von Hans – Willi Herrmann
1997 oder 1998
Ein paar “verrückte” Zahnmediziner fangen an (bald 10 Jahre nach der Einführung des WWW im Jahre 1989), das Internet in diversen Foren und Newsgroups für einen, zunächst nationalen, später weltweiten fachlichen Erfahrungsaustausch zu nutzen.
Schnell stellt sich eine wunderbare offene Kameraderie ein, intensive und höchst produktive Diskussionen entstehen, den virtuellen Begegnungen folgen reale im Sinne von Gruppentreffen, ja sogar internationalen Kongressen.
2004
Startschuss für das Web 2.0 .
Mit Diensten wie Facebook und Twitter erobert das Internet auch den letzten Winkel der Welt. Das Zeitalter der allgegenwärtigen Vernetzung, aber auch totalen Veröffentlichung beginnt.
Merkwürdig war allerdings, daß besagtes Web 2.0 (laut Wikipedia mit folgenden Stichpunkten charakterisiert ):
- Durch die Benutzer generierter Inhalt (content), selbstpubliziert.
- besitzt die Möglichkeit, die kollektive Intelligenz der User zu nutzen. Je mehr User dazu beitragen, um so wichtiger und wertvoller kann die Web-2.0-Seite werden.
- bildet eine neue Umgebung zur Kommunikation und Zusammenarbeit.
keine Verbesserung oder Intensivierung der vorhandenen “Studygroup”-Strukturen mit sich brachte.
Das Gegenteil war der Fall.
In der Folgezeit löste sich der Enthusiasmus und gute Geist der frühen Jahre in Luft auf. Phänomene wie “Trolling” trugen zusätzlich dazu bei, die ehemals vorhandene Diskussions- und Forschungsbereitschaft zu bremsen, teilweise fast vollständig zum Erliegen zu bringen.
2013
Seit einiger Zeit sind viele der vor 10 – 15 Jahren ins Leben gerufenen fachlichen ZM – Onlineforen national wie international nur noch ein Schatten ihrer selbst.
Und es ist nicht damit zu rechnen, dass sich dieser Zustand in absehbarer Zeit wieder zum Besseren hin ändern wird.
Während der Leser auf den vorhandenen Mainstream Info – Kanälen ertrinkt in einer Flut banaler Nichtigkeiten, die es schon rein aus Zeitgründen schwierig bis unmöglich machen, die wenigen vorhandenen Perlen des Wissens und der Weisheit aus der Masse der zumeist oberflächlichen, oft sogar sinnfreien Unterhaltungsbotschaften herauszupicken, haben die ehemals hoch motivierten Schreiber der ersten Generation längst kapituliert. Denn prinzipbedingt fehlt bei diesen Info- Kanälen die Nachhaltigkeit ihres Schreibens.
Die neuen “Netzwege” bieten der langfristigen Speicherung und Markierung von Wissen im Sinne eines längerfristig Sichtbarmachens herausragender Inhalte keine Basis und längst sind die Rezensenten überdrüssig geworden, der dem Schreiben ihrer Artikel geopferten kostbaren Zeit ein Vielfaches dessen in ermüdenden Diskussionen hinterherzuwerfen, von vorneherein wissend, dass jedes Bemühen um Überzeugung ihres virtuellen Gegenübers nur im seltensten Fall von Erfolg gekrönt ist.
Was braucht´s ?
Eine Rückbesinnung aufs Wesentliche.
Während das Web 3.0, von Futurologen als “Web 2.0 + künstliche Intelligenz” gepriesen, noch in ungewisserZukunft vor sich hin nebuliert, reichen für die Belange der Zahnmediziner – und das ist die gute Nachricht – schon die gegenwärtig existierenden Werkzeuge aus, um einen Gegenentwurf zur einlullenden Zeitvernichtung der Tag ein Tag aus im virtuellen Briefkasten landenden Sozial Media- Melange aufzutun.
Wie soll dies gelingen ?
Im Sinne eines Cocooning und Clanning erfolgt der Zusammenschluss engagierter Einzelner zu einem geschlossenen Kreis des Erfahrungsaustausches. Geschlossen allerdings nicht im Sinne eines elitären Geheimbundes, sondern lediglich als pragmatisches Abschotten gegenüber den zeitvernichtenden Nebenwirkungen der bisherigen Vorgehensweisen. Die Teilnehmer generieren als elementarer und obligater Nachweis ihres Engagements in festgelegten Perioden ihre Beiträge. Diskussionen finden intern statt und werden kontextbezogen zugeordnet und aufbewahrt. Neu hinzukommende Teilnehmer greifen auf den vorhandenen Erfahrungsschatz im Sinne niedergeschriebener Berichte und den daraus abgeleitetenden Diskussionen zurück.
In dem das Web 3.0 sich in viele kleine Mikrokosmen aufteilt, die jede für sich die ihnen eigene Produktivität zurückerobern, finden die Teilnehmer zurück zu altbekannten Effizienzen und Tugenden. Natürlich nicht alle. Zunächst vermutlich sogar nur Minderheiten. Diese jedoch werden überproportional im Vergleich zum Status Quo von der Entwicklung profitieren.
Die Zeit ist längst reif für eine solchen nächsten Schritt. Alle Möglichkeiten sind vorhanden.
Wer ist bereit dazu ?