Tag des Frontzahnes II

Von Bonald Decker

Sieben Frontzahn-Behandlungen waren es gestern “zum Glück” nicht nochmal.

Aber doch wieder eine ganze Reihe.

Prä-op vs. Post-op

Prä-op vs. Post-op

Auch eine Revision mit Zirkonstift Entfernung war wieder dabei.

Ausgangsröntgenbild (alio loco)

Ausgangsröntgenbild (alio loco)

Auch dieses Mal liess sich dieser (deutlich kürzere Stift) mittels Ultraschallansätzen besser entfernen, als im Vorfeld befürchtet.

Postoperative Aufnahme Zahn 21 nach zweizeitiger Revision

Postoperative Aufnahme Zahn 21 nach zweizeitiger Revision

Und auch eine endodontische Behandlung ohne Traumahistorie galt es zu versorgen:

postoperative Aufnahme von 13 und 14 nach kariesverursachter Endoproblematik

postoperative Aufnahme von 13 und 14 nach kariesbedingter Endoproblematik

Die letzte “Frontzahn-Patientin” (34 Jahre) des Tages kam gestern zunächst zur Erstuntersuchung und Beratung. Ihre alio loco angefertigten 2D-Röntgenaufnahmen zeugen von einer lang zurückliegenden Historie:

Alio loco präoperativ angefertigtes OPG

Alio loco präoperativ angefertigtes OPG

Einzelzahnaufnahme Regio 22 bei endodontisch insuffizienter Vorbehandlung eines Zahnes mit nicht abgeschlossenem Wurzelwachstum

Einzelzahnaufnahme Regio 22 bei endodontisch insuffizienter Vorbehandlung eines Zahnes mit nicht abgeschlossenem Wurzelwachstum

Aufgrund der DVT-Aufnahme bin ich jedoch zuversichtlich, dass das bakterielle Problem auch bei diesen Zahn durch eine orthograde Revision beherrschbar sein wird.

DVT Regio 22

DVT Regio 22 (FOV 5×5)

DVT Regio 22 (FOV 5x5)

DVT Regio 22 (FOV 5×5)

Eine zentrale Rolle bei der Desinfektion werden hierbei die zu verwendeten Spüllösungen spielen. Insbesondere Natriumhypochlorit.

Bedenken, dass wir aufgrund des offenen Apex einen “Spülunfall” verursachen habe ich indes nicht. Diese Problematik würde sich nur ergeben, wenn diese Lösung “aktiv”, als mit Druck, in das umliegende Gewebe injiziert wird. Ein schlichtes “Baden” der Apikalregion hingegen kann gefahrlos erfolgen und wird routinemässig bei uns durchgeführt.

Wieso Natriumhypochlorit zum Teil in “Misskredit” gerät, zeigen die beiden Zähne der letzten Patientin. Während der alio loco durchgeführten endodontischen “Behandlungen” war es wiederholt zu “Problemen” während der Kanalspülungen gekommen. Als Grund hierfür wurde laut behandelnder Zahnärztin eine NaOCl-Allergie der Patientin angesehen…

multiple iatrogene Perforationen zweier Zähne  während alio loco durchgeführten Spuren endodontischer Behandlungen

multiple iatrogene Perforationen zweier Zähne während alio loco durchgeführten “Spuren endodontischer Behandlungen”

2 Gedanken zu „Tag des Frontzahnes II

  1. Ich habe sehr lange 3% Hypo eingesetzt, bin aber in letzter Zeit verstärkt auf 5,25% umgestiegen (mehr “Äktschon” im Kanal, jedenfalls mehr Bläschen) aber die Patienten reagieren deutlicher trotz Betäubung. Wie ist Ihre Konzentration und “Meckerquote”?

    Randbemerkung:
    Mich wundert es, dass bis heute Chlordioxid noch nicht intensiver als Abschlußspülung in der Endo untersucht wurde, müßte doch relativ komplikationsfrei anzuwenden sein. Anmischen, applizieren, absaugen, fertig, oder etwa nicht? Oder hat sogar vielleicht schonmal jemand in Deutschland “Solumium” probiert? Ist zwar sehr schwach verdünnt, aber vielleicht ganz praktisch?

    Ansonsten drücke ich die Daumen das es in Zukunft mehr “positive Recalls” als Problemzähne gibt!

    Gruß Gregor

    • Pardon, aber welche Spüllösungen wurden denn überhaupt schon mal “intensiver” untersucht? Cochrane hat im Jahre 2012 die enorme Anzahl von 8 klinischen Studien als akzeptabel – aber bei weitem nicht gut – eingestuft… über einen Zeitraum von mehr als 30 Jahren. Mit dem Ergebnis, dass die Spüllösungen zwar unterschiedlich gut antibakteriell wirkten, dass aber die klinischen Ergebnisse (inter-appointment pain) unabhängig waren von der Spüllösung, der Konzentration oder irgendwelchen Kombinationen – die Beteiligten waren Kochsalzlösung 0,9%, NaOCl und ChX und H2O2 in verschiedenen Konzentrationen: es gab “no evidence for differences”.
      Positiv ausgedrückt: Es ist egal: (meine Interpretation im Umkehrschluß:) welche Spüllösung in welcher Konzentration oder Kombination genutzt wird. Ergo: Es gibt Evidenz dafür, dass keine Spüllösung einer anderen überlegen ist bzgl. Schmerzentwicklung.
      Wenn das so ist, und mM läßt sich das auch theoretisch/logisch begründen, dann ist allerdings gut beraten, wer das geringst-schädliche (auch potentiell schädliche) Mittel wählt.
      Wer mich jetzt schelten möchte: das sind nicht meine Kriterien, die dort angewendet wurden. Ich versuche nur, möglichst unvoreingenommen zu analysieren und zu interpretieren.
      Dazu gehört auch die Information, dass die o.g. Ergebnisse sich auf Zeiten kurz nach Endo beziehen, also nichts über den Langzeiterfolg aussagen. Aber dieser wird als so sehr abhängig von weiteren Faktoren gesehen, dass zur Beurteilung von Spüllösungen nur diese Kurzzeit-Kriterien einbezogen werden.
      Aber ich halte es auch für zu billig, sich jetzt zufrieden zurückzulehnen und “dann weiter wie bisher” zu verfahren.
      1. Wenn es tatsächlich so ist, dass Faktoren wie Über-/Unterfüllung, coronal leakage, … den Langzeiterfolg so stark bestimmen, dass die Spüllösungseffekte dadurch nicht mehr analysiert werden können, dann sind sie eben genau das: irrelevant.
      2. Wenn andere Meinungen dazu existieren: warum packt das Thema denn keiner an? Es sollte doch möglich sein, dass sich ein paar Freaks zusammentun und mal eine vergleichende Studie auflegen. Und wenn es die Hochschulen nicht schaffen, weil mit klinischen Studien kein Staat zu machen ist, weil das Zusammenkippen und meist automatische Auswerten von irgendwelchen Substanzen, auf deren Verpackung möglichst gen- oder pluri- oder -factor draufsteht ganz einfach das 3-10fache an impact-points gibt (pro Publikation, bezogen auf den notwendigen Zeiteinsatz: ca. 100-fach?) und Auslandsaufenthalte in irgendwelchen Labors wichtiger sind als klinische Langzeituntersuchungen, aber auch Ansprüche steigen von Studierenden (Lehrevaluation), Kollegen (Uni als Sammelbecken für den “schwierigen” Patienten), Politik und Juristerei (Zulassung von 38 Studenten bei 31 Plätzen, mit der Folge von Schichtdiensten, damit zwei Semester parallel durchgeschleust werden können, mit Bewilligung von 3(!) Extra-Stellen, fürs ganze Haus, versteht sich),
      dann bitte: Sie sind alle Akademiker, haben alle idR. den Nachweis geführt, wissenschaftlich arbeiten zu können: der Computer muß doch nur mit ein paar Extradaten gefüttert werden. Und wenn der Zeitaufwand auch den Gegenwert von 500 Eur im Monat erreichen sollte: es interessiert keinen, ob es ein Porsche oder Golf GTI oder Fahrrad war, mit dem Sie gegen die Mauer gefahren sind – aber eine sinnvolle Studie wird noch lange danach zitiert…
      Naja, man kann es ja mal versuchen. Es fällt mir halt schwer, mich zurückzuhalten, wenn Behandlungen zum unumstößlichen Prinzip erhoben werden, ohne dass es einen gesicherten Hinweis gibt, dass das vertretene Prinzip etwas (Positives) bewirkt…. Eine theoretische Diskussion gehe ich gerne mit, klinischen Daten könnten nicht nur das Emotionale aus der Diskussion nehmen, sondern unsere Behandlung voranbringen zum Wohle unserer Patienten..
      Beste Grüße
      Yango Pohl
      ps: Das steht jetzt hier unter dem Beitrag von Herrn Gregor S., aber nur wg. des Bezugs zu den Spüllösungsuntersuchungen. Der Rest hat sich so ergeben.
      Das heißt aber nicht, er käme so davon: wer ist denn der Adressat der Frage nach der Untersuchung von Chlordioxid und Solumium? Wollen Sie nicht die Fragen selbst – und so qualitativ hochwertig wie Ihre WKB – beantworten, damit wir wegkommen vom “Probieren”?
      So gut dieser Blog ist, so gut die Behandlungen sind: es sind nur Fallberichte. Ja, ich lobe ausdrücklich das Präsentieren von Mißerfolgen. Aber… wollen Sie es denn nicht genauer wissen?
      So, mit Rundumschlag allen eine Beule verpasst und mich mal wieder Liebkind gemacht…Biete aber gerne Hilfestellung an, falls tatsächlich Studien geplant würden. Ist ja nicht so, dass ich einen Feldzug für oder gegen erwas unternehmen wollte, ich bin aber der Meinung, dass zu guter Behandlung auch gehört, kritisch zu bleiben und offene Fragen nicht nur wegzuschieben… Und ich halte 7 Jahrzehnte NaOCl in der ZM ohne klinischen Nachweis einer (besseren) Wirksamkeit für hm… zu lang. Oder?

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