Wer hätte es gedacht , …

von Ronald Wecker

… dass dieser Traumafall ein solch erfreuliches Zwischenergebnis zeigen würde.

6 Jahre nach Behandlungsbeginn und 7 Jahre nach einem Frontzahntrauma schickte mir mein Parodontologe letzte Woche das nachfolgende OPG.

Ich sah den Patienten erstmals in 2011. Zustand nach Frontzahntrauma mit Avulsion der Zähne 22,21 und lateraler Dislokation von 11 und 12.

Behandelt wurde, leider mal wieder, gar nicht. Abwarten wurde empfohlen.

Nach einiger Zeit dann eine Behandlungsempfehlung. Der Kollege, der das Morita Aquitomo DVT anfertigte, diagnostizierte subgingivale kariöse Läsionen an den Zähne 11, 21 und 22! Die ausgeprägten apikalen Aufhellungen wurden allerdings korrekt benannt.

Therapieempfehlung: Entfernung der Zähne 12-22 und 4!!!! Einzelimplantate.

Patient war in 2011 21 Jahre alt.

Mein Plan sah für die Zähne 21 und 22 aufgrund der tief infracrestalen Lage der externen, vermutlich infektionsbedingten Resorptionen die Entfernung vor. Regio 21 sollte implantologisch versorgt, 22 mittels distalem Anhänger ersetzt werden.

Für den Zahn 12 sah ich gute, für 11 zumindest mässige Erfolgschancen, sofern der Resorptionsdefekt einem adhäsivem Verschluss zugänglich wäre.

Zunächst wurde daher die Resorptionslakune chirurgisch dargestellt und nach Reduktion des crestalen Knochens unter absoluter, aber aufgrund guter Hämostase (Lidocain 1:50000, Adstringent, Tupfertamponade unter dem Lappen) ausreichender Trockenlegung mittels Flowkomposit abgedeckt.

Nach Austausch der spaltigen Kompositrestaurationen und medikamentöser Einlage erfolgte in zweiter Sitzung die Obturation mit MTA. Bei 12 mit einem zusätzlichen kollagenen Widerlager.

Die weitere Behandlung wurde in einem tollen Team realisiert: Michael Stiller implantierte, Holger Janssen versorgte temporär und definitiv mit den von Jürgen Mehrhof erstellten temporären und definitiven Restaurationen.

Nachdem ich den Patienten noch zum 1- und 2-Jahres-Recall motivieren konnte, ward er fortan nicht mehr gesehen. Jede Bemühung ihn zum Recall zu „erwischen“ lief ins Leere.

Umso überraschender dann das OPG nach 6 Jahren unmittelbar nach Eingliederung der definitiven Versorgung. Die fenestrierten Zirkonoxidgerüste (mehr Transparenz) haben einen bizarren Charme.

Was mich jedoch verwundert ist die Spaltbildung zwischen MTA und Kompositaufbau nach 6 Jahren. Wurzellängenwachstum wird es vermutlich nicht gewesen sein.

8 Gedanken zu „Wer hätte es gedacht , …

  1. Guten Morgen Herr Wecker,
    ein wirklich toller Fall und mit viel Hingabe gelöst.
    Eine solche Prothetik habe ich bislang auch noch nicht gesehen.
    Die Schneidentransparenz wünscht man sich natürlich auch klinisch zu sehen.
    Wie bekommt man die Aussparungen in die Zirkongerüste?
    Werden diese nachträglich reingeschliffen?
    VG

  2. P.S.
    13 hatte wahrscheinlich eine Wurzelquerfraktur im unteren Wurzeldrittel, oder wie sehen Sie das?

    • Da würde ich klinische Symptome erwarten. Und radiologische Auswirkungen. theoretisch denkbar, praktisch bin ich aber nicht der Erste, der dieses Phänomen beobachtet. Schrumpfung des MTA bei längerer Liegedauer???

  3. Ein ein paar Fragen:
    Wie waren die Rettungs Bedingungen (Medium, Dauer)?
    Wie hoch waren die kumulierten Kosten?
    Wie gut sieht es denn nun aus, das erfreuliche Zwischenergebnis (klinische Fotos)?

    • Patient war bewusstlos und die Rettungskette kann nicht rekonstruiert werden.

      Zahntechniker, Hauszahnarzt UND Patient waren mehr als zufrieden, eine eigene In-Augenscheinnahme ist Herrn Wecker noch nicht gelungen, da der Patient, wie berichtet, den Recallerinnerungen leider nicht verlässlich nachkommt.

      Die Gesamtkosten sind nicht übermittelt worden.

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