Adventskalender 2015 – 1. Dezember

von Hans – Willi Herrmann
WOG-1Ich möchte auch in diesem Jahr die Adventszeit zum Anlass nehmen, Geräte/Instrumente/Materialien, die sich in unserer endodontischen Praxis besonders bewährt haben, auszuzeichnen. Das Augenmerk liegt dabei besonders auf den Newcomern, also denjenigen Dingen, die 2015 erstmalig bei uns zum Einsatz kamen und die wir  innerhalb kürzester Zeit so ins Herz geschlossen haben, dass wir nicht mehr darauf verzichten wollen.

Eröffnen möchte ich den bunten Reigen (im Hintergrund läuft gerade im Radio Ponchiellis Tanz der Stunden aus  “La Giaconda”; das bewirkt zwangsläufig die blumigen Redewendungen) mit den Wave One Gold – Instrumenten der Firma Maillefer.

Über die Vorzüge dieser Instrumente habe ich im September, unter anderem mit beigefügtem Video hier berichtet und in jenem Artikel auch schon eine Reihe von Gründen genannt, warum ich diese Instrumente so schätze. Seitdem sind weitere 3 Monate vergangen und die Wave One Gold haben ihren Stammplatz im Team weiter ausgebaut. Zu Lasten der VDW MTwo- Instrumente, wohlgemerkt, mit denen ich seit nunmehr bald 12 Jahren standardmäßig arbeite. Und das alleine ist schon einmal eine Ansage.

An zwei Beispielen der letzten Woche möchte ich den besonderen Nutzen herausstellen:

Zum einen behandelte ich einen Unterkieferprämolaren mit einem im zentralen Kanal tiefer intrakanalär abgehenden zweiten lingual gelegenen Kanal.  Ich habe ein gelbes Wave One Gold- Instrument vorgebogen und bin dann tastend im Kanal nach unten, bis ich das Instrument mit der Spitze in den Kanaleingang einführen konnte.  Bei deutlichem  Widerstand erfolgte dann die Betätigung des Anlassers und los ging es mit der maschinellen Aufbereitung. Weitere Instrumente nun einzuführen ist von nun an nach dieser initialen Bearbeitung deutlich einfacher möglich, wenngleich weiterhin die vorgebogenen größeren Wave One – Instrumente von Vorteil sind. Auf konventionellem Wege hätte ich hier deutlich weiter nach vestibulär aufziehen müssen. Auch die maschinelle Aufbereitung wäre deutlich schwieriger gewesen.

Zweiter Fall.
Ein Zahn 27 bei extrem eingeschränkter Mundöffnung und extrem geringer interokklusaler Distanz. Selbst Instrumente von 21 mm Arbeitslänge liessen sich nicht einführen, weder mit Handstück noch von Hand. Hier war guter Rat teuer. Letzendlich war es möglich, die Wave One Gold Instrumente vorzubiegen, um dann unter Sicht die Instrumentenspitze des gebogenen Instrumentes in den Kanaleingang einzulochen. Danach erfolgte wieder die Betätigung des Anlassers und die maschinelle Aufbereitung der Wurzelkanäle. Es ist in diesem Zusammenhang im Übrigen sehr erfreulich , dass die Aufbereitung bis 35/100 mm mit 3 Instrumenten durchgeführt werden konnte. In solche schwierigen Situationen ist jedes Instrument, das nicht benutzt werden muss, ein riesiger Vorteil.

Eingehen möchte ich noch auf folgende Fragen, die ich in diesem Beitrag zur IDS 2015- Neuheit “Wave One Gold”in den Raum gestellt habe:

“Bliebe nun der Acid- Test: Die Bewährung in der tagtäglichen Praxis.

Ist Wave One Gold genauso fehlerunanfällig wie Reciproc ?
Genauso wenig bruchanfällig ?
Was ist in den Fällen, in denen Reciproc nicht/nicht optimal auf Arbeitslänge geht ?
Wird Wave One Gold hier eventuelle Vorteile ausspielen können ?”

Nach mehr als einem halben Jahr tagtägliches Arbeiten mit diesen Instrumenten kann ich sagen: Es kam bislang zu keiner Instrumentenfraktur eines Wave One Gold- Instrumentes. Ich persönlich halte die VDW Reciproc 25- Instrumente für weniger bruchanfällig als die Wave One Gold 20 und 25.

Bislang klinisch zum Tragen kam dies nicht.
Ich rate aber dennoch sicherheitshalber dazu, in schwierigen Kanälen die Instrumente während der Benutzung routinemäßig auf Aufdrehung hin zu untersuchen (kommt immer mal wieder  in schwierigen Kanälen vor) und dann gegebenenfalls auszutauschen.

In Fällen, in denen eine VDW Reciproc 25 nicht auf Arbeitslänge geht, leisten die gelben und roten Wave One Gold – Instrumente gute Dienste. Diese Art der Hybrid- Technik ist zur Routineanwendung in unserer Praxis geworden.

Ich möchte nicht mehr darauf verzichten wollen.

 

 

Ein Traum wird wahr – IDS Neuheiten 2015 (1)

von Hans – Willi Herrmann

Obwohl der entsprechende Beitrag schon Jahre her ist, erreichen mich in schöner Regelmäßigkeit immer wieder – so zuletzt vor ca. einer Woche – Mails, in denen ich gefragt werde, welche Erfahrungen ich mit dem hier beschriebenen kabellosen akkubetriebenen Endo- Handstück “made in China” gemacht habe.

Ich verweise dann immer auf das Datum des Blog – Artikels – es war der 1. April 2011 –  und dass ein solches Winkelstück bis heute lediglich ein wünschenwerter Traum sei, der bedauerlicherweise noch keine Realisierung erfahren habe.

Szenenwechsel.
Es ist Ende Januar und wie jedes Jahr hat Dentsply Maillefer Deutschland auch 2015 einen (mittlerweile nicht mehr ganz so kleinen) Kreis von Endo- Interessierten zusammengerufen, um Ihnen die Neuheiten des IDS- Jahres 2015 vorzustellen.

Und da ist es nun.
Das erste kabellose, weil akkubetriebene Endo- Winkelstück, dass sowohl vollrotierend als auch reziprok arbeiten kann.

Es heißt Maillefer XSmart iQ und wird zur IDS 2015 offiziell einem breiten Publikum vorgestellt werden.

Doch der kabellose Betrieb per se ist nicht das alleinig Innovative. Die Namensendung iQ gibt den entscheidenden Hinweis, denn ausgewählt werden die unterschiedlichen Instrumente, die zur Anwendung kommen sollen, via Ipad. Maillefer hat hierzu eine im Apple App Store erhältliche App entwickelt, die gelinde gesagt, sehr beeindruckend ist. Geht Sie doch weit über das bisher Gekannte an Einstellmöglichkeiten und Infos hinaus.

Ist der XSmart iQ das ideale “Endo-Aufbereitungs”- Gerät ?
Näheres hierzu, sobald ein entsprechender ausführlicher Praxistest stattgefunden hat.

Eines kann ich jedoch jetzt schon sagen.

Maillefer ist – sowohl den Motor als auch die dazugehörige App betreffend –  ein großer Wurf gelungen. Dieses Gerät ist vermutlich das innovativste, was seit dem SET Endostepper auf den Markt gebracht wurde. Kurze Anmerkung für die jüngeren Mitleser – der Endostepper war der erste Torque Control Endo – Motor überhaupt und kam 1999, also vor nunmehr 16 Jahren auf den Markt.

Nachdem wir 2008 schweren Herzens vom Arbeiten mit zwei kabellosen Akku- Handstücken wieder zu kabelgebundenen VDW Reciproc- Motoren und später auch zum Schlumbohm Endopilot Mini zurückgewechselt sind, besteht nun zum ersten Mal die Möglichkeit, wieder kabelos zweimotorig unter dem Dentalmikroskop zu arbeiten.

Ich zitiere mich gerne aus gegebenem Anlaß. “Sechshändiges Arbeiten in der Endodontie ist der Versuch der Kompensation einer suboptimalen Ergonomie der Arbeitsumgebung.” Und damit nicht erstrebenswerter Idealzustand,  sondern – streng genommen – Armutszeugnis, weil lediglich ein personal- und damit auch kostenintensives Arrangement mit dem nicht vermeidbar Schlechten.

In unserem Fall befinden sich die kabelgebundenen Endo – Motoren auf dem Arztelement rechts neben dem Behandler. Ein Instrumentenwechsel erfolgt demnach durch den Behandler notgedrungen mit obligatem  Abwenden vom Mikroskop, oder bedarf hierfür zwingend einer weiteren Assistenz an seiner Seite.

Mit zwei XSmart iQ´s kann auch vierhändig – also nur mit einer Assistenz –  ergonomisch optimal mit reziproken Instrumenten unter dem Dentalmikroskop gearbeitet werden.

Ein Riesenfortschritt.
Endlich.

Der Herbst bringt neue Instrumente/Geräte (4) – ReDent-Nova Endostation und Morita DentaPort ZX OTR

von Hans-Willi Herrmann

Die “reziproke” Aufbereitungsweise ist etabliert. Neuester Beweis für diese These: Zwei neue “herstellerunabhängige” Motoren weisen diese Arbeitsbewegung auf. Die Endostation von ReDent-Nova, dem Erfinder der SAF- Feile und der DentaPort ZX OTR der Firma Morita.

Screenshot 2014-10-27 19.48.27Was mir an der Endostation (die sowohl vollrotierend, aber auch  in Ghassan Yared-Technik, also “reziprok” und mittels SAF- Instrument feilend arbeiten kann) gut gefällt – der automatische Timer, der exakt die Zeit misst, die die SAF-Feile im Kanal arbeitet. Ja, 4 Minuten pro Kanal können sehr, sehr lange sein. Und man ertappt sich immer mal wieder dabei, dass man diese Uhr verflucht. Aber machen wir uns nichts vor. Ohne diese Kontrolle würde man das Reinigungsprotokoll möglicherweise unbeabsichtigt abkürzen.

Die in der Endostation integrierte reziproke Arbeitsbewegung soll im Übrigen exakt den Einstellungen der VDW Reciproc- und Wave One – Instrumente entsprechen, sagt ReDent Nova und beruft sich auf Aussagen des Motoren- Herstellers. Als Reciproc- Anwender der ersten Stunde warte ich sicherheitshalber das Okay von VDW diesbezüglich ab und setze gegenwärtig die Endostation nur mit der SAF- Feile ein und nutze für meine konventionellen NiTi- Instrumente den VDW Gold Reciproc und den Endopiloten von Schlumbohm.

Screenshot 2014-10-27 19.51.45Auch das DentaPort ZX OTR ist ein Gerät mit Dreifachfunktion: Apexlokator, vollrotierende Bewegung und Ghassan Yared- Technik. Allerdings in abgewandelter Form: OTR steht für Optimum Torque Reverse. Soll heißen – solange die Belastung der Instrumente einen bestimmten Grenzwert nicht überschreitet, arbeitet das Instrument vollrotierend. Oberhalb des Grenzwertes macht das Instrument eine 180 Grad- Drehung im Uhrzeigersinn und eine 90 Grad Drehung im Gegenuhrzeigersinn. Das beste zweier Welten, ist man versucht, zu sagen, erlaubt doch die vollrotierende Arbeitsweise den Abtransport der Dentinspäne im Sinne eines Förderschneckenefffektes nach koronal und bei höherer Belastung ist es nicht wie bislang der Motor, der im Sinne eines “Auto Reverse”das Vordringen stoppt und damit den Arbeitsfluß hemmt, sondern er setzt, wenn auch in geänderter Art und Weise instrumentenschonend seine Apikalbewegung fort.

Lässt sich das DentaPort ZX OTR auch mit Reciproc und Wave One – Instrumenten nutzen ?

Man sollte dies annehmen, denn schließlich sind das ja die Instrumente, die den Trend auslösten. Da beide Instrumente jedoch Gewindeschneiden im Gegenuhrzeigersinn besitzen, wäre dies nur möglich, wenn die Arbeitsbewegung gewissermaßen “umpolbar” ablaufen könnte und dies geht meines Wissens (man mag mich berichtigen) gegenwärtig zumindest nicht.

 

 

 

VDW Gold Reciproc Version 2.0

von Hans – Willi Herrmann

Bildschirmfoto 2013-04-14 um 19.29.24

Der VDW Gold Reciproc- Motor wurde mir im Rahmen einer kostenlosen Teststellung im August 2012 zur Verfügung gestellt. Im Gegensatz zu einem bis dato an seiner Stelle verwendeten VDW Silber Reciproc der ersten Stunde zeichnet sich der neue VDW Gold Reciproc durch zwei bedeutsame Unterschiede aus:

Zum einen durch die  Möglichkeit der Nutzung eines in das Gerät integrierten Apexlokators, zum anderen besitzt das Gerät auch im “Reziprok” – Modus eine Sicherheitsfeature im Sinne eines “Auto Reverse Control” bei Überbelastung.

Gleich zu Beginn: Über die ELM – Funktion des Gerätes kann ich im Praxisalltag nichts sagen, weil ich diese nicht nutze. Das hat nichts damit zu tun, dass ich (in der Tat) kein Freund der alleinigen maschinellen Aufbereitung bei simultaner Längenmessung bin, sondern ist der Tatsache geschuldet, dass im Gegensatz zum linksseitig montierten Endopiloten von Zimmer 2 der Aufbereitungsmotor in Zimmer 1 auf dem Arztelement auf der rechten Seite des Behandlungsstuhls seinen Platz findet.
Und daher für meinen Weg der separaten und wiederholt immer wieder stattfindenden ELM zu umständlich die benötigten Kabel herbeigeholt und weggelegt werden müssten. Dieses Manko kann selbst die Zweitassistenz und ein Arbeiten in 6 Hand – Technik nicht wettmachen.

Auch den vom Hersteller als RECIPROC REVERSE Komfortfunktion angepriesenen Überlastschutz der Reciproc – Instrumente habe ich für mich zu Beginn als unnötiges Feature angesehen. Schließlich zeichnet sich ja die VDW Reciproc- Feile von vorneherein dadurch aus, dass sie so gut wie “unkaputtbar” ist. Die bislang 2 Feilenbrüche einer Reciproc- Feile kann ich für meine Person als seit mehreren Jahren nicht aufgetretenes Ausnahmeereignis aus der Testphase mit Prototypen einordnen.

Nach mehr als einem halben Jahr Arbeiten mit dem Gold Reciproc hat sich meine Ansicht, die RECIPROC REVERSE – Funktion betreffend, vollständig gewandelt.
Nicht nur für Anfänger, aus didaktischen Gründen, auch in meinem Praxisalltag hat sich diese Sicherheitsfunktion bewährt.
Ich möchte sie nicht missen und bedauere den Tag, an dem der VDW Gold Reciproc seine Heimreise nach München antreten wird.

Und wer die VDW Reciproc- Feile in der von ihrem Erfinder Ghassan Yared propagierten (ich sach mal “dosiert druckvollen”) Arbeitsweise  einsetzt, der sollte auf jeden Fall auf einen Motor mit  RECIPROC REVERSE – Funktion zurückgreifen, zu groß sind einfach die Vorteile im Einsatz einer solchen Kombination im Vergleich zur bisherigen Version.

TwistedFile Adaptive

 von Oscar von Stetten

Reziproke Arbeitsbewegung ist in aller Munde. Einfacher, schneller, sicherer. Das ist sicher richtig, doch jede Münze hat zwei Seiten. Über eventuelle Nachteile wie apikale Debrisextrusion und eine mögliche Schädigung des Zahnes durch Lastinduzierte Micro-Cracks wird noch zu wenig diskutiert. Die Zeit wird es zeigen, ob wir durch die reziproke Arbeitsweise gewinnen. Mir persönlich sind die erhältlichen Feilen bislang zu steif und zu mächtig. Natürlich kann man jede Feile reziprok betreiben, den passenden Motor vorausgesetzt. Bisher sah ich keine Veranlassung dazu, unsere Aufbereitungsystematik hat sich bewährt. Vor allem die TwistedFiles spielen initial eine grosse Rolle. Ich mag die Feilen gerne, sehr schnittfreudig, sehr flexibel vor allem in den hohen Grössen. Unser Arbeitspferd ist die TF 08/25, dennoch auch mit viel Erfahrung bleibt häufig ein mulmiges Gefühl übrig, vor allem bei komplizierten Anatomien.

SybronEndo wird nun eine Weiterentwicklung der TwistedFile zur IDS präsentieren, die TwistedFileAdaptive (TFA). Die TF wurde nicht viel verändert, der Schnittkantenwinkel wurde angepasst, das Besondere ist jedoch die Arbeitsbewegung: 370° rechts, 50° links. Damit versucht man, der Debrisakkumulation und Extrusion  vorzubeugen. Ob dem so ist, müssen Studien zeigen. Die Ergebnisse, die mir bisher bekannt sind zeigen leichte Hinweise auf die Überlegenheit der TFA anderen Systemen gegenüber, zumindest in dieser Beziehung. Was die Micro-Cracks angeht, so laufen Untersuchungen darüber, es wird spannend. Das System wird als Komplettsystem aufgestellt, es gibt also zur Feile passendes Obturationsmaterial wie einen GP-Träger, GP-Stift und Papierspitzen. Wenn man es denn möchte.

So weit, so gut.

Yeah, noch ein System. Und Yeah, noch ein Motor.

Aber: der Motor ist in seiner Arbeitsweise FREI programmierbar. Damit kann man jede Feile nach seinem Gusto reziprok programmieren. Ein Vorteil, mir stehen damit alle Systeme zur Verfügung. Und: der Kopf ist klein. Sehr klein, so klein wie der meiner Lieblingsmotoren, der NSK Endomate TC2. Ein weiteres Plus: man kann die herkömmlichen TF´s ebenfalls im Reziprok-Modus laufen lassen, was nach einer gewissen Einarbeitungszeit (wie bei allen Systemen) auch Spass macht.

Der grösste Vorteil ist in meinen Augen jedoch die kleinste verfügbare Grösse in 04/20 der TFA. In Zusammenarbeit mit der SAF könnten sich gute Synergien ergeben.

Fazit: nach knapp 60 Kanälen mit TFA kann ich nur die Empfehlung aussprechen, auf der IDS mal am SybronEndo-Stand vorbei zu schauen und sich selber ein Bild zu machen. Für diejenigen, die an eine Anschaffung eines reziproken Systems denken könnte sich der Motor als nützlich erweisen, ist er doch universeller einsetzbar als die Systemlösungen der zwei Grossen.

TFA_2.001 TFA-2

Video Maschinelle Arbeitsbewegungen bei vollrotierenden Nickel – Titan – Instrumenten

von Hans – Willi Herrmann

Die “Echternacher Springprozession” ist nach bald 15 Jahren schon so etwas wie Allgemeingut geworden, aber ich bin am Wochenende gefragt worden, ob es eine Möglichkeit gäbe, das  im Rahmen des Curriculums der DGET gezeigte Video zum Thema sich noch einmal in Ruhe anschauen zu können und dieser Bitte komme ich gerne nach.

Im Nachfolgenden also ein Video zu maschinellen Bewegungen bei vollrotierenden Nickel- Titan – Instrumenten. Es zeigt pickende und bürstende Bewegungen ebenso wie besagte “Echternacher Springprozession” und im Vergleich zur Original MTwo- Arbeitsbewegung des “simultanous shaping” meine Alternative für Fortgeschrittene, den “Echternacher Pinselstrich”.

Programmierung Endopilot

von Christian Danzl

Wie hier schon beschrieben, lässt sich beim Endopilot von Schlumbohm seit dem Update  die Reziprok-Bewegung leichter programmieren. Die Umdrehung in rpm lässt sich in 50er Schritten eingeben und die Zeit des Recht- bzw. Linkslaufes lässt sich in Millisekunden eingeben (in 10er Schritten).
Rechnen muss man leider immer noch selber. Ich hoffe, dass beim nächsten Update die Programmierung nochmal vereinfacht wird (wie es geht hat Satelec/Acteon vorgemacht mit dem i-Endo Dual. Dort kann neben der Drehzahl auch der Drehwinkel für die Pendelbewegung zwischen 10° und 360° für Recht- und  Linkslauf direkt eingegeben werden. Jedoch verfügt der Motor weder über ELM, noch über andere Erweiterungen, wie Ultraschall oder ein Downpack/Backfil-System).

Bei 600 rpm dreht die Feile 10 mal die Sekunde, also einmal in 100 Millisekunden. Somit steht der Wert 10 (entspricht 100 ms) im Display für 360°, also entspricht dem Wert 1 (10 ms) 36° Drehung (bei 600 rpm!).
Entsprechend 3° bei 50 rpm.

Der Wert 1 (10 ms) entspricht bei
50 rpm   3°
100 rpm   6°
150 rpm   9°
300 rpm 18°
400 rpm 24°
usw.

Meine Standard-Reziprok-Einstellung ist zur Zeit:
400 rpm, rechts 6 (entspricht 144°), links 2 (macht 48°), Pause 1, bei 2,20 ncm.

So wird momentan die VDW Mtwo 25/06 betrieben. Funktioniert.

Ob die wirklichen Drehwinkel einigermassen mit der Programmierung übereinstimmen, kann überprüft werden, indem man eine alte maschinelle Feile um 90° abknickt (in diesem Fall eine Micro Mega Giro-File) in das Handstück einspannt und laufen lässt. Wenn man direkt auf die Feile schaut fungiert sie gewissermassen als Zeiger. So kann zumindest grob abschätzen, ob die Feile das tut, was man will.

EndoPilot jetzt endlich mit CoPilot

von Christian Danzl

Letzte Woche ist er endlich angekommen. Der CoPilot von Schlumbohm. Die Erweiterung des EndoPilot. Zur IDS wurde er vorgestellt, jetzt ist er verfügbar.

Der EndoPilot ist – meiner Meinung nach – das innovativste Produkt auf dem Endomarkt.
Ein all-in-one Gerät für die Endodontie.
Drehmomentkontrollierter Motor, Apex Locator mit programmierbarer Arbeitslänge, der während der Aufbereitung reproduzierbar funktioniert, aber auch alleine arbeitet, ein Feilenmanagement, welches die Belastungen der jeweiligen Feile berücksichtigt und ein Warmabfüllsystem mit Downpack und Backfill. Alles in einem Gerät.

Bis jetzt.

Jetzt ist der CoPilot da.

Was ist nun der CoPilot eigentlich?

Der CoPilot ist die passende Erweiterung zum EndoPilot und macht ihn dadurch zum kompletten Endo-Cart.

  • Akku-Pack: macht den EP unabhängig von der Steckdose
  • Ultraschall-Handstück
  • Funk-Fussanlasser, 2-kanalig. Das rechte Pedal zum Starten und Stoppen einer Anwendung, und das Linke zum Wechseln von einer Anwendung zum US
  • Eine weitere Anschlussbuchse, so dass das lästige Umstecken von der Aufbereitung zum Downpack wegfällt.

Durch den Akkubetrieb und den Funkfussanlasser fallen 2 Kabel weg, die auf dem Boden liegen und gestört haben. Die Pilot/CoPilot-Kombination ist somit deutlich flexibler, geworden. Durch die kompakte Größe des Carts kann das System in den meisten Fällen auch auf 12-Uhr Position eingesetzt werden. Ohne störende und limitierende Strom- und Fussanlasser-Kabel.

Selbstverständlich kann auch während der Akku-Ladung mit dem Gerät gearbeitet werden und ebenso selbstverständlich kann das US-Handstück mit EMS- oder Sattele-Gewinde geordert werden.

Neu ist auch der Update-Service.
Über einen ansteckbaren Kartenleser können neue Feilendaten eingelesen und neue Funktionen einprogrammiert werden (durch die Touch-Screen Bedienung sind auch die möglichen Schalter und Regler am Gerät nicht über die Hardware limitiert, da eine “neue Taste” einfach programmiert werden kann).

Die in der Feilenbibliothek gespeicherte Feilendaten können jederzeit vom Behandler geändert werden. Drehmoment, Winkelgeschwindigkeit, Drehrichtung, Pause zwischen Dehrichtungsänderung können im Reziprokmodus dem eigenen Geschmack angepasst werden. Der Motor ist weder limitiert auf kontinuierliche Drehung, noch auf eine Drehrichtung.

Nettes Feature:

Im US-Betrieb, kann ein Countdown-Timmer (bis zu 240 Sekunden) eingestellt werden. Somit hat man die Möglichkeit die Zeitdauer der aktivierten Spülung – für das eigene Spülprotokoll – zu standardisieren, ohne auf die Uhr blicken zu müssen.

Maillefer Wave One – der Reziprok- Feingeist

von Hans – Willi Herrmann

Ich arbeite schon sehr lange mit den “Reciproc” – Feilen von VDW, sie gehören  zu meinen Standardwerkzeugen bei der Wurzelkanalbehandlung und ich habe mich gut drauf “eingeschossen”.

Die Maillefer “Wave One” habe ich nur in einigen präfinalen Entwicklungsstufen testen können, mit dem endgültigen Feilen jedoch bislang (von ein paar extrahierten Zähnen abgesehen)  nicht arbeiten können.

Was vorrangig an mir lag.
Die Wave One sind ja nun schon seit der IDS dieses Jahre offiziell auf dem Markt, aber angesichts meiner guten Erfahrungen mit den VDW Reciproc hatte ich wenig Intention, die Wave One auszuprobieren.

Kürzlich sind mir ein paar Blisterpackungen in die Hände gefallen und ich nahm dies zum Anlass, die “Wave One” zu testen.

Mein erster Eindruck: Sehr angenehm.

Im Gegensatz zu den VDW Reciproc, denen man das Voranschreiten im Wurzelkanal anmerkt, scheinen die “Wave One” im Kanal kaum spürbar zu arbeiten, was bitte nicht mit ineffizient verwechselt werden darf, denn sie kommen sehr wohl gut voran, nur eben, wie soll ich sagen, “harmonischer, glatter” als die VDW Reciproc.

Ich habe es schon früher geschrieben, aber wiederhole mich gerne: Es ist erstaunlich, dass die beiden Firmen, Maillefer und VDW, es geschafft haben (im Hinblick auf eine eigentlich nivillierende Aufbereitungsbewegung) zwei so grundsätzlich verschieden agierende Instrumente zu entwickeln.

Welches System ist besser ?
Das kann ich nicht sagen, dafür habe ich zu lange mit dem einen und zu wenig mit dem anderen gearbeitet. Aber sehr gefallen hat mir die 20er, die gelbe Wave One, die in Kanälen, in denen die VDW Reciproc 25 nur langsam ihren Weg findet, eine sich problemloser ihren Weg bahnende Alternative sein können.

Andererseits gibt es Kanäle, in denen die Wave One- Instrumente weniger effizient zu sein scheinen. Und an der VDW Reciproc mag ich ihre Fähigkeit, sich automatisch den Weg nach apikal zu bahnen. Solange das Instrument sich (drucklos) weiter nach apikal bewegt, ist alles gut und narrensicher problemlos. In dem Moment, in dem dies nicht mehr passiert, weiss, ich was zu tun ist, stattdessen:  Instrument rausnehmen, anschauen, reinigen, Kanal spülen. Und wenn dann, beim nächsten Durchgang,  es wieder nicht weitergeht, raus aus dem Kanal und Plan B oder C anwenden.

Was hier so unscheinbar niedergeschrieben wird, ist eine wesentliche Sicherheits- Eigenschaft der VDW “Reciproc” die das Arbeiten einfacher,  weil fehlerunanfälliger macht. Im Zweifelsfall wäre nämlich ein konventinell rotierendes NiTi – Instrument an gleicher Stelle längst abgebrochen oder hätte eine kapitale Stufe produziert.

Ob es eine ähnliche Rückmeldung auch bei Wave One gibt, kann ich nicht sagen, weil, siehe oben, ich zu wenig Erfahrung damit habe. Meine Blister sind leer, was bleibt ?  Das Gefühl, dass die Wave One- Instrumente ihre Anhänger finden werden und dass ich vermutlich auch dazu gehören würde, wäre da nicht der real existierende Vorsprung an Erfahrung in meinen Händen mit den  VDW “Reciproc”, der – “no need to change a running system” – weitere Experimente zunächst vermutlich auf Eis legt.
Sollte sich an dieser Situation was ändern, werde ich an dieser Stelle berichten.

Versprochen.

Der Nabel der Welt …


von Jörg Schröder

… scheint zumindest im endodontischen Bereich wie selbstverständlich in Nordamerika und Mitteleuropa angesiedelt zu sein.

Hervorragend ausgebildetete Endodontologen mit ausgezeichnetem Fachwissen, die zudem über das modernste technische Equipment verfügen, gibt es sehr wohl  aber auch in Ländern, in denen die ökonomische Lage des Großteils der Bevölkerung dies nicht unbedingt vermuten lassen würde.

Dies wurde mir anlässlich eines Vortrages auf einem brasilianischen Endodontiekongress einmal mehr klar. Bereits zum 11. Mal hatte Henrique Bassi, ein Kollege, der neben der Tätigkeit als Hochschullehrer auch noch 3 Tage in der Woche praktisch tätig ist, zum “Encontro de Endodontia da Easy” nach Itaparica im Bundesstaat Bahia geladen.

Im Rahmen eines Workshops hatte ich die Gelegenheit, das auf diesem Kongress erstmals vorgestellte Feilensystem “Pro Design S” an extrahierten Zähnen auszuprobieren.

Kernstück des Systems ist die Weiterentwicklung eines seit 10 Jahren existierenden drehmomentkontrollierten Motors. Dieser erlaubt die Einstellung sehr geringer Torquewerte (bis unter 0,25 Ncm). Die Torqueeinstellung wird dabei auf den Bereich der Feile abgestimmt, der tatsächlich im Kanal arbeitet, sofern man der von BASSI empfohlenen Behandlungssystematik folgt.

Darüber hinaus erfasst der Motor den Verschleiss bzw. die Beanspruchung jeder eingesetzten Feile und gibt sie kontinuierlich in “% Lebensdauer” wieder.

Die neu entwickelten Orifice-Shaper haben die Dimensionen 30/10 und 25/08. Die Feilengeometrien sind “Doppelhelix” für 30/10 und “Triplehelix” für 25/08.

Überraschend schmal kommt die nächste Feile daher: 25/01 und aufgrund ihres schlanken Aussehens mit dem Namen “Giselle” bedacht (Giselle Bündchen, brasilianisches Supermodel).

Erstaunlich in wie vielen Kanälen damit Patency erreicht werde konnte. Wenn “Giselle” nicht erfolgreich ist, wird mit wenigen Tasten der Motor auf reziproke Arbeitsweise umgestellt. Die dann eingesetzte 15/05 kam in allen Fällen (17 von 17 Kanälen) ohne Begradigung bis zum Foramen.

Obwohl es in Brasilien 15.000 Kollegen gibt, die überwiegend endodontisch tätig sind, hatten die meisten ein geradezu familiäres Verhältniss zueinander. In Deutschland auf großen Kongressen auch schwer vorstellbar, das der Vortragende ohne Anzug und Krawatte mit hochgekrempelten Ärmeln auftritt. Dabei hatte der Veranstaltungssaal eine mehr als ausreichende Klimatisierung.

Zwischendrin tritt auch schon einmal ein verdienter und hoch respektierter Kollege vor (53 Berufsjahre in der Endodontie, erfolgreiche Recallbilder die 40 Jahre und älter sind) und kommentiert das eine oder andere Gezeigte wohlwollend.

Neben den fachlichen Eindrücken haben wir eine große Portion Gelassenheit mit nach Hause nehmen können, was sowohl an der fröhlichen Art der brasilianischen Kollegen als auch an der schönen Umgebung lag. Nachfolgend einige Stimmungsbilder:

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