„Erst hatte er kein Glück…

und dann kam auch noch Pech dazu. „

Von Bonald Decker

Dieses leicht modifizierte Zitat des einstigen Fußballprofis Jürgen „Kobra“ Wegmann kam mir sofort in den Sinn, als ich den nachfolgenden Patienten mit seiner persönlichen „Zahngeschichte“ erstmals bei uns in der Praxis traf.

Zur Vorgeschichte:

Bei dem Anfang vierzig jährigen Patient war bereits vor längerer Zeit vom Hauszahnarzt an Zahn 26 eine asymptomatische apikale Parodontitis bei Zustand nach endodontischer Behandlung diagnostiziert worden.

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Als Therapie der Wahl wurde eine Wurzelspitzenresektion angesehen. Für diesen Eingriff erfolgte die Zuweisung an einen sehr versierten Oralchirurgen, der den Eingriff vor Kurzem in Lokalanästhesie durchführte. Alle drei Radices wurden mittels bukkalen Zugang reseziert und nach minimalinvasiver retrograder Präparation mit einer MTA-Füllung verschlossen.

Hier das nachfolgend angefertigte Kontrollröntgenbild des Chirurgen:

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Mit sehr grossem Entsetzen mussten alle Beteiligten feststellen, dass fälschlicherweise Zahn 16 statt 26 operiert worden war. Dem Oralchirurgen war der Fehler unerklärlich und (quasi) unverzeihlich. Auf eine finanzielle „Regelung“ des Schadens durch seine Berufshaftpflichtversicherung wollte er nicht warten bzw. vertrauen und sicherte dem Patienten seine persönliche Haftung zu.

Nach dem ersten „Schock“ entschied sich der Patient für zahnerhaltende Massnahmen an dem ersten oberen rechten Molaren. Die nunmehr notwendige endodontische Behandlung sollte daraufhin bei uns durchgeführt werden. Diese gestaltete sich ohne grosse Besonderheiten.

Intrakoronal fielen besonders eine bukkal und palatinale Infraktur sowie ein ausgeprägter Dentikel  auf.

Intrakanalär erhärtete sich der präoperative Verdacht eines unvollständigen Randschlusses der retrograden Füllung palatinal.

Anbei einige Impressionen der Behandlung.

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Klinische Impression während der endodontischen Behandlung von Zahn 16. Nach Entfernung des alten Füllungsmaterials und der Sekundärkaries imponierten zwei Infrakturen bukkal und palatinal (Pfeil)

Die endodontische Behandlung erfolgte aber ansonsten nach dem auf WURZELSPITZE wiederholt vorgestellten Bonald-Decker-Protokoll.

Hier unsere Abschlussaufnahme:

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Es ist zu hoffen, dass dem Patienten zukünftig eine weitere derartige Pechsträhne  erspart bleibt…

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Prä- und postoperative Situation 

P.S.: Um nicht noch mehr „unnötige“ Zahnhartsubstanz zu opfern habe ich (u.a.aufgrund der Infrakturen) eine Endo-Teilkrone als weitere prothetische Versorgung empfohlen…

Temporärer Stiftaufbau

von Ronald Wecker

Nicht immer ist es sinnvoll oder möglich die Revisionsbehandlung resezierter und mit einem Stift- oder Schraubenaufbau versorgter Frontzähne einzeitig durchzuführen.

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Und nicht immer ist es sinnvoll oder möglich die vorhandenen prothetischen Kronen dabei zu belassen.

Um ein unerwünschtes Dezementieren der temporären stuhl- oder laborgefertigten Provisorien und mögliche Frakturen der adhäsiv erstellten Aufbauten mit nachfolgender Kontamination der mühsam gereinigten Kanalsysteme zu verhindern erstellen wir in unserer Praxis temporäre adhäsive Stiftaufbauten. Dazu setzen wir aufgrund der etwas einfacheren Visualisierung die thermosensiblen Quarzfaserstifte DT Illusion von VDW ein.

Diese sind dadurch charakterisiert, dass sie bei Mundtemperatur zahnfarben erscheinen, bei Abkühlung (Wasserkühlung, Luftbläser) einen ihrer Größe entsprechenden Farbumschlag entwickeln.  (z.B. Größe 3 = blau).

Um eine vollständige Konditionierung der Zahnhartsubstanz auch im Wurzelkanal zu ermöglichen ohne dass das zuvor eingebrachte Medikament herausgelöst wird, wird zunächst das CaOH2 mit einem kleinen Stück Schaumstoff und anschließend mit einer kleinen Schicht Cavit abgedeckt.

Nun kann die adhäsive Befestigung eines ausreichend dimensionierten Quarzfaserstiftes in gewohnter Weise durchgeführt werden. Der so erstellte Aufbau wird grob präpariert und ein stuhlgefertigtes Provisorium eingegliedert.

In der zweiten Behandlungssitzung bedarf es dann keines präendodontischen Aufbaus mehr um den Kofferdam zu fixieren. Die Entfernung des Quarzfaserstiftes unter dem Mikroskop erfolgt so, dass der Stift im Inneren durch Beschleifen ausgehöhlt und so nach und nach entfernt werden kann. Nach Abschluss der Wurzelfüllung wird dann ein neuer Quarzfaserstift adhäsiv eingegliedert.

Das gezeigte Verfahren sichert das Ergebnis der Desinfektionsmassnahmen und verringert das Auftreten unerwünschter Komplikationen wie Dezementierung oder Fraktur der Frontzahnaufbauten.

Saughilfe

von Christian Danzl

Ich möchte es mal vorsichtig formulieren:

Amalgam steht nicht im Ruf der Gesundheit des Menschen zuträglich zu sein.

Aber, wie überall, muss man auch hier die Kosten/Nutzen-Relaton sehen, und so kann jeder Patient für sich entscheiden, ob dieses Füllungsmaterial für ihn in Frage kommt, oder nicht.
Der Patient hat ja die Wahl.
Der Zahnarzt und das zahnärztliche Personal meist nicht.

Oder haben Sie jemals einen Patienten weggeschickt, weil Sie die Amalgamfüllung aus Gründen der Quecksilberbelastung nicht entfernen wollen?
Wahrscheinlich nicht.
Somit bleibt eigentlich nur die Möglichkeit, die Belastung für Zahnarzt und Personal so gering wie möglich zu halten.

Eine Möglichkeit ist ein spezielle Absaugkanüle, die den, beim Ausbohren entstehenden Spraynebel, möglichst vollständig absaugt. Die Schutzkappe wird über den Zahn gestülpt, sie dichtet das Arbeitsgebiet nach unten ab, von oben ist sie offen, um mit den Instrument an den Zahn zu gelangen.
Den Tip bekam ich von einem netten Kollegen im Ort.

Die Clean Up – Absaugkanüle.

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Weitere Möglichkeiten, sich, das Personal und den Patienten zu schützen auf den Homepage der International Academy of Oral Medicine an Toxicology, IAOMT. Ob die, auf dieser Seite dargestellten Möglichkeiten oder Vorschläge zum Schutz vor Quecksilber/Amalgam, sinnvoll, notwendig oder übertrieben sind, muss auch wieder jeder für sich selber entscheiden. Jedenfalls ist es wert, die Sache einmal zu überdenken.

Amalgam- Reparatur

von Donald Becker

Keine Ahnung, ob ein/welcher Shitstorm losbricht, wenn nachfolgende Bilderserie gezeigt wird. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung, zu Beginn der Sommerferien, wenngleich zufällig,  ist daher gut gewählt.  Weil vermutlich die Zahl der Daheimgebliebenen deutlich geringer sein wird.

Ich stelle nachfolgendes Vorgehen zu Diskussion:
Die vorhandenen Amalgamfüllungen an Zahn 46 und 47 habe ich im Juni 1994 gelegt. Seitdem verblieben diese unverändert im Mund.

Nach nunmehr 19 Jahren zeigt sich an Zahn 47 eine leichte Sekundärkaries vestibulär. Alle anderen einsehbaren Bereiche der großen Füllung waren noch vollkommen intakt.
Alternativ zu Entfernung der vorhandenen Füllung habe ich mich für die Versorgung des Defekts mit einem Flow – Komposit entschlossen. Vorteil für den Patienten – 98 Prozent des Zahnes und der Restrestuarion bleiben unangetastet.

Sicherlich hätte man die Zähne 46 und 47 schon vor rund 20 Jahren mit Kronen versehen können.
Sicherlich könnte man das heute wieder vorschlagen.
Aber der Patient ist problemlos 19 Jahre ohne eine solche deutlich invasivere Versorgung ausgekommen und ich habe die oben beschriebene Reparatur mit der Intention durchgeführt, dass die vorhandenen Amalgamfüllungen noch viele weitere Jahre in voller Funktion und problemlos im Mund verbleiben können. Wie sagt Dan Fischer immer so schön zum Thema Adhäsive Reparatur – Zahnmedizin: „This tooth (mit Komposit repariert, im Sinne von „runderneuert“ wie beim Autoreifen) is good for another 30.000 miles !“

Apropos Amalgam.
Wir legen nur noch sehr selten Amalgamfüllungen (ich kann mich nicht erinnern, ob dies 2013 bislang auch nur einmal der Fall war), aber ich liebe nachwievor (jetzt braut sich vermutlich der nächste Shitstorm  zusammen) dieses Material für die Möglichkeiten der Gestaltung im Mund.
Achtung, liebe Kritiker, es geht hier nicht um Materialverträglichkeiten (BTW wer hier kritisiert, sollte fairerweise Glühbirnen gehortet haben, eine intensive dentale Prophylaxe betreiben, bei vorhandenen Löchern Goldrestaurationen wählen, alles Dinge im Übrigen die ich für gut heiße.  Und – ja, ich bin in der Lage, langfristig haltbare, formschöne, minimalinvasive direkte Kompositrestaurationen anzufertigen. 2 Beispiele in der Galerie).

Nur damit keine Missverständnisse auftauchen.
Aber schon vor 20 Jahren und heute immer noch sage ich, dass die Amalgamphobie in ihrer teilweise vehement propagierten Ausrichtung nur dann akzeptabel ist, wenn man die zur Verfügung stehenden Alternativen mit den selben strengen, zuweilen beckmesserischen Kriterien beurteilt.  Konkret: Wer aus vermeintlich gesundheitlichen Gründen kein Amalgam will, muss die eigene Zahnsubstanz hochhalten, denn jegliches Füllungsmaterial hat Nachteile, die es zu berücksichtigen gilt. Und die Amalgam- Alternativen müssen den Beweis der Gleichwertigkeit in der Gesamtheit ihrer Aspekte  bis heute schuldig bleiben. Kunststoffe, Keramik und Gold sind tolle Materialien und ich liebe diese ebenso wie Amalgam. Aber – „there´s no free lunch“ – jeder dieser Stoffe muss mit der ihm gebührenden Sorgfalt verarbeitet werden, weil er nur dann sein volles Potential entfalten kann und seine prinzipbedingten Nachteile minimiert werden.

Wie weit dies Realität ist in Zahnarztpraxen rund um die Welt, diese Frage taucht im öffentlichen Bewusstsein nicht auch oder verblasst im Hintergund einer Grundsatzdiskussion um Bioverträglichkeit.

Dabei wäre gerade das doch einmal eine genaue Betrachtung wert.

In diesem Sinne „Schöne Ferien !“

Amalgam – Auflösung

von Christian Danzl

Ob man diese Lösung als Erfolg bewertet oder nicht, diese Brücke war 15 Jahre im Mund. Punkt.

Und es gibt genügend „bessere“ Brücken, die NICHT so lange halten.

Trotzdem distanziere ich mich von so einer Zahnheilkunde.

Die Brücke wurde angefertigt von einem Zahnarzt im deutschsprachigen Ausland.

Und eine Frage sollte an die „Amalgam-Hardliner“ gestellt werden dürfen:

Hätten Sie Ihrer Tochter diese Versorgung angedeihen lassen?

Amalgam? – Amalgam!

von Christian Danzl

Beim Durchforsten meiner Festplatte habe ich durch Zufall diese Bilder wieder gefunden. Ich wollte sie Euch nicht vorenthalten. Es ist eine Brücke, besser gesagt, der distale Teil einer Brücke, die ich schon vor Jahren aus dem Patientenmund entfernt habe.

Mit was macht man die Aufbaufüllung unter eine Krone? – Mit Amalgam selbstverständlich?

Was macht man, wenn der untere Achter als Brückenanker eigentlich zu dünn ist? – Man macht den Aufbau dicker!

Und mit was macht man ihn dicker? – Mit Amalgam selbstverständlich!

Und wie weit soll das Amalgam reichen? – Bis es auf der Gingiva steht selbstversändlich!

Und das soll wie lange halten?

Tja, was glauben Sie? Wie lange war diese Brücke in situ?

Auflösung folgt…

Bezugsquelle für Gold-Mundschutz

von Bodald Necker

Hier die Bezugsquelle für den „Quecksilber-Schutz“ (link) aus dem Artikel Zahnarzt beim Zahnarzt (2).
Versand über Prohy-Dent.

Zahnarzt beim Zahnarzt (2)

von Bodald Necker

…wie versprochen, diesmal mehr.

Am ersten Tag 8.30 – 13.30 Uhr UK: 2 Leitungsanästhesien, Entfernung von 8 Amalgam-Füllungen (unter Kofferdam und dem Gold-MundschutzQuecksilberschutz„), Aufbaufüllungen und Präparation der 8 Zähne. 2 Impregum-Abdrücke, Provisorien anfertigen und einsetzen.

Fazit:

  1. Das rote Winkelstück – egal ob mit Amalgamfräse, Diamant oder Arkansas-Steinchen – ist fast genauso laut, wie der Rosenbohrer und dröhnt im Kopf so, dass die mitgebrachte Musik über Kopfhörer (in-ear) nur in den bohrfreien Zeiten gehört werden kann.
  2. von der Leitungsanästhesie im UK ist nur sehr wenig zu spüren (Druck), wenn der/die Behandler/in ein wenig Gefühl an den Tag legt. Unangenehmer ist das Mundöffnen die nächsten Tage.
  3. Impregum schmeckt ähnlich unerträglich wie Dontisolon.

Am zweiten Tag (dazwischen ein Tag Pause): gleiches Spiel mit 6 Zähnen im OK. Dauer von 8.00 – 12.00 Uhr.

Fazit des 2. Tages:

  1. Bohren im OK ist trotz direkter Knochenleitung zum Innenohr nur unwesentlich lauter.
  2. Patientenlagerung mit Kopf nach unten ist definitiv NICHT unangenehmer als Kopf oben.
  3. Ein überfüllter Abdrucklöffel macht im OK weniger Würgereiz als im UK.
  4. Das lange Mundöffnen ist 2 Tage nach der UK-Präp äußerst schwierig.
  5. An den Impregum-Geschmack  gewöhnt man sich NICHT.

Am dritten Behandlungstag: Alle Provisorien wieder runter und Bissnahme, Modelle einartikuliert, Bißnahme überprüft, Gesichtsbogen, Provisorien wieder drauf. Eine Stunde.

  1. Provisorien runter und wieder rauf ist ohne Anästhesie zu ertragen – solange niemand meint, exzessiv trockenblasen zu müssen.
  2. Mundöffnung ist nach 3 Tagen Pause wieder leichter ;-)

Die absolute Erleichterung für den Patienten war:

Präparation unter Kofferdam!

Klar, es funktioniert nicht überall. Für die normalen Teilkronen geht es, wenn ein approximaler Kasten zu schleifen ist, wird es schon schwierig, aber das kann man sich zu Schluss aufheben.Ich persönlich habe es jedenfalls als sehr angenehm empfunden, wenn der Spraynebel NICHT die ganze Zeit das Zäpfchen umspielt.

Fortsetzung folgt….

Quecksilberbelastung

von Christian Danzl

In den letzten Tagen bekamen wir eine telefonische Anfrage, ob wir extrahierte Zähne mit Amalgamfüllungen in der Praxis hätten.
Haben wir. Sobald ein Molar der Parodontitis zu Opfer fällt, wird er desinfiziert und aufgehoben. Man braucht sie eben hin und wieder um neue Feilensysteme zu testen oder ähnliches.

Die Firma Grimm Aerosol Technik – die eigentlich spezialisiert ist auf Feinstaubmessung – war auf der Suche nach Möglichkeiten um Quecksilberbelastung zu testen. Eine Zahnarztpraxis bietet sich hier natürlich an.

Am nächsten Tag kam ein Techniker der Firma mit einem Messgerät, welches die Quecksilberkonzentration der Luft messen kann.

Der erste Test war ein kleiner Plastikbeutel 4×6 cm mit 2 Zähnen darin. Einer davon hatte eine sehr große Amalgam-Füllung.
Wert: 0,14 mg/cbm
Nach kurzem Reiben der Zähne aneinander stieg der Wert auf 0,688 mg/cbm. Nach ca. 15 min war der Wert wieder auf auf 0,140 gefallen.

2. Test: Raumluft eines Behandlungszimmers, wo vor ca. 15 min eine Amalgamfüllung ausgebohrt wurde.
Wert: 0,006 mg/cbm, eine weitere Messung nach 5 min ergab noch einen Wert von 0,003.

3. Test: Die Schublade wo der Duomat Amalgamanmischer bis vor 5 Jahren ca.20 Jahre seinen Dienst verrichtete.
Klappe auf, Messschlauch eingeführt, Klappe zu.
Ergebnis: 0,01 mg/cbm
Wohlgemerkt: Seit 3 Jahren wird in dieser Praxis kein Amalgam mehr gelegt, und der Duomat ist seit mindestens 5 Jahren nicht mehr in der Praxis.

Wenn ich mir die Werte so ansehe, bin ich nicht sonderlich beruhigt. Zumal der Quecksilberdampf sich sehr schnell verflüchtigt, wie auch der Techniker bestätigte.
Die Spitzenwerte beim Entfernen einer Füllung wären durchaus noch interessant, und zwar da gemessen, wo der Behandler und die Helferin die Luft zum Atmen „absaugen“.

Ich schätze, es werden weitere Messungen folgen…

Toxavit – In den Osterferien auf Platz 1

von Hans -Willi Herrmann

Es war schon vor der Osterpause abzusehen und es so ist es auch gekommen.
Denn es vergeht selten bis kaum ein Tag, an dem der  Begriff   „Toxavit “ sich nicht in der Auflistung der WordPress – Suchbegriffe wiederfindet.

„Toxavit“ ist gegenwärtig der meistnachgefragte Suchbegriff bei WURZELSPITZE und kein anderer Artikel wird zur Zeit häufiger aufgerufen als unser Blogbeitrag „Toxavit – Nekrose“.
Wie schon erwähnt geht aus den Suchanfragen hervor, dass es Laien sind, also vermutlich zumeist Patienten, die  hier nachfragen.
Und leider lassen die eingegebenen Stichworte auch den Schluss zu, dass offensichtlich schon unangenehme Dinge passiert sind, die den Patienten veranlassen, Suchmaschinen wie Google und Co diesbezüglich in Anspruch zu nehmen.

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ein heftiger Streit über den Sinn und Unsinn, den fraglichen oder tatsächlich vorhandenen Nutzen von CHKM entbrannt ist. Mit  öffentlichen Diskussionsveranstaltungen wortgewaltiger Vertreter aus Hochschule und Praxis, die deutschlandweit fachintern hohe Beachtung finden.

Keine Ahnung, ob CHKM per se krebserregend ist, wie es neulich zu hören war.
Wenn ja, in welchen Konzentrationen, in welcher Menge, über welchen Zeitraum müsste dieser Wirkstoff einwirken, um seine krebserregende Wirkung entfalten zu können ?

Auch Röntgenstrahlen sind krebserregend, ebenso wie Zigarettenrauch.
Das radioaktive Edelgas Radon hilft Patienten. Diese kommen nach Bad Kreuznach, um sich bewußt einer potentiell krebserregenden Substanz auszusetzen.
LSD führt bei Spinnen in geringen Dosen dazu, dass diese perfekte Netze weben, viel genauer, als sie dies ohne diese Substanz vermögen würden.  Höhere LSD – Gaben führen allerdings dazu, dass die Spinne nicht mehr in der Lage ist, ein auch nur einfach strukturiertes Netz aufzubauen.

Jedes Ding ist Gift und kein Ding ist ohne Gift, allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.“  Wer sagte das ? Paracelsus.

Während also laut und wortstark diskutiert wird, ob CHKM nützlich und harmlos oder ohne Nutzen und schädlich sei , kommen währenddessen unentwegt, ohne dass vernehmbarer Widerstand auch nur von  einer der beiden Parteien geäußert werden würde, paraformaldehydhaltige Medikamente zur Devitalisierung von Zähnen zum Einsatz.
In hoher Zahl wohlgemerkt, daran besteht kein Zweifel, dokumentiert durch in Anspruch genommene Abrechungspositionen der Behandler.

Wir sprechen nicht von Tausenden von Behandlungen pro Jahr, nein von Zehntausenden, ja von Hunderttausenden  von Behandlungen pro Jahr und dass, obwohl die Deutsche Gesellschaft für Zahn- Mund und Kieferheilkunde (DGZMK) bereits seit vielen Jahren eine solche routinemäßige Vorgehensweise als nicht mehr indiziert und obsolet eingestuft hat.

Warum also kommen paraformaldehydhaltige Medikamente weiterhin zum Einsatz ?
Amalgam und Glühbirnen sollen  verboten werden,  aber die Gebührenposition DEV, die den Einsatz besagter Mittel beschreibt, wurde bei der letzten Änderung der BEMA – Gebührenordnung höher bewertet.
Dass heisst,  der Zahnarzt, der ein solches Verfahren anwendet, bekommt sogar mehr Geld als früher.
Gleichzeitig mit der Aufwertung der DEV wurden  andere, zahnmedizinisch sinnvolle Massnahmen niedriger bewertet oder ab 2005 sogar aus dem Gebührenkatalog gestrichen wurden.

Warum werden zum Beispiel zahnmedizinische Massnahmen, wohlgemerkt sinnvolle zahnmedizinische Maßnahmen im Rahmen der Wurzelkanalbehandlung, die als PHYS bis 2004 von den gesetzlichen Krankenkassen bezuschusst wurden, aus dem Gebührenkatalog herausgenommen.

So dass diese nicht mehr erbracht oder vom Kassenpatienten selbst bezahlt werden müssen.

Stattdessen wird ein  Verfahren, für dass es meines Erachtens (was wenig zählt) keine Notwendigkeit, keine Berechtigung mehr gibt ( ich habe im Rahmen meine zahnärztlichen Tätigkeit seit 1990 noch nie ein paraformaldehydhaltiges Präparat eingesetzt) und welches nach Ansicht der Fachgesellschaften nur noch in Ausnahmefällen, wenn überhaupt, zum Einsatz kommen sollte,  weiterhin bezahlt und sogar höher bezuschusst  als früher.

Das verstehe, wer will…

Ich will weder den Gebrauch von CHKM noch von LSD propagieren und ich bin froh, dass es ein Rauchverbot in der Öffentlichkeit gibt.

Aber – ich finde, es wird mit zweierlei Maß gemessen, wenn im Schatten jeglicher CHKM – Diskussionen  die Tatsache nicht wegzudiskutieren ist,  dass paraformaldehydhaltige Präparate Tag für Tag in  deutschen Praxen zum Einsatz kommen.
Bei einer Dosierung (siehe Paracelsus),  die, sofern auch nur die geringste Öffnung einen Austritt aus dem Zahn in den Knochen zulässt, ein Absterben des den Zahn umgebenden Knochens zur Folge haben kann.

Totenkopf

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