Adventskalender 2015 – 1. Dezember

von Hans – Willi Herrmann
WOG-1Ich möchte auch in diesem Jahr die Adventszeit zum Anlass nehmen, Geräte/Instrumente/Materialien, die sich in unserer endodontischen Praxis besonders bewährt haben, auszuzeichnen. Das Augenmerk liegt dabei besonders auf den Newcomern, also denjenigen Dingen, die 2015 erstmalig bei uns zum Einsatz kamen und die wir  innerhalb kürzester Zeit so ins Herz geschlossen haben, dass wir nicht mehr darauf verzichten wollen.

Eröffnen möchte ich den bunten Reigen (im Hintergrund läuft gerade im Radio Ponchiellis Tanz der Stunden aus  “La Giaconda”; das bewirkt zwangsläufig die blumigen Redewendungen) mit den Wave One Gold – Instrumenten der Firma Maillefer.

Über die Vorzüge dieser Instrumente habe ich im September, unter anderem mit beigefügtem Video hier berichtet und in jenem Artikel auch schon eine Reihe von Gründen genannt, warum ich diese Instrumente so schätze. Seitdem sind weitere 3 Monate vergangen und die Wave One Gold haben ihren Stammplatz im Team weiter ausgebaut. Zu Lasten der VDW MTwo- Instrumente, wohlgemerkt, mit denen ich seit nunmehr bald 12 Jahren standardmäßig arbeite. Und das alleine ist schon einmal eine Ansage.

An zwei Beispielen der letzten Woche möchte ich den besonderen Nutzen herausstellen:

Zum einen behandelte ich einen Unterkieferprämolaren mit einem im zentralen Kanal tiefer intrakanalär abgehenden zweiten lingual gelegenen Kanal.  Ich habe ein gelbes Wave One Gold- Instrument vorgebogen und bin dann tastend im Kanal nach unten, bis ich das Instrument mit der Spitze in den Kanaleingang einführen konnte.  Bei deutlichem  Widerstand erfolgte dann die Betätigung des Anlassers und los ging es mit der maschinellen Aufbereitung. Weitere Instrumente nun einzuführen ist von nun an nach dieser initialen Bearbeitung deutlich einfacher möglich, wenngleich weiterhin die vorgebogenen größeren Wave One – Instrumente von Vorteil sind. Auf konventionellem Wege hätte ich hier deutlich weiter nach vestibulär aufziehen müssen. Auch die maschinelle Aufbereitung wäre deutlich schwieriger gewesen.

Zweiter Fall.
Ein Zahn 27 bei extrem eingeschränkter Mundöffnung und extrem geringer interokklusaler Distanz. Selbst Instrumente von 21 mm Arbeitslänge liessen sich nicht einführen, weder mit Handstück noch von Hand. Hier war guter Rat teuer. Letzendlich war es möglich, die Wave One Gold Instrumente vorzubiegen, um dann unter Sicht die Instrumentenspitze des gebogenen Instrumentes in den Kanaleingang einzulochen. Danach erfolgte wieder die Betätigung des Anlassers und die maschinelle Aufbereitung der Wurzelkanäle. Es ist in diesem Zusammenhang im Übrigen sehr erfreulich , dass die Aufbereitung bis 35/100 mm mit 3 Instrumenten durchgeführt werden konnte. In solche schwierigen Situationen ist jedes Instrument, das nicht benutzt werden muss, ein riesiger Vorteil.

Eingehen möchte ich noch auf folgende Fragen, die ich in diesem Beitrag zur IDS 2015- Neuheit “Wave One Gold”in den Raum gestellt habe:

“Bliebe nun der Acid- Test: Die Bewährung in der tagtäglichen Praxis.

Ist Wave One Gold genauso fehlerunanfällig wie Reciproc ?
Genauso wenig bruchanfällig ?
Was ist in den Fällen, in denen Reciproc nicht/nicht optimal auf Arbeitslänge geht ?
Wird Wave One Gold hier eventuelle Vorteile ausspielen können ?”

Nach mehr als einem halben Jahr tagtägliches Arbeiten mit diesen Instrumenten kann ich sagen: Es kam bislang zu keiner Instrumentenfraktur eines Wave One Gold- Instrumentes. Ich persönlich halte die VDW Reciproc 25- Instrumente für weniger bruchanfällig als die Wave One Gold 20 und 25.

Bislang klinisch zum Tragen kam dies nicht.
Ich rate aber dennoch sicherheitshalber dazu, in schwierigen Kanälen die Instrumente während der Benutzung routinemäßig auf Aufdrehung hin zu untersuchen (kommt immer mal wieder  in schwierigen Kanälen vor) und dann gegebenenfalls auszutauschen.

In Fällen, in denen eine VDW Reciproc 25 nicht auf Arbeitslänge geht, leisten die gelben und roten Wave One Gold – Instrumente gute Dienste. Diese Art der Hybrid- Technik ist zur Routineanwendung in unserer Praxis geworden.

Ich möchte nicht mehr darauf verzichten wollen.

 

 

Hoffentlich Allianz versichert ?

von Hans – Willi Herrmann

Die Patientin brachte letzte Woche zur ersten endodontischen Behandlungssitzung ein  Schreiben der Allianz- Krankenversicherung mit.

Es bezog sich auf unseren Heil- und Kostenplan, den wir anläßlich einer WF- Revisionsbehandlung erstellt und der Patientin zur Abklärung der Kostenübernahme ausgehändigt hatten. Das die Notwendigkeit eines DVT´s im Rahmen der endodontischen Behandlung grundsätzlich verneint wurde, ohne dass irgendjemand vorhandene Röntgenbilder begutachtet hatte, ist peinlicher Offenbarungseid des “Nicht Zahlen Wollens” aber nichts Neues.

Zusätzlich jedoch wurde die Erstattung der VDW Flexmaster- und VDW MTwo- Instrumente negiert. Als Untermauerung dieser Vorgehensweise wurde ein gemeinhin bekanntes, weil in diesem Zusammenhang vor 2012 oft zitiertes Gerichtsurteil von 2004 angeführt. Spätere erlassene Urteile, die die privaten Krankenversicherer zur Erstattung verurteilten, wurden nicht aufgelistet.

Seit Inkrafttreten der GOZ 2012   dürfen anfallende Materialkosten, Nickel- Titan- Einmalinstrumente betreffend, dem Patienten in Rechnung gestellt werden können. Eine begrüßenswerte wie längst überfällige Neuerung,  verwende ich in meiner Praxis doch schon seit 2002 alle endodontischen Instrumente als Ein-Patienten- Instrumente.

Dabei ist es unerheblich, ob der Hersteller eine Wiederaufbereitung für dieses Instrument rein technisch als möglich erachtet: Ich verwende alle Instrumente nur bei einem Patienten, weil nur so eine Kreuzkontamination mit Prionen als Auslöser der Creutzfeldt- Jakob- Krankheit sicher ausgeschaltet werden kann.

Des weiteren werden im vorliegendem Fall einer schwierigen Revisionsbehandlung die frakturgefährdeten Nickel- Titan- Instrumente sehr stark beansprucht, so dass insbesondere bei den kleinen Größen gegebenenfalls sogar mehrere Instrumente gleicher Größe zur Anwendung kommen müssen, um das Aufbereitungsziel zu erreichen. Auch dabei spielt keine Rolle, ob der Hersteller das Instrument als Einmalinstrument deklariert hat oder eine Wiederaufbereitung grundsätzlich für technisch möglich hält. Durch die starke Beanspruchung wird das Instrument zwangsläufig im Laufe des Arbeitens zum Einmalinstrument.

Was nun tun, die verweigerte Kostenübernahme betreffend ?
Mit der Versicherung diesbezüglich korespondieren und hoffen, dass – den genannten Argumenten folgend – doch noch eine Kostenübernahme, die Flexmaster- und MTwo – Instrumente erfolgen wird ?

Oder – auf andere, allerdings deutlich teurere, vom Hersteller von vorneherein als Einmalinstrument konzipierte Instrumente zurückgreifen – deren Kostenerstattung aus rein formalen Gründen die Versicherung sich nicht entziehen kann.

Dies wäre der einfachere Weg.

Ich werde beides tun und berichten, für welche Lösung die Allianz sich entscheiden wird.

Wave One Gold – “We have a winner…” IDS – Neuheiten 2015 (2)

von Hans – Willi Herrmann

Es gibt nie nur EIN Aufbereitungssystem.
Nie DAS EINZIGE Instrument für eine bestimmte Ausgabe.

Nehmen wir die maschinellen Gleitpfadinstrumente, die Orifice Shaper, die Instrumente zur finalen apikalen Ausformung.

Immer sind es mehrere Systeme, die zur Auswahl stehen.
Und sehr oft ist es vor allem auch eine Sache der persönlichen Vorlieben, ob ich mich nun für das eine oder das andere Instrument entscheide.

Auch von den reziproken Systemen gibt es gegenwärtig zwei Instrumente, die miteinander konkurrieren.
Maillefer Wave One und VDW Reciproc.

Für mich zumindest gab es hier bislang aber kein “sowohl als auch”. Es waren also keine Nuancen, die den Auschlag gaben, warum ich in den letzten Jahren mit Reciproc gearbeitet habe, sondern vielmehr fiel der Unterschied so eklantant zugunsten von Reciproc aus, dass selbst kostenlose Instrumente mich nicht davon hätten überzeugen können, auf Wave One umzusteigen.

Mit VDW Reciproc arbeite ich im Übrigen grundsätzlich sehr gern und in jedem einzelnen Fall. Seit 2011 bis heute.

Es ist damit nach Profile (1996 – 2001), Lightspeed (1997 – 2001), Protaper (2001 – 2004) und MTwo (2004 – heute)  erst das 5. System überhaupt, das sich dauerhaft in meiner Praxis etablieren konnte. Und das, obwohl ich vermutlich so gut wie jedes in dieser Zeit in Deutschland erhältliche System getestet habe.

Warum ich das schreibe?
Weil es demnach etwas Besonderes ist, wenn das in der Praxis etablierte System einen Nachfolger erfährt. Die Entstehung von Reciproc und Wave One habe ich von 2008 an intensiv mitverfolgen können. Und war als jemand, der seine persönliche  Entwicklung zum Endodontisten Anfang und Mitte der Neunziger ausschließlich mit Maillefer- Instrumenten genossen hat – Maillefer steht für mich  als markenprägendes Endo – Synonym wie Tesa- Film oder Melitta – Kaffeefilter – schlichtweg enttäuscht, dass  die Schweizer ein meines Erachtens ihrer “Heritage” nun so gar nicht gerecht werdendes Produkt wie Wave One auf den Markt gebracht haben.

Aber – “RI -CO-LA –  wer hat´s erfunden, die Schweizer “- Maillefer wäre nicht Maillefer, wenn diese nicht mit der sprichwörtlichen Schweizer Gründlichkeit sich auf ihren Hosenboden setzen, ihre Hausaufgaben machen würden.

Und jetzt mit einem neuen Produkt zurück sind.
Maillefer Wave One Gold.

Neues Instrumentendesign – an ProTaper Next angelehnt.

Also Quader- Querschnitt, Swagger- Effekt, demnach zwei Schneidekanten.
Variable Taper.
Neue Instrumente (20,25,35,45).

Und eine neue Legierung – wärmebehandelt (goldfarben, daher der Name), plastisch verformbar, hochflexibel.

Ein – zugegeben nur erster  Side by Side- Vergleich mit VDW Reciproc (es gab beim OPL- Treffen nur ein Wave One Gold- Instrumentenmuster, daß ich mir für die Praxis aufgespart habe)   zeigt mir:  Sehr interessantes System.
Hätte möglicherweise das Potential, VDW Reciproc in unserer Praxis abzulösen.

Und das ist – siehe meine Aufzählung von oben  – eine bemerkenswerte Aussage.
Eine Ansage.

Bliebe nun der Acid- Test: Die Bewährung in der tagtäglichen Praxis.
Ist Wave One Gold genauso fehlerunanfällig wie Reciproc ?
Genauso wenig bruchanfällig ?
Was ist in den Fällen, in  denen Reciproc nicht/nicht optimal auf Arbeitslänge geht ?
Wird Wave One Gold hier eventuelle Vorteile ausspielen können ?

Ich bin gespannt, wie es weitergeht.

Wann ist ein DVT sinnvoll (3) – Zahn 36 mit radix entomolaris und Instrumentenfragmenten – Die WF

von Donald Becker

Zwischenzeitlich ist die Behandlung des hier und hier vorgestellten Zahnes 36 abgeschlossen und ich möchte über den Verlauf der Behandlung informieren und das Behandlungsergebnis im Röntgenbild darstellen. Man kann trefflich darüber streiten, ob man nicht auch ohne DVT die radix entomolaris und den “middle mesial canal” aufgefunden und bearbeitet bekommen hätte.  In besagtem Fall war ich zumindest erstaunt darüber, wie wenig, um nicht zu sagen gar nicht sich klinisch einen Hinweis auf die radix entomolaris finden liess. BF36_DVT-1Der reguläre distale Kanal lag zudem –  wie im DVT – Screenshot links zu sehen –  mittig zwischen den beiden mesialen Kanälen ohne Verbindung auf Pulpakammerniveau.  Ein Befund, der im Normalfall die Existenz eines weiteren Kanals unwahrscheinlich erscheinen lässt.

In der mesialen Wurzel gelang es, die Instrumentenfragmente zu passieren. Nach Aufbereitung des regulären distalen Kanals bis 60.04 und der anderen Kanäle bis 35.06 wurde nach medikamentöser Einlage schließlich mit der Wurzelkanalfüllung die endodontische Behandlung, sowie in darauf folgender Sitzung mit der  postendodontischen Stabilisierung die Gesamtbehandlung in unseren Händen abgeschlossen. Die Behandlung in Röntgenbildern finden sie in der nachfolgenden Galerie:

Wann ist ein DVT sinnvoll ? – Fortsetzung Beitrag 13.12.2013

von Donald Becker 

Wann ist eine DVT sinnvoll ? In diesem Beitrag vom Dezember 2013 wurde ein Fall vorgestellt, den ich vermutlich in meiner Prä- DVT – Zeit  als nicht DVT – notwendig eingestuft hätte. Die überweisende Hauszahnärztin schlug vor, ein DVT vorab anzufertigen, da ihr ein Instrument im Wurzelkanal frakturiert war.

36_RD2-1Nachfolgend ein DVT- Video und ergänzende Sreenshots des Falles, das zeigt/die zeigen, dass es sich nicht nur um ein, sondern um zwei Fragmente handelt. Darüber hinaus sieht man einen mittleren mesialen Kanal und eine Radix entomolaris.  Die Gegenüberstellung zweidimensionaler und dreidimensionaler Röntgenbilder macht deutlich, welche dieser Befunde inwieweit in den jeweiligen Aufnahmen zu erkennen sind.

Duplizität der Ereignisse – Neuer Pfeil im Köcher

von Donald Becker

Just zu dem Zeitpunkt, an jenen Freitag, an  dem Jörg Schröder hier bei WURZELSPITZE von seinen positiven Erfahrungen  mit den Hyflex CM – Feilen berichtete, saß ich an einem Zahn 36, der mir bei der WF – Revision große Schwierigkeiten bereitete.

Vermutlich die härteste Nuss des Jahres bislang.

Und dieser Umstand war nur am Rande der Tatsache geschuldet, dass zunächst die vorhandene ThermaFil -Wurzelfüllung mit ihren in den Kanal gerammten Kunststoffstiften entfernt werden musste, sondern lag vielmehr in den massiven Stufenbildungen und Verblockungen in allen 4 Kanälen begründet.

Nach 2 Stunden Arbeitszeit hatte ich immerhin in 3 von 4 Kanälen apikale Durchgängigkeit hergestellt. Es fehlte nun noch der mesiobukkale Kanal. Mesiolingual hatte sich eine Wurzelkanallänge von 21 mm herausgestellt, mesiobukkal lag die Stufe bei 15 mm. 6 weitere Millimeter fehlten demnach.

Als ich endlich, nachdem ich fast schon nicht mehr daran geglaubt hatte, den Kanaleingang fand und mit vorgebogenen Handinstrumenten ISO 006 – 015 die Arbeitslänge erreicht hatte, versuchte ich, mit vorgebogenen Hyflex CM – Feilen, die ja für eine solche Situation besonders geeignet erscheinen, den Wurzelkanal aufzubereiten.

Mein Plan war es, das vorgebogene 15.04er Hyflex CM- Instrument über die Stufe hinweg in den Kanal einzuführen, dann das Endo- Winkelstück anzuklipsen und maschinell die weitere Kanalaufbereitung durchzuführen.

Wider Erwarten jedoch gelang es mir nicht , das Hyflex CM – Instrument auch nur ein einziges Mal über die Stufe hinwegzuführen. Auch nicht nach noch so viel vergeblichen Versuchen. Letztendlich ging ich dazu über, wie gewohnt in solchen Fällen Zug um Zug größer werdend konventionelle Greater Taper NiTi – Instrumente vom Typ ProFile und MTwo vorgebogen einzusetzen.  Mit denen war es mir, wie gewohnt in solchen Fällen, ohne Probleme möglich, die Stufe zu überwinden, um danach in mühevoller vorsichtiger Sisyphus – Arbeit von Hand die Kanäle zu erweitern, bis endlich das erste gerade Niti -Instrument eingeführt werden konnte. Zwischen den einzelnen NItI – Instrumenten immer wieder durchgeführte Checks mit dem Hyflex CM ergaben ausnahmslos  das niederschmetternde Ergebnis, dass dieses Instrument nicht seinen Weg über die Stufe hinweg fand.

Fazit: Auch beim nächsten Mal werde ich zunächst die Hyflex CM – Feile zum Einsatz bringen, wohlwissend, dass das Instrument funktionieren kann, aber nicht muss. Hyflex CM – die Wunderwaffe ?
Offensichtlich nicht. Zumindest nicht in diesem Fall, im Gegenteil.

Neue(r) (P)feil(e) im Köcher

von Ronald Wecker

Schon das Betrachten des präoperativ angefertigten Röntgenbildes  verhiess eine spannende Begegnung. Die mesiale Wurzel diese 16 war deutlich nach distal gekrümmt und die nach der Krümmung verbleibende Wurzelkanalstrecke war lang.

Auch werden die Vorzüge der Anfertigung eines eigenen Röntgenbildes bei zur endodontischen Behandlung überwiesenen Patienten deutlich. Im Bereich des distalen Pulpakammerbodens sind deutlich kleine röntgenopake Fremdkörper zu erkennen, die sich in der klinischen Betrachtung als bei der alio loco erfolgten Initialbehandlung dorthin verschleppte Metallpartikel erwiesen. Vor Instrumentierng der Kanleingänge wurden diese unter optischer Kontrolle durch großvolumige Spülung entfernt.

Die zunächst erforderliche Modifikation der Zugangskavität ermöglichte einen geraden Zugang zu allen Kanalsystemen. Der nicht dargestellte MB2 lag deutlich unter der mesialen Randleiste. Während die Aufbereitung von P und DB bis auf die etwas über dem Normalen liegende Arbeitslänge von 24 mm unaufregend war, zierten sich MB2 und vor allem der bereits “anbehandelte” MB1 deutlich.

Nach koronaler Erweiterung und anschleissendem langem Scouten mit vorgebogenen Handinstrumenten der Größe 006, 008 und 010 konnte mit den in unserer Praxis gerne eingesetzten Path-Files nach einiger Zeit Patency erzielt werden.

Die Messaufnahme zeigt jedoch, dass die wahre Hürde noch vor uns lag: Um die lange Strecke nach der Krümmung in MB1 und das multiplanar gekrümmte und sehr enge MB2-System vorhersagbar obturieren zu können, musste eine ausreichend weite und getaperte Aufbereitung erfolgen.

Welchem Instrument sollte ich vertrauen? Meine über viele Jahre geliebten RaCe- Instrumente gibt es seit der Umbenennung in Bio-RaCenicht mehr in allen Durchmessern.

Auf der letzten DGET-Jahrestagung hatte ich Hyflex-Feilen von Coltene erworben, die ich bisher nur für die Überwindung von Stufen in stark gekrümmten Kanalsystemen verwendet hatte.

Die zur Verfügung stehenden Durchmesser und Konizitäten ermöglichen eine fein abgestimmte Aufbereitung, sodass in diesem Fall die mesialen Kanäle bis 30/06 erweitert werden konnten. Die taktile Rückmeldung ist dabei eine für mich sehr angenehme und ist etwas “weicher” als bei ProFiles des Tapers 04. Der Abtrag ist sehr effizient und die mittels ProFile 02 endometrisch überprüfte Dimensionsgenauigkeit der Aufbereitungsweite entspricht meinen Erwartungen.

Obwohl nicht mehr ganz neu auf dem Markt möchte ich in Zukunft die Hyflex-Feilen nicht mehr in meinem “Instrumenten”-Köcher missen.

Nicht unerwähnt soll allerdings bleiben, dass ich die Feilen nach Anwendung an einem Patienten verwerfe.

Frakturierte Instrumente entfernen – noch ein Werkzeug

Von Winfried Zeppenfeld

Frakturierte Instrumente sind immer ein Ärgernis (vor allem, wenn man sie selbst abgebrochen hat), in jedem Fall aber eine endodontische sportliche Herausforderung . Dieses frakturierte Instrument (etwa 5 mm einer MTwo 04/10) ließ sich leicht darstellen und mit Ultraschall lockern. Schon kurz nach der Freilegung bewegte es sich etwa 0,5 mm auf und ab. Unglücklicherweise war die mesiolinguale Wurzel dieses 46 ausgesprochen stark gekrümmt und das gelockerte Instrument ließ sich nicht aus dem Kanal entfernen, weil es immer wieder an die Außenseite der Kurvatur dieses stark gekrümmten Kanals stieß und sich dadurch seiner Entfernung widersetzte. Straight line access hätte einen subcrestalen Zugang erfordert und war deshalb keine sinnvolle Option. Ich habe versucht, das Instrument um die Ecke zu bugsieren und mit der Schlingentechnik nach Michael Arnold herauszuziehen – leider vergeblich. Mein Versuch mit einem ultrafeinen Draht von Nils Widera war ebenso frustran.

Ein Versuch, das Instrument in eine Kanüle anzukleben und so herauszuziehen scheiterte ebenfalls, weil zwischen der Kanüle und dem Instrument ein so großer Winkel war, dass das die Kanüle sich nicht über das Instrument schieben ließ. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass mir eine Hand fehlte: ich hätte eine Hand gebraucht, um den Spiegel zu halten, eine weitere, um die Schlaufe über das Instrument zu bugsieren und eine dritte, um die Drahtschlaufe beim Herausziehen in Position zu halten.
Als nächsten Versuch habe ich eine Sonofeile von Acteon an der Spitze zu einem „U“ gebogen, dieses U hinter die Instrumentenspitze gemogelt und dann Ultraschall aktiviert. Eine Zehntelsekunde später war das Instrument durch die Vibration draußen, nachdem ich vorher 45 min vergeblich herum getrickst hatte.
Wahrscheinlich würde statt des “U” auch reichen, die Spitze rechtwinkelig umzubiegen, so dass sie gerade hinter das frakturierte Instrument gedreht werden kann.

Gelockertes frakturiertes Instrument, das gegen die Außenseite der Kurvatur stößt und sich dadurch nicht entfernen lässt

 

 

 

 

An der Spitze zum “U” gebogen Sonofeile mit dem entfernten Instrument

Video Maschinelle Arbeitsbewegungen bei vollrotierenden Nickel – Titan – Instrumenten

von Hans – Willi Herrmann

Die “Echternacher Springprozession” ist nach bald 15 Jahren schon so etwas wie Allgemeingut geworden, aber ich bin am Wochenende gefragt worden, ob es eine Möglichkeit gäbe, das  im Rahmen des Curriculums der DGET gezeigte Video zum Thema sich noch einmal in Ruhe anschauen zu können und dieser Bitte komme ich gerne nach.

Im Nachfolgenden also ein Video zu maschinellen Bewegungen bei vollrotierenden Nickel- Titan – Instrumenten. Es zeigt pickende und bürstende Bewegungen ebenso wie besagte “Echternacher Springprozession” und im Vergleich zur Original MTwo- Arbeitsbewegung des “simultanous shaping” meine Alternative für Fortgeschrittene, den “Echternacher Pinselstrich”.

BIG FIVE – Endodontie

von Olaf Löffler

Im endodontischen Bereich haben sich in den letzten Jahrzehnten neue Möglichkeiten der Behandlungsdurchführung eröffnet.

Die “Big Five” der modernen Endodontie in unserer täglichen Praxis sind:

– die elektronische Längenmessung,
– der Einsatz des Dentalmikroskops,
– die Verwendung von vollrotierenden oder reziprok rotierenden Nickeltitaninstrumenten
– die ultraschallgestützte Spülung zur hydrodynamischen Präparation
– die digitalen Röntgentechnologien

Natürlich könnten jetzt auch Materialien, wie MTA oder der präendodontische adhäsive Aufbau und der Einsatz von Kofferdam genannt werden. Dies sind Dinge, welche aus unserem Behandlungskonzept nicht wegzudenken sind. Aber besonders entscheidend sind für mich die oben aufgeführten Dinge.

In der kleinen Umfrage haben unsre Leser die Möglichkeit Ihre “big five” zu benennen.
Vielen Dank für Ihre Mitarbeit.