McFly! Jemand zuhause?

von Jörg Schröder

Das möchte ich so manches Mal laut fragen, wenn ich Bilder wie die nachfolgenden sehe und dazu die schriftlich übermittelten Behandlungsempfehlungen lese.

Dass die hier vor mehr als 30 Jahren durchgeführte endodontische Behandlung am sehr weiten Kanalquerschnitt des noch nicht ausgereiften 11 scheiterte, ist noch fast zu verstehen.

Dass der gegossene Stiftaufbau zwar koronal eine feine Passung aufweist, apikal jedoch in einer Mischung aus Guttapercha, Sealer und Geweberesten schwimmt, schon eher nicht.

Dass vor weniger als 10 Jahren der Zahn wurzelspitzenresiziert wurde, ohne dass eine aushärtende retrograde Füllung eingesetzt worden ist, lässt mich meine Stirn runzeln.

Dass aber ein Kollege mit endodontischem Tätigkeitsschwerpunkt diesem 11 nach Auswertung der auf einer gebogenen Speicherfolie erstellten Einzelbildes ein resorptives Geschehen zuweist und eine erneute chirurgische Intervention empfiehlt lässt mich nur kopfschüttelnd zurück.

Offensichtlich ist die Überlegung, warum die durchgeführte Behandlung nicht erfolgreich gewesen sein mag, eine zu komplexe. Nachfolgend die Auflistung der unglücklichen Umstände die sich in vollem Umfang erst im Laufe der Behandlung offenbarten.

Nach Abnahme der vorhandenen Metallkeramikkrone erwies sich diese bukkal als undicht. Und die tolle Passung des gegossenen Stiftaufbaus war nur vorgetäuscht, löste sich dieser jedoch im Laufe der Reduktion desselben mittels Hartmetallfräser nur aufgrund der Vibration.

Im Kanal liessen sich alle vorhandenen Fremdmaterialien einfach durch Spülen entfernen. Einschließlich des cremigen retrograden Füllmaterials.

Nach ausgiebiger Desinfektion konnte das Neo-Foramen nach Anlegen eines kollagenen Widerlagers mit MTA gefüllt werden. Das von labial in den Defekt hineindrängende Granulationsgewebe habe ich bewusst nicht entfernt, da es mittels steriler Papierspitze (ISO 140) nach labial gedrängt und somit als Widerlager genutzt werden konnte.

Nach Grobpräparation wurde ein stuhlgefertigtes Provisorium erstellt und adhäsiv befestigt.

Bleibt zu hoffen, dass die apikale Pathologie ausheilt und sich das hier sicher vorhandene mechanische Risiko nicht verwirklicht.

Thomas System in Aktion

von Ronald Wecker

Gegossene Stiftaufbauten und zementierte Schrauben stellen bei der endodontischen  Revisionsbehandlung oftmals die erste zu überwindende Hürde dar.

Das Thomas-Stiftentfernungssystem wurde hier auf Wurzelspitze schon häufig erwähnt, ermöglicht es doch  sehr vorhersagbar die Überwindung solcher Hürden.

Nachfolgend das Vorgehen in bewegten Bildern.

„Konfektionierter“ Stiftaufbau

von Ronald Wecker

Beim Betrachten des präoperativen Röntgenbildes fiel sofort die ungewöhnliche apikale Form des metallischen Stiftes ins Auge. Ein mit Befestigungszement gesicherter Unterschnitt, der das Herausziehen nach koronal verhindern soll. Nach Angaben des Patienten wurde die Stiftversorgung nebst WSR vor über 30 Jahren durchgeführt.

Klinisch erwies sich dieser Stift als besonders hartnäckig. Die Zementfuge musste mühsam mit einer Endosonore-Feile der Größe 20 bis ins apikale Drittel desintegriert werden. Erst der Einsatz des Thomas-Systems in Verbindung mit Ultraschall  ermöglichte nach zähen Versuchen das Entfernen nach koronal.

Apikal zeigte sich eine große knöcherne Krypte, die zum Teil mit Granulationsgewebe gefüllt war. Nach Einlage von CaOH2 wurde zur temporären Versorgung ein Quarzfaserstift adhäsiv befestigt.

In der zweiten Behandlungssitzung wurde der erneute Zugang  durch den Quarzfaserstift hindurch angelegt. Nach Entfernen der medikamentösen Einlage wurde Kollagen zur Erstellung eines periapikalen Widerlagers eingebracht. Nach der Obturation wurde erneut ein Quarzfaserstift eingebracht und der Zahn dentinadhäsiv aufgebaut.

Der apikale Stiftanteil liess mich lange grübeln, welches Siftsystem hier wohl verwendet wurde. Christian Danzl war es, der die zündende Idee hatte: es handelt sich um ein seiner Arbeitsspitze beraubtes rotierendes Instrument.

Saving hopeless teeth (XX)

von Ronald Wecker

Die Ausgangssituation erschien alles andere als rosig: massive Metallstifte, 11 und 21 bereits 2x resiziert, seit ca. 6 Monaten zunehmende Druckdolenzen vestibulär.

Zudem an 21 vestibulär eine isolierte Sondierungstiefe von 7mm. Eine vertikale Wurzelfraktur erschien sehr wahrscheinlich und damit der Erhalt zumindest von 21 sehr fraglich.

Die alio loco ausgesprochene Empfehlung von 2 Einzelimplantaten ist angesichts der präoperativ zu stellenden endodontischen Prognose nachzuvollziehen, birgt allerdings bei relativ hoher Lachlinie ästhetische Risiken.

Nach ausführlicher Beratung entschied sich der Patient für einen Erhaltungsversuch. Nach nunmehr 6 Monaten scheint es die richtige Entscheidung gewesen zu sein:

Beide Stifte „schwammen“ präoperativ in den Kavitäten. Am Herausfallen wurden sie nur durch den als Aufbaumaterial verwendeten Laborkunststoff (im Bild rot) gehindert. Periapikal zeigten sich ausgedehnte knöcherne Krypten. Zahn 21 war zudem bei der Präparation des Stiftbettes nach palatinal perforiert worden.

Beide Zähne wurden zweizeitig behandelt. Als temporäre Versorgung diente unter dem stuhlgefertigten Provisorium ein adhäsiv befestigter Glasfaserstift sowie ein dentinadhäsiver Aufbau. In der 2. Behandlungssitzung wurde der erneute Zugang zum Kanalsystem durch diesen Aufbau hindurch angelegt. Die Obturation wurde nach Anlegen eines periapikalen kollagenen Widerlagers mit MTA Angelus durchgeführt.

6 Monate postoperativ zeigen sich bereits deutlich verbesserte periapikale Verhältnisse. Die Sondierungstiefe vestibulär an 21 beträgt nunmehr 3 mm.

Hinsichtlich der röntgenologischen „Ästhetik“ stören nur die bei der Unterschichtung der laborgefertigten Schalenprovisorien reichlich in den Provisorienkunststoff  „eingegliederten“ Luftblasen.

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