Sprühhandschuhe

von Hans – Willi Herrmann

Es wird immer mal wieder telefoniert innerhalb von „Wurzelspitze“ und nicht immer muss es dafür einen konkreten Anlass geben.
Also zumindest keinen wichtigen.Und  „Einfach nur mal so“ wie in diesem Fall zähle ich definitiv zu den eher unwichtigen (aber dennoch schönen) Begründungen, warum man zum Hörer greift.

Wie letzte Woche, als Christian Danzl und ich telefonierten und dazu ein wenig synchron im Internet surften.
Ich hatte zufällig  ein Bild eines zahnärztlichen Behandlers entdeckt, der eine gerade zu selbstkasteiende Arbeitshaltung am Behandlungsstuhl einnahm.

Wäre er LKW Fahrer und man würde ihn zwingen, 8 Stunden in solch einer Arbeitshaltung auf Autobahnen und Landstrassen herumzufahren, die Gewerkschaft „Transport und Verkehr“ würde einschreiten und nicht tolerierbare Arbeitsbedingungen anprangern. 
Und Horst Schlemmer würde sagen:“ Junge, pass auf, du kriegst Rücken, abber schlimm“

Nun ist leider eine solche Arbeitshaltung heutzutage immer noch nicht die Ausnahme.
„Business as usual“ in den Praxen.
 Allerdings auf einer Praxishomepage als Aushängeschild der Praxis so sich abzulichten, ich weiss nicht, ob das so gut kommt.

Wir klicken uns zur Homepage, von der das Bild stammt.

Und siehe da, der Kollege arbeitet mit höchsten ethischen Ansprüchen und er scheint nicht unbekannt.
Immerhin ist in einer dieser seit ein paar Jahren angesagten Lifestyle Zeitschriften a la Men´s´Health seine Praxis vorgestellt und das können sicherlich nicht viele von uns sagen.

Da steht (unter anderem): „Hierfür hat der überregional renommierte Zahnarzt einen anspruchsvollen diagnostischen und therapeutischen Leistungskatalog etabliert, der innovative Zahnheil-Konzepte mit individueller Patientenbetreuung auf höchstem fachlichen Niveau verbindet.“

Starke Worte, die zum weiteren Lesen animieren.

Wir klicken uns durch die Fotos auf der Homepage.
Das Team in Behandlung.

Plötzlich ein Lachen von Christian.

„Nee, is nich wahr“
„Was denn ?“, frage ich.

„Schau Dir mal die Handschuhe an auf den Fotos“.

Ich schaue hin, ein kurzer Blick.

„Was ist damit ?“
Ich kann nichts entdecken.

„Die sehen aus wie aufgesprayt !“

Ich schaue genauer hin. 
Und es sieht tatsächlich so aus, als ob erst nachträglich, am Computer unter Zuhilfenahme eines Bildbearbeitungsprogrammes der Anschein erweckt wurde, der Behandler und seine Assistenz hätten Handschuhe getragen bei der Behandlung.

Was es nicht alles gibt.