von Stefan Klinge
Vom 1.- 3. November fand die zweite Jahrestagung der DGET in Leipzig statt. Eine erfolgreiche Veranstaltung. Denn nicht nur hochkarätige Vortragende, sondern auch eine schier nicht enden wollende Zahl an Teilnehmern bescherten nicht nur fachlich, sondern auch menschlich einen regen Austausch. Die Tagung begann am Donnerstag nachmittag mit sieben Workshops, die sich neben verschiedenen Feilensystemen auch mit dem Einsatz des DVT in der Endodontie beschäftigten. Berichten kann ich von dem Kurs über WaveOne, der von Dr. Josef Diemer gehalten wurde. Mal abgesehen von der professionellen Abhandlung des Themas, vermittelt Dr. Diemer das Gefühl als ob er jeden Teilnehmer schon jahrelang kennen würde. Insgesamt ein hervorragender Kurs, der mein Behandlungskonzept mit Protaper / Profile und Pathfiles bestätigte. Das Single File Konzept des WaveOne Systems wurde von Dr. Diemer mit dem Einmalgebrauch der Feilen erklärt, welche als Teil einer hybriden Aufbereitungstechnik zu sehen sind. Dieser erste Kongresstag klang mit der Mitgliederversammlung aus, in der unter anderem über die Arbeit der DGET im Zusammenhang mit der neuen GOZ 2012 berichtet wurde. Hervorgehoben wurde dabei die Arbeit der GOZ AG, bei deren Mitgliedern sich der der Vorstand bei dieser Gelegenheit bedankte. Am Freitag beeindruckte mich der Vortrag über Milchzahnendodontie und Endo nach Trauma im bleibenden Gebiss von Dr. Hubertus van Waes / Zürich. Insbesondere wurde die Rolle des CaOH2 als Stimulation einer Hartgewebsbrücke kritisch hinterfragt und MTA im Vergleich als bessere Alternative empfohlen. Und dies nicht nur bei VitA oder kleinfächiger Eröffnung der Pulpa, sondern insbesondere bei der Behandlung des nicht abgeschlossenen Wurzelwachstums als Folge eines Traumas. Da es aber bei MTA immer wieder zu Zahnverfärbungen käme, wurde eine Alternative dazu entwickelt, die allerdings bis jetzt nicht röntgenopak war. Dies soll sich nun ändern, da eine neue, röntgensichtbare Variante des MED-PZ ( Medizinischer Portlandzement ) in Kürze über eine in der Schweiz ansässige Firma erhältlich sein soll. Es folgte der Vortrag von Prof. Dr. Löst / Tübingen über das Phänomen der Längsfrakturen bei endodontisch behandelten Zähnen. Eine allgemeingültige Aussage über die Ursache einer VRF läßt sich nach heutigem Wissensstand nicht formulieren. Sicher sei allerdings, dass eine vertikale Wurzelfraktur in den wenigsten Fällen bei vitalen Zähnen und bei avitalen Zähnen ohne endodontische Versorgung auftrete. Prof. Dr. Thomas von Arx / Bern brillierte mit einem fesselnden Vortrag über apikale Chirurgie. Mit eindrucksvollen Fallbeispielen konnte er vermitteln, dass eine chirurgische Intervention oftmals durch eine gründliche, präoperative Diagnostik vermeidbar sei. Hierzu zählten nicht nur das DVT sondern in erster Linie auch simple klinische, wie auch radiologische Untersuchungen, wie eine Taschentiefenmessung oder eine exzentrische Zahnfilmaufnahme. Nicht zuletzt sollte man die eigene Diagnose immer nochmals kritisch hinterfragen. Der Vormittag des Samstags wurde komplett vom Vortrag von Prof. Dr. Ove Peters / San Francisco eingenommen. Zum einen ist aus seiner Sicht nicht geklärt, weshalb eine endodontische Therapie gelingt oder misslingt. Denn nichts Wesentliches habe sich seit ca. hundert Jahren geändert, was er mit einem Film über eine endodontische Behandlung aus dem Jahre 1917 untermauerte. Zum anderen liege die Zukunft der Endodontie weniger in der Entwicklung neuer technischer Instrumentarien, als vielmehr im Verständnis komplexer, biologischer Zusammenhänge, wie er am Beispiel der Revaskularisierung verdeutlichte. Dr. Frank Paqué konnte nachfolgend in seinem Vortrag über anatomische Strukturen erneut beeindrucken. Seine Visualisierung des endodontischen Systems mittels MikroCT, läßt staunen und zweifeln zugleich. Insofern unterstützt sein exzellenter Vortrag die Ausführungen seines Vorredners, mehr auf die Biotechnik als auf neue Feilentechnik zu setzen. Der Nachmittag wurde dann durch Dr. Johannes Mente / Heidelberg und Thomas Clauder / Hamburg in einem gemeinsamen Vortrag bestritten. Mit schier unendlichen, aber packenden Fallbeispielen konnten beide Redner ausführlich die Einsatzgebiete von MTA ( Mineral Trioxide Aggregate ) in der Endodontie darlegen. Obwohl auf MTA schon mehrfach in den vorangegangenen Vorträgen eingegangen wurde, konnten beide das Auditorium bis zum offiziellen Ende der Tagung am späten Nachmittag begeistern. Insgesamt zeichnete sich diese Tagung nicht nur durch eine gelungene Auswahl an Vortragenden und Themen aus, sondern auch durch eine fast familiäre Atmosphäre. Ob in den Pausen, abends an der Bar oder zum abendlichen Event in Auerbachs Keller, es fand immer ein reger Austausch statt – ob nun auf fachlicher oder privater Ebene. Ein ganz besonderer Dank gilt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hinter den Kulissen, die mit beispielhaftem Einsatz für einen reibungslosen Ablauf der Tagung sorgten. Im nachfolgenden Video habe ich versucht, zumindest ein paar wenige Impressionen festzuhalten.