2D vs. 3D (VII)

von Christoph Kaaden

Wenn es um den tatsächlichen Nutzen einer DVT-Aufnahme in der Endodontie geht wird gerne danach gefragt, inwieweit das dreidimensional Dargestellte tatsächlich einen Einfluss auf die Therapie hat…

in dem nachfolgenden Fall sieht man (einmal mehr) sehr eindrucksvoll, wie gross der Mehrgewinn an Informationen tatsächlich sein kann und dass sich hieraus sehr wohl (häufig) Konsequenzen auf das weitere Procedere ergeben (können)…

Kurz zur Vorgeschichte: Eine 25-jährige Patientin stellte sich zum Konsil bei uns vor. An den Zähnen 46 und 47 war alio loco vor einigen Jahren eine endodontische Behandlung durchgeführt worden. Da sich jedoch einige Zeit später erneut Beschwerden einstellten wurde daraufhin nach Angaben der Patientin eine Revision sowie eine Wurzelspitzenresektion durchgeführt.

Nachfolgend das jüngst angefertigte Einzelzahnröntgenbild der entsprechenden Region:

Insbesondere die Erfolgsaussicht einer erneuten Revision interessierte die Patienten massgeblich. Nach der Betrachtung der DVT-Aufnahme fiel unsere Beurteilung “eindeutig” aus…

Wir halten eine erneute Revision aufgrund der erkennbaren (wohl WSR-bedingten) Zahnhartsubstanzdefekte für nicht erfolgsversprechend und haben die Extraktionen empfohlen…

ohne das DVT hätte ich ggf. eine erneute Revision empfohlen…

6 Gedanken zu „2D vs. 3D (VII)

  1. Hallo Christoph, gab es denn noch weitere pathologische Befunde? Die Bilder des DVT “erschrecken” einen erst einmal, da wir sie ja vorher nie gesehen haben. Völlig richtig: früher hätten wir natürlich eine Revision durchgeführt. Die Größe des Defektes konnten wir nie beurteilen. Was lässt uns aber nun mit Hilfe des DVT davon abrücken? Es gibt noch keine Arbeit dazu, ob die Größe der Defekte eine Rolle spielt. Das DVT wäre vielleicht hier gerade eine Bereicherung für die Therapie und Zahnerhaltung gewesen. Der Resektionsschliff kann exakt ermittelt werden und die Breite der Wurzel, so dass viel genauer ermittelt werden kann, welche Wurzelkanalanteile unbehandelt geblieben sind.Mein Tipp: Lass dich nicht erschrecken! Wir müssen uns erst einmal daran gewöhnen, dass wir mehr sehen können.
    Micha

    • Hi MichA!

      Würdest Du wirklich bei dem Anblick der Aufnahmen zu einer Revision raten? Die Grösse einer apikalen Aufhellung wäre für mich auch kein kein Knock-Out-Kriterium… aber in diesem Fall sehe ich die Resektionsschliffe als das “Problem” an… Du nicht?
      vg.c

      • Hallo Christoph, dieser Resektionswinkel wird leider immer noch sehr häufig angewendet. Ich habe in den Jahren zuvor davon vor Therapiebeginn keine Ahnung haben können (ohne DVT) und habe solche WKB durchgeführt. Im Ergebnis sieht es in der Nachkontrolle gut aus. Es gibt gerade den Versuch, all diese komplizierten Revisionsbehandlungen nach teilweiser wiederholter WSR wissenschaftlich aufzuarbeiten. Ich habe allein etwa 90 Behandlungsfälle vorliegen mit einem Beobachtungszeitraum von 6 Monaten bis 7 Jahre.
        Wenn ich heute so eine Behandlugn durchführe habe ich mit dem DVT die Möglichkeit, den Resketionsschliff zu beurteilen und die Distanz zwischen den Wurzelkanälen. So kann ich bei nahe beieinander liegenden Wurzelkanälen den Isthmus aufziehen und damit auch besser desinfizieren und dann verschließen.
        In deinem Fall hätte ich auf der Grundlage der DVT-Bilder revidiert.
        Für all die Mitleser muss man aber dazu sagen, dass soetwas nur mit einem Dentalmikroskop und einer minimalinvasiven Ultraschallpräparationstechnik funktioniert. Das Entfernen des Zahnes ist mit Sicherheit zu vertreten. Der zeitliche und apparative Aufwand führt zu hohen Kosten, die selbst von der privaten Versicherung nur zu Anteilen übernommen werden. Selbst die erfolgreiche Therapie führt am Ende zu einer möglichen Unzufriedenheit des Patienten…leider
        Micha

        • Hi MichA!

          Eine Revision kam für mich nicht in Frage. Ich bin der Meinung, dass die Resektion breitflächig zu einer Art Strip-Perforation geführt hat bzw. diese “entstehen” würde, wenn man das Kanalsystem erweitern würde. In diesem Fall handelt es sich in meinen Augen mehr als um “nur” heldenhafte Bemühungen der Erhaltung… ich schätze die Alternativen zur Revision als deutlich erfolgsversprechender ein. Die Kosten, die durch die Revisionsbehandlung anfallen würden sowie der zeitliche Aufwand stehen bei dieser Situation in meinen Augen in keiner Relation zu der Prognose… vg.c

  2. Ich kann ja nur das sehen, was hier sehr verkleinert auf der Seite erkennbar ist…und das ist ja nicht viel. Ich hab dir zwei Fälle geschickt, wo du einen starken Resektionsschliff sehen kannst. Trotzdem konnte ich hinreichend desinfizieren und verschließen. Im Fall 1 ist bereis nach 6 Monaten eine deutliche Verbesserung der Ausgangslage sichtbar. Den Fall 2 haben wir mit Quintessenz live aufgezeichnet. Der wird als DVD sicher Anfang nächsten Jahres dann online oder per Bestellung zu sehen sein. Spannend war es und sehr viel Feinarbeit, dafür aber einzeitig.
    Die Frage der Prognose ist meines Erachtens auf der Grundlage fehlender Daten rein hypothetisch. Betrachtet man die Fälle mit den misslungenen Wurzelspitzenresektionen, ist häufig ein Implantieren gar nicht mehr möglich ohne Augmentation. Wird es unterlassen, folgen die Misserfolge in der Implantatversorgung… In deinem hier vorgestellten Fall ist die Kompakta erhalten, so dass die Wahrscheinlichkeit für den Erfolg der Implantatversorgung höher liegt.
    Micha

  3. Pingback: Die Zeit wird`s zeigen… | Wurzelspitze

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