Jeder hat so seine Vorlieben

von Christian Danzl

Die letzte Woche hier vorgestellten Endosonore Feilen kommen bei mir nicht zum Einsatz. Ich verwende zum Entfernen von Wurzelstiften (Glasfaser, wie auch Metall) eigentlich immer meine „Universalspitze“ E5 von NSK. Sie ist steifer als die Endosonore, nicht ganz so lange. Reicht allerdings doch fast immer aus, da sie sich schon vor der Kröpfung verjüngt, somit ist die volle Länge einsetzbar und man hat immer noch Sicht. Um das Arbeitsende effektiver zu machen wird sie nicht abgezwickt, sondern gespitzt. Mit einem Siliziumcarbid- (Siehe Bild), Korund- oder Arkansassteinchen. Entweder rund oder abgeflacht, je nachdem, was gerade gebraucht wird.

Verwendet wird diese Spitze bei mir auch zum Freilegen von Isthmen und Dentikeln, Suchen und Entfernen von abgebrochenen Instrumenten, erweitern von Kanaleingängen und natürlich zur Aktivierung von Spüllösungen.
Universalspitze eben.

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Anatomie eines Feilenbruches – Teil 2

von Noel Schabrack

Hier ging es los. Heute der 2. Teil.
So, die Feile war nun dargestellt. Zumindest der obere Ende war im mesio-buccalen Kanal zu erkennen.

Eine gespitzte NSK E5 Ultraschall-Spitze wurde aufgeschraubt und los ging es mit dem zirkulären Freilegen der Feile. Ich mache es ohne Wasser, die Helferin pustet den entstehenden Staub mit dem Luftbläser weg, so dass ich gut sehen kann, was ich gerade mache.
Schon nach kurzer Zeit war die Feile nicht mehr zu sehen. Also Spülung und wieder trockenen.
Die Feile war immer noch nicht zu sehen.

Mögliche Ursachen:

  • die Feile hat sich schon gelöst und ist herausgeflogen – bei der Lage und Länge der Feile eher unwahrscheinlich, ausserdem sieht man das normalerweise
  • die Feile liegt anders als vermutet

Wenn die Feile anders liegt als vermutet, muss man wieder suchen.
Aber wo?

Erste Frage:
Wo liegt sie sicher nicht?
Das ist relativ leicht zu beantworten.
Sie wird nicht buccal liegen, da im unteren 7er, wenn er zwei Wurzeln hat – und Hinweise auf drei oder mehr Wurzeln gab es auf dem Röntgenbild nicht, der mb Kanal eine starke Krümmung nach zentral aufweist.
Die mesiale und distale Richtung kann man mit dem Röntgenbild ausschliessen.

Also muss ich nach zentral weitersuchen. Der Kanaleingang wurde mit dem Rosenbohrer nach zentral erweitert – und schon war die Feile wieder zu sehen.

Nun musste die Feile weiter freigelegt werden. Es wird wieder zirkulär Dentin abgetragen. Sobald buccal vom Fragment Dentin abgetragen wurde, und ein Freiraum entstand, drückte sich das Fragment wieder nach buccal an die Wand. Das heisst ganz klar, dass das Fragment gebogen ist, und es sich gerade richtet, sobald es die Möglichkeit dazu hat.
Das heisst aber auch, dass, wenn buccal weiter Dentin abgetragen wird bis das Fragment spannungsfrei ist, buccal mit Sicherheit die Wurzel perforiert wird.
Also muss das Dentin dort abgetragen werden, wo die Perforationsgefahr am geringsten ist. Und das ist an der Innenkurvatur des Fragmentes.

So wurde das Fragment freigelegt, indem nach zentral Dentin abpräpariert wurde. Nach einiger Zeit hat sich das Fragment im Kanal entspannt und es lag locker, es kam jedoch nicht um die Kurve, erst nach weiterem Substanzabtrag konnte sich die abgebrochene Feilenspitze ganz lösen.
Im Laufe der Freilegung wurde klar, wie stark die Krümmung des Kanals nach zentral wirklich war.
Anschliessend wurde mit NaOCl desinfiziert und als Medikament Calciumhydroxid eingelegt. Zum nächsten Termin wird nochmals desinfiziert und abgefüllt.