von Torsten Hatzky
Als kürzlich eine Teil-Erneuerung unserer EDV notwendig wurde, sollten die neuen Tastaturen auf jeden Fall hygienefähig sein. Bislang hatte ich aus Platzgründen in den Behandlungszimmern 12“ Notebooks, und die Hygiene habe ich bisher nur durch Disziplin eingehalten: Vor der Behandlung alle erforderlichen Info`s für den nächsten Patienten einsehen, dann erst Handschuhe an. Nach der Behandlung: Handschuhe aus und die erforderlichen Eingaben machen. Das geht schon, aber ich möchte mich nicht dafür verbürgen, dass meine Mitarbeiterinnen dies auch in jedem Fall so gemacht haben – besonders wenn ich es nicht sehen konnte ….. und wenn es mal hektisch wurde, habe ich mich auch manchmal dabei ertappt, dass ich den Weg der korrekten Vorgehensweise versehentlich verlassen hatte.
Bei meiner Recherche fand ich diesen Bericht. Beim Durchstöbern des Webshops vom Hersteller Hoffmann u. Krippner konnte ich feststellen, das es inzwischen zusätzlich zum bekannten MediBoard 2.0 zwei weitere und vor allem kleinere Tastaturen gab. Da HaWi das MediBoard in seinem Langzeitbericht sehr gelobt hatte habe ich, davon ausgehend, dass diese sich nur bezüglich der Grösse unterscheiden, gleich zwei der neuen MiniCleanBoards bestellt.
Sie wurden schnell geliefert, und wir haben sie umgehend in Betrieb genommen. Alle waren spontan vom schönen Design und der „Desinfektions- Erinnerungs-Funktion“ begeistert: Man kann die Tastatur über eine Tastenkombination ganz einfach funktionslos schalten. So können bei der Wisch-Desinfektion keine versehentlichen Eingeben gemacht werden. Danach wird sie mit derselben Kombination wieder aktiviert. Eine kleine LED schaltet von Rot auf Grün und im Hintergrund beginnt eine Zeituhr abzulaufen. Nach 180 Minuten schaltet die LED von Grün auf Gelb und zeigt , dass man doch mal wieder desinfizieren könnte. Macht man dies nicht, erfolgt nach 360 Minuten der Wechsel zu Rot, was anzeigen soll, dass man nun unbedingt desinfizieren muss, auch wenn in der Zwischenzeit überhaupt nicht dran geschrieben wurde. Einen Wechsel des Patienten kann die Tastatur natürlich nicht registrieren. Man kann aber als selbstverständlich voraussetzten, dass in Zusammenhang mit der Aufbereitung des Behandlungsplatzes die Tastatur auch gereinigt wird.
Soweit erst mal ein sehr erfreulicher Eindruck. Nach den ersten Eigaben kam aber leider die grosse Ernüchterung: Das Schreiben macht auf dieser Tastatur keine Freunde. Auch nach mehreren Tagen wurde dies nicht besser. Die Tasten lassen sich nur schwer erfühlen, da sie sich kaum vom Untergrund abheben. Folge: Man spürt nicht wo man ist, und driftet allzu oft irgendwo hin ab. Ausserdem ist der Kontakt unter den Tasten zu klein, so dass man auch deswegen allzu oft daneben trifft. Flüssiges Schreiben ist selbst für eine unserer Mitarbeiterinnen, die fließend 10-Finger-blind zu schreiben gewohnt ist, nicht möglich. Man muss immer ganz genau hinschauen, wo man hindrücken will, damit man wirklich trifft. Und dann ist auch noch der Anschlagdruck gewöhnungsbedürftig und gleichzeitig die Rückmeldung des erfolgten Tips recht unpräzise. Folge: Ich habe noch nie so viele und vor allem ungewöhnliche Tipfehler gemacht. So kam es oft dazu, dass das gleiche Zeichen zweimal getippt war, nachdem es beim ersten Anschlag nicht geklappt hatte. Dies konnten meine Mitarbeiterinnen ebenfalls bestätigen und es wurde der Wunsch geäussert, die Tastaturen zurückzugeben.
Nach Rückfrage bei der Schweizer Niederlassung des Herstellers hatte man zunächst einmal wenig Verständnis für unser Problem und ich bekam die Info, dass die Tastatur ja eigentlich nur für kurze Eingaben gedacht sei und nicht für längere Texte. Das wurde aber im Web-Shop nirgendwo zur Sprache gebracht. Jedoch bot man an, uns zwei andere Tastaturen für weitere Versuche zuzuschicken.
So hatte ich Gelegenheit, sowohl das etwas grössere CleanBoard und im Vergleich dazu auch das MediBoard zu testen. Das Foto zeigt alle drei Tastaturen im Grössenvergleich. Gleich vorab: Das etwas grössere CleanBoard hat die selbe praktische Erinnerungsfunktion, schreibt sich aber kaum besser als das MiniCleanBoard. Für kurze Eingaben ist es aber okay. Ich habe mir aber in letzter Zeit immer mehr angewöhnt, aus forensischen Gründen sehr ausführlich zu dokumentieren. So kommen doch recht schnell längere Texte zusammen, die noch dazu in kürzester Zeit geschrieben werden müssen.
Ich kann mir aber vorstellen, dass andere Kollegen dies anders handhaben und mit den CleanBoard Tastaturen hinreichend klar kommen. Sinnreich ist vielleicht auch die Anwendung am Rechner eines digitalen Röntgen-Systems, wo nur schnell die entsprechende Patientendatei geöffnet werden muss und sonst kaum andere Eingaben notwendig sind. Vom Preis her sind sie auf jeden Fall sehr attraktiv: Nur wenig mehr als die Hälfte des Preises, der für das grosse MediBoard zu zahlen ist.
Ganz anders war dann der Eindruck beim MediBoard. Hier konnten wir alle nach nur kurzer Eingewöhnungszeit fliessend längere Texte eingeben, ohne durch technische Unzulänglichkeiten bedingte Fehler. Ich selbst schreibe inzwischen überaus gern damit. Die Tasten haben offensichtlich einen aufwendigeren technischen Aufbau, was sich leider im deutlich höheren Preis niederschlägt. Die Desinfektions-Erinnerungs-Funktion bietet diese Tastatur nicht und man kann sie nicht durch Tastendruck funktionslos schalten. Weiterhin negativ: Sie nehmen leider viel Platz weg und die als Track-Pad gestaltete Maus-Funktion funktioniert mit Latex-Handschuhen nur arg widerwillig. Hier wäre noch Verbesserungspotential.
Da die anderen, zum Teil auch hier vorgestellten Optionen mir nicht so gut gefallen haben, war dann doch schnell entschieden: Das MediBoard wollen wir haben!
Nach erneuter Kontaktaufnahme mit der Herstellervertretung und deutlichem Hinweis auf die unzureichende Beschreibung im Web-Shop, erklärte man sich schliesslich doch bereit, gegen eine Bearbeitungsgebühr von 10% (für die erforderliche Neuverpackung), die bereits gelieferten Mini-CleanBoards zurückzunehmen, wenn ich dafür 2 MediBoard bestelle.
Diese haben wir nun schon mehr als 2 Wochen im Einsatz und sind bislang sehr zufrieden damit.
Disclaimer:
Es besteht beim Autor kein Interessenskonflikt in Form von eigenen finanziellen Interessen oder finanziellen Interessen Dritter, die von einer positiven Berichterstattung profitieren oder eine negative Darstellung behindern.
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