Eene, meene, muh …

von Jörg Schröder

Die klinisch zwischen 26 und 27 gelegene aktive Fistelung ließ den überweisenden Kollegen stutzig werden. Welcher der beiden Zähne könnte die den Patienten stark verunsichernde Fistelung verursachen.

26 ist mit einer MOD-Amalgamfüllung, 27 mit einer okklusalen Amalgamfüllung versorgt.

Farblich ist keiner der beiden Zähne auffällig. Der Sensibilitätstest verlief an beiden Zähnen negativ. Die Perkussionsempfindlichkeit war an beiden Zähnen unauffällig.

Wie so häufig gibt das DVT den Hinweis, welcher der beiden Zähne als erstes zu behandeln ist.

Zahn 26 zeigt distobukkal einen Verlust der bukkalen Knochenlamelle.

Neben apikalen Aufhellungen an allen Apizes des 26 besteht zwar auch an der palatinalen Wurzel des 27 eine periapikale Pathologie. Die beiden bukkalen Wurzel haben jedoch maximal einen verbreiterten Parodontalspalt und kommen somit für eine Fistelung nicht in Frage. Ungewöhnlich die Tatsache, dass die mesiale Wurzel des 26 nur ein Kanalsystem beherbergte.


Die Behandlung des 26 erfolgte zweizeitig. Nach Entfernen der Amalgamfüllung, präendodontischem Aufbau und Trepanation ließ sich die Pulpanekrose auch optisch nachweisen.

Im achsialen Schnitt lässt sich bis kurz vor den radiologischen Apex nur ein mittenzentriert gelegenes Kanalsystem nachweisen. Das klinische Bild passt dazu. Nach einem schlitzförmigen Beginn verjüngt sich MB rundlich und es lässt sich auch mit deutlich nach palatinal vorgebogenem Microopener keine Aufgabelung ertasten.

Erst ca. 1 mm vor dem radiologischen Apex zeigt sich im koronalen Schnitt im MB ein abrupt nach palatinal weisender Abzweig. Der dann auch nach warmer vertikaler Kompaktion mit AH 26 (silberfrei) und Guttaperchgefüllt werden konnte, wie die radiologische Kontrolle klar erkennen lässt (ein Mehr an Röntgenkontrast im apikalen Bereich der Wurzelfüllung in MB).

In P wurde aufgrund des weiten Formens und der periapikalen knöchernen Krypte nach Anlegen des kollagenen Widerlagers mit MTA gefüllt.

Nicht unerwähnt soll bleiben, dass die Fistelung nach der ersten der beiden Behandlungssitzungen vollkommen abgeheilt war. Nun wartet nur noch Zahn 27 auf eine endodontische Behandlung.

Doppelt hält besser.

von Ronald Wecker

Aber offensichtlich nicht immer.

In vorliegendem Fall wurde an Zahn 16 zweimal eine Resektion der bukkalen Wurzeln vorgenommen. Eine Revision der inhomogenen  Wurzelfüllung  – ich persönlich finde damit das Erscheinungsbild der mesialen Wurzelfüllung mehr als wohlwollend beschrieben – war zu keiner Zeit in Betracht gezogen worden. Erst der patientenseitig angestrengte Behandlerwechsel brachte diese Option ins Spiel.

Klinisch imponierte eine auf Höhe der Furkation befindlich aktive Fistelung, die seit mehr als einem Jahr persistierte. Das präoperativ angefertigte DVT zeigte, dass mesial nur ein Kanalsystem aufbereitet worden war. Die Wurzelfüllung zeigte sich nicht mittenzentriert, sodass ein unaufbereitetes  MB2-System zu vermuten war. Auch die palatinale Wurzel weist eine apikale Aufhellung auf.

Das die chirurgische Intervention mesial nicht erfolgreich war, verwundert angesichts der Lage der retrograden Füllung distal der Foramina nicht. In der mesiobukkalen Wurzel  zeigt sich zusätzlich distopalatinal eine intraradikulär gelegene, rundliche, scharf abgegrenzte, homogene Aufhellung im Apikalbereich.

Die Behandlung erfolgte zweizeitig. Nach Entfernung der Krone und präendodontischem Aufbau konnten in der ersten Sitzung zwar die orthograden Obturationsmassen vollständig, die retrograden Materialien hingegen nur teilweise entfernt werden. Nach ausgiebiger ultraschallunterstützter Irrigation wurde CaOH2 eingelegt und der Zahn adhäsiv verschlossen.

Zum zweiten Behandlungstermin war die Fistelung zwar nicht mehr aktiv, zeigte aber noch eine halbkugelige Vorwölbung.

Um das retrograde Material vollständig entfernen zu können, wurde die Dentinbrücke über dem schmalen apikalen Isthmus zwischen MB1 und MB2 mittels U-File aufgezogen. Das Foramen an DB wurde dazu tropfenförmig erweitert.

Nach Anlegen eines kollagenen Widerlagers erfolgte die Obturation in DB und MB mittels MTA. Bei der ultraschallgestützten Kompaktion des MTA in MB wurde leider MTA nach periapikal extrudiert. P wurde in warmer vertikaler Kompaktion obturiert. Das in 6 Monaten geplante Recall wird zeigen, ob die Behandlung zumindest initial erfolgreich gewesen war.

Ende einer Dienstfahrt

von Ronald Wecker

Nachdem der Patient nach systemischer Antibiose vor einem Jahr beschwerdefrei war, kam es im Juni diesen Jahres vorbeugend alio loco zu einer / bzw. mehreren endodontischen Interventionen. Anschliessend verschlechterte sich das Beschwerdebild.

Klinisch imponieren zwei bukkal gelegene Fistelöffnungen ohne Exsudation. Der Zahn ist sehr gering erhöht beweglich. Die Sondierungstiefen liegen innerhalb physiologischer Grenzen.

Das der Erfolg der endodontischen Bemühungen ausblieb, verwundert angesichts der DVT Bilder nicht.

Erstaunlich die horizontal verlaufende Fraktur in der distalen Wurzel.

J-förmige Aufhellung

von Ronald Wecker

Vor viereinhalb Jahren stellte sich der Patient mit einer aktiven Fistelung an Zahn 47 vor. Das präoperativ angefertigte Röntgenbild zeigte eine distal der Wurzel gelegene, j-förmige Aufhellung, wie sie auch bei einer Vertikalfraktur der Wurzel zu finden ist.

Die Sondierungstiefen befanden sich im physiologischen Bereich, sodass ein Behandlungsversuch durchaus erfolgversprechend schien.

Bei der intrakanalären Inspektion konnte ein Frakturgeschehen ausgeschlossen werden. Die Behandlung erfolgte zweizeitig und ist, zumindest nach den ersten 4 Jahren, als Erfolg zu werten.

Wobei sich die Frage aufdrängt, in wie vielen Behandlungs-Fällen es gelingt, ein 4-Jahres-Recall zu „ergattern“. Von einer Kontrolle nach 10-Jahren ganz zu schweigen.

Eigentlich war alles klar …

von Ronald Wecker

…, denn 6 Jahre nach einer Wurzelspitzenresektion zeigte sich seit nunmehr 4 Wochen eine deutliche Fistel labial von Zahn 11. Darüber hinaus war die Periapikalregion von 21 deutlich palpationsempfindlich.

Anamnestisch war zu erfahren, dass während des chirurgischen Eingriffs ein Knochenersatzmaterial in die knöcherne Krypte eingebracht wurde. 4 Wochen später kam es, wie bereits vor der WSR zu einer erneuten Fistelung labil von 21.

Der Patient, mittlerweile im aussereuropäischen Ausland beheimatet, suchte einen Endodontologen auf und unterzog sich einer erneuten ortho-und retrograden Revisionsbehandlung. Dann geschah lange Zeit nichts. Bis die bekannte Fistelung labial des 21 wieder auftrat.

Das präoperative DVT lässt eine apikale Aufhellung apikal des 21 erkennen.

Nach Darstellung und orthograden Entfernung der retrograden Füllung konnte apikal jedoch die erwartete knöcherne Krypte nicht visualisiert werden. Erst nach Sondieren mit einem vorgebogenen Microopener entlang des distalen Wurzelanteils kam es zu ener deutlichen Entleerung putriden Sekreten. Nach Einlage von CaOH2 und adhäsivem Verschluss wurde die klinische Situation eine Woche später beurteilt. Zur großen Überraschung zeigte sich die Fistelung unverändert.

Bei erneuter Betrachtung des DVT erschien es als nicht unwahrscheinlich, dass Zahn 23 als eine weitere Ursache der apikalen Parodontitis in Frage kommt.

Nach Anlegen einer Testkavität fiel der elektrische Sensibilitätstest an 23 negativ aus. Das Pulpakavum war vollständig leer. Nach chemomechanischer Aufbereitung und medikamentöser Einlage mit CaOH2 war die Fistelung labial von 21 3 Wochen später abgeheilt. 21 wurde nach Anlegen eines kollagenen Widerlagers mit MTA gefüllt. Bei der Betrachtung der Messaufnahme sowie des Masterpoints könnte der Eindruck einer Begradigung entstehen. Das DVT lässt jedoch klar das schräge Enden des Foramens erkennen.

Nicht immer ist das Offensichtliche auch das Zutreffende.

Recall Frontzahntrauma

von Ronald Wecker

Die Ausgangssituation erschien alles andere als rosig zu sein.

Am Tag der komplizierten Kronenfraktur von Zahn 21 erfolgte vor ca. 7 Monaten im Notdienst die vollständige endodontische Behandlung. Bei der Obturation war es offensichtlich zu einer deutlichen Extrusion von Wurzelfüllmasse in den Periapikalbereich gekommen.

Kurze Zeit später erschien der junge Patient mit einer vestibulären Fistelung ausgehend von Zahn 21. Die vollständige Entfernung der periapkal befindlichen Masse gelang in diesem Falle trotz aller Bemühungen nicht. Dennoch kam es bereits nach der ersten Sitzung zu einem Abheilen der Fistelung.

Das 6-Monats-Recall zeigte eine deutliche Heilungstendenz. Bemerkenswert ist, wie die periapikalen Fremdmaterialreste durch die von aussen nach innen voranschreitende Abheilung „konzentriert“ und zusammengeschoben werden.

Warme Guttapercha …

von Ronald Wecker

… scheint für Zähne mit nicht abgeschlossenem Wurzelwachstum ein wenig optimales Füllmaterial zu sein.

Erstvorstellung des 9-jährigen Patienten ca. 5 Monate nach komplizierter Kronenfraktur und Sofortversorgung mit Vitalexstirpation, Wurzelfüllung in Warmfülltechnik und Kompositaufbau in einer auf Kinderbehandlung spezialisierten Praxis.

3 Wochen nach der Wurzelfüllung trat erstmals eine labial gelegene Fistelung auf. Eine daraufhin verordnete systemische Antibiose führte zu einer geringen Verbesserung der klinischen Beschwerden. Die Fistel persistierte. Als Behandlungsoption wurde den Eltern die Resektion der Wurzel von Zahn 21 empfohlen.

Das vorhandene Wurzelfüllmaterial war großvolumig in Sealer eingebettet. Aufgrund einem raschen Abklingen der Anästhesiewirkung gelang es in der ersten Sitzung nicht das Obturationsmaterial vollständig aus dem Kanal zu entfernen. Ein Passieren der Guttapercha war jedoch möglich.

Dennoch war die Fistelung zu Beginn der zweiten Behandlungssitzung abgeheilt.

Nach vielen Versuchen gelang es in dieser Sitzung den Großteil des stark mit dem periapikalen Gewebe verbackenen Wurzelfüllmaterials zu entfernen. Kleine Reste konnten nicht visualisiert und auch nicht „blind“ geangelt werden.

Trotz dem Anlegen eines periapikalen Widerlagers aus Kollagen konnte eine geringe Extrusion des MTA nicht verhindert werden. Nach der Obturation wurde die Zugangskavität nach Insertion eines Quarzfaserstiftes adhäsiv verschlossen.

Die radiologischen Recalls werden zeigen ob der anfängliche Behandlungserfolg von langfristiger Dauer ist.

Nichts ist zählebiger …

von Ronald Wecker

… als ein Provisorium. Sagt ein altes französisches Sprichwort.

Dieser Patient stellte sich mit einer seit ca. vier Wochen bestehenden Fistelung distal von Zahn 45 vor. Klinisch zeigte sich ein vestibulär „instandgesetzter“ Brückenpfeiler 45 der radiologisch deutliche Zeichen einer chronischen apikalen Parodontitis zeigte.

Zudem lag eine deutliche Aufbiss- und Perkussionsempfindlichkeit vor. Meine Empfehlung war, die Brücke 44-48 zwischen 44 und 45 zu trennen und dabei die Krone an 44 zu belassen. Die zeitgleich durchgeführte endodontische Initialbehandlung sollte klinische Beschwerdefreiheit herbeiführen und nach adhäsivem Aufbau von 47 und 45 und anschliessender Versorgung mit stuhlgefertigten Langzeitprovisorien zumindest einen minimalen Kaukomfort zu ermöglichen.

Langfristig war geplant 45 aufgrund seiner ungünstigen mechanischen Prognose zu entfernen und, wie auch die Region 46 und 47, implantologisch zu versorgen. Die überweisende Kollegin wurde entsprechend informiert.

1 Woche nach der Erstbehandlung war die Fistelung vollständig abgeheilt. Da sich die geplante implantologische Versorgung noch über mindestens 4 Monate hinziehen sollte, ein herausnehmbares Provisorium  auf der „Wunschliste“ des Patienten nicht gerade ganz oben stand und die Lücke 46/47 ästhetisch kaum ins Gewicht fiel, wurde die zunächst getroffene Entscheidung 45 zu entfernen hinten angestellt und dem Patienten vorgeschlagen die endodontische Behandlung an 45 zu Ende zu führen.

Im Zuge der prothetischen Versorgung der Implantate in regio 46 und 47 sollte er dann entfernt und durch einen mesialen Brückenanhänger ersetzt werden.

4 Monate später stellte sich der Patient zur klinischen und radiologischen Kontrolle vor:

Die periapikale Osteolyse an Zahn 45 stellte sich deutlich verkleinert vor. Die Freilegung der mittlerweile osseointegrierten Implantate stand unmittelbar bevor. Das stuhlgefertigte Provisorium war unverändert in situ und wies noch immer die gleichen Imperfektionen im Randbereich auf. Patienten und Überweiserin wurde erneut die Entfernung von 45 aufgrund der eingeschränkten mechanischen Prognose empfohlen.

Umso erstaunter war ich als ich, nach mehreren Versuchen den Patienten zum Recall einzubestellen, 18 Monate postoperativ auf dem Röntgenbild sah, dass 45 wie auch die Implantate in regio 46 und 47 mit einer neuen Metallkeramikkrone versorgt worden war.

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