Verdachtsdiagnose Resorption?

Mit der alio loco erstellten Einzelaufnahme und der Verdachtsdiagnose einer Wurzelresorption stellte sich dieser männliche Patient zur Beratung vor.

Trotz der Qualität der Einzelaufnahme (unscharf, Sensorfolie verbogen, projektionsbedingte Verzerrung) ließ mich die Auswertung derselben die vom Überweiser gestellte Verdachtsdiagnose in Zweifel ziehen.

Das eigene Einzelbild erlaubte eine genauere Diagnose, die durch das anschliessend erstellte DVT bestätigt wurde. Anstelle einer Wurzelresorption lag eine unvollständige Wurzelfüllung und eine unvollständige Wurzelspitzenresektion mit fehlender retrograder Füllung vor.

Und der Grund für die Resektion war, wie häufig, dass der gegossene Stiftaufbau als nicht entfernbar angesehen wurde.

Interessant war, dass sich der Stift bereits beim Bearbeiten mit dem Hartmetallinstrument löste. Das sonst gerne von mir genutzte Thomas-Post-Puller-System blieb in seiner Sterilverpackung.

Nach initialer Spülung konnte ich sehen, dass eine im Querschnitt viel zu kleine Guttaperchaspitze in einem sehr weiten Wurzelkanal im Sealer schwamm.

Die Behandlung erfolgte einzeitig und die Obturation in bewährter Weise nach Anlegen eines kollagenen Widerlagers mit MTA.

7 Monate nach Abschluss der Revisionsbehandlung war der Zahn bereits vom Überweiser mit einer definitiven Krone versorgt worden. Die präoperativ bestandenen Beschwerden (Druckdolenz vestibulär, Perkussionsempfindlichkeit) waren vollkommen abgeklungen. Das Recall-Bild zeigt eine erkennbare knöcherne Regeneration.

2D vs. 3D (XXVI)

von Ronald Wecker

Die Anfertigung eines DVT vor der Durchführung einer endodontischen Revisionsbehandlung hat sich besonders bei Zähnen die bereits eine Resektion mit retrogradem Verschluss “erlebt” haben als sehr hilfreich erwiesen.

In der Mehrzahl der Fälle ist eine  in Länge oder Weite unvollständig Aufbereitung der Kanalsysteme die Ursache für den Misserfolg. Nicht selten finden sich, insbesondere bei oberen Moralen, zusätzlich unaufbereitete Kanalsysteme, in der Regel handelt es sich um MB2.

In solchen Fällen muss auch von einer Kontamination der retrograden Füllmaterialien ausgegangen werden, die zum Teil nicht unmittelbar unter dem Foramen, sondern häufig “versetzt” eingebracht wurden.

Um eine Lagebestimmung im Raum , die die Voraussetzung für eine vorhersagbare orthograde Entfernung ist, durchführen zu können, wird in unserer Praxis in diesen Fällen immer ein präoperatives DVT durchgeführt, wenn der Verdacht auf eine apikale Pathologie besteht.

In vorliegendem Fall nach orthograder Revision mit Entfernung aller ortho- und retrograd eingebrachter Füllmaterialien war gleich zu Beginn der Behandlung eine deutliche Reduktion der klinischen Symptomatik zu verzeichnen . Eine vollständige “Missempfindungsfreiheit” trat jedoch erst kurz vor dem 1-Jahres-Recall auf. Sobald eine erkältungsähnliche Erkrankung vorlag, war Zahn 26 zumindest fühlig. Um vor definitiver prothetischer Neuversorgung eine Aussage zu den apikalen Verhältnissen ermöglichen zu können, wurde 1 Jahr nach Revisionsbehandlung ein hochauflösendes DVT der Region angefertigt.

Bei der Betrachtung der verschiedenen Schnittebenen fällt der allseitig durchgehende Parodontalspalt positiv ins Auge. Lediglich bukkal der mesialen Wurzel ist dieser noch geringfügig erweitert. Insofern kann eine dentogene Ursache der vom Patienten beschriebenen Missempfindung bei Erkältung als unwahrscheinlich erachtet werden.

Ohne Erfolg …

von Ronald Wecker

… blieb die chirurgische Intervention an diesem oberen Prämolaren.

R6

Das DVT wurde 4 Wochen vor der Wurzelspitzenresektion bei der Erstvorstellung des Patienten angefertigt.

Zahn 24 zeigte klinisch vestibulär eine deutlich druckdolente, harte knöcherne Auftreibung. Das vom Patienten mitgebrachte analoge OPG liess in diesem Bereich eine große, weichteildichte Aufhellung erkennen, die an den mesialen Aspekt der Wurzel von Zahn 25 angrenzte und genau zwischen den Wurzeln der Zähne 24 und 25 lag.

Da die klinische Symptomatik keinen sicheren Rückschluss auf den verursachenden Zahn erlaubte, wurde ein DVT angefertigt. Neben einer bandförmig verdickten Sinusschleimhaut   zeigte sich zwischen den Wurzeln der Zähne 24 und 25 eine ausgedehnte Osteolyse. Apikal der Wurzelspitze von 25 zeigte sich ein durchgehender Parodontalspalt, obwohl die nicht mittenzentrierte Lage der Wurzelfüllung ein weiteres Kanalsystem vermuten lässt. An den Wurzelspitzen des Zahnes 24 ist der Parodontalspalt deutlich verbreitert.

Die vorgeschlagene Therapie sah die orthograde nichtchirurgische endodontische Revisionsbehandlung beider Zähne vor. 4 Wochen später stellte sich der Patient erneut mit einer allmählich zunehmenden Schmerzsymptomatik in unserer Praxis vor.

Das mit einer in eine kleine Fistelöffnung zwischen 24 und 25 eingeführten Guttaperchaspitze angefertigte Einzelbild zeigte eine gegenüber der Ausgangssituation deutlich veränderte Anatomie an Zahn 24. Auf Nachfrage berichtete der Patient über eine kurz nach der ersten Konsultation durchgeführte Wurzelspitzenresektion an Zahn 24.

Die klinischen Bilder des Pulpakammer-“Inhaltes” sprechen, denke ich, für sich.

Nach orthograder Entfernung aller Obturationsmaterialien in den Zähnen 24 und 25 wurde CaOH2 als medikamentöse Einlage eingebracht. Seitdem ist die Region komplett beschwerdefrei. Der weitere Verlauf wird hier auf Wurzelspitze zu verfolgen sein.

“Und wenn mein einziges Werkzeug …”

Silberbiest


von Ronald Wecker

Die präoperativen Röntgenbilder zeigten deutlich das für einen Silberstift typische Bild.

Während im koronalen Wurzeldrittel und auch apikal deutlich Befestigungszementreste zu erkennen sind scheint der Stift das mittlere Kanaldrittel vollständig auszufüllen. Einige Jahre nach der zweiten Wurzespitzeresektion hatte der Zahn vor einigen Monaten eine deutliche Perkussionsempfindlichkeit entwickelt. Klinisch zeigte sich zudem im Vestibulum eine palpatorische Druckdolenz.
Nach Entfernung der Metallkeramikrone erwies sich die vorhandene Zementaufbaufüllung als “etwas” undicht. Nach Grobpräparation konnte nach Aufkleben eines bukkal gelegenen “Komposit-Bauches” Kofferdam appliziert werden. Mittels Ultraschallansätzen wurde der koronale Teil des Silberstiftes vorsichtig aus dem Befestigungszement “herausgeschält”.
Unglücklicherweise war der im Vergleich zum Kanallumen deutlich schmalere Stift schräg zur Zahnachse einzementiert worden. Während die Zementfuge im koronalen Drittel nach labial eine dickere Schichtstärke aufwies verjüngte sich diese weiter apikal um im mittleren Drittel labial nicht mehr vorhanden zu sein. Der Stift lag direkt der Kanalwand an.
Zu diesem Zeitpunkt musste die ursprüngliche Planung, den Stift lateral zu passieren und ihn anschliessend mittels einer eingeklebten Hohlkanüle in toto zu entfernen, aufgegeben werden. Der koronale Stiftanteil wurde bis zur nun palatinal gelegenen Zementfuge gekürzt. Anschliessend konnte der Befestigungszement bis ins apikale Wurzeldrittel entfernt werden, ohne den Silberstift dabei zu zerspanen. Ein Ausbohren hätte mit Sicherheit zu einer unerwünschten Verteilung von Silberpartikeln in den Periapikalbereich geführt.
Nach etwas mehr als 60 Minuten war es dann soweit. Der Stift hatte ein Einsehen und kam im Ganzen heraus. Deutlich zu ist die vom Chirurgen gewählte schräge Resektionsrichtung zu erkennen.
Nach ausgiebiger ultraschallunterstützter Spülung erfolgte eine medikamentöse Einlage sowie der temporäre adhäsive Aufbau unter Verwendung eines DT Illusion Quarzfaserstiftes und die Versorgung mit einem laborgefertigten Langzeitprovisorium.
In der nächsten Sitzung konnte auf das Belegen des Zahnes mit einer Kofferdamklammer verzichtet werden. Der Kofferdam wurde mittels Flow-Komposit am Zahn befestigt. Eine Klammer auf dem nächstgelegenen Prämolaren sorgte für den Halt.
Vor Obturation wurde aufgrund des sehr großen knöchernen Defektes ein periapikales Widerlager aus Kollagen angelegt. Der Wurzelfüllung mit MTA schloss sich der dentinadhäsive Aufbau und das Rezementieren des Langzeitprovisoriums an.
Warum kein DVT?
Das präoperative Röntgenbild ließ eine Silberstift”versorgung” vermuten. Im Gegensatz zu Objekten aus Titan verursachen stark röntgenopake Materialien wie Silber unerwünschte Aufhärtungsartefakte die eine Beurteilung der für die Entfernungsstraegie wichtigen Details (hier Lage der Zementfuge) in der Regel unmöglich machen.

Endstation WSR?

von Ronald Wecker

Der nachfolgend vorgestellte Behandlungsfall stellt mittlerweile keine Besonderheit mehr dar, sondern steht exemplarisch für eine zunehmend größer werdende Zahl von oberen Schneidezähnen die nach, manchmal zweimaliger, Wurzelspitzenresektion weiterhin klinische Symptome sowie radiologische Befunde zeigen.

Fragt man im Kollegenkreis so wird die endodontische Behandlung oberer Frontzähne in der Regel für eher einfach gehalten. Warum dann die zumindest in meinen Augen auffällige Häufung solcher Befunde?

Oftmals finden sich in der Weite unvollständig gefüllte Kanalsysteme in Kombination mit koronalem Leakage. In der Mehrzahl der Fälle zeigen die retrograden Verschlüsse deutliche Undichtigkeiten. Mit den zur Verfügung stehenden Techniken sind solche Zähne, die früher als hoffnungslos betrachtet wurden, relativ vorhersagbar behandeln.

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Weisse Linie

von Bonald Decker

Die radiologische Ausgangssituation des nachfolgenden Falles sah bei Betrachtung des Röntgenbildes eigentlich (vermeintlich) gut aus. An Zahn 35 zeigte sich ein röntgenopakes Wurzelfüllmaterial, welches sich als “hübsche” weisse Linie bis unmittelbar in Apexnähe (und in Form eines “Puffs” auch leicht darüber) projizierte und eine erfolgreiche Behandlung versprechend (bzw. erhoffen) liess…

Leider hatte der Patient kurze Zeit nach der alio loco durchgeführten Wurzelkanal-behandlung/füllung erneut Schmerzen an dem entsprechenden Zahn entwickelt. Klinisch imponierte ferner eine diskrete vestibuläre Schwellung. Nach eingehender Aufklärung des Patienten über die verschiedenen Behandlungsoptionen entschied sich dieser für eine Revision…

die daraufhin vorgefundene Situation bekräftigte uns in unserem Therapievorschlag. Eine Wurzelspitzenresektion hätte in dieser Situation (wie wohl auch in den meisten anderen) nicht den gewünschten Erfolg gezeigt…

Nach eingehender chemo-mechanischer Reinigung und medikamentöser Einlage war der Patient zum zweiten Termin beschwerdefrei und so konnte die Behandlung nach WF und abschliessender adhäsiver Deckfüllung abgeschlossen werden.

Uns freut das bisherige Ergebnis und zeigt, dass wir keine Röntgenbilder behandeln und eine rein radiologische Beurteilung einer Situation kritisch zu sehen ist…