Trauma nach Radunfall mit Déjà-vu (I)

Von Christoph Kaaden

 

Am Montag dieser Woche stellte sich ein 31-jähriger Mann bei uns vor, der am vorherigen Freitag einen Radunfall hatte (durch Autofahrer beim Abbiegen übersehen)…

Neben einer offenen Fraktur der rechten Zeigefingers mit Teilverlust der Fingerkuppe erlitt er ferner ein dentales Trauma in der oberen Front. Hierbei wurde laut Patient Zahn 21 stark nach palatinal disloziert. Ferner brach ein Teil der Zahnkrone des rechten Schneidezahns ab…

Die Erstversorgung mit Repositionierung von 21, „direkter“ Überkappung von 11 und Schienung erfolgte in einem kieferchirurgischen Notdienst. Eine Röntgendiagnostik erfolgte nicht.

Nachfolgend sehen sie die Eindrücke und Befunde der klinisch-radiologischen Untersuchung …

dabei hatte ich ein gewisses Déjà-vu und  musste zwangsläufig an diese Situation denken…

Trauma nach Radunfall.001

 

ich werde weiter berichten…

 

Nichtbehandlung (I)

Von Bonald Decker

 

Nachfolgend möchte ich Ihnen einen gestrigen Fall vorstellen und Ihre Meinungen dazu einholen…

kurz zur Vorgeschichte:

Der 18-jährige Lion stürzte in der Nacht von Samstag auf Sonntag letzte Woche auf dem Nachhauseweg mit seinem Fahrrad. Daraufhin suchte er mit seinen Eltern in den frühen Morgenstunden die chirurgische Notaufnahme einer Universität auf.

Hier erfolgte in erster Linie eine Untersuchung zum Ausschluss eines möglichen Schädel-Hirn-Traumas (u.a. Kopf-CT etc.)

Da keine allgemeinmedizinischen Besonderheiten vorlagen wurde der junge Mann wieder nachhause entlassen.

Da er am nächsten Morgen weiterhin beträchtliche Schmerzen im Mund-Kiefer-Gesichtsbereich hatte suchte er daraufhin auf eigene Initiative den kieferchirurgischen Notdienst der Universität auf.

Das dort angefertigte Orthopantomogramm sehen Sie hier:

Eine weitere Behandlung in irgendeiner Form erfolgte nicht.

Lion wurde gebeten sich Ende der nächsten Woche (also knapp 7 Tage nach dem Unfall) bei seinem Hauszahnarzt vorzustellen, um die betroffenen Zähne mit Kompositfüllungen restaurieren zu lassen.

Zur akuten Schmerztherapie wurde ihm die Einnahme eines nichtsteroidalen Antiphlogistikums empfohlen.

Aufgrund der weiter vorhandenen Schmerzsituation stellte sich Lion schliesslich am Mittwoch bei seinem Zahnarzt vor. Dort wurde diese Einzelzahnaufnahme angefertigt.

Eine weitere Behandlung erfolgte nicht. Dem Patienten wurde empfohlen sich zur „bestmöglichen“ Behandlung bei uns vorzustellen.

Unsere Befunde vom Mittwoch (4 Tage post traumatisch) im Überblick:

Vipr 12 und 21 +++,  11 ++, 13,22,23 und UK Front ohne Besonderheiten

Perk 12-11 +, 13,22,23 und UK Front ohne Besonderheiten

12-11: LG I

Hier extra- und intraorale Impressionen der Situation:

Meine Fragen an Sie…

was geht Ihnen nach dem Lesen der Krankengeschichte spontan durch den Kopf?

Würden Sie die Kollegen kontaktieren um die Hintergründe der Nichtbehandlung zu besprechen ?…

 

 

 

Quiz du jour 11/17

Von Bonald Decker

 

Liebe „Wurzelspitzler“…

Nachfolgend mal wieder ein „Quiz du jour“…

Eine 48-jährige Patientin wurde uns zur Revision des Zahnes 46 überwiesen.

Kurz zur Anamnese:

  • Z.n. Wurzelkanalbehandlung 1997;
  • Z.n. prothetischer Neuversorgung vor 1,5 Jahren.
  • Seit einigen Monaten Aufbissbeschwerden (=moderates,gleichbleibendes Schmerzbild)
  • weitere klinschen Befunde (Taschensondierung etc.) ohne pathologische Befunde.
  • Weitere Röntgenbilder sind nicht vorhanden

Wie schätzen Sie die Prognose des Zahnes ein?

Welche Herausforderung sehen Sie bei diesem Zahn?

Wie würde Ihre Therapie aussehen?

Nutzen Sie die Kommentarfunktion…

 

 

Schmelzperle

von Ostidald Wucker

In einem DVT des letzten Jahres haben wir eine Schmelzperle als Nebenbefund diagnostizieren können. Im 2dimensionalen Röntgenbild fällt dieser Befund nur dem geübten Betrachter auf.
Die Schmelzperle hier zeigt sich mit einer isolierten Parodontits im Furkationsbereich.

Hier finden Sie noch etwas Literatur zu dieser nicht häufig vorkommenden Paraplasie.

 

 

 

3D-Anatomie du jour

von Bonald Decker

Der nachfolgende Patient wurde uns überwiesen, da es beim Versuch der Trepanation des Zahnes 13 Probleme gab das Wurzelkanalsystem ausfindig zu machen. Im Vorfeld war als radiologischer Zufallsbefund eine lateral gelegene „Zyste“ an diesem Zahn diagnostiziert worden. Als hierfür ursächlich wurde der devitale Eckzahn angesehen…

alio loco angefertigt Aufnahmen Regio 13

Aufgrund der multiplen Befunde unklaren Ausprägungsgrades wurde von uns beim Erstuntersuchungstermin daraufhin ein kleinvolumiges DVT angefertigt. Hier ist in beeindruckender Weise zu sehen, welche 3D-Anatomie dieser Zahn bereithält. Eine solche (laterale) Anatomie habe ich bis dato in dieser Deutlichkeit noch nie gesehen.

Walter Hess lässt grüssen…

Leider hält auch dieser Zahn unsere Perforationswelle weiter am „Rollen“…

Was ist das – apikale Fraktur?

von Ostidald Wucker

An dieser Stelle mal wieder ein Rätselbild mit Auflösung.
Die Aufnahme entstand am Abschluss der Aufbereitung eines vollständig obliterierten Frontzahnes. Die primäre Penetration des verschlossenen Kanallumens gelang mit Profile 15.04. Das Tertiärdentin wurde nahezu vollständig mit Ultraschall entfernt. Die abschließende Desinfektion und Oberflächenglättung erfolgte unter Einsatz der SAF.

Nach Trocknung des Kanals ist das Bild entstanden. Ursprünglich glaubte ich an eine apikale Fraktur. Der Bruch an der SAF war selbst unter Vergrößerung nur schwer zu erkennen.

Die SAF Fragmente lassen sich einfach entfernen. Hier gelang dies mit einer an der Spitze befeuchteten Papierspitze.

 

 

 

Bild des Tages

von Ostidald Wucker et al.

Bisher sind wir nahezu immer von einer bakteriellen Ursache der endodontischen Erkrankungen ausgegangen. Mit dem heutigen Bild scheint nun dies ins Wanken zu kommen.
Erstmals konnte die gemeine Zahnlaus bei einem Fluchtversuch fotografiert werden.
Fast unbemerkt konnte sich die Zahnlaus ( Petrophaga dentali ) unter der Kofferdamklammer verstecken. Wir vermuten eine Subspezies der gemeinen Steinlaus
( Petrophaga lorioti ).

 

 

 

 

 

 

Auflösung: Sicher haben Sie selbst gesehen, daß es sich bei der „gemeinen Zahnlaus“ um Teile eines sich selbstauflösenden Microbrushs handelt.

Die nächste Welle (I)

Von Bonald Decker

Vor zwei Wochen habe ich über die Drei-Strikes-Phase in unserer Praxis berichtet, in der wir aktuell Anhäufungen multipler Fehlschläge der selben Art innerhalb eines Zahnes beobachten.

Mit Bedauern muss ich feststellen, dass bei uns gerade die nächste Welle angerollt ist…

die der Zähne mit Perforationen.

„Beeindruckt“ bin ich von den unterschiedlichen Erscheinungs- und Entstehungsformen dieser Verletzungen. Hier also die ersten Eindrücke anhand von Röntgenbildern und Fotos.

Fall I:

Fall I: Zustand nach Trepanation des Zahnes 16 im zahnärztlichen Notdienst; Zuweisung durch Hauszahnarzt nach Feststellung einer intrakoronalen Perforation

Fall I: Situation intra-operativ: provisorischer Verschluss der Zugangskavität und intrakoronale Blutung unklarer Herkunft

Fall I: Defektdarstellung und provisorischer Verschluss der tatsächlichen Kanaleingänge mittels Guttapercha nach medikamentöser Einlage ; Situation nach MTA-Applikation und Kunststoffabdeckung

Fall II:

Fall II: Zuweisung mit Bitte um Weiterbehandlung nach vergeblicher Kanalsuche disto-bukkal mit Perforation und bereits erfolgter Wurzelkanalfüllung palatinal

Fall II: Intra-operative Situation nach Defektdarstellung bzw. Lokalisation des tatsächlichen disto-bukkalen Systems

Fall III:

Fall III: Zustand nach alio loco durchgeführter Wurzelkanalfüllung Zahn 47 und nachfolgendem  Revisionsversuch bei rekurrierenden Beschwerden; Nebenbefund: V.a. Radix relicta Regio 48

Fall III: Stripperforation mesio-bukkal bei forciertem Entfernungsversuch des Wurzelfüllmaterials

Fall IV:

Fall IV: alio loco angefertigte „Messaufnahme“ bei Zahn 23 mit ausgeprägter apikaler Parodontitis

Fall IV: Screenshot des prä-operativ angefertigten DVTs; bukkale Via falsa mit vestibulärer Perforation

 

Fall IV: Messaufnahme nach endometrischer Längenbestimmung des tatsächlichen Kanalsystems

Und dieser Patient mit folgender Situation hat nächste Woche einen Termin:

Fall V: Alio loco angefertigte „Messaufnahme“ nach vermuteter Perforation des Pulpakammerbodens

„Gefühlt“ haben wir aktuell so viele solcher Fälle wie sonst in sechs bis zwölf Monaten.

Über die genauen Behandlungsabfolgen der einzelnen Situationen berichte ich in den kommenden Beiträgen zu dieser „Welle“… “

 

Erster Tag nach der Sommerpause

Von Bonald Decker

Montag war unser erster Behandlungstag nach der WURZELSPITZE Sommerpause.

Es ging gleich wieder ordentlich „rund“ bei uns und es war eine Menge geboten:

– Revisionsbehandlung bei wiederauftretenden Beschwerden trotz multipler Vorbehandungen

Zahn 16: Wiederauftretende Beschwerden bei Zustand nach alio loco durchgeführter Wurzelkanalbehandlung und nachfolgender Wurzelspitzenresektion inkl. retrogradem Verschluss bukkal mittels Amalgam; apikale Parodontitis mesio-bukkal; Karies 25 distal, 26 mesial

– Beratung hinsichtlich möglicher Erhaltungswürdigkeit eines bereits endodontisch behandelten Zahnes 37 mit rekurrierenden Beschwerden

Zahn 37: Zustand nach zweimaliger endodontischer Behandlung (zuletzt vor 2,5a) und wiederauftretenden Schmerzen

– Kanalsuche und Präparation von vier Kanalsystemen bei massiver Obliteration

Ausgangssituation: Zustand nach alio loco begonnener Behandlung mit Abbruch der Therapie bei mangelnder Darstellbarkeit aller Kanalsysteme

Dokumentation der Orifiziendarstellung disto-bukkal

– Therapie einer iatrogenen Perforation bei Trepanationsversuch

Radiologische Ausgangssituation Zahn 36: Zustand nach Pulpakammerbodenperforation während der Suche nach „fehlendem“ mesio-lingualem Kanalsystem; insuffiziente Restauration distal

– Weiterbehandlung zweier Überweiser nach alio loco begonnenen endodontischen Behandlungen (Zahn 45 bzw. 16 und 17)

Ausgangssituation Zahn 45: Zustand nach alio loco begonnener Behandlung und persistierenden Beschwerden;radiologisch imponiert eine insuffiziente Restauration distal mit Sekundärkaries sowie ungewollt extraradikulär verbrachtes Ca(OH)2; Karies 46 distal

 

Ausgangssituation Zähne 16 und 17: Pulpitische Beschwerden nach Kariesexkavation&Aufbaufüllungen mit nachfolgenden Hohlkehl-Präparationen

– Schmerzbehandlung bei irreversibler Pulpitis

Ausgangssituation Zahn 26: Pulpapenetrierende Sekundärkaries distal

Obgleich es ein anstrengender erster Tag war fällt unser Fazit „trotzdem“ positiv aus: