Externe Resorption & Pulpotomie, Recall

Entgegen einer weit verbreiteten Ansicht bedarf es bei einer Eröffnung der Pulpa im Rahmen einer Resorptionsbehandlung nicht zwingend einer vollständigen Wurzelkanalbehandlung.

Die Pulpotomie ist für mich in solchen Fällen immer die erste Wahl. Bei diesem 37 traten in der Vergangenheit immer einmal diffuse Beschwerden auf, die dann, nach Anfertigung eines Einzelbildes, auf die mesial gelegene externe invasive zervikale Resorption zurückgeführt werden konnten.

Das DVT ließ erkennen, dass der Portal of Entry von okklusal erreicht werden könnte, sodass die mesiale Schmelzwand erhalten werden konnte. Nach Reduktion der Kronenpulpa und Abdeckung der Pulpawunde mit MTA, wurde der Defekt dentinadhäsiv versorgt.

7 Monate nach Abschluss der Behandlung zeigt sich der Zahn frei von Beschwerden und zeigt gesunde periapikale Verhältnisse.

Externe Resorption & Pulpotomie

4 Jahre nach Abschluss der Behandlung werte ich das nachfolgende Ergebnis als ersten Zwischenerfolg.

Der über 70-jährige Patient stellte sich erstmals ca. 4 Jahre nach einem Frontzahntrauma in meiner Praxis vor. Zahn 31 zeigte alle Anzeichen einer externen investiven zervikalen Resorption.

Das präoperative DVT zeigte, dass eine erfolgreiche Behandlung im Bereich des Möglichen lag.

Klinisch war die Erreichbarkeit des Arbeitsfeldes gegeben, da sich der lingual an Zahn 31 gelegene Defekt im Spiegel gut darstellen ließ und die Schnittführung durch die 25 Grad abgewinkelten Microblades ermöglicht wurde.

Die Eröffnung der Pulpa war vorprogrammiert, jedoch entschied ich mich gegen die Pulpektomie und plante von vornherein eine Pulpotomie.

Dieses Vorgehen habe ich mittlerweile in Resorptionsfällen für mich zum Standard erhoben, wenn eine Pulpanekrose sicher ausgeschlossen werden kann.

Die Pulpa wurde hier mit einem CaOH2-Präparat abgedeckt und der größte Teil des Resorptionsdefektes mit Geristore aufgefüllt. Lediglich die Deckschicht erfolgte mit einem Flowable. Einziger Kritikpunkt: Das Einreißen des Lappens beim Abpräparieren der sehr dünnen Gingiva. Nach Nahtverschluss lässt sich dieses Missgeschick klinisch jedoch im Recall nicht mehr erkennen.

6,5 Jahre nach Pulpotomie

Reparative endodontische Behandlungen können immer wieder Erstaunen hervorrufen.

Beinahe unglaublich zu welcher Leistung die bereits deutlich affektierte Pulpa in der Lage sein kann.

6,5 Jahre nach der putriden Teilnekrose der koronalen Pulpa dieses 21 zeigt sich, dass die gesetzten Ziele vollkommen erreicht wurden. Wurzellängen- und Wurzeldickenwachstum sind voran geschritten und die apikale Pathologie ausgeheilt.

Die Therapie: Tiefe Pulpotomie mit einer Abdeckung mit MedCem.

Es bleibt zu hoffen, dass der Zahn nunmehr unfallfrei durch’s Leben kommen wird.

Pulpotomie & externe Resorption

Noch vor einigen Jahren wurde im Rahmen der Therapie einer externen invasiven zervikalen Resorption fast immer eine Pulpektomie und eine vollständige Wurzelkanalbehandlung durchgeführt. Dabei wird die externe Resorption nicht durch ein pulpales Geschehen ausgelöst.

Insofern bietet die Pulpotomie die Möglichkeit, einen Großteil der gesunden vital zu erhalten und den therapiebedingten Hartsubstanzverlust klein zu halten.

Dieser 37 fiel dem überweisenden Kollegen durch eine intrakoronale Aufhellung im mesialen Anteil der klinischen Krone auf.

Das DVT bestätigte den Verdacht einer externen zervikalen Resorption. Klinische Beschwerden bestanden nicht. Zahn 37 war bei der 26-jährigen Patientin vollkommen beschwerdefrei und symptomlos.

Da eine Einschätzung des weiteren Verlaufs (stagnierend, reparativ oder progressiv) nicht möglich ist, war die erste Therapieoption die Resorptionslakune zu versäubern und die dabei sicher eröffnete Pulpa einer partiellen Pulpotomie zu unterziehen. Die Resorption erwies sich intraoperativ als auf viele kleine Lagunen verteilt. Das darin befindliche Gewebe blutete im Unterschied zum freigelegten Pulpagewebe deutlich, was die Detektive vereinfachte.

Die Lage des „Portal of Entry“ war im DVT klar erkennbar und konnte klinisch verifiziert werden.

Nach Abdeckung der Pulpa mit MTA Angelus wurde dieses mit Ultrablend überschichtet, um im Anschluss den Hartsubstanzdefekt adhäsiv bearbeiten zu können.

Nun müssen die nachfolgenden Recalls zeigen, ob die Therapie den gewünschten Erfolg zeigt.

Revision einer Pulpotomie

Eine seltene Ausgangslage. Ausgehend von einer tiefen Karies wurde an diesem 14 im Laufe dreier alio loco durchgeführten Füllungstherapien schlussendlich eine Pulpotomie durchgeführt.

Oder vielleicht war es doch eher eine direkte Überkappung. Fakt ist jedoch, dass die Grundlagen für eine erfolgreiche Therapie nie gegeben waren. Die Füllungsränder undicht. Restkaries belassen und das verwendete Überkappungsmaterial war ganz offensichtlich Ultracal oder ein ähnliches fließfähiges CaOH2-Material, in großem Überschuss eingebracht worden war.

Die Pulpa im Bereich des bereits eröffneten Pulpakammerhorns war bereits putride zerfallen. In der Zone der verbliebenen Karies im palatinalen Bereich der Kavität war die Pulpa jedoch noch vaskularisiert.

Der Sensibilitätstest war nicht reizüberdauernd positiv und der Zahn war seit Wochen beschwerdefrei.

Insofern hielt ich die Möglichkeit einer Revision der „Pulpotomie“ für eine erfolgversprechende Therapieoption. Das „Worst-Case-Scenario“ wäre eine nachfolgende Wurzelkanalbehandlung mit vollständiger Pulpektomie.

Nach absoluter Trockenlegung erfolgte das Entfernen der vorhandenen Restauration mittels dimantierter Instrumente. Palatinal wurde die Pulpa dabei punktförmig eröffnet. Im Bereich des ehemaligen Pulpahorns wurde die Pulpa bis kurz vor den Kanaleingangsbereich reduziert. Die Blutung wurde mittels in NaOCl getränkter SurgiTips gestoppt. Um eine Diskolorierung zu verhindern, erfolgte die Abdeckung der Pulpawunde mit MedCem.

Anschliessend folgte eine dünne Schicht Ultrablend und das adhäsive Abdecken der Mischung MedCem/Ultrablend mit einem Flow-Komposit. In Vorbereitung einer definitiven prophetischen Versorgung wurde zwar großer Wert auf eine perfekten Randschluss nebst idealer Ausformung nach distal gelegt, jedoch die okklusale Gestaltung eher sparsam ausgeführt.

Da ist mir mein Herzblut mittlerweile zu schade, denn alle okklusale Mühe verschwindet in absehbarer Zeit als Schleifstaub im Absauger.

Kronen-Wurzelfraktur das Recall

Im August 2020 hatte ich über die komplexe Behandlung des zum Zeitpunkt der Behandlung 8-jährigen Patienten berichtet.

Der damals gewählte Beitragstitel „Alternativlos“ beschreibt dabei die für mich in Frage kommenden Anzahl Therapieoptionen mehr als ausreichend.

26 Monate postoperativ erhielt ich vor 2 Wochen das nachfolgende Recall-Röntgenbild von der überweisenden Kollegin.

Erfreulich ist, dass das Behandlungsziel der Vitalerhaltung der Pulpa ganz offensichtlich erreicht worden ist. Zudem kam es zu einem Voranschreiten des Wurzellängen- und -Wurzeldickenwachstums.

Der Grund für die Wiedervorstellung war hingegen weniger schön. In Folge eines erneuten Traumas war es zu einem Ablösen des wiederbefestigten Fragmentes gekommen. Dieses konnte jedoch in der überweisenden Praxis problemlos adhäsiv zurückgesetzt werden.

Licht und Schatten

von Jörg Schröder

Licht:

Fast 18 Jahre nach der im Jahr 2004 aufgrund einer bukkalen Karies notwendigen Pulpotomie zeigt Zahn 36 keine apikale Pathologie.

Schatten:

Das ehemals den Defekt verursachende Verhalten (Pat. joggt täglich ca. 25-30 km und trinkt über den ganzen Tag verteilt zuckerhaltige Softdrinks) wurde nicht geändert und führt zu einem erneuten Zahnhalsdefekt.

Und die Pulpa? Zeigt sich davon unberührt.

Alternativlos?

von Jörg Schröder

Das präoperative Einzelbild ließ in Verbindung mit dem Wissen, dass die vorgefundene Situation seit mehr als 2 Jahren bestand, eigentlich nur einen Therapievorschlag als sinnvoll erscheinen: Pulpektomie in einzeitigem Behandeln.

Anamnestisch wartete allerdings bereits die erste Überraschung, die nicht so recht ins Bild passen wollte: ausser geringer Missempfindungen, wenn eingepresste Speisereste mittels Zahnbürste oder Zahnstocher herausgelöst wurden, bestand weder eine Spontanschmerz, noch berichtete die Patientin über Warm- oder Kaltmissempfindungen.

Der Sensibilitätstest war nicht reizüberdauernd positiv. Klinisch war der Zahn symptomlos.

Die im Einzelbild erkennbare und im kleinvolumigen DVT ebenfalls darstellbare Hartsubstanzbarriere liessen mich dann jedoch nachdenken und die Möglichkeit einer zervikalen Pulpotomie  in Betracht ziehen. Zudem zeigten sich alle Parodontalspalten an allen Apizes durchgehend und pathologiefrei.

Somit wurde nicht zielstrebig die Pulpakammer eröffnet, sondern zunächst das kariös veränderte Dentin aus den Aussenbereichen des Defektes entfernt. Da die Form des 27 eine Belegung mit einer Kofferdamklammer stark erschwerte, entschied ich mich für eine Einzelzahnisolierung.

Um die nach initialem Versäubern verbliebenen dünnen Schmelzscherben nicht dem Risiko einer Teilfraktur auszusetzen – eine Molarenklammer kann schon erhebliche Kräfte ausüben – wurden zunächst die Wände nach Konditionierung der eskalierten Bereiche adhäsiv verstärkt.

Erst anschliessend wurde das verbliebene kariös erweichte Dentin mit neuen, sterilen Rosenbohrern entfernt. Dabei wurde nur im Bereich des palatinalen Kanalsystems die Pulpa geringfügig eröffnet.

Das Abtragen des Pulpakammerdaches wurde, ebenso wie das Reduzieren des koronalen Pulpagewebes, mit sterilen diamantierten Instrumenten unter ständiger Wasserkühlung ausgeführt. Die Blutstillung erfolgte mit in NaOCl getränkten Surgitips und liess sich problemlos realisieren. Nach Blutstillung wurde das Pulpagewebe mit grauem MTA Angelus abgedeckt und die Kavität anschliessend dentinadhäsiv verschlossen.

Da nach erfolgreichem Recall die Versorgung mit einer Teilkrone geplant ist, habe ich mich bei der Gestaltung der Füllung aus die wesentlichen Punkte konzentriert und auf ein Einfärben der Fissuren verzichtet.

Trauma nach Radunfall mit Déjà-vu (IV)

Von Christoph Kaaden

Circa acht Monate nach dieser bzw. dieser Behandlung erfolgte heute ein weiteres Recall.

Zahn 21 reagiert weiterhin vital auf Kältestimulation.

Auch klinisch stellt sich die Situation erfreulich dar.

In weiteren sechs Monaten wissen wir mehr…

Alternativlos

von Jörg Schröder

Nach langem Überlegen hinsichtlich der zur Verfügung stehenden Therapieoptionen erschien mir vor Behandlungsbeginn und erscheint mir auch nach dem ersten Recall die nachfolgend dargestellte Behandlung praktisch alternativlos zu sein.

Nach einem in der Schule erlittenen Frontzahntrauma ( im Rahmen des Werkunterrichtes wurden Steine mit dem Hammer zerkleinert, Augenschutz war vorhanden, eine Gesichtsschutz fehlte) war es beim 8-jährigen Patienten zu einer klinisch in ihrem vollen Umfang nicht klar zu diagnostizierenden komplizierten Kronen-Wurzelfraktur gekommen.

Theoretisch kommen Milchzahntranplantation, Prämolarentransplantation, KFO-Lückenschluss und Offenhalten der Lücke mit späterer Versorgung mittels einflügeliger Klebebrücke als Möglichkeiten in Frage. Unter Berücksichtigung der Compliance der Eltern und die des jungen Patienten und den Chancen, die die hier gezeigte Behandlung bietet, bestand für mich kein Zweifel am Vorgehen. Option 1 und 2 sind in Berlin leider aufgrund fehlender geeigneter und versierter Verhandler nicht erfolgversprechend umsetzbar. Die Reise zu einem Zahnunfallzentrum ist für die Eltern nicht vorstellbar. Der KFO-Lückenschluss kann immer noch erfolgen und auch die prothetische Option läuft nicht weg.

4 Wochen nach der alio loco erfolgten Erstversorgung (labile und palatinale Fragmentfixierung mittels Komposit) erfolgte die Erstvorstellung in unserer Praxis.

Elektrische und thermische Sensibilitätsprüfung waren positiv. Der Zahn war moderat perkussionsempfindlich. Eine erhöhte Mobilität bestand nicht.

Angesichts der vitalen Pulpa des 8 jährigen Patienten galt es für mich diese möglichst vital zu erhalten, um ein Voranschreiten von Wurzellängen- und dickenwachstum möglich zu machen. Um die angestrebte Pulpotomie durchzuführen, war die Entfernung des Fragments unabdingbar. Daraus folgte, dass die relative Trockenlegung so ausreichend gestaltet werden musste, dass sowohl die Pulpotomie, als auch das Reattachment flüssigkeitsfrei durchgeführt werden konnte. Das präoperativ angefertigte DVT war bei der Einschätzung sehr hilfreich, ob die oben genannten Umgebungsbedingungen geschaffen werden könnten.

Nach mehr als ausführlicher Erläuterung der in Frage kommenden Behandlungsoptionen wurde die Behandlung einzeitig durchgeführt.

Dass die überweisende Kollegin der Behandlung beiwohnte stellte sich im Verlauf als mehr als günstig heraus, da neben einer sterilen Assistenz und der unstetigen Mitarbeiterin im Hintergrund eine weitere sterile Hand benötigt wurde, um sowohl die Pulpotomie als auch das Reattachment unter dem Mikroskop durchführen zu können. So war ein zeitgleiches Abhalten des grazilen Mukoperiostlappens und das Abmischen des zur Pulpotomie eingesetzten Materials – hier MTA Angelus – zu realisieren.

Müßig zu erwähnen, dass eine der besonderen Herausforderungen darin bestand, den kleinen Patienten gut durch die Behandlung zu führen und jede gewonnene Minute eine entscheidende sein könnte.

Mittels einer FACE-Lampe von W&H (Fluoresence-Aided-Caries-Excaation)- eine Methode, die von Dr. Thomas Connert vom Zahnunfallzentrum in Basel mitentwickelt wurde-  konnte das bei er Erstbehandlung benutzte Flow-Kompost visualisiert und nachfolgend mittels rotierender Instrumente zum Großteil entfernt werden. Um die Zahnsubstanz maximal zu erhalten, wurde ein Heidemannspatel in den inzisal befindlichen Spalt eingesetzt und das Fragment auf diese Weise mobilisiert.


Nach chirurgischer Darstellung erfolgte die Entfernung der koronalen 2mm des apikal vorhandenen Pulpagewebes mittels diamantiertem hochtourig drehendem zylindrischem Instrument. Die Abdeckung der Pulpa erfolgte mit MTA Angelus. Darüber wurde eine Schicht Ultrablend gelegt.

Nachdem dies geschehen war, konnte nunmehr das bis dahin in steriler Kochsalzlösung geparkte Fragment vorbereitet werden. Das im Fragment vorhanden Pulpagewebe wurde mit einem Exkavator entfernt und der Hohlraum nach Konditionierung mit OptiBond FL mittels Flowkomposit so weit aufgefüllt, dass eher ein Unterschuss bestand, um das Reattachment nicht zu erschweren.

Die Wiederbefestigung erfolgte mittels RelyX Unicem, nachdem auch die Zahnhartsubstanz im Mund entsprechend für die Adhäsivtechnik vorbereitet worden war.

Nach Beseitigung der Überschüsse erfolgte die Lichthärtung und der Nahtverschluss. Okklusionskontrolle und Politur stellten den Abschluss dar.

Die erste Nachkontrolle lässt eine Dickenzunahme der Wurzel erkennen. Eine Sensibilitätsprüfung ist aufgrund der tiefen Lage der Pulpotomie nicht möglich, sodass die Beurteilung der Situation bei fehlender klinischer Symptomatik per Einzelbild erfolgte.

Es wird spannend sein, wie sich die Situation weiterhin entwickelt.