Saving Hopeless Teeth – ein Recall

von Jörg Schröder

Die Durchführbarkeit endodontischer Revisionbehandlungen nach erfolgter Wurzelresektion wurde hier schon oft gezeigt.

Solange eine retrograde Wurzelfüllung noch nicht eine Selbstverständlichkeit, sondern eher eine Seltenheit darstellt, sind Misserfolge nach Resektion nicht verwunderlich.

Denn die Ursache der periapikalen Pathologie, die bakterielle Kontamination des Kanalsystems/der Kanalsysteme und eine Kommunikation zwischen Kanalhohlraum und periapikalem Gewebe, sorgen für das Fortbestehen der apikalen Aufhellung auch nach respektiver Massnahme.

Dass die Resektion bis zum apikalen Teil eines Wurzelstiftes die Etablierung einer retrograden Füllung geradezu artistisch werden lässt, in der Regel aber verunmöglicht, kommt in nachfolgendem Beispiel noch hinzu.

Erfreulich, dass 8 Jahre nach Durchführung der endodontischen Revisionsbehandlung das Recall-DVT klar zeigt, dass die Behandlung ein voller Erfolg gewesen war.

Und bevor ob der Tatsache, dass ich zu Recallzwecken ein DVT angefertigt habe, eine Empörungswelle entsteht, sei erwähnt, dass  der überweisende Kollege aufgrund ab und zu auftretender Missempfindungen an Zahn 21 eine Vertikalfraktur der Wurzel vermutete. Diese konnte sicher ausgeschlossen und die apikale Ausheilung deutlich gemacht werden.

Der Grund für die Beschwerden lag in einer über die Jahre hinweg zunehmenden Rotation des Zahnes 31, sodass es in der Folge zu  protrusiven Frühkontakten und den entsprechenden Missempfindungen kam. Die für eine Vertikalfraktur typischen klinischen Befunde – insbesondere palpatorische Druckdolenz, Schwellung oder isolierte Sondierungstiefen – fehlten.

Hätte ich den Patienten 8 Jahre nach erfolgter Behandlung wiedergesehen, wenn es keine Beschwerden gegeben hätte? Vermutlich nicht.

Multiple Fragmente

von Ronald Wecker

Das präoperative Röntgenbild ließ einen spannenden Behandlungsfall vermuten.

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In der mesialen Wurzel befanden sich 3 Instrumentenfragmente und apikal der palatinalen Wurzel befand sich Obturationmaterial im periapikalen Raum.

Das präoperativ angefertigte DVT ließ erkennen, dass das kurze Fragment in MB2 lag und die in MB1 befindlichen Fragmente einklemmte. Hinzu kam, dass die distobukkale Wurzel mit der palatinalen Wurzel fusioniert war und 2 Kanalsysteme beherbergte.

Die Behandlung erfolgte zweizeitig. Nach präendodontischem Aufbau wurde in der ersten Sitzung zunächst die periapkal gelegene Guttapercha aus P „geborgen“. Nach initialer Darstellung von DB1 und DB2 wurde dann der zwischen MB1 und MB2 gelegene Isthmus mit feinen Ultraschallfeilen erweitert, sodass in der Folge das schräg von palatinal nach bukkal eingeklemmte Fragment entfernt werden konnte.

Anschließend konnte sowohl das innerhalb von MB1 befindliche als auch das teilweise periapikal gelegene Instrument entfernt werden.

In der zweiten Behandlungssitzung war der zuvor deutlich aufbiss- und perkussionsempfindliche Zahn bereits beschwerdefrei. Die Obturation in P und MB erfolgte mit MTA, die übrigen Kanalsysteme wurden in Warmfülltechnik obstruiert.

Mit Hilfe des DVT konnte die Behandlung vorhersagbar ausgeführt werden, da sowohl die Abfolge der Fragmententfernung, als auch die Präparation des Zugangs, sowie die Art der Entfernung des periapikal gelegenen Fremdmaterials im Vorfeld geplant werden konnte.

Das erste Recall nach 6 Monaten zeigt eine deutliche Heilungstendenz. Der Zahn ist seit der endodontischen Behandlung beschwerdefrei. Der Substanzdefekt erscheint aufgrund der Überlagerung der einzelnen Kanalsysteme bzw. des schräg erfassten schmalen Isthmus in der mesialen Wurzel im 2D-Röntgenbild deutlich größer als in Wirklichkeit.

 

Temporärer Stiftaufbau

von Ronald Wecker

Nicht immer ist es sinnvoll oder möglich die Revisionsbehandlung resezierter und mit einem Stift- oder Schraubenaufbau versorgter Frontzähne einzeitig durchzuführen.

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Und nicht immer ist es sinnvoll oder möglich die vorhandenen prothetischen Kronen dabei zu belassen.

Um ein unerwünschtes Dezementieren der temporären stuhl- oder laborgefertigten Provisorien und mögliche Frakturen der adhäsiv erstellten Aufbauten mit nachfolgender Kontamination der mühsam gereinigten Kanalsysteme zu verhindern erstellen wir in unserer Praxis temporäre adhäsive Stiftaufbauten. Dazu setzen wir aufgrund der etwas einfacheren Visualisierung die thermosensiblen Quarzfaserstifte DT Illusion von VDW ein.

Diese sind dadurch charakterisiert, dass sie bei Mundtemperatur zahnfarben erscheinen, bei Abkühlung (Wasserkühlung, Luftbläser) einen ihrer Größe entsprechenden Farbumschlag entwickeln.  (z.B. Größe 3 = blau).

Um eine vollständige Konditionierung der Zahnhartsubstanz auch im Wurzelkanal zu ermöglichen ohne dass das zuvor eingebrachte Medikament herausgelöst wird, wird zunächst das CaOH2 mit einem kleinen Stück Schaumstoff und anschließend mit einer kleinen Schicht Cavit abgedeckt.

Nun kann die adhäsive Befestigung eines ausreichend dimensionierten Quarzfaserstiftes in gewohnter Weise durchgeführt werden. Der so erstellte Aufbau wird grob präpariert und ein stuhlgefertigtes Provisorium eingegliedert.

In der zweiten Behandlungssitzung bedarf es dann keines präendodontischen Aufbaus mehr um den Kofferdam zu fixieren. Die Entfernung des Quarzfaserstiftes unter dem Mikroskop erfolgt so, dass der Stift im Inneren durch Beschleifen ausgehöhlt und so nach und nach entfernt werden kann. Nach Abschluss der Wurzelfüllung wird dann ein neuer Quarzfaserstift adhäsiv eingegliedert.

Das gezeigte Verfahren sichert das Ergebnis der Desinfektionsmassnahmen und verringert das Auftreten unerwünschter Komplikationen wie Dezementierung oder Fraktur der Frontzahnaufbauten.

Der Schein trügt

von Ronald Wecker

Das präoperative Bild zeigt neben einer resizierten Wurzelspitze und zwei kleinen röntgenopaken periapikal gelegenen Fremdkörpern  eine mehr oder weniger homogene Wurzelfüllung.

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Im mittleren Wurzeldrittel fällt ein Bereich mit etwas geringerer Röntgenopazität auf, der sich klinisch als adhäsiv befestigter Glasfaserstift herausstellte.

Nach Anlegen der Zugangskavität und initialem Entfernen der koronalen Füllungsanteile kam es zu einer unerwartet starken Geruchsbelästigung, die von dem massiv kontaminiertem Komposit-Glasfaserstift-Verbund herrührte.

Die Ursache dafür trat wenig später zu Tage: Es löste sich die vollständig aus Schmelz bestehende palatinale Rückwand kurz nach der ultraschallunterstützten Spülung. Über dieses koronale Leakage war es zu einer  Konatmination der im Kanal befindlichen Materialien gekommen, die letztlich die apikale Parodontitis verursacht hat.

Nach vollständiger Entfernung aller Obturationsmaterialien und intensiver Irrigation konnte das apikal gelegene Neo-Foramen eingesehen werden. In der zweiten Behandlungssitzung erfolgte nach Anlegen eines kollagenen Widerlagers die Wurzelfüllung mit MTA, sowie der adhäsive Verschluss. Die periapikal gelegenen Fremdmaterialien konnten nicht visualisiert werden und wurden daher belassen.

Was mich besonders erstaunte war der schwarze, geradezu teerige Film, der sich entlang der gesamten Grenzfläche Komposite/Wurzelkanal nach apikal ausdehnte. Ein ungewöhnliches koronales Leakage machte es möglich.

Ausgeprägte Lyse

von Ronald Wecker

Angesichts der Ausdehnung der apikalen Lyse war im Vorfeld der Behandlung durchaus  zu erwarten, dass eine Kommunikation der Kanalsysteme von 11 und 12 über die apikale Lyse bestehen könnte.

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Dass der Austausch der Spülflüssigkeit dann doch so eindeutig und rasch erfolgte lässt erahnen, wie wenig Weichgewebe innerhalb der knöchernen Krypte verblieben war.

Interessant zudem, dass sich der Periapikalbereich nach reichlichem Abfluss putriden Sekretes aus Zahn 11 und intensiver ultraschallunterstützter Irrigation deutlich weniger röntgendicht darstellt als zu Beginn der Behandlung. Das zweite Röntgenbild zeigt den Zustand nach medikamentöser Einlage.

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Fette Stufe

von Ronald Wecker

Fast 15 Jahre nach der endodontischen Behandlung dieses 26 an einer deutschen Universitätszahnklinik zeigte sich eine langsam zunehmende klinische Symptomatik. Neben einer zeitweiligen Aufbissempfindlichkeit bemerkte der Patient einen deutlich unangenehmen Geschmack in der Region des Zahnes 26.

Das präoperative Röntgenbild liess neben einem nicht aufbereiteten mesialen Kanalsystem eine deutliche Begradigung des Originalkanalverlaufs in der mesialen Wurzel erkennen. Ob der palatinale Kanal vollständig aufbereitet worden war, lässt sich rein röntgenologisch nicht beurteilen.

Nach Anlegen der Zugangskavität wurde zunächst der im palatinalen Kanal befestigte Titanstift entfernt. Das nicht aufbereitetete MB2 System fiel sofort ins Auge. MB1 war stark kontaminiert. Nach Entfernung des Wurzelfüllmasse aus allen Kanälen konnte neben der iatrogenen Stufe in MB1 eine zur Furkation gelegene Perforation im Pulpakammerboden visualisiert werden. Nach initialer Aufbreitung  konnte der apikale Teil des bis dahin unaufbereiteten mesialen Kanalsystems instrumentiert werden. MB1 und MB2 konfluierten im mittleren Drittel und ergaben nach abgeschlossener Instrumentierung einen tropfenförmigen Querschnitt.

Nach sparsamen Bestreichen des apikalen Masterpointabschnittes mit Sealer erfolgte die Obturation in MB in warmer vertikaler Kompaktion. Der koronale Anteil wurde einschliesslich der Perforation mit MTA verschlossen.

Beim Auffinden des Originalkanals und der Überwindung der Stufen in MB und P kam die hier und hier bereits schon beschriebene Technik zum Einsatz.