von Hans – Willi Herrmann
Früher war alles besser ?
Mitnichten.
Gehen wir zurück in die Jahre 1995 – 1997.
IDS war Pflichtveranstaltung für mich, den frischgebackenen Praxisgründer.
Der Wunsch und einer der Augenmerke des Messerundgangs?
Die Kaufentscheidung für ein Operationsmikroskop zu treffen.
Was gab es zur Auswahl ?
Zwei Zeissmikroskope. Eins für einen Praxisneuling unbezahlbar, eins für immer noch viel Geld, aber funktional unbrauchbar.
Alternativ dazu ?
Ein Leica – Mikroskop.
Noch teurer als das teure Zeiss.
Letztendlich wurde es das hochpreisige Zeiss Pro Magis, die Entscheidung war richtig, nie gereut in all den Jahren, nicht eine Sekunde, aber natürlich hätte ich als junger Praxisgründer gerne ein deutlich günstigeres OPM erwählt.
Gab´s aber nicht.
Und heute ?
Steht eine Vielzahl von – wie man in der Automobilindustrie sagen würde – guten “Mittelklasse – Mikroskopen zur Verfügung. Zeiss Pico, Leica M 320. Global mit seiner neuen A – Serie.
Und – als neuester Vertreter seiner Art – das Flexion Dentalmikroskop von Carsten Jung, der mit seiner Firma CJ-Optics das abdeckt, womit vor 15 Jahren einmal Kaps positiv assoziiert war: Ein kleiner Hersteller, kundenorientiert. Immer bereit, auf individuelle Wünsche der Mikroskopnutzer einzugehen. Angesiedelt räumlich und von seiner Vernetzung her im Dunstkreis von Wetzlar, dem Heimathafen der Firma Leitz, die mit ihren Kleinbildkameras und Objektiven Weltruhm erlangte und bis heute, als LEICA gebrandet, was die Qualität ihrer optischen Produkte angeht, die Weltspitze definiert.
Und besagtes Flexion- Mikroskop steht nun seit ein paar Tagen bei uns in der Praxis. Endlich. War es doch schon lange angekündigt, aber der Chef der Firma hatte dann doch immer noch eine Neuerung, eine Verbesserung, ein zusätzliches “Feature”, welches er unbedingt anbringen wollte, bevor er uns das Mikroskop zum Testen zur Verfügung stellen würde, damit es auch wirklich einen möglichst guten, nein, den bestmöglichen Eindruck hinterliesse.
So ging das seit der IDS 2014.
“Jetzt ist gut”, sagte dann irgendwann Herr Ermerling von der Firma Hanchadent, dem Flexion- Vertriebspartner, “das Flexion ist so gut, dass es auch unter den kritischsten Blicken bestehen kann” und so gab Carsten Jung seine Zustimmung, das OPM zur Rezension freizugeben.
So kam es vorletzte Woche zu uns.
“Das ist aber schön”, sagte einer meiner Mirtabeiterin, als das Mikroskop geliefert wurde. Was ich schon mal bemerkenswert fand, denn ich erinnere mich noch gut, was vor ein paar Jahren das Mikroskop eines Mitbewerbers (preislich oberhalb des Flexion angesiedelt) als ersten Eindruck hinterließ. “Das bitte nicht” sagte meine Erstassistenz damals.
Und damit war das Thema eigentlich schon durch, denn wenn ein Mikroskop, die Stabilität und Grundkonstruktion betreffend, nicht mal den ersten Sichttest besteht, dann erscheint es in der Tat besser, sofort über alternative Kaufentscheidungen nachzudenken.
Ein erstes, wenn auch zunächst oberflächliches Lob.
Wenn man jetzt allerdings noch weiss, dass die aufgestellte Konstruktion mit Variofocus-Linse, Fotoadapter und Sony APS C Kamera Alpha 6000 für rund 20.000 Euro zu erwerben ist, dann ist das Flexion in der Tat, ein “new kid in town”, dass einen zweiten Blick und eine gründliche Testung verdient.
Denn – die Funktion im Alltag entscheidet letztendlich über “Daumen hoch” oder “Daumen runter”. Und besagtes ZEISS von 1995-1997 konnte es trotz eines “schlagenden” Argumentes von “rund 30.000 DM billiger gegenüber dem Pro Magis” ja nicht schaffen, einen Platz in unserer Praxis erlangen.
Worauf werde ich besonders achten ?
Mein Augenmerk liegt vor allem auf dem umgekehrten Kugelkopf, der die Beweglichkeit sicherstellen soll. Aus der Fotografie aus dem Stativbereich seit längerem schon als Novoflex MagicBall bekannt, muss diese Konstruktion hier beweisen, ob sie gegen Mora – Interface oder sogar Magnetkupplung des Pro Ergo bestehen kann.
Und dann das LED – Licht.
Wie gross wird die Differenz zum State of the Art – Xenon- Standard ausfallen ?
Darüber mehr demnächst hier.