Neustart (XIII) – Erste Hilfe – AED

Von Christoph Kaaden

Obgleich medizinische Notfälle in einer Zahnarztpraxis (zum Glück) sehr selten vorkommen muss man bestmöglich auf einen solchen eventuellen Zwischenfall vorbereitet sein. Neben einer Erste-Hilfe-Ausstattung sind regelmässig besuchte Notfall-Kurse (so wie z.B. beim Team-Day 2013 in Salzburg für die WS-Praxisteams) hierfür unabdingbar.

Insbesondere ein Kreislaufstillstand (Herz-Kreislauf-Stillstand) stellt einen der dramatischsten Zwischenfälle dar. Dieser unmittelbar lebensbedrohliche medizinische Notfall (ausgelöst durch z.B. Herzinfarkt oder Herzrhythmusstörungen) erfordert umgehende Maßnahmen, wie insbesondere die Herz-Lungen-Wiederbelebung. In diesem Zusammenhang kann ein Automatisierter Externer Defibrillator (AED) helfen, die Überlebenschance der Betroffenen signifikant zu verbessern. Obgleich vom Gesetzgeber (bisher meines Wissens nach) für Zahnarztpraxen nicht zwingend gefordert, stellt dieser eine sehr sinnvolle Ergänzung zur praxisinternen Notfallausrüstung dar. Mit etwas Verspätung (weil eigentlich direkt zum Praxisstart als Inventar vorgesehen) habe ich mich in den letzten Wochen eingehender mit der Thematik beschäftigt, um ein für uns geeignetes Gerät auszuwählen.

Geholfen haben mir hierbei unter anderem folgende Internetseiten:

Auswahl eines geeigneten AEDs

AED Gebrauchsanweisungen

Meine Wahl fiel schliesslich auf einen LIFEPAK CR Plus Automatik, den wir nun gut sichtbar und zugänglich für Praxisteam und Patienten in der Praxis (mittels Wandhalterung) platzieren werden. Aufgrund von Empfehlungen und Ratschlägen einiger Notfallmediziner habe ich mich aktiv für einen “Vollautomaten” entschieden. Dieser nimmt dem Anwender die “Entscheidungen” bzw. das _aktive_ Auslösen des empfohlenen Schocks ab und hilft so, die Angst des (unerfahrenen) Ersthelfers vor Behandlungsfehlern zu reduziert.

Hier ein Schulungsvideo (leider nur auf Englisch verfügbar) zu diesem Gerät.

Auch wenn es gut zu wissen ist, dass wir so einen AED nun sofort verfügbar hätten, hoffe ich trotzdem sehr, dass dieser bei uns nie zur Anwendung kommen muss. Aber eines ist mir in den letzten Wochen leider wieder vor Augen geführt worden: Always “Be prepared” bzw. “Allzeit bereit

Disclaimer: Es besteht beim Autor kein Interessenkonflikt in Form einer finanziellen oder persönlichen Beziehung zu Dritten, deren Interessen vom Beitragsinhalt positiv oder negativ betroffen sein könnten.

Dentogene und nichtdentogene Zahnschmerzen

von Hans – Willi Herrmann

Ein immer wieder gern nachgefragtes Vortragsthema sind Zahnschmerzen. Ihre Diagnostik und (Notfall) Therapierung.
Ich habe eine meiner Vortragsfolien vor Augen: Eine Gegenüberstellung dentogener und nichtdentogener Ursachen für “Zahnschmerzen”.

Bei den dentogenen Schmerzursachen eine überschaubare Aufstellung.
Demgegenüber bei den nicht dentogenen Schmerzursachen eine wesentlich längere Liste mit teilweise exotischen Vorschlägen wie Herpes Zoster, Münchhausen – Syndrom und Herzinfarkt.

Vorschläge von denen man denkt, dass diese vermutlich nur einem Lehrbuch entstammen und in der tagtäglichen Praxis nie auftauchen werden.

Das dem dies nicht so sein muss, zeigt der heutige Blogbeitrag von Benno Jaspers.
So schlimm also Zahnschmerzen sein können, man sollte immer daran denken, dass noch wesentlich ernstere Probleme den Patienten, der bei uns im Zahnarztstuhl sitzt, den Weg in unsere Praxis hat finden lassen.

Zahnschmerzen waren Herzinfarkt

von Benno Jaspers

Eine Patientin, 73 Jahre alt, stellte sich mit alio loco eingesetzter Brücke 16-14 und Schmerzen darauffolgend in der Gegenbezahnung 44 bei uns vor. Der Percussionsbefund 44 war positiv, Therapieversuch zunächst mit Einschleifen (neue Brücke Gegenkiefer), dann mit Revision der WF 44 (dazwischen 6 CHKM-Einlagen über 3 Wochen). Zunächst Besserung, danach wieder Verschlechterung.

Eine Leitungsanästhesie aus diagnostischen Zwecken brachte zu diesem Zeitpunkt Schmerzfreiheit am 44, also entschlossen wir uns zu einer WSR an diesem Zahn.

Danach persistierten die Schmerzen,  begleitet von einer Verschlechterung des Allgemeinzustandes (Kurzatmigkeit). Es erfolgte eine Überweisung  zu ihrem Hausarzt, und siehe da: Der Auslöser der Schmerzen war ein Herzinfarkt, der sich offensichtlich in den UK projizierte!

Die Patientin hat Gott sei dank die Intensivstation verlassen und bekommt jetzt Bypässe.

Herzinfarkt