X-Bein mit Kommunikation

von Ronald Wecker

Das 6-Jahres Recall dieses unteren zweiten Molaren gibt Anlass zur Freude, zeigt es doch gesunde periapikale Verhältnisse nach einer zurückliegenden Primärbehandlung.

R18

Aufgrund  einer irreversiblen Pulpitis wurde dieser 37 vor 6 Jahren endodontisch behandelt. Aufgrund der besonderen Anatomie (X-Bein-Konfiguration mesial, Kommunikation der mesialen Kanäle mit dem distalen Kanalsystem) erfolgte die Behandlung damals aus Zeitgründen zweizeitig.

Das X-Bein wurde erst bei der Einprobe der Masterpoints entdeckt, da nur jeweils einer der Guttaperchapoints auf Arbeitslänge einzubringen war. Die beiden Röntgenbilder der Einprobe zeigen dies auf schöne Weise.

Bei der Obturation fiel auf, dass plötzlich im distalen Kanalsystem Sealer und Guttapercha „auftauchte“. Während im apikalen Drittel eine modifizierte Schilder-Technik eingesetzt wurde, erfolgte die Obturation der mittleren und oberen Wurzeldrittel in Squirting-Technik.

Postendodontisch wurde der Zahn mit einer vollkeramischen Teilkrone versorgt.

Bleibt nur zu hoffen, dass das 10-Jahres-Recall genauso aussieht.

 

Unerwartetes

von Ronald Wecker

Bereits das initiale Instrumentieren dieses 26 lies erahnen, dass die Kanäle deutliche, zum Teil multiplanare Krümmungen aufzuweisen hatten.  MB2 zeigte sich umaufbereitet, in MB1 war unmittelbar nach Beginn der Krümmung eine deutlich Stufe zu überwinden.

Nachdem die Zugangskavität nach mesial in die vorhandene Kompositrestauraion hinein extendiert wurde, gelang es die noch jenseits der Krümmung befindliche Guttapercha mit einer vorgebogenen Endosonore-Feile zu entfernen. Anschliessend konnte mit der bewährten ProFile-Sequenz (15/04, 20/04 und 15/06) das stark eingeengte MB1-Kanalsystem instrumentiert werden. Allerdings war ein Einführen von Istrumenten größer als 25/06 nicht möglich.

Bei der Inspektion des palatinalen Kanalsystems fiel zu Beginn der Behandlung eine kleine, nach mesial gerichtete Finne auf, die sich im weiteren Verlauf als tiefe, an dieser Stelle für mich unerwartete Aufgabelung herausstellte. Nach Einsatz vorgebogener Handinstrumente und vorgebogener Hyflex-Feilen liess sich diese Aufgabelung unter endometrischer Kontrolle bis zum physiologischen Foramen aufbereiten.

Die hier dargestellte Aufgablung ist Ansporn genug um auch in Zukunft kleinsten Hinweisen auf zusätzliche Anatomie nachzugehen.

Klein, aber fein …

von Ronald Wecker

… waren die Hinweise auf einen „Middle-Mesial“, ein zwischen MB und ML gelegenes Kanalsystem.

Das präoperative Röntgenbild liess ein Konfluieren der mesialen Kanäle bereits im koronalen Drittel vermuten. Klinisch konnte dieses Konfluieren, z.B. durch den Austausch der Spülflüssigkeit, nach initialer Aufbereitung jedoch nicht verifiziert werden.

Zudem hatten sich nach Modifikation der Zugangskavität auf der gedachten Verbindungslinie zwischen MB und ML sehr kleine Gewebereste gezeigt, die sich auch nicht mit ultraschallunterstützter Spüllösung entfernen liessen. Ein starker Hinweis auf eine „verfolgenswerte“ Kanalstruktur.

Nach Abschluss der Aufbereitung wurde deutlich:

MB und ML konfluierten ca. 3 mm vor dem gemeinsamen Foramen. MB und der zwischen beiden Kanälen gelegene MM konfluierten bereits im mittleren Drittel von MB, wie die eingebrachte Papierspitze zeigen konnte. Die Spülflüssigkeit  tauschte sich zwischen allen drei Kanalsystemen aus.

Um ein unnötiges Aufbereiten der gemeinsamen apikalen Strecke aus verschiedenen Richtungen/Kanälen zu vermeiden, muss zunächst der Konfluationspunkt bestimmt werden.

Dazu wird in den am einfachsten zu instrumentierenden Kanal nach Fertigstellung der Aufbereitung eine in Länge, Weite und Konizität angepasste Guttaperchaspitze eingebracht. In vorliegendem Fall MB.

Anschliessend wird zunächst in ML, später dann, mit neuer Guttaperchaspitze in MB auch in MM, eine NiTi-Feile der Dimension 15/06 oder 20/06 so weit eingebracht, bis ein kleiner Widerstand zu verspüren ist. Durch leichte Rotationsbewegungen verursacht das Instrument kleine Einkerbungen in der Guttaperchaspitze in MB. Nach Entnahme derselben, kann man die Distanz vom Ende der Guttaperchaspitze bis zur Einkerbung abmessen und kann somit den Konfluationspunkt „errechnen“.

Distal entwickelte sich das sehr schmale schlitzförmige Kanalsystem apikal zu einem fast runden Querschnitt.

Bei der Obturation der konfluierenden Kanalsysteme wurde nach Einbringen der Guttaperchaspitze in MB zunächst ML und MM in Squirting-Technik gefüllt. MB und D in warmer vertikaler Kompaktion (modifizierte Schilder-Technik).

Anatomie unterer Molaren (3)

von Ronald Wecker

Ein neues Beispiel für den Variantenreichtum der Natur.

Zahn 47 ist seit ca. 8 Jahren mit einer Vollgusskrone versorgt. Bei der routinemässigen Röntgenkontrolle des nicht kaltsensiblen Zahns 47 im Rahmen der Erstuntersuchung im Jahr 2007 zeigte sich eine apikale Veränderung. Die endodontische Revision wurde zunächst aus finanziellen Gründen verschoben. Der Zahn war zu dieser Zeit klinisch vollkommen beschwerdefrei. Seit Oktober 2009 stellte sich eine zunehmend stärker werdende Aufbissempfindlichkeit ein die mit einer deutlich größeren apikalen Aufhellung einher ging.

Nach Entfernung der Krone und Erstellung einer adhäsiven Aufbaufüllung konnten zunächst das mesiobukkale und das distale Kanalsystem instrumentiert werden.

Gegen Ende der Aufbereitung kam es zum  Austauschder Spülflüssigkeit zwischen MB und D. Die Röntgenmessaufnahme bestätigte die Kommunikation dieser beiden Kanalsysteme. Bei der Betrachtung der präoperativen Röntgenbilder konnte zunächst eine c-förmige Anatomie vermutet werden. Der Blick durchs Mikroskop  liess jedoch eine „normale“ Anordnung der Kanaleingänge erkennen: 2 mesiale Kanaleingänge und ein querovales distales Kanalsystem.

Das mesiolinguale Kanalsystem war im Rahmen der alio loco durchgeführten Behandlung bereits deutlich mesialer und lingualer „gesucht“ worden. Offensichtlich ohne Erfolg. Nach insgesamt knapp 60 Minuten war ML schliesslich dargestellt und aufbereitet. Einige ProFiles 15/04 hatten ihr Leben gelassen. Der mesiolinguale Kanal konfluierte im mittleren Drittel mit MB bevor sich „beide“ dann mit D vereinten. Eine nach Aufbereitung von MB in ML eingeführte PF 15/06 verursacht in der in MB eingebrachten Guttaperchaspitze eine Impression.

So konnte der Konfluationspunkt ermittelt und ein unnötiges „Mehrfachaufbereiten“ desselben Kanalabschnittes aus verschiedenen Richtungen vermieden werden. Die in MB eingebrachte Papierspitze „tauchte“ im distalen Kanal auf.

Die Obturation erfolgte in D in Squirtingtechnik mit in den Kanälen platzierten Masterpoints in MB und ML. Das Ergebnis der Röntgenkontrolle in 6 Monaten wird hier im Blog eingestellt.

Versprochen.

Anatomie unterer Molaren (1)

von Ronald Wecker

An dieser Stelle berichtete Christoph Kaaden kürzlich über anatomische Besonderheiten.

Nachfolgendes Beispiel zeigt eine weitere Spielart.

Bereits bei der initialen Instrumentierung zeigte sich eine Kommunikation zwischen MB und ML. Das Besondere dabei war eine wirkliche X-Bein-Konfiguration, das heißt daß es eine wirkliche Kreuzung beider Kanäle mit getrennten Foramina gab.

Der distale Kanal zeigte neben dem apikalen Knick eine breite Kommunikation zu beiden mesialen Kanalsystemen, die während der ultraschallgestützten Irrigation nicht aufgefallen war.

Erst nach der Obturation beider mesialer Kanäle zeigte sich plötzlich an der mesialen Kanalwand des distalen Kanalsystems eine kleine Menge Guttapercha.

Da es sich um eine Primärbehandlung handelte konnte die Guttapercha nur aus einer Kommunkation zu den mesialen Kanälen stammen.

Die Röntgenkontrolle 6 Monate postoperativ zeigt dies deutlich.