Turmbau zu Babel

von Hans – Willi Herrmann

Eine Mutter mit ihren beiden Kindern im Wartebereich der Praxis.

Mit einem diabolischen Lächeln dreht der Junge, 8 Jahre alt, in Zeitlupe den Kopf zur Seite.
Er steht vor einem riesigen Turm aus Holzbausteinen, fast größer als er selbst.

Er sucht den Blick unserer Mitarbeiterin und findet ihn.
Erst als er sich ihrer Aufmerksamkeit vollkommen sicher ist, tritt er vehement gegen die untersten Bausteine des Turms.
Mit einem riesigen Lärm, der durch Mark und Bein geht, fällt der Turm in sich zusammen, während der Junge den Blick nicht von der Mitarbeiterin abwendet, um ihre Reaktion zu testen.

Wenige Minuten später ist der Turm schon wieder zur alten Höhe angewachsen.

Wieder sucht der Junge den Blickkontakt  der Anderen. Erneut grinst er, während er sich mit seinem Fuss erneut der Turmbasis nähert.

Seine Schwester, 2 Jahre älter, wendet sich an die Mutter, die in einer Lifestyle Zeitschrift liest. „Mama, sag dem Tim, er soll aufhören.“.

Darauf die Mutter, ohne auch nur den Blick von der Zeitschrift zu wenden:
„Warum ? Lass ihn.
Die sind selbst schuld, wenn sie hier Bauklötze hinstellen.“