercha gefüllt. Die postendodontische Versorgung erfolgte nach Sandstarhlung der Kavität mit einem Glasfeserstift und Rebilda. Okklusal wurde die Krone nach Silanisierung mit Composite verschlossen.

Neben der Langzeitapplikation, wie Dr. Hans-Willi Herrmann es beschrieben hat, sehe ich im EINZELFALL, nach entsprechender Indikation (persistierende apikale puride Exsudation) und Entscheidung (Achtung Jodallergie und Hashimoto-Thyreoiditis, M. Basedow) einen weiteren Vorteil der jodhaltigen Präparate, wenn sie resorbierbar sind.

Das dies in meinen Händen nicht immer funktioniert zeigte übrigens bereits dieser Fall.

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Warum nur?

Diese Frage drängte sich mir auf, als ich den Bericht des 20-jährigen Patienten gehört hatte.

Nach einem Dislokationstrauma vor 3 Jahren erfolgte zunächst die endodontische Behandlung dieses 11.

Leider war die Obturation nicht geeignet, das sehr weite Kanallumen suffizient zu füllen. Zudem wurde auf den Einsatz von Kofferdam verzichtet, was in einer unzureichenden Desinfektion endete. So kam es, wie es kommen musste: die apikale Aufhellung persistierte. Es trat eine Fistelung auf und es wurde zu einer chirurgischen Intervention geraten.

Warum nur wurde auf eine retrograde Obturation verzichtet? Warum nur wurde die inhomogene Obturation nicht erkannt? Und warum wundert sich niemand, dass die Fistelung wieder auftrat. Stattdessen -ja, es ist noch zu toppen – wurde zweimal zur systemischen Antibiose geraten. Die Fistelung persistierte weiter.

Die Behandlung erfolgte zweizeitig. Nachdem die im Sealer schwimmende Guttapercha mit dem BTR-Pen entfernt werden konnte, wurde nach einer ausgiebigen Irrigation CaOH2 eingelegt und der Zahn nach Abheilen der aktiven Fistelung 14 Tage später nach Anlegen eines kollagenen Widerlagers mit MTA gefüllt.

Bleibt die Frage “Warum nur?”

Fälle – Fotona SkyPulse Versa (2)

In unserer Praxis sind Revisionsbehandlungen in der Anzahl aller endodontischen Behandlungen mit weitem Abstand führend.
Der heutige Fall ist bei der Betrachtung des Ausgnangsbildes sicher kein Fall um den man sich schlägt. Die sicher vorhandenen Blockierungen und Stufen sind oftmals nur mit sehr hohem Zeit- und Instrumentenaufwand passierbar.
So war es dann in der klinischen Situation auch. Mesial und distal imponierte ein sehr harte und schwer eindringbare Guttapercha. Die Gefahr der Kanalverlagerung/Stufenbildung ist dadurch noch höher. In diesem Fall konnte ich die Guttapercha nur mit dem Einsatz von Eukalyptusöl (Guttasolv) erweichen und damit entfernbar machen. Mein Instrument der Wahl ist dabei die ProFile mit ihrem Radialland.
Nach Guttaperchaentfernung konnte mesial und distal keine weitere apikale Kanalstruktur sondiert werden. Die Aufbereitung der lingualen Kanäle gelang mit Wave One Gold und Profile. Distal konnte Patency nicht erreicht werden.
Ich habe mich dann entschieden mittels Sweeps und Zitronensäure entsprechend dem Spülprotokoll von Olivi vor zu gehen. 2 x30 Sekunden SWEEPS Cleaning® ( 20 mJ/600mW/15Hz ) mit Zitronensäure im Abstand von ca. 1 Minute. Danach nochmals Spülung mit Zitronensäure und Eddy. Nach dem Einsatz des ER:Yag Lasers war mesial eine Konfluation der beiden Kanäle erkennbar. Distal hatte sich die Situation nicht sonderbar verändert. Die im DVT zu vermutende Kanalstruktur war nicht deketierbar. Nach 30 Minuten intensiver Sondierung habe ich abgebrochen.

In der zweiten Behandlungssitzung erfolgte nochmals nach der CaOH Entfernung 30 Sekunden SWEEPS Cleaning® ( 20 mJ/600mW/15Hz ) mit Zitronensäure. Ein nochmaliges Sondieren war erfolglos.
Da auch dies keine erkennbare Veränderung brachte erfolgte nach 2 x30 Sekunden SWEEPS Cleaning® ( 20 mJ/600mW/15Hz ) mit NaOCl 3% die Wurzelfüllung und der adhäsive postendodontische Aufbau.
Die Recallaufnahmen werde ich einstellen.

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Gott gebe, daß es klebe…

unter diesem Motto haben wir früher in sozialistischen Zeiten mit einem tschechoslowakischen Produkt “Evicrol” Frobtzähne therapiert. Das Pulver wurde mit einer öligen Flüssigkeit angerührt und härtete nach Schmelzätzung chemisch am Zahn aus. Es war etwas Geschick gefragt, da das Material besser an Matritzen und Spateln klebte als am Zahn. Zu jeder Füllung gehörte bei mir ein kleines Stoßgebet. Ästhetik war nebensächlich.

Wenn ich das mit den heutigen Zeiten vergleiche, dann erscheint mir das, was wir jetzt an Zähnen modellieren und reparieren mit und ohne Kofferdam extrem.

Heute nun die Fortsetzung dieses bereits hier und hier vorgestellten Falles.

Zunächst wurde das Zahnfragment entfernt und intraoperativ der Defekt mit Composite aufgebaut. Das Fragment war nicht wieder implementierbar.


Der präendodontische Aufbau konnte in der Erstsitzung der endodontische Behandlung nicht erfolgen, da die Patientin ihre Schiene vergessen hatte. Im nächsten Behandlungstermin des Zahnes 11 erfolgte dann der Aufbau. Um die adjustierte Schiene, ohne die unsere Patientin auf Grund eines offenen Bisses und einhergehender Kiefergelenksbeschwerden nicht mehr “leben” kann, wieder weiter nutzen zu können, haben wir den adhäsiven Aufbau der Schneidekante ohne Kofferdam durchgeführt und an die Schiene angepasst. Den Zahn 21 konnten wir daher auch nicht ästhetisch anpassen. Trotzdem war die Patientin überglücklich.
Weiterhin kam es kurz nach dem Erstbehandlungstermin am Zahn 11 zu akuten Beschwerden am Zahn 21. Wie bereits berichtet, konnte keine Sensibilität auf Kälte, bzw. elektronisch gemessen werden. In der Schmerzbehandlung erfolgte bis zum vermeintlichen Bruchpsalt (frühere Wurzelfraktur 21) ein CaOH-Einlage. Ich wollte möglichst kein CaOH in diesen einbringen. Leider passiert es trotzdem. Es gelang uns trotz US und Eddy keine Entfernung des CaOH.

Fistel unklarer Genese (II)

Von Christoph Kaaden

Vor Kurzem habe ich hier über die Geschichte vom Alissa berichtet.

Aufgrund der infektionsbedingten externen Wurzelresorption distal und der lateralen Aufhellung haben wir uns für eine endodontische Therapie des Zahnes 21 entschieden.

Intrakoronal bestätigte sich der “Verdacht”der Pulpanekrose. Der vormals wiederholt durchgeführte Sensibilitätstest war in diesem Fall falsch-positiv.

Vier Wochen nach dem ersten Behandlungstermin war die Fistel verheilt und wir konnten das Kanalsystem mittels MTA und Guttapercha/Sealer Backfill füllen.

Kontrolle des MTA plugs nach Applikation

Abschlussaufnahme nach MTA-Apexifikaiton

Furkationsbeteiligung – Recall

Von Christoph Kaaden

Gut sechs Monate ist diese Revision (inklusive WF mit Guttapercha&Sealer & BC Sealer high flow) her.

Gestern war die Patientin zum Recall bei uns.

:-)

SO macht Recall Spaß

Schnellste Revision – ever!

Von Christoph Kaaden

Gestern konnten wir eine OK-Molaren Revision im zweiten Termin abschliessen.

Ausgangs-Röntgenbild (alio loco) Zahn 16 mit apikaler Parodontitis und zum Teil überextendiertem WF Material

Die Entfernung des vormals eingebrachten WF-Materials gestaltete sich erfreulich einfach.

Um genau zu sein:

Sehr sehr sehr einfach.

“Gefühlt” hat der Einsatz von Hedström-Instrumenten und Debrider circa 90 Sekunden umfasst.

Die Röntgenkontrolle zeigte, dass die Einstift-Füllungen in toto aus den Kanalsystemen entfernt werden konnten.

Zustand nach Entfernung des vormals eingebrachten WF Materials

Die weitere Präparation erfolgte dann bis ISO 040 (mesial/distal) bzw. ISO 060 (palatinal).

Masterpoint-Röntgenaufnahme nach Präparation aller vier Kanalsysteme (bei Konfluation mesio-bukkal)

Im zweiten Termin kamen dann Total fill BC Sealer high flow und Guttapercha zum Einsatz.

Abschluss-Aufnahme

Bleibt zu hoffen, dass der Heilungsverlauf ähnlich rasant verläuft wie die Entfernung des Wurzelfüllmaterials…

Prä-op vs. psot-op

Ich werde berichten….

MTA Apexifikation nach Resektion Zahn 11

Von Christoph Kaaden

Hier mal wieder eine MTA-Apexifikation eines bereits resezierten Oberkiefer-Frontzahnes.

Prä-op-Röntgenaufnahme bei Zustand nach endodontischer Vorbehandlung inklusive Resektion alio loco Zahn 11

DVT Ausschnitt I

Wie bei uns “immer” erfolgte die Therapie zweizeitig. Die Entfernung des alten WF-Materials führten wir mit Hedström- und rotierenden Instrumenten durch.

Behandlungsdauer insgesamt 2 Stunden.

Zur Applikation des MTAs verwende ich gerne einen Handplugger.

Mit der Anwendung eines “MTA-Guns” konnte ich mich nie anfreunden…

Hier das Ganze mal wieder in bewegten Bildern.

In sechs Monaten werden wir sehen, ob die Therapie erfolgreich war…

Abschluss-Röntgenbild nach MTA plug und Backfill mittels Guttapercha&Sealer

Prä-op vs. post-op

Apikale Raumforderung (IV) – Recall nach 12 Monaten

Von Christoph Kaaden

Fast auf den Tag zwölf Monate ist es her, dass wir Kim und “ihre” apikale Raumforderung behandelt haben.

Gestern kam sie mir ihrer Mutter zum 1-Jahres-Recall.

SO macht Recall Spaß…

in weiteren 12 Monaten sehen wir uns wieder. Dann werden wir auch ein Kontroll-DVT anfertigen…

Kurz berichtet: Ausgeheilt bei Zustand nach Avulsion mit Recall nach 4 Jahren

Von Christoph Kaaden

Vor vier Jahren (19.01.2017) wurde uns die damals 10-jährige Jana überweisen.

Folgende Informationen hatten wir von dem Zuweiser erhalten:

Zustand nach Zahntrauma (Avulsion Zahn 21, extrusive Dislokation Zahn 11 ) am 1.12.16.

Zustand nach Frontzahntrauma mit Avulsion Zahn 21 und extrusiver Dislokation Zahn 11 (alio loco)

Der Zahn 21 wurde nach weniger als einer Stunde replantiert, jedoch erfolgte die Lagerung zwischenzeitlich in einem feuchten Handtuch. Zusätzlich kam dazu, dass der Zahn beim Notzahnarzt während der Replantation versehentlich mit dem Sauger ein-bzw. abgesaugt wurde…

nach dessen Bergung aus dem entsprechenden Sieb wurde dieser dann aber doch noch replantiert.

Eine Kunststoffschienung wurde angelegt und bis heute nicht entfernt.

Die Zähne 21 und 11 sind eindeutig nicht vital und bei 21 zeigt sich eine Fistelbildung.

Zustand nach Replantation und Schienung mittels Komposit; apikale Aufhellung an Zahn 21 bei nicht eingeleiteter endodontischer Therapie

Die Behandlung der beiden Zähne erfolgte mehrzeitig. Aufgrund des nicht abgeschlossenen Wurzelwachstums kam apikal MTA zum Einsatz.

Post-op Aufnahme nach mehrzeitiger Behandlung mit MTA Anwendung apikal.

Anfang diesen Jahres (2021) war Jana zur Kontrolle bei uns in der Praxis.

Trotz unphysiologischer Lagerung zeigt insbesondere der vormals avulsierte Zahn keinerlei Anzeichen einer Ersatzresortion und die apikale Aufhellung ist ausgeheilt.

4 Jahre post-op, keine Zeichen einer Ersatzresorption bei apikal unauffälligen Verhältnissen

Auch klinisch präsentiert sich die Situation erfreulich.

Prä-op vs. 4 Jahre post-op

SO macht Recall Spaß

:-)