von Christian Danzl
Um eines gleich vorauszuschicken:
Dieser Vergleich ist höchst subjektiv, da es sich um meine persönlichen Erfahrungen handelt, die ich gemacht habe mit den beiden Brillen/Systemen. Es stehen hier, ausser der Masse der Brillen (in Gramm), wahrscheinlich keine allgemein gültigen Aussagen.
Meine erste Lupenbrille (dürfte so 1999 oder 2000 gewesen sein) war eine TP-710 von Sandy Grendel mit 2,5-facher Vergrößerung. Gallileisches System. Zum Anfangen vielleicht interessant. Man kommt etwas weiter weg vom Patienten, deutlich mehr gesehen hab ich damit nicht. Hatte auch kein Licht dazu.
Vorteile:
- 36 Gramm, man spürt sie nach kurzer Zeit einfach nicht mehr
- jederzeit optische Gläser nachrüstbar (durch Einschrauben in die Fassung)
- Optiken sind auf dem Schutzschild angebracht, das wiederum ist leicht abnehmbar und man kann die Brille auch so tragen (wenn man Gläser eingebaut hat, sonst bringt es nichts ;-))
Nachteil:
- Schutzschild mit Optiken ist schwierig zu reinigen
- Vergrößerung hier mit 2,5 zu gering
Meine zweite Errungenschaft, ca. 2005, war dann eine Orascoptic HiRes Plus mit 3,8-facher Vergrößerung und 42 cm Arbeitsabstand. Die Augen waren gut genug, aber ich wollte einfach weiter weg vom Patienten und somit meinen Rücken schonen.
Bestellt bei sds, Sigma Dental.
Das Brillengestell ist das Modell Classic. Sehr stabil, das Design kann seine amerikanische Herkunft nicht leugnen und ist (und war es auch damals schon) sooo weit jenseits von gut und böse, dass man es nicht zu kommentieren braucht.
Heute sind deutlich schmückendere Brillenfassungen im Angebot, vor gut 10 Jahren war die Auswahl noch sehr begrenzt.
Das optische System ist nach Kepler, also deutlich länger und schwerer (weil es ein auf dem Kopf stehendes Bild erzeugt, und das muss erst über zwei Prismen wieder umgedreht werden), als das Gallileische System, aber es erlaubt größere Vergrößerungen und ein größeres Gesichtsfeld (Vergleich der Systeme siehe hier).
Die HiRes ist ein TTL-System, die Optiken werden durch Löcher in den Brillengläsern eingeklebt.
Vorteile:
- leichter, als ein Flip-up System, da man keine Mechanik braucht. Alles, was man zur Befestigung der Optiken braucht, ist ein paar Tropfen Kleber. Alles in allem ohne Licht 80 Gramm, im Gegensatz zu den 134 Gramm der Zeiss EyeMag Pro F.
- kein unabsichtliches Verstellen
- größeres Sichtfeld durch die Lupe. Bei mir im scharfen Bereich ca. 10 cm Sichtfeld in Gegensatz zu 5 cm bei der Zeiss (siehe unten)
Nachteile:
- durch das TTL-System können die Optiken näher an die Augen ran, was ein größeres Gesichtsfeld durch die Optik erlaubt, “aussenrum” ist man fast blind, da man fast nicht an den Optiken vorbeischauen kann
- Brille ist nicht “übertragbar”, da sie individuell an den Augenabstand eines Behandlers angepasst ist. Ein “mit der Praxis vererben oder verkaufen” geht nicht ohne die Brille neu anpassen zu lassen
- wenn die Brille runterfällt, und eine Optik bricht aus der Aufnahme, wird es mitunter schwierig selber zu reparieren.
- die Lichtstärke durch die kleinen Frontlinsen ist sehr eingeschränkt und bedarf unbedingt einer zusätzlichen Beleuchtung
Nach den Erfahrungen (Notwendigkeit der Redundanz), die hier schon beschrieben sind, habe ich mir aktuell eine zweite Lupenbrille, diesmal mit einem Flip-Up System, gekauft. Eine Zeiss EyeMag Pro F bei Bajohr Optecmed. Vergrößerung 4,0, Arbeitsabstand 45 cm. Diesmal gleich mit Licht. Die Wahl fiel auf das “hauseigene” Licht Bajohr LED Powerlight yellow (Orchid-F LED Light, Admetec Solutions Ltd, Haifa, Israel), mit zuschaltbarem gelb/orange Filter.
Vorteile:
- nach meinem subjektiven Empfinden ist die Optik von Zeiss besser als die von Orascptic, schärfer, heller, kontrastreicher
- man kann die Lupe von der Brille weg nach oben schwenken, um normal sehen zu können, man muss nicht die ganze Brille abnehmeen
- Brille und Optiken sind leichter zu reinigen
- sterilisierbarer Berührungsschutz und Objektivschutz sind dabei
- Gelb-Orange-Filter im Bajohr-Licht verbaut, Umschalten an der Bedieneinheit/Akku
- Lampenkopf ist schön klein, vorne fast mittig zwischen den Objektiven verbaut, es gibt also keine erkennbaren Schatten und mit ca. 15 g sehr leicht
- durch die weiter vom Auge entfernten Optiken sieht man mehr “aussenrum” um den vergrösserten Bereich
Nachteile:
- durch die zusätzliche Halterung für Optik wir die Brille schwerer (134 g ohne Licht)
- die Optiken sind zusätzlich ca. 1 cm länger als die der Orascoptic und weiter nach vorne verbaut, das macht fast 50 g, die auf der Nase nach unten ziehen, dagegen ist die Orascoptic ausgewogen (Brille wurde am Nasensteg aufgehängt und die Vorderkante der Optiken mittig auf eine Briefwaage aufgelegt, siehe Bilder)
- der zuschaltbare Filter des LED-Lichtes tendiert mehr zu gelb, als zu orange, so dass die Lichtleistung beim Arbeiten mit lichthärtenden Materialen doch noch reduziert werden muss, um ein vorzeitigen Aushärten zu verhindern
- Licht ist über Tasten an der Bedieneinheit (mehr oder weniger stufenlos – 14 Stufen) zu steuern, was ich relativ fummelig finde, man muss immer die richtige Taste suchen. Ein Drehregler wäre hier einfacher zu finden und zu bedienen
- Taste für Farbfilter ist der kleinste und muss einige Sek. gedrückt werden, bis ein kleiner Filter in der Lampe vor die LED springt. Klar, besser als einen Filter auf den Lampenknopf zu stecken, aber noch deutlich verbesserungswürdig
- Akku/Bedieneinheit (Rückseite) und Gürtelclip sind aus einem Kunststoffteil gespritzt. Und der Gürtelclip ist definitiv nicht stabil. Einmal schief auf eine Behandlerstuhl mit Armlehnen gesetzt, und der Gürtelclip war abgebrochen. Das Teil wurde von Bajohr sofort, unbürokratisch und kostenlos ausgetauscht. Danke dafür. Aber der nächste Clip wird brechen, da mach ich mir keine Sorgen. Auch irgendwann ausserhalb der Garantiezeit. Wie das dann gehandhabt wird, weiss ich nicht. Der Clip ist meines Erachtens nicht direkt eine Fehlkonstruktion, aber eine doch eher unglückliche Konstruktion.
- Akkus haben keinen Überladungsschutz, zumindest ist in der Bedienungsanleitung nichts dergleichen erwähnt. Ob es den Akkus schadet, wenn sie dauernd am Netz hängen weiss ich nicht, gelöst hab ich es jedenfalls mit einem Steckdosen-Timer.
Ein Akku (zwei sind dabei) hält bei mir momentan zwei Arbeitstage. Hauptsache ist, wenn die Kapazität auch weniger wird, dass ein Akku länger Licht gibt, als der andere zum Laden braucht.
Die Sandy Grendel Brille war für mich zum normalen Arbeiten nur zum Einstieg. Wenn man richtig was sehen will, reicht eine 2,5fache Vergrößerung meines Erachtens nicht. Ob nur aber die leichtere, ausgewogenere Orascoptic oder die schwerere Zeiss mit der besseren und helleren Optik muss jeder für sich entscheiden. Die Problematik mit der Kabelführung für das Licht ist bei beiden nicht gelöst, ausser man kann sich mit der Firefly anfreunden, ich konnte es auf der Messe nicht.
Selbstverständlich gibt es noch andere Lupenbrille und Lichtsysteme. Dieser Beitrag bezieht sich nur auf meine eigenen, gekauften Lupenbrillen und Lichtsysteme und die damit gemachten persönlichen Erfahrungen. Diese sind weder allgemein gültig noch vollständig.
- je nach Winkel …
- … fast 50 g bei der Zeiss
- Die Orascoptic …
- … ausgewogen
- nach etlichen Jahren Staub in der Optik
- dieser Clip wird immer wieder brechen
- Weissabgleich im weissen Hntergrund: Licht eher gelb statt orange
- Weissabgleichim weissen Hintergrund: Licht tendiert nach blau
Wow! …
Sehr schöner ausführlicher Artikel!
Vielen dank.
Georg
PS:
Ich habe damals im Studium mit einer Zeiss GTX 2,0 angefangen. Aufgeklebt auf eine Fielmann Brille, für eine Kampfpreis von knapp unter 300€ (inkl Mwst.)
Vielen Dank für den guten Artikel und Ihre Erfahrungen! Bin gerade dabei ein neues 4.0 oder 4.6ttl System zusammenzustellen nachdem ich mit einer zeiss 2.3 ttl an meine Grenzen stoße.auch mir ist der Abstand mittlerweile zu gering und die kopfneigung zu stark. Ich tendiere zu einem dänischen System.tolle Beratung bei Damm rollen in Berlin!
Und das ganze montiert mit nem Adapter der Firma Starmed,weil bestimmte Firmen nichrs aber auch garnichts zusammenbringen.
Peinlich Peinlich
Mit freundlichen Grüßen