Routine

Im heutigen Fall handelt es sich um eine reine Routinebehandlung.
Entfernung eines Instrumentenfragmentes und Fremdmaterial aus den Kanälen des Zahnes 25.
Vor 20 Jahren war das mal mein Traum…

In den Jahren 2000-2003 kam die Endodontie immer mehr in mein Blickfeld.  Zu viele Misserfolge haben mich gezwungen das ungeliebte Fachgebiet genauer zu betrachten.

Da gab es solche verrückten Kollegen, die mit einem Mikroskop in den Zahn schauten.
Das klang nicht uninteressant, aber die zu erwartenden Investitionskosten waren für mich utopisch. Es musste einfacher gehen.

Deswegen hatte ich einige Alternativen ausprobiert, wie beispielsweise Depotphorese mit Curapal. Aber auch das ließ die MIßerfolge nicht deutlich weniger werden.

Kupfer-Kalziumhydroxid (Cupral) hat einen 400fach höhere, keimtötende Wirkung) gegenüber herkömmlichen Medikamenten, welche im Wurzelkanal zur Anwendung gelangen, betonte Prof. Knappwost. Ihn hatte ich kontaktiert, weil ich wissen wollte, warum meine Misserfolge nicht dramatisch sinken. Er konnte es mir letztendlich nicht erklären.

Dann hörte ich von diesen neuen Nickeltitaninstrumenten.
Auf einer Dentalmesse erklärte mir eine nette Dame von Dentsply die Vorzüge. Und ich durfte mal am Stand probieren in einem Plastikblock. Es gab Protaper und Profile. Mit dem Protaper hatte ich ganz schnell eine Instrumentenfraktur geschafft. Die Profile waren deutlich weniger aggressiv. Diese bestellte ich sofort.
Am ersten Zahn, den ich behandelte nach einigen Tests am Plastikblock kam ich nicht wirklich vorwärts. Und meine Schlussfolgerung war, mehr Druck, damit die Feile nach unten geht. Die nachfolgende Fraktur hat mich in meiner ganzen weitern Praxistätigkeit nicht mehr losgelassen. Dieser Zahn war mein 100000 Eurozahn.

Viel mehr als diese Summe investierte ich in die nächsten Jahre an Weiterbildung, Geräten und Instrumenten.
Nach 100000 Euro habe ich aufgehört zu zählen. Danach kam noch eine neue Praxis mit Arbeitsplätzen, die mikroskopergonomisch aufgestellt waren.

Was hätte ich damals gegeben um dieses Fragment entfernen zu können.

Nun gehörte ich zu den Verrückten mit dem Mikroskop. Und die Misserfolge sind deutlich gesunken. Leider muß ich sagen, nicht auf Null. Aber wir behandeln Zähne, die ich früher abgewunken hätte. Aber ich weiß auch besser, wo die Grenzen liegen.

Der Weg war lang und hat mich Demut gelehrt. Jede Phase der Überheblichkeit wurde bitter bestraft.
Um so mehr freue ich mich, wenn so ein Behandlunsgfall erfolgreich ausgeht, wie diese routinemäßige und nicht wirklich schwierige Instrumentenentfernung. Die Stufe in diesem Fall zu überwinden, war eher die Herausforderung.

Fragremover

von Olaf Löffler

Bereits hier und hier wurde über den Fragremover geschrieben.

Nun ist die Entwicklung in der entscheidenden Phase. Kommen die geforderten Bestellungen in der neu aufgelegten Crowdfunding-Phase nicht zusammen wird das Projekt sterben.

In meinen Augen eine vertane Chance und Schade um die Zeit und Mühe der Entwickler.

Der Preis ist deutlich nach unten korrigiert – auf Kosten des Materials. Die Metallversion wurde durch eine Kunststoffversion ersetzt. Das Prinzip bleibt gleich.

Nun sind endodontisch tätige Kollegen gefordert, welche ein ernsthaftes Interesse an der Entwicklung und Umsetzung des von der Industrie als nicht lohnenswert angesehen Produktes haben.

Es zählen nur Taten in Form von Bestellungen und WEITERSAGEN!
Ein großes Dankeschön an alle Besteller.

Ich glaube, daß jeder Kollege irgendwann in die Notwendigkeit kommt dieses Gerät einzusetzen. Der eine öfters der andere vielleicht weniger.
Wir haben in unserer Praxis die Entfernung von Thermafillcarriern damit deutlich erleichtert und substanzschonender erreicht.

 

Es besteht beim Autor kein Interessenskonflikt in Form von eigenen finanziellen Interessen oder finanziellen Interessen Dritter, die von einer positiven Berichterstattung profitieren oder eine negative Darstellung behindern.

Instrumentenentfernung bei einem UK-Frontzahn (II)

Von Bonald Decker

Ich hoffe, Sie erinnern sich noch an den ersten Teil unseres Fallberichtes zur Instrumentenentfernung bei einem Unterkiefer-Frontzahn.

Gut zehn Wochen nach dem ersten Behandlungstermin erfolgte nun der Abschluss der Therapie. Nach Kontrolle der Masterpoint-Passung und erneuter eingehender ultraschallaktivierter Spülung erfolgte die warm vertikale Verdichtung von Guttapercha und Sealer. Die Zugangskavität wurde dann mit einer Kompositfüllung verschlossen.

Masterpoint-Aufnahme nach Instrumentenentfernung und finaler apikaler Ausformung

Masterpoint-Aufnahme nach Instrumentenentfernung und finaler apikaler Ausformung


Abschlussaufnahme nach Instrumentenentfernung und Obturation der Kanalsysteme

Etwas erstaunt (aber natürlich erfreut) bin ich darüber, dass bereits nach recht kurzer Zeit eine erhebliche Remission der apikalen Osteolyse erkennbar ist.

Prä-OP vs. Post-OP

Instrumentenentfernung bei einem UK-Frontzahn (I)

von Bonald Decker

Endodontische Behandlungen unterer Frontzähnen zählen bei uns eher zu den Ausnahmen. Gleichwohl sind diese gerne für gewisse „Überraschungen“ gut. So wie hier in der Vergangenheit beschreiben.

Nachfolgend unserer jüngster Fall. Bei der 71-jährigen Patientin wurde alio loco eine endodontische Behandlung aufgrund einer akuten apikalen Parodontitis eingeleitet. Leider kam es in einer frühen Phase der Behandlung zu Komplikationen. Das Röntgenbild zeigt das Fragment einer Hedström-Feile sowie ein zweites weiter koronal gelegenes dünnes Instrument unklarer Art.

Unterkiefer-Frontzahn mit zwei Intrumentenfragmenten

Nach eingehender Aufklärung der Patientin über die verschiedenen Behandlungsoptionen entschieden wir uns für den Versuch der Fragmententfernung mit nachfolgender chemo-mechanischer Reinigung der Kanalsysteme. Anhand der radiologisch erkennbaren Lage des „großen“ Fragmentes (nicht mittige Position in der Wurzel) ging ich im Vorfeld von zwei Kanalsystemen aus. Sollte es sich ferner um konfluierende Systeme handeln könnte dies einen positiven Einfluss auf die Entfernbarkeit des Fragmentes haben, da somit mehr Präparations-Spielraum bei der Freilegung gegeben wäre.

Intraoral wurde schnell klar, dass zunächst die Zugangskavität in bukko-oraler Richtung modifiziert werden musste:

Zugangskavität:unzureichende Dimensionierung bei suboptimaler Position

Nach dieser Modifikation konnte das erste kleine Fragment bereits kurze Zeit später entfernt werden.

Erstes Fragment nach Entfernung

Die weitere intrakoronale bzw. intrakanaläre Inspektion bestätigte das Vorhandensein eines zweiten (lingual gelegenen) Kanalsystems.

Micro-Opener in lingualem Kanaleingang

Nach weiterer Darstellung und initialer lingualer Instrumentation wurde von uns eine Messaufnahme angefertigt. Diese lässt eine Konfluation der beiden Kanalsysteme vermuten.

Messaufnahme nach Darstellung des lingualen Kanalsystems;radiologisch besteht der Verdacht einer Konfluation der Kanalsysteme

Nach vollständiger Instrumentation des lingualen Kanals (CAVE ! :Erhöhte Vorsicht zur Vermeidung einer weiteren Instrumentenfraktur durch bukkal gelegenes Fragment, welches mit lingual eingesetzten Aufbereitungsinstrumenten „konkurrieren“ kann!) gelang es in der weiteren Folge auch das Feilenfragment zu lockern und zu entfernen.

Entferntes Fragment einer Hedström-Feile (ISO 025)

Im zweiten Teil des Beitrages stellen wir Ihnen die weitere Behandlungsabfolge und den Therapieabschluss vor…

Uuups!

von Ronald Wecker

Eigentlich verlief die Behandlung dieses 36 sehr vorhersehbar. Nach initialer Kanaldarstellung konnte der zwischen MB und ML bis nach apikal verlaufende Isthmus mittels vorgebogener Endosonore-Feile bis zur Konfluation aufbereitet werden.

Auch der in D befindliche Dentikel konnte mittels Ultraschall „zerlegt“ und anschliessend herausgespült werden. Alles ging seinen geplanten Gang. Bis beim letzten ultraschallunterstützten Spülen vor der Messufnahme etwas feines Silbriges meinen Blick kreuzte.

Die Inspektion unter dem Mikroskop ließ ein im Pulpakavum kurz über dem Pulpakammerboden schwimmendes sehr feines Instrumentenfragment erkennen.

Der Versuch das kleine Stück abzusaugen endete damit, dass das Fragment dem fallenden Flüssigkeitspegel in den distalen Kanal folgte. Um ein Instrumenten-Ping-Pong von D nach MB/ML zu verhindern wurde daraufhin erst einmal das mesiale Orifizium mit Schaumstoff abgedeckt.

Anschliessend wurde der distale Kanal erneut durchgespült und so landete das kleine Instrumentenfragment glücklicherweise wieder am Pulpakammerboden. Um ein erneutes Abtauchen zu vermeiden, wurde ein Schaumstoffpellet so klein gezupft, dass es ohne im Fragment zu verfangen, in den distalen Kanal eingebracht werden konnte. Nun konnte das kleine Teil nach Absaugen der Flüssigkeit mit dem Microopener an den Rand der Zugangskavität bewegt und daraufhin entfernt werden.

Die nach erfolgreicher Entfernung durchgeführte Kontrolle aller eingesetzten Aufbereitungsinstrumente konnte keinen „Längenverlust“ nachweisen, sodass dieses kleine Stück eines Reamers ISO 008 oder 010 wohl aus der Notfallbehandlung stammen musste.

Nach warmer vertikaler Kompaktion erfolgte der dentinadhäsive Verschluss der Zugangskavität.

 

Der Tag im Leben eines Endo-Teams…Update (I)

von Bonald Decker

Beim Stöbern in den vergangenen Wurzelspitze-Beiträgen ist mir aufgefallen, dass ich noch die „Fall-Auflösung“ der damals hier vorgestellten endodontischen Situationen schuldig bin.

Heute möchte ich den Anfang machen.

Mit der ersten, der damals gezeigten Kasuistik.

Hier die prä- und post-operativen Aufnahmen:

Nach ca. 3 Stunden behandlerischem Zeitaufwand (2.Termine je 90 Min; gefühlt am Längsten hat der postendodontische adhäsive Aufbau benötigt ) war bei uns dieses Ergebnis zu erzielen….

demnächst mehr von den anderen Resultaten…

Der Tag im Leben eines Endo-Teams…

von Bonald Decker

eigentlich wollte ich heute einen anderen Beitrag einstellen.

Eigentlich.

Aber im Laufe des Behandlungsabends habe ich mich umentschieden und möchte kurz einen Tag im Leben eines (bzw. unseres) Endo-Teams vorstellen…

Hierzu jeweils die Eckdaten und wichtigsten Informationen zu den einzelnen Situation in Kurzform…(leider war unsere Fotodokumentationsvariante heute umzugsbedingt nicht verfügbar; daher also leider keine klinischen Fotos…)

Behandlungsbeginn 14:00 (Dienstag ist „unser langer Tag“ bis ca. 21:00 )

1. Patient: Nach erfolgter Beratung in Ersttermin über Diagnose, Therapie(optionen) und Prognose nun Behandlungsbeginn…

Lentulo-Entfernung

2. Patient: Zweiter Behandlungstermin (Diagnose: Z.n. Frontzahntrauma; jetzt apikale Parodontitis) nach initialer Trepanation und chemo-mechanischer Reinigung & med. Einlage (CaOH2)/ prov. Füllung. MTA-Plug (ohne Widerlager), Backfill mit Guttapercha / AH Plus; internes Bleaching für Beginn 2012 geplant.

 

3. Patient:

Z.n. Wurzelkanalbehandlung vor ca. 20 Jahren; Z.n. WSR vor ca. 8 Jahren, vor 2 Wochen beginnende Schwellung ausgehend von Zahn 46; Alio loco verordnete orale Antibiose; momentan Beschwerdefreiheit; Im Rahmen des Erstgesprächs Erläuterung der verschiedenen Therapien; Unsere Empfehlung: Entfernung des Zahnes 46 aufgrund von erheblicher Vorschädigung und parodontaler Situation; Patient (Orthopäde) wünscht Zahnerhalt mit allen Mitteln (da er aus eigenem Fachgebiet „Vorbehalte“ gegen Implantate hat!)

Revision bei Z.n. WSR und aktueller apikaler Parodontitis

Eine mögliche Wurzellängsfraktur bestätigte sich intraoperativ nicht. Die geschätzte Resektionswinkel mesial beträgt ca. 45 Grad (!) Die Messaufnahme zeigt die Instrumentenposition im mes-ling. Kanalsystem…

weiteres geplantes Procedere: Verschluss der Neoapices mit MTA (bei kontinuierlicher Beschwerdefreiheit) und weitere WF mit Guttapercha&Sealer sowie Glasfaserstift distal.

4. Patient:

Die „grosse“ Unbekannte…; Auf Wunsch des Vaters und der wohnlichen Situation der Patientin (im Ausland) Behandlungstermin _ohne_ „Erstkontakt“. Bei uns die _absolute_ Ausnahme! Unklarheiten über Ausgangsdiagnose (sowie Zahnart & Anzahl)…

die „Überraschung“ erfolgt nach Erhebung der Anamnese sowie der klinischen und radiologischen Befunde (daher auch eigentlich immer bei uns vorab Befundungs-/Beratungstermin).

Während die Situation von Zahn 17 auf den ersten Blick ggf. aufwändiger erscheinen mag, lag die tatsächliche heutige Herausforderung in der Gestaltung der adhäsiven Aufbaufüllung des Zahnes 15, die gefühlte 2/3 der Behandlungszeit ausmachte.

Später als gedacht war unser Behandlungstag beendet…

morgen (Mittwoch) gehts um 9.00 weiter…

:-)

mal schauen, was der morgige Endo-Tag so bringt…

 

;-)

 

PS: Danke Franzi für Ihren Einsatz :-)))))

Frakturierte Mtwo

von Bodald Necker

letzten Donnerstag kam der Anruf von einem Kollegen vor Ort, mit der Bitte, ein frakturiertes Instrument zu entfernen.
Dieser Bitte komme ich selbstverständlich gerne nach – sofern es möglich ist.

Es war ein Mtwo-Instrument im mesio-buccalen Kanal eines 37. Das ist sicher nicht der Zahn, bei dem ich gerne eine Feile entferne, aber in diesem Fall war die Zugänglichkeit gut, da der Zahn stark nach mesial inkliniert ist.

Das Orificium wurde mit Gates-Glidden Bohrern erweitert, um Sicht auf die Feile zu erhalten. Danach Erweiterung des Kanals bis zum Instrument mit GG. Anschliessend wurde mit dem Komet Zeigerbohrer aus dem Endo-Rescue-Kit ein Plateau um des Instrument herum geschaffen.

Sobald das Instrument zu sehen war, wurde mittels Ultraschall das Dentin circulär um das Instrument herum abgetragen. Im Gegenuhrzeigersinn. So wurde die Mtwo gleichzeitig gelockert und letztlich dann auch entfernt.

Die Ultraschallspitzen werden – sollten sie stumpf sein – mit einem Siliciumcarbid- oder Arkansas-Steinchen gespitzt, somit kann der Dentinabtrag auf das notwendige Mass beschränkt werden.

Wenn man nun das Ausgangsröntgenbild ansieht, sieht man, dass der Kanaleingang vom Erstbehandler nicht weit genug nach mesial erweitert wurde. Dies war mit Sicherheit ein Faktor von mehreren, dass die Feile abgebrochen ist.

Dauer der ganzen Sache, alles in allem knapp eine Stunde.

Instrumententfernung 1

von Bodald Necker

Eine Bekannte brauchte eine Wurzelkanalbehandlung. Gut. Soll sie eine haben. Aber wie das so ist, wenn man Bekannte, Freunde oder Familienangehörige behandelt: Es geht was schief. Hier war es die ProTaper F2, die den Wurzelkanal nicht mehr vollständig verliess. Egal. Sie muss wieder raus.

Vorgehen war wie folgt:

  • Erweitern des Kanals bis zum Fragment mit Gates-Glidden rot
  • das Arbeitsende (Olive) des GG von der Spitze zur Hälfte wegschleifen
  • mit dem modifizierten GG wieder bis zum Instrument in den Kanal, um ein Plateau um das abgebrochene Instrument zu schaffen
  • mit einer Ultraschall-Spitze das Instrument im oberen Bereich zirkulär freilegen
  • das IRS-System von Maillefer applizieren und Instrument rausdrehen

fertig.

Ohne direkte Sicht unter dem Dentalmikroskop wäre dies ein sinnloses Unterfangen gewesen.

Da es eines meiner ersten Instrumente war, die ich entfernt habe, dauerte die Entfernung deutlich länger als das Schreiben dieses Beitrages.