Von Christoph Kaaden
Der zuweisende junge Kollege hatte mich am Telefon schon vorgewarnt…
“Ich glaube, ich habe den Zahn bei dem Trepanationsversuch perforiert…”
Was soll ich sagen…
er hatte auf jeden Fall mal recht mit seiner Annahme…

Prä-OP

Schräg gerichteter Blick in die Kavität. Bei dem Trepanationsversuch wurde auch der unter der Furkation liegende Knochen um ca. 2-3 mm an Höhe reduziert.
Im ersten Termin erfolgte zunächst das Auffinden der Kanalsysteme mit nachfolgender Präparation und Injektion einer medikamentösen Einlage. Nach Applikation eines resorbierbaren Widerlagers (Kollagen) erfolgte zum Abschluss der Therapie dann die Perforationsdeckung mittels Biodentine.
Im darauffolgenden zweiten Termin konnte dann bei Beschwerdefreiheit die Obturation mittels hydraulischem Zement und Guttapercha sowie Verschluss der Zugangskavität mittels Komposit durchgeführt werden.

Masterpoint- und Downpack-Aufnahme

Post-OP mit Blick auf Biodentine-Deckung

Prä-OP vs Post-OP
Die Zeit muss zeigen, ob durch die “ordentliche Perforation” eine dauerhafte Schädigung der Bifurkation entstanden ist…
Hi Christoph, warum in diesem Fall kein MTA? LG Oli
Hey Oliver,
Meinst du das es Rolle spielt ob man hier MTA, Biodentine oder ein BC putty nimmt?
Bei der Größe sollte doch jeder hydraulische silikatzement möglich sein.
Gruß Georg
Defekte in der Größe lassen sich in meinen Händen mit biodentine besser verschließen als mit mta
Immerhin hat er die Perf bemerkt…
Scherz! Ich frage mich, womit und wie da trepaniert wurde…
Ich muss die jungen Kollegen mal stellvertretend in Schutz nehmen. Ohne die nötige Erfahrung, mit schlechter Sicht und wie auf Kasse üblich einem gewissen Zeitdruck ist dieses Ergebnis eben wie es ist. Möge es Ansporn sein, zukünftig Lupe, Mikroskope, Licht und vor allem besseres Wissen über die Anatomie der Zähne einzusetzen. Den anatomischen Instituten möchte man in Zeiten novellierter Approbationsordnungen zurufen, endlich den Zahnis auch die Zähne vernünftig beizubringen statt den Fokus auf klinisch irrelevante anatomische Strukturen kaudal des Halses zu legen
Lieber Herr Schäfer,
als ich 1988 Examen machte, gabe es weder Lupenbrille nocht sonst was. Nur Arsen für die Devitalisation, rostige Zipperergriffe mit Kerr- oder Hedströmfeilen und Chloropercha als Sealer. Habe ich was gesehen bei einer Trep, hatte ich Erfahrung? Nicht die Bohne! Aber vorsichtig sein kann man schon, oder? Natürlich machen wir alle Fehler und manchmal hilft nur etwas Glück, aber Zeitmangel oder ungenügende anatomische Kenntnisse sollten so etwas nicht entschuldigen dürfen.
Herzlicher Gruß
Bernard Bengs
Da bin ich ganz bei Ihnen. Aber haben Sie seit 1988 keinen einzigen Zahn perforiert? Falls dem so ist, kann ich nur gratulieren und den Hut ziehen. Ich habe trotz Vorsicht mehr als einen perforiert und wundere mich genau deshalb nicht mehr darüber wie das passieren kann. Die fachliche Größe zu haben seinen Fehler einzugestehen und dem Patienten via Überweisung den Zahnerhalt zu ermöglichen und ihn eben nicht einfach zu extrahieren, sprechen voll und ganz für den jungen Kollegen.
Es sollte auch nicht überheblich klingen, es ist ok, seinen Fehler nicht unter den Teppich zu kehren, das stimmt. Und nein: Ich habe bei der Trepanation seit 1988 keinen Zahn perforiert. Allerdings bei der Kanalsuche bei einem stark obliterierten Zahn, insofern werfe ich nicht den ersten Stein…
Ich möchte ebenfalls den jungen Kollegen hier keine Schuld zuweisen.
Man weiß nicht unter welchen Zeitdruck oder Umständen hier behandelt wurde. Das hängte auch häufig von der Praxisphilosophie ab, und da können junge Assistenten sich den nötigen Zeitbedarf einer Therapie nicht wirklich aussuchen.
Das kann ich ausschließen eigener Erfahrung aus meiner MKG Zeit bestätigen.
Solche Erfahrungen und auch daß vordichtige Vorgehen vertragen sich leider nicht immer mit dem praxisinternen vorgegebenen Konzept.
Ich hatte vor knapp 12 Jahren für eine Molaren Endo incl. WSR als Zeitvorgabe unter meinem damaligen Chef maximal 45 Minuten Zeit.
Das konnte einigermaßen gut funktionieren Oderbruch auch nicht.
Die Sinnhaftigkeit sollte bitte keiner hinterfragen.
Es geht doch hier nicht um Schuld! Es geht um Verantwortung und die trägt jeder für sich selbst und sein Tun. 45min für Endo inclusive WSR, das ist nicht nur zeitlich absurd, es ist fachlich abwegig. Niemand ist gezwungen, unter Bedingungen zu arbeiten, die auf Körperverletzung hinauslaufen. Die Sinnhaftigkeit sollte keiner hinterfragen? Aber sicher sollte man das! Jeder von uns ist persönlich für das Wohl seiner Patienten verantwortlich. Wenn wir nicht nicht mit dem Ziel behandeln, es in jedem einzelnen Fall so gut wie möglich zu machen, was soll dann dabei herauskommen? Eben!
Daß trotzdem Fehler passieren können, steht auf einem anderen Blatt…
Beste Grüße
Bernard Bengs
Hallo Christoph,
Das wird sicher ein schönes Beispiel das die Größe der Perforation keine rolle spielt.
Was für ein Komposit hast du hier zu verschluss verwendet? Ich bin ein Fan von Glasfaserverstärkten Kompositen wie das everX flow weil ich glaube das dadurch der Zahn nochmal verstärkt wird was hier sicher für die Prognose am wichtigsten ist.
Was meinst du dazu?
Gruß Georg
Hab keine Erfahrung damit. Werde ich versuchen.