Z.n. Frontzahntrauma von 1984

Die Patientin wurde in unserer Praxis ohne Beschwerden vorstellig.
An dem Zahn 21 wollte niemand mehr etwas machen, die Patientin hatte keine Beschwerden. Erstaunlich was unser Körper aushalten, bzw. kompensieren kann.
An diesem Fall ist (mal wieder) zu sehen, daß die koronale Pulpa nicht vollständig entfernt wurde und und als nekrotisch infizierter Rest verblieb.
Diagnose: infizierte Pulpanekrose, P. apicalis, externe apikale Resorption
Klinische Befunde: keine erhöhte Sondierungstiefen, Lockerungsgrad 0, Sekundärkaries, insuffiziente Füllung.
Die Entfernung der koronalen Pulpareste war unter mikroskopischer Sicht problemlos möglich.
Im apikalen Bereich war ein ausgeprägter Biofilm und gallertartiges Gewebe erkennbar.
nach der Reinigung und Desinfektion ( Zitronensäure 10%, NaOCl 3%, NaCl – Eddy, PIPS mit NaOCl und NaCl ) erfolgte das Einbringen eines Kollagenwiderlagers gegen welches ProRoot MTA appliziert und mit Ultraschall verdichtet wurde.
Die Wurzelfüllung erfolgte mit Guttapercha und koronal wurde der Zahn mit everX Flow Composit und einem Glasfaserstift aufgebaut. Die palatinale Deckfüllung erfolgte mit Beautifil – Composit.


Osterrätsel – Auflösung

Hier hatten wir den Fall erstmals vorgestellt.

Diagnose: reversible Pulpitis als Folge einer Infektion über eine Invagination Typ II nach Oehlers.

Therapie: Entfernen des Schmelzeinschlusses, Pulpaabdeckung und adhäsiver Verschluß.

Interessante Fallbeschreibungen findet man auf Wurzelspitze, auf der Seite vom Swissdentaljournal und in der Endodontie.

Die Behandlung verlief nach Plan. Um eine Verfärbung des Zahnes möglichst zu vermeiden, haben wir Neo MTA verwendet. Leider war das Handling dieses MTA Derivates in der kleinen Kavität etwas problematischer als das gewohnte Produkt ProRoot MTA.
Im eingebrachten Kunststoff war ohne das wir das in der Behandlung klinisch sahen ein Lufteinschluß. Diese zu korrigieren, damit es sich röntgenoloisch besser darstellt, hätte einen weiteren Substanzverlust bedeutet. Gegebenenfalls kann das durchaus später korrigiert werden.

Im Kontrolltermin zeigte sich der Patient glücklich. Der Zahn ist symptomfrei und reagiert normal auf Kältereiz.

Tiefe Verbeugung …

Der heutige Fall ist ein Beispiel dafür, was die menschliche Natur alles erträgt.

Unerwartet besuchte die Patientin uns, nach 2013 wieder. Sie hatte wieder ein Zahnproblem, wie sie sagte.
Sofort hatte ich die Behandlung aus dem Januar 2008 vor meinen Augen.
Einer der Fälle, der Demut lehrte und fast sofort zu Schweißausbrüchen führt.
Wie kam es dazu?

46 sollte entfernt und ein Implantat gesetzt werden. Der HZA konnte den Zahn nach der endodontischen Behandlung nicht verschließen, ohne daß die Patienten Beschwerden bekam.
Dazu kam eine vollständige Obliteratione in der mesialen Wurzel laut Röntgenaufnahme.
Der Kieferchirurg fragte bei uns nach, ob es eine Chance gebe 46 zu erhalten.
DemKollegen erklärte ich, daß man unter mikroskopischer Kontrolle das gebildete Reizdentin erkennen würde und damit die Erschließung der Kanalstruktur möglich wäre.
Daraufhin wurde uns die Patientin überwiesen und es kam zur Behandlung.
Ein DVT gab wir nicht und war zu dieser Zeit auch noch nicht Usus.

Im koronalen Drittel der mesialen Wurzel konnten wir die obliterierten Strukturen nachverfolgen. Im mittleren Wurzeldrittel konnte ich nur noch wenig erkennen.
Damals arbeitete ich mit einem Kaps SOM 32 in Halogenlicht. Das Xenonlicht war in der Reparatur, da es Tage zuvor mit lautem Knall ausgefallen ist…
Kraft meiner Wassersuppe traute ich mir die Behandlung trotzdem zu.
Um eine Perforation zu vermeiden versuchte ich durch das einbringen von Guttapercha aus der Obturapistole die ungefähre Lage zu erkennen und ein Perforation auszuschließen.
in mehreren 2-3h Sitzungen ertastete ich mich so bis in die Nähe des apikalen Wurzeldrittels.
Nach jeder Behandlungssitzung war ich schweißgebadet und verfluchte innerlich meine Aussage zur kontrollierten Aufbereitung obliterierter Kanäle und das defekte, fehlende Xenonlicht.

Die mesialen Kanäle habe ich mit ProRoot MTA gefüllt, ich war mir nicht mehr sicher ob ich nicht doch eine Stripperforation erzeugt hatte. Distal erfolgte die WF mit Guttapercha in modifizierter Schildertechnik. Toll war das Ergebnis nicht und demutsvoll erstatte ich meinem chirurgisch tätigen Kollegen Bericht.

Was würde ich heute machen?
1. Nie ohne 3D Röntgen eine Molarenrevision, schon gar nicht mit obliterierten Kanalstrukturen!
2. Ohne apikale Veränderung (im DVT), nicht einen derartigen Substanzverlust erzeugen.
( Vor allem im koronalen Wurzeldrittel!!)
3. Nie ohne lichtstarke Beleuchtung am Mikroskop arbeiten und entsprechend lichtstarke Spiegel verwenden.
4. Immer eine zurückhaltende realistische Prognose abgeben.

Niemals hätte ich erwartet, daß der Zahn so lange funktioniert – ohne Infraktur.
Eine tiefe Verbeugung vor der biologischen Standhaftigkeit der Zahnsubstanz.

Die Patientin kam ein Jahr nach der Behandlung von 46 auch mit dem 36 zu uns. Diesen haben wir auch “recallt” nach 13 Jahren.


Routine

Der heutige Fall fällt in die Klasse Routine bei stark zerstörten Zähnen in unserem Behandlungsablauf.
Nach Kariesentfernung unter Kofferdam und mikroskopischer Kontrolle wird die Kavität sandgestrahlt. Sind die WK nicht verschlossen werde diese mit Teflonband vorher abgedichtet, damit mir die Gefahr ein Emphysem zu verursachen ausschließen.

Sandstrahlen geschieht bei uns mit reduzierter Druckluft und Aluminiumoxidpulver 50my unter Einsatz des Strahlers von Latin-Dent.
Die Nachbarzähne müssen unbedingt geschützt werden. Entweder durch Kofferdam oder so.

Der HZA sendete uns sein Röntgenbild zu und verstand nicht im geringsten meine Bedenken auf Grund des großen koronalen Substanzverlustes auf langfristigen Zahnerhalt.
Im DVT Schnitt sieht man die großen Substanzverluste.
Der präendodontische Aufbau erfolgte in inkrementellen Schichten mit Beautifil F00 BW und Optibond FL. Die Innenwände dieses Aufbaus verstärken wir im Dentinbereich mit Ever X Flow.
Die Aufbereitung der Kanäle erfolgte mit Handinstrumenten, Profile und Wave One. Zur Desinfektion wurde NaOCl 3% eingesetzt. Die Smealayer- und Debrisentfernung erfolgte mit Zitronensäure 10%.
Nach der Wurzelfüllung wird bei uns standardmäßig die Dentinoberfläche nochmals kurz mit AlO gestrahlt um einen optimalen adhäsiven Verbund zu erreichen und die Denaturierungen durch die Spüllösungen oberflächlich zu entfernen. Die Kunststoffflächen des präendodontischen Aufbaus werden ebenso gestrahlt und anschließend mit Monobond plus silanisiert.

Nach 6 Monaten war in diesem Fall eine deutliche Heilungstendenz erkennbar.

Noch eine Anmerkung in merkwürdigen Zeiten: Da bereits die bloße Nennung eines Produktes auf einer Homepage als Werbung interpretiert werden kann, benennen wir diesen Blogbeitrag (wie auch jeden bereits geschriebenen sowie alle zukünftigen Beiträge, in denen Produkte benannt werden) als unbezahlte Werbung. Sollten wir (jemals) finanzielle Zuwendungen von Firmen erhalten, die Erwähnung bestimmter Produkte betreffend, werden wir die entsprechenden Blogbeiträge als „bezahlte Werbung“ ausweisen.

Kurz berichtet – Apikale Aufhellung – ausgeheilt nach Trauma – reloaded – Recall

Von Christoph Kaaden

Mittlerweile ist diese Behandlung mehr als fünf Jahre her.

Vor Kurzem stellte sich der junge Patient erneut vor, weil der alio loco plazierte Komposit-Aufbau verloren gegangen war…

Zum Glück stellt sich “das Fundament” weiterhin erfreulich dar

:-)

Linsengericht (I) – Das Flexion Dentalmikroskop von CJ-Optics

von Hans – Willi Herrmann

Früher war alles besser ?

Mitnichten.

Gehen wir zurück in die Jahre 1995 – 1997.

IDS war Pflichtveranstaltung für mich, den frischgebackenen Praxisgründer.
Der Wunsch und einer der Augenmerke des Messerundgangs?
Die Kaufentscheidung für ein Operationsmikroskop zu treffen.

Was gab es zur Auswahl ?

Zwei Zeissmikroskope. Eins für einen Praxisneuling unbezahlbar, eins für immer noch viel Geld, aber funktional unbrauchbar.

Alternativ dazu ?
Ein Leica – Mikroskop.
Noch teurer als das teure Zeiss.

Letztendlich wurde es das hochpreisige Zeiss Pro Magis, die Entscheidung war richtig, nie gereut in all den Jahren, nicht eine Sekunde, aber natürlich hätte ich als junger Praxisgründer gerne ein deutlich günstigeres OPM erwählt.

Gab´s aber nicht.

Und heute ?
Steht eine Vielzahl von – wie man in der Automobilindustrie sagen würde – guten “Mittelklasse – Mikroskopen zur Verfügung. Zeiss Pico, Leica M 320. Global mit seiner neuen A – Serie.

Und – als neuester Vertreter seiner Art – das Flexion Dentalmikroskop von Carsten Jung, der mit seiner Firma CJ-Optics das abdeckt, womit vor 15 Jahren einmal Kaps positiv assoziiert war: Ein kleiner Hersteller, kundenorientiert. Immer bereit, auf individuelle Wünsche der Mikroskopnutzer einzugehen. Angesiedelt räumlich und von seiner Vernetzung her im Dunstkreis von Wetzlar, dem Heimathafen der Firma Leitz, die mit ihren Kleinbildkameras und Objektiven Weltruhm erlangte und bis heute,  als LEICA gebrandet, was die Qualität ihrer optischen Produkte angeht, die Weltspitze definiert.

Und besagtes Flexion- Mikroskop steht nun seit ein paar Tagen bei uns in der Praxis. Endlich. War es doch schon lange angekündigt, aber der Chef der Firma hatte dann doch immer noch eine Neuerung, eine Verbesserung, ein zusätzliches “Feature”, welches er unbedingt anbringen wollte, bevor er uns das Mikroskop zum Testen zur Verfügung stellen würde, damit es auch wirklich einen möglichst guten, nein, den bestmöglichen Eindruck hinterliesse.

So ging das seit der IDS 2014.

“Jetzt ist gut”, sagte dann irgendwann Herr Ermerling von der Firma Hanchadent, dem Flexion- Vertriebspartner, “das Flexion ist so gut, dass es auch unter den kritischsten Blicken bestehen kann” und so gab Carsten Jung seine Zustimmung, das OPM zur Rezension freizugeben.

So kam es vorletzte Woche zu uns.
“Das ist aber schön”, sagte einer meiner Mirtabeiterin, als das Mikroskop geliefert wurde. Was ich schon mal bemerkenswert fand, denn ich erinnere mich noch gut, was vor ein paar Jahren das Mikroskop eines Mitbewerbers (preislich oberhalb des Flexion angesiedelt) als ersten Eindruck hinterließ. “Das bitte nicht” sagte meine Erstassistenz damals.

Und damit war das Thema eigentlich schon durch, denn wenn ein Mikroskop, die Stabilität und Grundkonstruktion betreffend, nicht mal den ersten Sichttest besteht, dann erscheint es in der Tat besser, sofort über alternative Kaufentscheidungen nachzudenken.

Ein erstes, wenn auch zunächst oberflächliches Lob.
Wenn man jetzt allerdings noch weiss, dass die aufgestellte Konstruktion mit Variofocus-Linse, Fotoadapter und Sony APS C Kamera Alpha 6000 für rund 20.000 Euro zu erwerben ist, dann ist das Flexion in der Tat, ein “new kid in town”, dass einen zweiten Blick und eine gründliche Testung verdient.

Denn – die Funktion im Alltag entscheidet letztendlich über “Daumen hoch” oder “Daumen runter”. Und besagtes ZEISS von 1995-1997 konnte es trotz eines “schlagenden” Argumentes von “rund 30.000 DM billiger gegenüber dem Pro Magis” ja nicht schaffen, einen Platz in unserer Praxis erlangen.

Worauf werde ich besonders achten ?
Mein Augenmerk liegt vor allem auf dem umgekehrten Kugelkopf, der die Beweglichkeit sicherstellen soll. Aus der Fotografie aus dem Stativbereich seit längerem schon als Novoflex MagicBall bekannt, muss diese Konstruktion hier beweisen, ob sie gegen Mora – Interface oder sogar Magnetkupplung des Pro Ergo  bestehen kann.

Und dann das LED – Licht.
Wie gross wird die Differenz zum State of the Art – Xenon- Standard ausfallen ?

Darüber mehr demnächst hier.

Instrumentenfraktur

von Ostidald Wucker

Ein Fall aus dem Jahr 2014 möchte ich Ihnen heute vorstellen.

Die Patientin wurde uns überwiesen mit einer Instrumentenfraktur. In der Hauszahnarztpraxis wurde bereits versucht das Fragment zu entfernen. Es gelang nicht.  Der Versuch ohne optische Vergrößerung (und hier sehe ich nur das Mikroskop als sinnvoll an) zu arbeiten ist ein Blindflug. Im ungünstigsten Fall kann dadurch der Zahn unerhaltbar zerstört oder das Fragment verlagert werden. Das ist auch bei einem Entfernungsversuch unter Sicht nicht ausschließbar, allerdings ersteres ist weniger wahrscheinlich.
Durch den erfolglosen Versuch war die Patientin sehr skeptisch und hatte sich schon für ein Implantat entschieden. Wir konnten ihr auch keine Wunder versprechen, sahen aber die Fragmententfernung und die Erhaltung des Zahnes als lösbar an.
Nach einigen Wochen hatte die Patientin einen Behandlunsgtermin vereinbart. Der Implantologe, bei welchem Sie sich beraten ließ, riet ihr zum Erhalt des Zahnes. Das überraschte die Patientin und sie traf dann die Entscheidung doch den Erhaltungsversucht zu wagen. Das Recall lässt auf ein weiter positives Langzeitergebnis hoffen.
Uns gefreut hat der Hinweis auf die “fachübergreifende” Entscheidung zum Zahnerhalt.

Leica M320, das Zweite

von Wieland Kärger

Irgendwann im Jahre 2009 oder 2010 habe ich mich dazu entschieden, die Endo nicht nur zu einem beliebten Teil meiner zahnärztlichen Tätigkeit anzusehen, sondern ihr intensivere Aufmerksamkeit zu schenken. Inzwischen füllen die Wurzelkanäle meinen Arbeitstag quasi komplett aus. Schnell reichte damals die Lupenbrille nicht mehr aus und ein Mikroskop musste her. Aus verschiedenen Gründen entschied ich mich für das Leica M320, was im Juni 2011 in der Praxis Einzug hielt.

Seitdem habe ich über 1700 Wurzelkanalbehandlungen konsequent mit diesem Mikroskop durchgeführt. Bei geschätzter durchschnittlicher Behandlungsdauer von 2,5 h pro Zahn, sind das 4250 h „arbeitendes Mikroskop“ oder 177 Tage ununterbrochen Mikroskop „an“. Reparatur oder Wartungskosten bisher genau Null €. Damalige Investition: unter 20 T€.

Nun ging es an die Einrichtung eines zweiten Endozimmers mit der zentralen Frage: was für ein Mikroskop. Ja, ich habe mich wieder für das Leica entschieden. Mit einigen mehr oder weniger guten bzw. nützlichen Neuerungen oder Veränderungen. Ja, und ich habe es getan, ohne mir zur Probe mal ein PROergo o.ä. hinstellen zu lassen. Vielleicht ein Fehler? Ich war mit dem Leica bisher zufrieden (bis auf die Fotos – dazu gleich), eventuell aber nur aus Mangel am Vergleich. Denn was man auf der Messe oder auf einer Tagung durch ein Ausstellungsstück anschauen kann, ist recht weit von der Realität im Patientenmund entfernt, da sind sich sicher alle einig. Großes Manko am Leica ist die Kameratechnik. Fest eingebaut, nicht austauschbar oder „pimpbar“, ein K.-o.-Kriterium für alle Fotofreaks. Da ich keine Vorträge halte und meine Bilder auf großen Leinwänden präsentieren muss, ist die Qualität für mich akzeptabel. Jemand, der mit einem Bildbearbeitungsprogramm versiert umgehen kann, ist sicher in der Lage, durch das Darüberjagen diverser Filter noch einiges herauszukitzeln. Ich beschränke mich lediglich auf das Ränderbeschneiden und einen automatischen Optmierungsfilter. Unschlagbar ist aus meiner Sicht jedoch der Vorteil, dass man einfach ein HDMI-Kabel zwischen Mikroskop und Mitbetrachtungsmonitor hängt (ggf. noch einen Splitter) und fertig. Keine Einstellung des Bildausschnittes nötig, keine zusätzliche Kamera, kein Adapter, kein zusätzliches Kabel. Das zweite Ausschlusskriterium für viele Kollegen ist das Licht. LED bringt sicher nicht so viel wie Xenon, vor allem im apikalen Kanaldrittel. Hier knipst bei Xenon doch noch mal jemand das Licht da unten an, wo es bei LED bei großer Vergrößerung recht finster bleibt. Jeder Xenonnutzer weiß jedoch, dass eine Xenonlampe irgendwann kaputt geht und dann recht teuer ersetzt werden muss. Und Xenon nimmt im Laufe der Zeit an Intensität ab, was man als Nutzer schlecht oder spät bemerkt, wenn nicht regelmäßige Messungen durchgeführt werden.

Ich war gespannt, ob das neue Mikroskop, das vor 3 Wochen installiert wurde, die Kanäle heller ausleuchtet als das alte.

Das konnte ich, zumindest rein subjektiv, nicht feststellen.
Was ist sonst neu? Das „MultiFoc Objektiv“. Es ermöglicht einen größeren Focusbereich, der über einen Drehknopf am Objektiv zu justieren ist (so wie bei Zeiss). Bei ca. 8-facher Vergrößerung beträgt der Focusbereich 10 cm. Das alte Objektiv bietet bei gleicher Vergrößerung lediglich 1,5 cm Focusbereich, ließ sich aber durch leichtgängiges Drehen am gesamten Objektiv mit lediglich einem Finger der linken oder rechten Hand sehr komfortabel bedienen. Das geht jetzt nicht mehr. Ich brauche mindestens zwei Finger und der Drehknopf liegt auf der Seite der meist bevorzugten Hand oder mittig, wo man mit beiden Händen ungünstig hin kommt. Neu, zumindest für mich, ist ist der 0-180° Binokulartubus, der es ermöglicht die Okulare im Verhältnis zum Mikroskopkörper/Objektiv in transversaler Achse um 180° zu rotieren. Bisher hatte ich 45° und habe eigentlich nichts vermisst.

Weiterhin gibt es jetzt den sog. „ErgoOptic Dent“ zur geraden Ausrichtung der Okulare bei schrägem Betrachtunswinkel (bei Zeiss: MORA Interface). Für diejenigen, die z.B. UK-Molaren aus 9- bis 11-Uhr-Position behandeln essentiell. Ich behandle 100% der Kanäle von 12-Uhr-Position, daher nutze ich das nur bei UK-Molaren, die nach lingual gekippt sind. Schulter, Rücken und Nacken danken es.

Fazit
Für mich ein schönes Gerät mit unschlagbarem Vorteil im Preis-Leistungs-Verhältnis.

Endoskop in der Endodontie

von Christian Danzl

Letzte Woche flatterte mir ein Prospekt der Karl Strotz GmbH in die Praxis:

Endoskopisch-unterstütze nicht-chirurgische endodontische Therapie

Ein Endoskop für die Endodontie

So richtig schlau geworden aus dem Prospekt bin ich leider nicht. Auf den 8 Seiten sind eine Abbildung der Miniatur-Geradeausblick-Optik 0° mit egwinkeltem Handstück und abgesetztem Okular, zwei Abbildungen einer Zugangskavität, neun intrakanaläre Bilder, die Abbildung eines Kamerakopfes und zwei Bilder des Telepack X.

So im großen und ganzen weiss ich ungefähr, wie so ein Endoskop funktioniert, man hat ja beim HNO-Kollegen schon mal eines gesehen, schlau werde ich aus den Abbildungen im Prospekt trotzdem nicht, es kommt nicht raus, was man für das System, um es nutzen zu können, alles braucht. Es ist keine komplette Abbildung eines einsatzfähigen Systems vorhanden.
Und die Bilder aus dem Inneren des Kanallumens überzeugen definitiv nicht. Es sind kleine unscharfe und kontrastarme Bilder, die apikale Foramina erahnen lassen.

Was man erfährt, ist, dass die Optik einen halben Millimeter Durchmesser hat, und das Arbeitsende 2 cm lang ist. Ob dieses Arbeitende flexibel ist, und es im Kanal – sollte er soweit aufbereitet sein – um eine Krümmung herumkommt, steht nicht drin, aber ich gehe davon aus, dass es starr ist.

Also der Informationsgehalt des Prospektes und die darin gezeigten intra-OP Bilder sind für mich nicht von überzeugender Qualität.
Egal.
Es ist der Prospekt das mir nicht gefällt, nicht das Gerät.
Gehen wir also davon aus, dass das Gerät eine gute optisch Leistung besitzt, einfach in der Handhabung ist und das hält, was wir uns davon versprechen.

Was bringt uns dann ein Endoskop in der Endodontie?

Ich würde sagen, das, was wir uns in der Endodontie immer wünschen:

Sicht.

Ohne Sicht ist die Endo immer Blindflug.

Momentan stehen uns im optischen Bereich Lupenbrillen und Mikroskope zur Verfügung. Und hier ist das Thema immer Vergrößerung und Licht, um das zu sehen, was wir sehen wollen.
Und besonders mit modernen, starken Lichtquellen und einem guten Mikroskop sehen wir gut.
Allerdings nur bis zur ersten Krümmung im Kanal. Dann sind wir wieder im Blindflug.

Was uns noch zur Verfügung steht sind bildgebende Verfahren, wie  Röntgen – OK, das hatten wir schon immer, und es war uns auch immer zu wenig, ein 3-dimensionales Objekt nur 2-dimensional dargestellt zu haben. In letzter Zeit hat sich die 3-D Bildgebung mit deinem DVT so verfeinert, dass sie für die Endodontie nutzbar ist – sofern man ein Gerät mit geeigneter Auflösung hat.
Ein DVT zeigt uns aber auch nur ein mehr oder weniger abstraktes Bild am Bildschirm von dem, was uns im Zahn erwarten wird. Und zwar zu dem Zeitpunkt, zu dem die Aufnahme gemacht wurde. Sobald sie die Situation ändert, hätte man u.U. auch gerne wieder eine neues Volumen, um eine neue Situation beurteilen zu können. Da kann es schwierig sein, dies nach dem ALARA-Prinzip zu rechtfertigen.

Mit dem Endoskop könnte man also jederzeit – sofern der Zugang groß genug ist – um Krümmungen herum sehen, uns somit:

  • Isthmen und Kanalteilungen sehen
  • Seitenkanäle identifizieren
  • mehrere Foramina erkennen
  • iatrogene Stufen finden und somit leichter umgehen
  • die Lage von frakturierten Instrumenten erkennen und die Möglichkeit deren Entfernung einschätzen, z.B. mit dem Fragremover
  • bei der Revision noch vorhandene Fremdmaterialien erkennen

und das ganze natürlich jederzeit wieder (solange das Wurzelkanalsystem frei ist), ohne den Patienten einer ionisierenden Strahlung aussetzen zu müssen.

Jedoch sehe ich auch etliche Nachteile:

  • wenn der Wurzelkanal nicht leer, bzw. nicht frei von Pulpa oder Debris ist, wird man nichts sehen – ganz im Gegensatz zum DVT
  • sobald das OP-Mikroskop eingestellt ist, hat man ein stabiles Bild und man hat neben der Hand mit dem Spiegel, noch eine Hand frei zum Arbeiten – beim Endoskop heisst es (momentan): Schauen, oder arbeiten.
    Momentan deshalb, weil ich mir vorstellen kann, das Okularteil z.B. am Mikroskop zu befestigen, um wieder eine Hand zum Arbeiten frei zu haben – oder man schaut über den Monitor (was aber beim Mikroskop – sollte man einen angeschlossen haben – definitiv auch keinen Spass macht)
  • sollte man jetzt eine Hand frei haben, wir immer noch die Optik des Endoskopes mit dem Arbeitsgerät (Feile, Sonde et.) um den Platz im Zahn konkurrieren.
  • es ist noch ein Gerät mehr, mit dem das Endozimmer vollgestellt ist, das gereinigt werden muss, das sehr empfindlich ist (ich kann mir nicht vorstellen, dass die Optik viele Stürze verträgt).

Ein “must-have”?

Kann ich so vom Prospekt aus nicht beurteilen.
Dazu müsste man das Gerät mal ein paar Wochen testen.

Kann es ein Mikroskop oder ein DVT ersetzten?
Meiner Meinung nach nicht, denn

  • das Mikroskop erlaubt sehen und arbeiten gleichzeitig
  • das DVT erlaubt den Blick in den Zahn, ohne ihn trepaniert zu haben, somit kann schon vor der Behandlung eine Prognose über die Erhaltungsfähigkeit abgegeben werden

Ich sehe es als “weiteren Pfeil im Köcher”.
Wie groß der Nutzen ist, vermag ich – ohne eine längere Testphase damit – nicht beurteilen.

Bleibt nur noch die Frage nach dem Preis.

Auch die kann ich nicht beantworten, da keine Preisliste dabei war.
Aber ich gehe davon aus, dass der Preis für ein vernünftig einsetzbares System in einem Bereich liegt, der uns wieder sehr stark über die Vergütung der Endodontie in Deutschland zweifeln lässt….

3D-Anatomie du jour – Update

Von Bonald Decker

Heute möchte ich Ihnen das 2D-Update dieser 3D-Anatomie du jour vorstellen.

Wie eigentlich nicht anders zu erwarten stellt sich der Zahn nach Wurzelkanalfüllung im Einzelzahn-Röntgenbild recht “unspektakulär” dar.

post op Röntgenaufnahme

prä op vs. post op

Ich hoffe auf eine 3D-Nachuntersuchung in 6 (-12) Monaten, um besser beurteilen zu können, inwieweit wir der Anatomie und dem bakteriellen Problem gerecht werden konnten…