Kanonenrohre – Recall

Von Bonald Decker

Erinnern Sie sich noch an unseren „Kanonenrohre“-Fall ?

Falls nicht, hier ein kleiner Rückblick:

Im Januar 2011 starteten wir damals mit der Behandlung von stark kompromittierter Frontzähne und hatten hier den ersten Teil vorgestellt.

Der Abschluss der Behandlung war schliesslich im Sommer 2011 und ist in diesem damaligen Beitrag nachzulesen.

Durch regelmässigen Kontakt mit dem Patienten (und Kollegen) wusste ich von ihm, dass mit den Zähnen seiner Meinung nach „alles in Ordnung“ war. Fistelbildung oder Schwellung waren seither nicht mehr aufgetreten. Trotzdem war ich auf das Ergebnis des für Mai 2014 angedachten ersten radiologischen Recalls gespannt.

 

Zustand nach Revisionsbehandlung mit apikalen MTA plugs von ehemals resezierten Frontzähnen

Zustand nach Revisionsbehandlung mit apikalen MTA plugs von ehemals resezierten Frontzähnen

 

Und hier noch mal die Gegenüberstellung der unterschiedlichen Therapiestadien:

Kanonenrohre_Recall.002Ich bin gespannt, wie es weitergeht…

 

 

Was zeigt das DVT ? (3)- Die Auflösung

von Hans – Willi Herrmann

Im hier vorgestellten Fall suchte die Patientin unsere Praxis zur Revision der vorhandenen Wurzelkanalfüllung an Zahn 46 auf. Anlass war eine vor 9 Monaten aufgetauchte, auf Antibiotikagabe ansprechende extraorale, den Unterkieferrand umfassende Schwellung der linken Gesichtshälfte.

Das angefertigte DVT zeigte, den Zahn 46 betreffend, eher unauffällige Verhältnisse.
Zwar weist die distale Wurzel eine kleine apikale Aufhellung auf, als Ursache für eine massive Schwellung, wie von der Patientin beschrieben, erscheint der Befund aber eher atypisch.

Stattdessen zeigte sich im DVT (ein reiner Zufallsbefund wohlgemerkt) das Vorhandensein eines Speichelsteines im Ausführungsgang der Glandula sublingualis bzw. Glandula mandibularis. Der Speichelstein liegt einige Millimeter unterhalb des Mundbodens und ist daher klinisch nicht sichtbar. Selbst nachdem ich weiß, wo er aufzufinden ist, findet sich im Mund zunächst kein Hinweis. Komprimiert man den Mundboden mit dem Fingern oder einem Spiegel zeichnet sich der Speichelstein sichtbar ab, um nach Wegnehmen des Druckes sofort wieder in der sublingualen Tiefe des Mundbodens zu verschwinden.

Therapie
Chirurgische Exzision des Speichelsteines.

Eine Revision der Wurzelkanalfüllung erscheint nicht kausal notwendig, um eine erneute Schwellung zu verhindern, entsprechende Termine wurden gestrichen.

Bildschirmfoto 2013-05-06 um 20.18.38

Oster-„Ei“

von Bonald Decker

Geschickt wurde uns der Patient, weil seinem Hauszahnarzt die Kombination aus großer apikaler Aufhellung und unvollendetem Wurzelwachstum nicht „geheuer“ war.

Einige Tage vor Erstvorstellung bei uns hatte der junge Patient (16 Jahre) eine submuköse Schwellung Regio 12 entwickelt, die sich durch die Trepanation des Zahnes 12 drainieren liess und so schnell rückläufig war. Ferner wurde dem Patienten ein Antibiotikum verschrieben.

Bei der Erstvorstellung in unserer Praxis einige Tage nach Behandlungsbeginn war keine Schwellung mehr ersichtlich. Über den offenen Zahn entleerte sich (weiterhin) geringe Mengen Sekret.

Röntgenologisch zeigte sich folgendes Bild:

Die weitere Untersuchung ergab, dass auch Zahn 11 devital war und eine apikale Parodontitis aufwies. Ferner imponierte ein diskretes Fistelmaul mesio-palatinal (!). Die Zähne 13 und 14 reagierten bei der Sensibilitätsprobe positiv. Anamnestisch lag im Alter von ca. 11 Jahren ein Frontzahntrauma in der entsprechenden Region vor (wahrscheinlich komplizierte Kronenfrakturen).

Folgende erste Therapieschritte wurden von uns nach eingehender Darlegung aller Optionen durchgeführt.

Therapie:
Anästhesie, Gruppen-Kofferdam-Applikation; Trepanation Zahn 11 und Modifikation der Zugangskavität Zahn 12, Ultraschallaktivierte Spülung mit NaOCl, EDTA und CHX, medikamentöse Einlage (CaOH2) nach Trocknung der Kanalsysteme und fehlender Sekretion, provisorischer Verschluss (Cavit&Ketac molar) der Zugangskavitäten.

Leider entwickelte sich bereits einige Tage danach erneut eine Schwellung in Regio 12. Daraufhin wurde Zahn 12 erneut eröffnet und bei fortlaufender Sekretentleerung nicht wieder verschlossen.

Ein Schritt, der bei uns zur absoluten Ausnahme zählt…

Um ein besseres Bild von der tatsächlichen Ausdehnung des Entzündungsprozesses zu haben wurde daraufhin eine DVT-Aufnahme der Region angefertigt.

Schnell scheint (uns) bei der Betrachtung der Bilder klar, dass eine alleinige nicht-chirurgische orthograde Behandlung wenig (bis gar nicht) erfolgsversprechend sein wird.

Daher ist jetzt ein kombiniertes Vorgehen aus „chirurgischer“ Dekompression (wie z.B. hier nachzulesen) und anschließender endodontischer Behandlung geplant. Eine mögliche Penetration des Nasenbodens durch die große Osteolyse hätte diesen Behandlungsplan übrigens (wohl) zunichte gemacht.

Die weiteren Nachuntersuchungen müssen dann zeigen, ob dieser eingeschlagene „konservative“ Weg den gewünschten Erfolg zeigen wird.

Eines scheint aber klar… alle anderen Behandlungsoptionen (z.B. Zystektomie) bedeuten weitreichende und gravierende Konsequenzen für den jungen Patienten.

Starke Schmerzen (Teil 2)

von Hans – Willi Herrmann

Letzte Woche hatte ich das Röntgenbild eines Schmerzpatienten hier eingestellt und einige Fragen zum Fall zur Abstimmung aufgerufen.
An alle Teilnehmer zunächst vielen Dank für die Beteiligung bei den Umfragen.

Hier nun der Patientenfall im chronologischen Ablauf.

Der Patient suchte unerwartet unsere Praxis auf.
Er hatte wegen starker Zahnschmerzen am Tage zuvor einen Zahnarzt aufgesucht.
Dieser hatte den Zahn 23 und den Zahn 24 trepaniert.
Die Schmerzen blieben.
Zusätzlich stellte sich über Nacht eine Schwellung ein, daraufhin wurde in Regio 23 inzidiert und ein Streifen eingelegt und der provisorische Verschluss an 23 und 24 entfernt.
Die Schmerzen blieben.
Der Patient wurde daraufhin zur WSR an einen Kieferchirurg überwiesen. Er suchte dann, auf Empfehlung einer Verwandten, unsere Praxis auf.

„Wo tuts weh ?“
„Kann ich nicht genau sagen. Hier ! “ Der Patient zeigt auf seine linken Oberkiefer.

„Seit wann tuts weh ?“
„Seit vorgestern“

Wann tut´s weh ? “
„Als ich was Kaltes getrunken habe, zog es tierisch in den Kopf hinein.“

Mit diesem Satz war es sehr einfach geworden, den betreffenden Zahn herauszufinden, denn es war zu vermuten, dass die Schmerzen von einem pulpitischen und somit stark kälteempfindlichen Zahn ausgehen.

Dem Röntgenbild nach wäre hier der Zahn 22 oder der Zahn 21 als Schmerzauslöser zu vermuten.
23 und 24, vermutlich schon länger devital, würden sich anders bemerkbar machen.

Ein durchgeführter Kältetest zeigte: Zahn 21 reagiert normal, Zahn 22 reagiert extrem auf Kälte („ARGGH; genau das ist der Schmerz“) , 23 und 24 reagieren nicht auf den Kältetest.

Die Therapie wurde dann wie folgt durchgeführt:

Anästhesie
Entfernung des eingelegten Drainagestreifens.
Es dauert mehrere Minuten, bis die massive Blutung aus der Inzisionswunde steht.

Trepanation und Wurzelkanalaufbereitung Zahn 22.
Initiale WK 23 und 24, Ultraschallspülung, Medikamentöse Einlage 22, 23,24, Verschluss der Trepanationsöffnungen 22, 23,24.

Die Kontrolle am nächsten Tag ergab Schmerzfreiheit und einen vollständigen Rückgang der Schwellung.

In der darauffolgenden Sitzung wurde der Zahn 23 und 24 mit einer Kunststofffüllung aufgebaut und die Wurzelkanalaufbereitung an den Zähnen 23 und 24 zu Ende geführt.

Wie es mit dem Zahn weitergeht, sowie eine Analyse des Geschehens und Tipps zur Vorgehensweise in unklaren Schmerzfällen demnächst als Fortsetzung dieses Beitrages.

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