Linsengericht (I) – Das Flexion Dentalmikroskop von CJ-Optics

von Hans – Willi Herrmann

Früher war alles besser ?

Mitnichten.

Gehen wir zurück in die Jahre 1995 – 1997.

IDS war Pflichtveranstaltung für mich, den frischgebackenen Praxisgründer.
Der Wunsch und einer der Augenmerke des Messerundgangs?
Die Kaufentscheidung für ein Operationsmikroskop zu treffen.

Was gab es zur Auswahl ?

Zwei Zeissmikroskope. Eins für einen Praxisneuling unbezahlbar, eins für immer noch viel Geld, aber funktional unbrauchbar.

Alternativ dazu ?
Ein Leica – Mikroskop.
Noch teurer als das teure Zeiss.

Letztendlich wurde es das hochpreisige Zeiss Pro Magis, die Entscheidung war richtig, nie gereut in all den Jahren, nicht eine Sekunde, aber natürlich hätte ich als junger Praxisgründer gerne ein deutlich günstigeres OPM erwählt.

Gab´s aber nicht.

Und heute ?
Steht eine Vielzahl von – wie man in der Automobilindustrie sagen würde – guten “Mittelklasse – Mikroskopen zur Verfügung. Zeiss Pico, Leica M 320. Global mit seiner neuen A – Serie.

Und – als neuester Vertreter seiner Art – das Flexion Dentalmikroskop von Carsten Jung, der mit seiner Firma CJ-Optics das abdeckt, womit vor 15 Jahren einmal Kaps positiv assoziiert war: Ein kleiner Hersteller, kundenorientiert. Immer bereit, auf individuelle Wünsche der Mikroskopnutzer einzugehen. Angesiedelt räumlich und von seiner Vernetzung her im Dunstkreis von Wetzlar, dem Heimathafen der Firma Leitz, die mit ihren Kleinbildkameras und Objektiven Weltruhm erlangte und bis heute,  als LEICA gebrandet, was die Qualität ihrer optischen Produkte angeht, die Weltspitze definiert.

Und besagtes Flexion- Mikroskop steht nun seit ein paar Tagen bei uns in der Praxis. Endlich. War es doch schon lange angekündigt, aber der Chef der Firma hatte dann doch immer noch eine Neuerung, eine Verbesserung, ein zusätzliches “Feature”, welches er unbedingt anbringen wollte, bevor er uns das Mikroskop zum Testen zur Verfügung stellen würde, damit es auch wirklich einen möglichst guten, nein, den bestmöglichen Eindruck hinterliesse.

So ging das seit der IDS 2014.

“Jetzt ist gut”, sagte dann irgendwann Herr Ermerling von der Firma Hanchadent, dem Flexion- Vertriebspartner, “das Flexion ist so gut, dass es auch unter den kritischsten Blicken bestehen kann” und so gab Carsten Jung seine Zustimmung, das OPM zur Rezension freizugeben.

So kam es vorletzte Woche zu uns.
“Das ist aber schön”, sagte einer meiner Mirtabeiterin, als das Mikroskop geliefert wurde. Was ich schon mal bemerkenswert fand, denn ich erinnere mich noch gut, was vor ein paar Jahren das Mikroskop eines Mitbewerbers (preislich oberhalb des Flexion angesiedelt) als ersten Eindruck hinterließ. “Das bitte nicht” sagte meine Erstassistenz damals.

Und damit war das Thema eigentlich schon durch, denn wenn ein Mikroskop, die Stabilität und Grundkonstruktion betreffend, nicht mal den ersten Sichttest besteht, dann erscheint es in der Tat besser, sofort über alternative Kaufentscheidungen nachzudenken.

Ein erstes, wenn auch zunächst oberflächliches Lob.
Wenn man jetzt allerdings noch weiss, dass die aufgestellte Konstruktion mit Variofocus-Linse, Fotoadapter und Sony APS C Kamera Alpha 6000 für rund 20.000 Euro zu erwerben ist, dann ist das Flexion in der Tat, ein “new kid in town”, dass einen zweiten Blick und eine gründliche Testung verdient.

Denn – die Funktion im Alltag entscheidet letztendlich über “Daumen hoch” oder “Daumen runter”. Und besagtes ZEISS von 1995-1997 konnte es trotz eines “schlagenden” Argumentes von “rund 30.000 DM billiger gegenüber dem Pro Magis” ja nicht schaffen, einen Platz in unserer Praxis erlangen.

Worauf werde ich besonders achten ?
Mein Augenmerk liegt vor allem auf dem umgekehrten Kugelkopf, der die Beweglichkeit sicherstellen soll. Aus der Fotografie aus dem Stativbereich seit längerem schon als Novoflex MagicBall bekannt, muss diese Konstruktion hier beweisen, ob sie gegen Mora – Interface oder sogar Magnetkupplung des Pro Ergo  bestehen kann.

Und dann das LED – Licht.
Wie gross wird die Differenz zum State of the Art – Xenon- Standard ausfallen ?

Darüber mehr demnächst hier.

Handgriff- Problem gelöst (2)

von Hans- Willi Herrmann

Auch in unserer Praxis wurde (wie schon hier beschrieben) vor einigen Wochen vom Zeiss – Kundendienst das ProErgo Handgriff- Problem durch Tausch der vorhandenen Handgriffe gegen neue Handgriffe angegangen.

Um ehrlich zu sein, an unserem Pro Ergo- Mikroskop Baujahr 2007 trat der Fehler schon so lange und tagtäglich auf, dass ich nicht mehr damit gerechnet hatte, dass sich diesbezüglich noch einmal etwas ändern würde.

Umso erfreulicher die kostenlose Umtauschaktion.
Und da es gegenwärtig in Emailforen wieder einmal en vogue scheint, das Zeiss Pro Ergo schlechtzureden, möchte ich noch auf folgenden Umstand hinweisen: Die Funktion der Handgriffe war in unserer Praxis in all der Zeit, in der ich mit diesem tollen Mikroskop – dessen Kauf ich niemals auch nur eine Sekunde gereut habe –  arbeite  (bis auf wenige Ausnahmen, die sich in den vergangenen 7 Jahren an 2 Händen abzählen liessen) immer gewährleistet, da der andere Handgriff weiterhin die Bedienung des Mikroskopes uneingeschränkt zuliess und durch Betätigung des intakten Griffes spätestens nach 2- 3 Auslösungen der funktionslose Griff wieder zur Normalität zurückfand.

Kein praxisrelevantes Problem also.
Aber natürlich bleibt ein “Geschmäckle”, denn vom Spitzenprodukt der Dentalmikroskopie erwartet man –  insbesondere angesichts des Premium- Preises – uneingeschränkte und stets reibungslose Funktion. Zumal Zeiss im nach aussen getragenen Habitus keinen Zweifel daran lässt, das man nicht nur besagte Spitzenposition im Mikroskopbau innehat, sondern daneben/darunter lange, lange nichts nachkommt.

Und so hätte man erwarten können, dass wie bislang der zwar im Kollegenkreis immer wieder auftauchende, aber eben doch nicht konstant vorhandene und gegebenenfalls nicht unter Laborbedingungen reproduzierbare Fehler mit einem Achselzucken quittiert und in bekannter Altkanzlermanier ausgesessen wird.

Ein mittlerweile in der Dentalindustrie nicht unübliches, fast schon zur Normalität gewordenes Vorgehen.  Dessen Folgen, die Hinwendung zu Billiganbietern in den nächsten Jahren erst, dann aber unleugbar zunehmend, sichtbar werden wird.

Mit fatalen Folgen für diejenigen renommierten Firmen, die heute noch in Großtankermanier unbeirrt am “Mia san Mia”- Denken festhalten.

Bei uns kam – wie oben erwähnt – erfreulicherweise nach Voranmeldung der Zeiss- Techniker.
Überprüfte die Handgriffe und tauschte.

Soweit so gut.
Zufällig erwähnte ich im Gespräch mit dem Techniker, dass wir vor 2 Jahren den Zoom-Motor des Pro Ergo getauscht hatten. Dank einer Einbauanleitung von Jörg Schröder war es kein Problem, den Wechsel selbst durchzuführen, das Ersatzteil hatten wir über einen Händler bestellt, der neben anderen Mikroskopen auch Zeiss – Mikroskope vertreibt.

Der Techniker erzählte, dass bei älteren Geräten bei bestimmtem Mikroskopen Motoren zum Einsatz kamen, die mit der zur Verfügung gestellten Ausgangsspannung langfristig Probleme hatten. Bei den neueren Jahrgängen trete dieser Fehler durch Anpassung der Komponenten nicht mehr auf. Er überprüfte darauf hin die zur Ansteuerung des Zoom- Motors notwendige Platine. Und tauschte vorsorglich. Ebenfalls kostenfrei.

Fazit
Über Zeiss wird viel gesprochen und natürlich wird das Schlechte immer gerne und häufig kolportiert, interessanterweise oft auch von Leuten, die gar nichts aus eigener Erfahrung in der Sache berichten könnten, es aber dennoch tun.

Über das Gute redet kaum jemand.
Ein solch kulantes Verhalten weit über die Garantiezeit hinaus wie im vorliegenden Fall ist heutzutage sehr selten geworden und verdient ausdrücklich der positiven Erwähnung.

 

 

 

Praxistest Pico vs. ProErgo

von Stephan Gäbler

Eines der großen Themen in der Endodontie war um die Jahrtausendwende die (breitere) Einführung der Dentalmikroskope. Diese Frage ist inzwischen sicher eindeutig geklärt und zumindest im Bereich der spezialisierten Kollegen wird niemand mehr ohne Dentalmikroskop arbeiten wollen.

Seither ist die Entwicklung der Mikroskope fortgeschritten. Halogen als Lichtquelle hat ausgedient. LED’s sind als neue Option hinzugekommen. Xenon ist eine weit verbreitete Lichtquelle.

Obwohl es von vielen Firmen zahlreiche neue Angebote gibt, haben sich bisher 2 Mikroskope der Firma Zeiss über die ganzen Jahre am Markt behaupten können. Das Pico und das ProErgo. Beide verkörpern nahezu gegensätzliche Philosophien. Einmal gibt es das Pico “puristisch” mit Festbrennweite und Fünfach-Vergrößerungswechsler. Andererseits steht das ProErgo zur Verfügung, welches durch Motorzoom, variable Brennweite und Magnetbremsen punktet.

Ich selber arbeite seit 2000 in meiner Praxis mit Pico’s. Ich war mit den Mikroskopen zufrieden, schätzte die leichte Handhabung. Vor einiger Zeit habe ich die Nikon CoolPix-Kameras durch Sony’s Nex5-Modelle ersetzt. Insgesamt komme ich mit dem “einfachen” Pico besser zurecht, als mit dem Modell mit Mora-Interface.

Nun ergab es sich durch einen massiven Wasserschaden in meiner Praxis, daß ich für 4 Monate gezwungen war, in anderen Praxen zu arbeiten. Das war zum einen die Praxis von Holger Dennhardt in Landshut, zum anderen die Praxis vom Michael Arnold in Dresden, dem ich für die Möglichkeit an der Stelle sehr danken will.
Beide Praxen sind mit Pro-Ergos ausgerüstet. Mein Behandlungsspektrum umfasste, wie “daheim” überwiegend endodontische Prozeduren.
Damit hatte ich wohl so ziemlich einzigartig, die Möglichkeit, beide Mikroskop-Philosophien im laufenden Betrieb über einen längeren Zeitraum zu testen und damit zu vergleichen.

Hier also nun ein erster, zugegebener Maßen, sehr subjektiver, Bericht über meine Eindrücke bei der Umstellung von Pico auf ProErgo:

Die Umstellung lief, nach erster Einführung in die Bedienelemente an den Handgriffen und dem Umstand, daß die ProErgo’s erst “hochfahren” werden müssen, problemlos. Michael Arnold hat einen zusätzlichen Vergrößerungswechsler unter dem Objektiv eingebaut. Das vergrößert die Bauhöhe um einige Zentimeter, die bei meiner Körpergröße dazu führte, daß ich teilweise “nach oben” in das Okular schauen musste, statt “nach unten”. An das notwendige Auslösen der Magnetbremsen gewöhnte ich mich schnell. Auch das “Klacken” der Magnete war nach einer Weile kein Problem mehr. Als Vorteil kann ich die Magnetbremse trotzdem nicht erkennen, da ich “mein” Pico auch mal mit Nase oder Handrücken in die richtige Position bringen konnte.
Vorteilhaft fand ich das Zoomen per Knopfdruck und das motorische Verändern der Brennweite. Beide Funktionen setzte ich anfangs fast garnicht ein und verwendete sie erst mit zunehmender Zeit regelmäßig. Beim Zoomen kann man das Objekt des Interesses im Gegensatz zum Objektivwechsler kontinuierlich im Blick behalten, was einen leichten Vorteil ergibt. Jedoch ist das Vergrößerungs-Spektrum beim Pico wohl leicht größer, zusätzlich verbraucht die Optik auf Grund der größeren Zahl von Linsen wohl etwas mehr Helligkeit. Beides sollte zum Zoomen in Abwägung gebracht werden. Ehrlicher Weise muß ich sagen, daß ich während der 4 Monate keinen Fall hatte, in dem Vergrößerung und Licht an ihre Grenzen kamen, ich kenne aber solche Fälle.
Die Brennweitenänderung führe ich am Pico in der Regel durch Kniedruck in die Rückenlehne des Patientenstuhls durch. Das hat den Vorteil der handfreien Bedienung, führt aber meist zu einer Verschiebung des sichtbaren Ausschnitts. gegen eine Feinregulierung am Objektiv habe ich mich wegen Vergrößerung der Bauhöhe entschieden. Nachdem ich anfangs, meiner Gewohnheit entsprechend, mit der Rückenlehne gearbeitet habe, verwendete ich zunehmend die Knöpfe am Handgriff. Leider erfordert das immer, eine Hand aus dem Arbeitsbereich zu nehmen. Hier habe ich, wie auch bei den anderen Bedienelementen eine alternative Steuerungsmöglichkeit mit Fuß oder z. B. Sprache, vermißt.
Während meine eigenen Mikroskope an Centro-Säulen montiert sind, waren die ProErgo’s deckenmontiert oder auf Rollstativen befestigt. Ich habe keine gravierenden Handlingsunterschiede feststellen können.

Insgesamt geht meine Vergleichseinschätzung nach dem Wechsel zum ProErgo hin unentschieden aus:
Die Vorteile im Handling werden durch zwangsläufige Nachteile fast ausgeglichen. Dem steht eine hohe Preisdifferenz gegenüber.

Mein Fazit
Wenn Geld kein Entscheidungsfaktor ist, der macht mit einem ProErgo nix falsch. Alle anderen sollten die Vorteile gegen den Preisnachteil wichten. Ich könnte mir einzig die Notwendigkeit schwerer Anbauten am Strahlenteiler oder am Objektiv als KO-Kriterien für’s Pico vorstellen.

Ab heute Mittag werde ich wieder zu meinen Pico’s zurück wechseln, ich bin gespannt, ob ich nun, nach der Erfahrung mit den ProErgo’s eine andere Sicht auf die Pico’s haben werde.

Ich werde – zu gegebener Zeit – weiter berichten.

 

 

Neue Wege gehen – UK – Prämolar, 90 Grad gedreht – so ging´s weiter

von Donald Becker

Über diesen Zahn hatte ich hier geschrieben und möchte nun berichten, wie es weitergeht.

Letzten Mittwoch war der Patient nach 12 Wochen Liegezeit des CaOH2 als medikamentöse Einlage nun bei uns zur Wurzelfüllung.

Anbei Fotos/Röntgenbilder zum Fall.

Neue Wege gehen (2)

von Hans – Willi Herrmann

“Schneller, höher, weiter ! ”

Das Motto der olympischen Spiele, aus aktuellem Anlass (Tag 11 in Sotschi)  auf die endodontischer Zugangskavität übertragen, würde lauten: “Kleiner, zierlicher, substanzschonender !”

Und um dem Ganzen einen griffigen Namen zu geben, stellt man einen neuen Anglizismus in den Raum: “ninja access”.

Klingt cool.
Irgendwie geheimnisvoll und nach schier übermenschlichen Superkräften.

Ich persönlich kann mit dem Begriff nichts anfangen.
Mehr als das. Er geht  für mich vollkommen an der eigentlichen Intention vorbei, setzt – im Gegenteil – meines Erachtens einen Akzent, der nicht im Dienst der Sache ist.

Denn es geht eben nicht um ein “So klein wie möglich !”, dessen wahrer Zweck die  Bestätigung des Behandler – Egos darstellt, sondern stattdessen um ein im Dienste der Sache “Nicht größer als notwendig !”, allerdings zwingend mit folgender Grundvoraussetzung:

Durch den vorgenommenen minimalinvasiven Zugang dürfen die endodontischen sowie alle damit in Zusammenhang stehenden vorgeschalteten und nachfolgenden restaurativen Therapien auf keinen Fall in ihrer Durchführung behindert werden oder  dadurch das  aus den durchgeführten Behandlungen resultierende  Ergebnis nachteilig beeinflusst werden.

Der hier aufgeführte Fall soll exemplarisch zeigen, dass eine substanzschonende Vorgehensweise unter Zuhilfenahme von Dentalmikroskop und DVT von Vorteil sein kann. Konkret geht es um den Erhalt der neu angefertigten Zahnersatzversorgung, natürlich unter Beachtung der obengenannten Prämisse.

Der überwiesene Patient trägt  relativ neue  zahn/implantatgetragene ZE- Restaurationen (verankert auf dem natürlichen Zahn 34 und zwei Implantaten in Regio 36 37, als Träger einer Extensionsbrücke 35-37).

MT34-1-3Und Zahn 34, für die Aufnahme einer Teilkrone als Brückenpfeiler präpariert, weisst wenig Retention auf. Umso wichtiger für den Erhalt der weniger als 2 Jahre alten Restauration ist eine möglichst substanzschonende Vorgehensweise bei der Präparation der Zugangskavität, die unter Zuhilfenahme des DVT´s, jedoch nicht navigiert erfolgte.

Nachfolgend 3 erläuternde Fotos.

Noch eine Anmerkung zur Kanalanatomie – Stünde der Zahn orthograd im Kiefer, würde der vorhandene linguale Kanal (Abzweigung bei 16 mm) nicht sichtbar werden. In einem solchen Fall (dem Regelfall wohlgemerkt) würde ich  (Asche auf mein Haupt ) ohne DVT eventuell  diesen auch bei konventioneller Zugangskavität nicht erkennen und demnach nicht behandeln. Ich möchte nicht wissen, wieviele solcher okkulter Kanäle in UK -Prämolaren (die ich persönlich aus genau diesen Gründen zu den schwierigsten Zähnen für die endodontische Behandlung zähle) Tag für Tag im Praxisalltag übersehen werden.

Neue Wege gehen

von Hans – Willi Herrmann

Ich bin mir bewusst, dass dieser Beitrag gegebenenfalls kontrovers diskutiert werden wird. So wie es immer ist, wenn man etwas neu und anders macht als bisher.
Ich möchte niemanden bekehren, viele Wege führen nach Rom, lediglich auf neue und – wie ich finde – interessante Möglichkeiten hinweisen, wie sie bislang in dieser Form nicht zur Verfügung standen.

Nachfolgend  zwei Fälle der letzten Woche: KU13R-1Während man beim ersten Fall (einem devitalen Zahn 13 bei einer 74 jährigen Patientin) sicher darüber streiten kann, ob die gezeigte Vorgehensweise zwingend notwendig wäre (sie ist es nicht, zeigt aber dennoch die Möglichkeiten einer minimalinvasiven Vorgehensweise bei der Trepanation), so liegt im zweiten Fall HH11R-1bei einem 13 jährigen Mädchen eine starke Obliteration des Wurzelkanals vor als Folge eines Traumas in jungen Jahren. Erst bei 13 mm lässt sich mit dem Dentalmikroskop ein erster Hinweis auf den ehemals vorhandenen Wurzelkanal erkennen, ein Befund, den ich auf Grund des geringen Alters und der großen Ausdehnung der apikalen Pulpa nicht erwartet hätte. Ohne die angewandte Vorgehensweise hätte ich Blut und Wasser geschwitzt.  Auch wenn ich bislang schon eine ganze Reihe ähnlich schwierige Zähne (mit tiefen Obliterationen bei selbst unter Dentalmikroskopkontrolle nicht  sichtbarem ursprünglichen Kanalverlauf) behandelt habe, stellen doch solche Ausnahmesituationen jedes Mal wieder eine  Herausforderung dar, über der das Damoklesschwert der Perforation und des Zahnverlustes schwebt.

Umso mehr freut es mich, dass wir in diesem Fall vorhersagbar und mit sehr geringem Substanzverlust die Trepanation des Zahnes durchführen konnten.

May the (Light-) source be with you!

von Jürgen Wettlauffer

Es gibt bei der Anwendung des Mikroskops in der Zahnmedizin, besonders in der Endodontie immer  Dinge von denen man nicht genug haben kann. Zum Beispiel Licht. Und das am Besten ohne hohe Kosten, Wärme, Lärm des Lüfters und möglichst farbentreu.

Bei Festbrennweiten ist der Lichtverlust deutlich geringer als bei den Vario Objektiven. Grund ist die Optik (mehr Linsenflächen beim VarioFocus). Aber auf die deutlich bessere Ergonomie die durch diese Objektive möglich wird (variabler Arbeitsabstand) möchte niemand verzichten. Leider ist die menschliche Sinnesempfindung der Helligkeit etwa dem Logarithmus des Reizes proportional – sie folgt wie viele andere neurologische Prozesse dem Weber-Fechner-Gesetz.  

Dies bedeute in der Praxis, das eine Verdopplung der Lichtintensität geringer wahrgenommen wird.

Zusätzlich sorgt noch ein größerer (aber ergonomischer) Arbeitsabstand  zusätzlich zu Lichtverlust (im Quadrat zum Abstand!).

Aus den oben genannten Gründen müssen wir bis heute mit Lichtverlust leben.

Jetzt bringt eine neue Lichtquelle, (entspricht ca. 300 W –Xenon Beleuchtung) mehr Licht in das  Dunkel des Kanals.

Laut Herstellerangaben hat diese brandneue Technologie viele Vorteile:

Vorteile gegenüber Xenon

-Über 20-fach längere Lebensdauer (ca. 20.000 Std.)

-Kein Anteil von UV- und IR-Licht im Spektrum des generierten Lichts

-Rund 50 % weniger Energieverbrauch gegenüber konventionellen Xenon-Entladungslampen

Vorteile  gegenüber den weißen, konventionellen LED-Lösungen

-Deutlich mehr Licht (bis zu über vier mal so hell)

-Erforderliche Lichtleistungen auch ohne     Übersteuerung der verbauten     Komponenten möglich – Einfache Kühlung und geringere Geräuschentwicklung  -Keine Änderung der Farbtemperatur des Lichts über weite Dimm Bereiche                                                           -Kaum Änderung der Farbtemperatur des Lichts über die Lebensdauer.

Ich hatte am letzten Wochenende die Chance eine absolut neue und innovative Lichtquelle zu testen. Carsten Jung von CJ Consultation kam bei mir in der Praxis zur Teststellung vorbei und ich packte sofort mein Luxmeter aus. Dann haben wir das „gute Stück“ an meinem Kaps und Zeiss Pico Mikroskop angeschlossen.

Gleich vorweg: Diese Lichtquelle ist heller als es mein Luxmeter messen kann!. Ich kann bis max. 400.000 Lux messen. (Dies bedeutet, dass alle Werte über 400.000 Lux geschätzt sind.)

WLKH-WL2KH WLZX-WL1Die deutlich schlechteren Helligkeitswerte  des Zeiss Pico im Vergleich zum Kaps erklären sich durch die Größe der ausgeleuchteten Fläche. Kaps leuchtet einen ca 4.5 cm Durchmesser Kreis aus und Zeiss einen 8 cm Kreis. (siehe Fotos) Die Verteilung des vorhandenen Lichtes auf eine größere Fläche geht zu Lasten der Leuchtintensität.

Hier die von mir gemessenen Lichtwerte (Lux, lx)

KAPS f/250 KAPS, Vario 200mm AA KAPS, Vario 350mm AA PICO f/250 PICO, Vario 200mm AA PICO, Vario 350mm AA
XENON 200.000 lx 130.000 lx 60.000 lx 80.000 lx
Laser LED über 400.000 lx 400.000 lx 135.000 lx 180.000 lx 200.000 lx 70.000
LED, konv. 70.000 lx 60.000 lx 25.000 lx

Kaps Opmi: f/250, sowie Zeiss Pico f/250 : Festbrennweite vom Hersteller

Kaps Xenon sowie Zeiss Xenon: Xenon vom Hersteller

Variofocus  200 – 350 mm Arbeitsabstand (AA) an Kaps / Zeiss :

Variofocus :                            CJ Consultation

Laser LED Lichtquelle :      CJ Consultation

LED „konventionell“   :        LED Nachrüstsatz für Zeiss Pico:  CJ Consultation

Resümee
Sobald ich diese Lampe erwerben kann werde ich dies tun. Sie hat wesentlich mehr Licht, weniger Abwärme und daher deutlich weniger Lärm des Lüfters sowie wesentlich geringere Betriebskosten im Vergleich zu meiner Xenon Beleuchtung.

Disclaimer: Der hier veröffentliche Beitrag gibt ausschließlich die persönliche Einschätzung/Meinung des Gastautors wieder. WURZELSPITZE hat keine Möglichkeit, die Richtigkeit/Neutralität der Aussagen des Beitrags zu verifizieren.

Was zeigt das DVT ? (4) – Resorptionen – Die Antworten Teil 4 : Fall 4

von Donald Becker

Einen “Resorptionsfall” bin ich noch schuldig.
Es war der eine von den 4 Fällen, der nicht mit einer Resorption verknüpft war.
Hier die Geschichte dieses Zahnes:

Der beschwerdefreie Zahn 47 reagierte nicht auf den Kältetest, vestibulär fanden sich 9 mm Sondiertiefe, beim vom Hauszahnarzt überwiesenen 82 jährigen Patienten angesichts seines Alters nichts vollkommen Undenkbares.

Die Fragestellung, weshalb die Überweisung erfolgte: Besteht ein endodontisches Geschehen oder haben wir es mit einem rein parodontalen Problem zu tun ?

Zahn 48, 45

Zahn 48, 45

Kann der Zahn samt Brückenkonstruktion nach endodontischer Behandlung erhalten werden oder sollte die Extraktion beziehungsweise im Sinne einer pallativen Therapie das Belassen des Zahnes propagiert werden.

Gegenüber dem vorhandene Zahnfilm, der ein apikales Geschehen bestenfalls erahnen lies,  zeigte das DVT eine ausgeprägte Lyse des Knochens interradikulär und apikal.

Was zeigt das DVT ? (4) – Resorptionen- Die Antworten Teil 3 : Fall 2

von Donald Becker

Der Patient, Mitte vierzig, beruflich bedingt aus dem nördlichsten Norden Deutschlands ins Rhein- Main- Gebiet umgezogen, war von dem endodontisch ebenso versierten wie renommierten Kollegen  Z aus F an uns zur Weiterbehandlung verwiesen worden.   Zahn 36 war Zustand nach WF und postendodontischer Stabilisierung mittels dentinadhäsiver Kompositrestauration, der Zahn 46, Grund des Praxisbesuchs, zeigte apikale Aufhellungen an beiden Wurzeln.

 

Und da war noch der Zahn 37.
Der Patient war schon vom Kollegen Z darauf hingewiesen worden, dass dieser im Bereich der Kronenpulpa eine Merkwürdigkeit aufwies, die auf ein Resorptionsgeschehen hindeutete.

Was ich davon hielte, fragte mich der Patient. Ich riet, wie der Kollege Z zur Wurzelkanalbehandlung 37. Ob ich denn sicher sein könne, dass der Zahn auch wirklich endodontisch behandlungsbedürftig sei, fragte der Patient, da er keinerlei Schmerzen oder auch nur irgendwelche Beschwerden an diesem Zahn habe.

“Nein, sei ich nicht”, antwortete ich.

Der Patient lehnte ab.

Anfang 2013 dann eine weitere Kontrollaufnahme des nachwievor für den Patienten klinisch unauffälligem Zahnes 37.
Der Patient plante eine KFO – Behandlung der Unterkieferfront und im Vorfeld einen Austausch der Krone 37 (die Verblendung war zwischenzeitlich  teilweise abgeplatzt). Aus diesem Grunde war es ihm nun wichtig, den unklaren Befund einer genauen Diagnose und vor allem Prognose zuzuführen.

Beim Vergleich der beiden Zahnfilme von 2010 und 2013 könnte man eventuell eine Zunahme des Resorptionsgeschehens vermuten, aber wir haben es angesichts des vergangenen Zeitraums hier, wenn überhaupt, mit einem eher marginalen,   keinesfalls einem eindeutigen, eine endodontische Therapie rechtfertigenden Befund zu tun.

Das daraufhin zur Abklärung angefertige DVT zeigte ein ausgedehntes Resorptionsgeschehen im Bereich der mesialen Kronenpulpa und des mesiobukkalen Kanaleingangs.

Der Patient stimmte nun einer Wurzelkanalbehandlung 37 zu, in deren Verlauf die interne Resorption mit ausgedehnten Resorptionslakunen  auch klinisch verifiziert werden konnte und deren Trabekelstruktur sich dann auch im koronalen WF- Anteil widerspiegelt.

Was zeigt das DVT ? (4) – Resorptionen- Die Antworten Teil 2 : Fall 3

von Hans – Willi Herrmann

Fall 3

Zahn 47, 46

Zahn 47, 46

Die 62 jährige Patientin suchte wegen einer unklaren Schmerzsymptomatik im rechten Unterkiefer- Seitenzahnbereich  unsere Praxis auf.

Zahn 45 wurde deshalb schon extrahiert, die Schmerzen persistierten weiterhin, dann kam die Überweisung durch den Hauszahnarzt zur Revision der vorhandenen WF in Zahn 46.

Der Zahn 46 war bislang klinisch unauffällig, die Patientin konnte sich nicht erinnern, wann die WF ehemals erfolgte.

Auf den durchgeführten Klopftest reagierte der Zahn 46 leicht positiv, Zahn 47 reagierte nicht. Eine an Zahn 47 und 46 durchgeführte PA – Messung zeigte unauffällige Taschentiefen an beiden Zähnen.

Die Patientin machte auf uns einen zwiespältigen manischen Eindruck. Ein solch erster Eindruck kann trügen, aber als sich im Konzilgespräch mit dem Hauszahnarzt herausstellte, daß die Patientin, die vom Vorbehandler in der persönlichen Anrede nur mit Vornamen gesprochen hatte und der Eindruck entstand,dass sie diesen seit Kindertagen schon kannte, diesen erst seit wenigen Wochen zum ersten Mal aufgesucht hatte, konnte dies die Fragezeichen nicht entkräften.  Vermutlich jeder von uns kennt solche Patienten. Aussagen bezüglich der Symptomatik, insbesondere, was die Intensität der Schmerzsensation angeht, sind oft zu relativieren, da diese Patientengruppe zu drastischen Beschreibungen neigt. Im Gegensatz zum Hauszahnarzt, der nach dem Zahn 45 den Zahn 46 als Schmerzquelle ausgemacht hatte, vermutete die Patientin den Zahn 47 als Schmerzursache.

Auch wenn nichts auf den Zahn 47 als Grund der Beschwerden hindeutete, passte das im Rahmen der Anamnese zusammengestellte Schmerzprofil und die  klinischen Befunde nicht so recht zur  klinischen Situation des Zahnes 46. Insbesondere die heftige Heiß/Kaltempfindlichkeit irritierte, denn auch wenn der Zahn 46 radiologisch nicht einwandfrei war, so würde man zum Beispiel mit der um die distale Wurzel sichtbaren apikalen Aufhellung eine andere Beschwerdeproblematik vermuten.

Andererseits gab es im Zahnfilm 47 keinen Hinweis auf eine Karies oder eine pulpanahe Füllung. Wäre vielleicht ein Zahn im Oberkiefer die Schmerzursache ? Das diesbezüglich angefertigte OPG gab keine konkreten Hinweise.

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Die Auflösung lieferte das DVT. Rein zufällig im Übrigen, ich hatte den betreffenden Befund  – eine externe Resorption, mesiovestibulär an Zahn 47 (im nachfolgenden Video ab 2.00 Minuten)- in keinster Weise vermutet.

Selbst mit dem Wissen um den vorhandenen Defekt war es danach im Übrigen nur schwierig möglich, klinisch die betreffende Stelle mit einer zahnärztlichen Sonde darzustellen. Und von aussen zu sehen war schon mal gar nix. Die ausgelöste Schmerzsensation bewies dann aber, dass dieser Defekt in der Tat für die seit einiger Zeit vorhandene Schmerzproblematik verantwortlich war. Aber auch mit diesem Wissen war es mir nicht möglich, an Hand des vorhandenen Zahnfilmes die Resorption zu diagnostizieren. Mit viel Fantasie liesse sich nun rückblickendvielleicht die Resorption im Zahnfilm erahnen. Eine gesicherte Diagnose jedoch auf besagten Zahnfilm vorab zu stützen wäre unmöglich. Fakt war jedoch, die Patientin – Manie hin oder her –  hatte den richtigen Zahn als Schmerzursache vermutet.

Der Patientin schlug ich die Deckung des vorhandenen Defekts mit einer dentinadhäsiven Kompositfüllung und nachfolgender Wurzelkanalbehandlung vor.
Angesichts der geringen und eher oberflächlichen Lokalisation der Resorption mit guter Prognose.

Die Patientin entschied sich jedoch für die Extraktion des Zahnes.

Epilog

Vor einigen Wochen suchte die Patientin wegen einer anderen Schmerzproblematik wieder unsere Praxis zur Beratung auf.

Zwischenzeitlich waren nicht nur der Zahn 47, sondern im gleichen zeitlichen Kontext mit der Extraktion 47 war auch der Zahn 46 entfernt worden.