Aktuelle Traumafälle (I)

Von Christoph Kaaden

Ich möchte heute zwei aktuelle Traumafälle vorstellen die uns beschäftigen.

Bei Fall I kenne ich bisher nur die nachfolgende Beschreibung der Zuweiserin und die alio loco angefertigten Röntgenbilder.

Text und Bilder sprechen leider für sich…

Ausgeprägte infektionsbedingte Resorptionen innerhalb von gut sechs Wochen nach Trauma

Dieser und der nachfolgende Fall bekräftigen mich in meiner Meinung, dass das Thema dentale Traumatologie eine v i e l breitere Bühne bei Fortbildungen eingeräumt werden muss!

Leider ist dies häufig nicht der Fall, wie z.B. die Programme der letzten drei und auch der kommenden DGET Jahrestagung zeigen!

Auch bei dem bayerischen Zahnärztetag der letzten Jahre:

Fehlanzeige!

Dabei könnten schon kleine Maßnahmen häufig eine große Wirkung zeigen.

Leider ist in Fall II auf die kleine Maßnahme der adhäsiven Versiegelung der unkomplizierten Kronenfraktur bei der heute 11-jährigen Laura damals „verzichtet“ worden.

So war das Dentin für zwei Jahre der Mundhöhle ausgesetzt…

und es kam, wie es kommen musste (und in der Literatur eindeutig beschrieben ist)

Ich werde weiter berichten…

Quiz du jour -reloaded

von Bonald Decker

Unser letztes Quiz du jour liegt schon einige Jahre zurück. Erinnern Sie sich noch an Teil I und II?

Heute möchte ich Ihnen einen neuen Fall dieser „Quizreihe“ vorstellen und Sie nach Ihrer Diagnose und Therapie fragen.

Der Kurzbrief der Zuweisen liefert einen kleinen Eindruck über die Vorgeschichte:

Kurzbrief der Zuweiserin mit Bitte um  Weiterbehandlung

Kurzbrief der Zuweiserin mit Bitte um
Weiterbehandlung

Hier noch die uns übermittelten Röntgenbilder:

Quiz du jour - reloaded.002

Quiz du jour - reloaded.003

Aufnahmen vor der Replantation wurden uns keine übermittelt.

Laut Anamnese betrug die extraorale Verweildauer mit unphysiologischer Lagerung circa zwei Stunden. Zahn 22 war laut Patient durch das Trauma (Fahrradsturz) um etliche Millimeter Richtung palatinal disloziert.

Bei der Erstvorstellung Anfang November zeigte 21 klinische Anzeichen einer (beginnenden) Ersatzresorption. Die palatinale Zugangskavität war mit Cavit verschlossen. Laut Zuweiserin war am 26.10.2015 Ledermix als medikamentöse Einlage in das Kanalsystem eingebracht worden.

Zahn 22 reagierte negativ auf thermische und elektrische Stimulation bei sonst unauffälligen Befunden.

Anbei noch ein Foto der Mundregion des jungen Patienten…

Extraorale Inspektion nach Avulsion von Zahn 21 und Dislokation von Zahn 22

Extraorale Inspektion nach Avulsion von Zahn 21 und Dislokation von Zahn 22

Was denken Sie über diesen Fall und wie würde Ihr weiteres Vorgehen aussehen?

Gilt es noch Weiteres zu beachten? Brauchen Sie für die weiteren Entscheidungsfindung ggf. weitere Informationen?

Viel Spass beim Quiz du jour reloaded…

;-)

EPT sei Dank

von Bonald Decker

Der nachfolgende Fall wurde uns vor einiger Zeit zur endodontischen Therapie überwiesen.

Kurz zur Vorgeschichte: Der junge Patient hatte vor ca. 18 Monaten ein Frontzahntrauma mit folgenden Diagnosen erlitten: Avulsion Zahnes 21; extrusive Dislokation Zahn 22 (≤ 1mm)

Obgleich damals initial eine adäquate Behandlung durch den Hauszahnarzt durchgeführt wurde (Replantation bzw. Repositionierung mit anschliessender Schienung), wurde eine weiterführende Behandlung bzw. Nachsorge verpasst. Erst dank der Aufmerksamkeit eines neuen Kollegen in der Behandlerpraxis wurde ca. 18 Monate nach der Erstversorgung ein aktuelles Röntgenbild angefertigt.

Nachdem die Überweiser zu der Überzeugung kamen, dass beide Zähnen eine apikale Aufhellung bei negativem Sensibilitätstest (Kälte) aufwiesen wurde eine Behandlung der Zähne durch uns vorgeschlagen.

Bei der Erstvorstellung in unserer Praxis bestätigten sich zunächst die bereits erhobenen Befunde. Allerdings fiel uns eine deutliche (Teil-)Obliteration des Wurzelkanalsystems an Zahn 22 ins Auge. Der zusätzlich durchgeführte elektrische Sensibilitätstest (EPT:Elektrischer Pulpa Tester; Elements Diagnostic Unit; SybronEndo) zeigte bei diesem Zahn Hinweise auf eine sensible Pulpa. Daher beschränkten wir uns zunächst auf die Behandlung des Zahnes 21 (zweizeitiger apikaler MTA-Verschluss mit anschliessendem Guttapercha/Sealer-Backfill und adhäsiver Deckfüllung nach Ca(OH)2-Einlage) und vereinbarten regelmässige Nachkontrollen der betroffenen Zähne.

Bereits 6 Monate postoperativ zeigt sich eine deutliche Remission der apikalen Aufhellung. Ferner scheint nun an Zahn 22 ein „normal“ ausgebildeter PA-Spalt erkennbar. Diese radiologische Erkenntnis deckt sich weiterhin mit dem abermals positiven Sensibilitätstest mittels EPT.

Bei aller Freude über das bisher erzielte Ergebnis bleibt für uns das Fazit, dass insbesondere bei komplexen Fällen für eine korrekte Diagnosestellung mit der sich daraus ergebenden Therapie möglichst viele Befunde herangezogen und erhoben werden sollten…  und dies bedeutet ggf. auch dem „Mehreinsatz“ zusätzlicher diagnostischer Hilfsmittel. Zum Wohle unserer Patienten… Dem EPT sei (in diesem Falle) Dank

PS: Einen lesenswerten Artikel zu diesem Thema gibt es u.a. hier