Von Bonald Decker
Vor zwei Wochen habe ich über die Drei-Strikes-Phase in unserer Praxis berichtet, in der wir aktuell Anhäufungen multipler Fehlschläge der selben Art innerhalb eines Zahnes beobachten.
Mit Bedauern muss ich feststellen, dass bei uns gerade die nächste Welle angerollt ist…
die der Zähne mit Perforationen.
“Beeindruckt” bin ich von den unterschiedlichen Erscheinungs- und Entstehungsformen dieser Verletzungen. Hier also die ersten Eindrücke anhand von Röntgenbildern und Fotos.
Fall I:

Fall I: Zustand nach Trepanation des Zahnes 16 im zahnärztlichen Notdienst; Zuweisung durch Hauszahnarzt nach Feststellung einer intrakoronalen Perforation

Fall I: Situation intra-operativ: provisorischer Verschluss der Zugangskavität und intrakoronale Blutung unklarer Herkunft

Fall I: Defektdarstellung und provisorischer Verschluss der tatsächlichen Kanaleingänge mittels Guttapercha nach medikamentöser Einlage ; Situation nach MTA-Applikation und Kunststoffabdeckung
Fall II:

Fall II: Zuweisung mit Bitte um Weiterbehandlung nach vergeblicher Kanalsuche disto-bukkal mit Perforation und bereits erfolgter Wurzelkanalfüllung palatinal

Fall II: Intra-operative Situation nach Defektdarstellung bzw. Lokalisation des tatsächlichen disto-bukkalen Systems
Fall III:

Fall III: Zustand nach alio loco durchgeführter Wurzelkanalfüllung Zahn 47 und nachfolgendem Revisionsversuch bei rekurrierenden Beschwerden; Nebenbefund: V.a. Radix relicta Regio 48
Fall IV:

Fall IV: Screenshot des prä-operativ angefertigten DVTs; bukkale Via falsa mit vestibulärer Perforation
Und dieser Patient mit folgender Situation hat nächste Woche einen Termin:
“Gefühlt” haben wir aktuell so viele solcher Fälle wie sonst in sechs bis zwölf Monaten.
Über die genauen Behandlungsabfolgen der einzelnen Situationen berichte ich in den kommenden Beiträgen zu dieser “Welle”… ”
Guten Morgen!
Wie geht Bonald bei der Versorgung von Stripperforationen vor? In welcher Sitzung und Reihenfolge erfolgt die Perforationsdeckung und gibt es dazu spezielle Techniken?
Schöne Grüße
B. Duschl
Hallo Herr Duschl,
Strip-Perf’s zählen wohl zu den schwerwiegendsten Perf-Verletzungen und bereiten wohl jedem Behandler mehr Probleme als “konventionelle”.
In diesem Fall stellte sich die Perf kleiner dar, als das DVT vermuten lies. Erleichternd kam hinzu, dass die beiden mesialen Kanalsysteme konfluieren. Daher wäre denkbar gewesen den perf. Kanal komplett mit MTA aufzufüllen. Ich habe mich intraoperativ dagegen entschieden und das MTA mittels Papierspitze lateral verdichtet und adaptiert. Hier also zunächst der Perf-Verschluss und später bei Beschwerdefreiheit die WF.
Ich werde den Fall bei nächster Gelegenheit einstellen…
Eine präoperative DVT-Aufnahme (hier 5×5 cm) ist und war hier (und nicht nur da) Goldwert und erlaubt eine gaaanz andere Planungssicherheit als “ohne”.
Ich “vertraue” seit geraumer Zeit darauf, dass derartige Probleme wie Perfs etc. mit “Biokeramischen Sealern oder Reparaturmaterialien” gut versorgt sind. Der Handlingsgewinn ist ungemein, dieses “nasser-Sand-MTA” Spiel ist immer noch nervend wenn die Krümmel mal wieder in die falsche Richtung fallen – jedenfalls in meinen ungeübten Händen. Ich habe immer noch Bestände von iRoot SP und dem Putty, und bis jetzt in Kontrollen sehr gute Ergebnisse…. Ich möchte aber hinzufügen, dass ich bei einer derartigen Häufung von Perforationen wie hier gezeigt sicher keinen Bock mehr hätte morgens auf Arbeit zu kommen (arbeite in keiner Überweiserpraxis :D), meinen Respekt an alle Kollegen die das so super jeden Tag gerettet und versorgt kriegen.
Gruß Gregor
Hallo Gregor. Meine Erfahrungen mit iRoot u.ä ist gering. Daher primär MTA. Ich persönlich mag diese Art Fälle sehr. Gut, dass jeder da einen unterschiedlichen Geschmack hat. Vg Christoph