Calciumhydroxid- Überpressung (2)

von Donald Becker

Letzte Woche habe ich an dieser Stelle von einer ausgeprägten Calciumhydroxidüberpressung an der mesialen Wurzel von Zahn 36 berichtet. Hier nun – wie sich die Bilder doch gleichen – ein  weiterer Zahn 36, ebenfalls mit massiver Überpressung von Calciumhydroxid (Metapex, Meta Biomed).  Und auch hier war die Überpressung nicht beabsichtigt.

Die zum Zeitpunkt der Erstvorstellung  41 jährige Patientin suchte unsere Praxis auf Grund einer starken Schmerzproblematik in Regio 36 auf Überweisung durch die Hauszahnärztin auf.

Die endodontische Behandlung gestaltete sich als unproblematisch, die Calciumhydroxidüberpressung war nicht gewollt. Typ 2:1 Konfiguration in der mesialen Wurzel. Lateraler Kanal im Bereich der Kanalvereinigung. Zum Zeitpunkt der WF am 25. Mai 2012 zeigte sich schon eine beginnende Knochenregenation, die mit einer Resorption des Calciumhydroxids einherging. Die Verlaufskontrollen nach 6, 20, 46 Monaten zeigten eine erfreuliche vollständige knöcherne Konsolidierung.

 

 

Und weil so gut ins Thema past, gleich noch 3 weitere Fälle von heute hinterher:

Fall 2
Zahn 46.
Keine Überpressung, aber auch Calciumhydroxid (Metapex, Meta Biomed) als medikamentöse Einlage. Heutige Röntgenkontrolle nach annähernd 4 Jahren, vollständige knöcherne Konsolidierung des apikalen und interradikulären Knochendestruktionsprozesses.

Fall 3

Zahn 46.
Zustand nach WF durch Hauszahnarzt. Apikale Aufhellungen an den Zähnen 46, 47, sowie an Zahn 25.  Überweisung durch einen unserer regelmäßigen Überweiser, einem Oralchirurgen, zu dem der Hauszahnarzt die Patientin geschickt hatte. Die 49 jährige Patientin hatte auf Grund parodontaler Probleme in der Vergangenheit schon eine Reihe von Zähnen verloren, besagter Zahn 25 sichert noch die weitspannige festsitzende Oberkieferversorgung. Nach endodontischer Behandlung des Zahnes 25 wenden wir uns den Zähnen 46 und 47 zu. Calciumhydroxideinlage (Metapex, Meta Biomed) an Zahn 46 für 9 Wochen.
Erste Röntgenverlaufskontrolle heute 6 Monate post WF 46.

Fall 4

Zahn 46.
47 jährige Patientin. Zustand nach WK/WF durch Hauszahnärztin im Mai/Juni 2015 und Metallkeramikrone 46. Seitdem immer wiederkehrende Beschwerden in Regio 46. Calciumhydroxideinlage (Metapex, Meta Biomed) für 16 Wochen. die Kontrollaufnahme zeigt eine vollständige Resorption des Calciumhydroxid bei beginnender knöcherner Konsolidierung sowohl an der mesialen als auch an der distalen Wurzel. Wurzelkanalfüllung mittels plastifizierter Guttapercha und Kerr Pulp Canal Sealer XWT. Überpressung von Wurzelfüllmaterial im Bereich der mesialen Wurzel.

Calciumhydroxid – Überpressung (1)

von Donald Becker

Zweimal Zahn 36.
Zweimal deutliche apikale Aufhellungen.
Zweimal für meine Verhältnisse weit überdurchschnittliche Überpressungen von Calciumhydroxid.

Ich habe kein Problem damit, wenn sich, insbesondere bei größeren und ausgeprägten apikalen Läsionen eine Überpressung von Calciumhydroxid ergibt. Aber in den beiden Fällen, die ich heute und nächste Woche vorstellen möchte, hätte es nicht ganz so viel sein müssen, hätte ich es vorbestimmen können.

Fall 1 habe ich im Jahr 2013 hier und hier zur Diskussion und Abstimmung gestellt.
Ob über den weiteren Verlauf der Behandlung berichtet wurde, weiss ich nicht mehr. Ich habe  gesucht, aber nichts im Archiv gefunden diesbezüglich. Das muss aber nichts heißen, bei 2000 Beiträgen kann auch mal etwas übersehen werden.

Nachfolgend daher (eventuell als Wiederholung) der Verlauf der Behandlung und die Ergebnisse der Nachkontrollen.

Hier zunächst einige Folien zum Behandlungsverlauf:

Als medikamentöse Einlage wurde in diesem Fall Calciumhydroxid (Metapex, Meta Biomed) verwendet. Es wird mit einer Kunststoffkanüle appliziert. An der mesialen Wurzel kam es in diesem Fall zu einer deutlichen Überpressung. Metapex weist gegenüber dem früher von mir verwendeten „Ultracal XS“ Calicumhydroxid- Präparat der Firma Ultradent eine deutlich pastösere Konsistenz auf. In bestimmten Konstellationen kann es wie in diesem Fall zu einem höheren Maß an Überpressungen kommen im Vergleich zu Ultracal XS.

Aber auch bei größeren Überpressungen wie im vorliegenden Fall kommt es fast immer zu einer raschen und vollständigen Resorption des Calciumhydroxides, die naturgemäß mit einer gewünschten knöchernen Konsolidierung einhergeht.

Zur Verdeutlichung der schnellen Resorption des Calciumhydroxids habe ich die nachfolgenden Röntgenbildern nach dem Aufnahmedatum sortiert. Bemerkenswert sind vor allem die rasche Resorption innerhalb von weniger als 3 Monaten zwischen Bild 2 und 3, aber auch die Veränderung innerhalb einer Woche zwischen Bild 3 und 4.

Fall 2 folgt dann nächste Woche.

 

 

AH Temp – Calciumhydroxid- Material von Maillefer

von Hans – Willi Herrmann

Maillefer schreitet  auf dem Weg zum endodontischen Vollsortimenter weiter voran und bringt zur IDS 2013 unter dem Namen AH Temp ein Calciumhydroxid – Material auf den Markt.

Im Vergleich zu den Mitbewerbern soll sich das Präparat durch bessere Fließfähigkeit und längere Haltbarkeit nach Anbruch der Packung auszeichnen.
Auch die Hygieneproblematik hat man bedacht und liefert lobenswerterweise die Applikationsspritze mit Einmalhüllen aus.

Von Würmern und Löchern (I)

von Bonald Decker

Nachfolgender Fall (bzw. Patientin) befindet sich momentan bei uns in Behandlung.

Die Erhebung der Anamnese ergab, dass die junge Patientin vor ca. 4 Wochen notdienstlich an Zahn 11 behandelt werden musste (Diagnose: wahrscheinlich irr. Pulpitis). Hierbei kam es zu Komplikationen, die zu einer Perforation des Zahnes mit nachfolgender Fistelbildung führten

Überwiesen wurde die Patientin von einem Chirurgen, der entweder die Entfernung des Zahnes oder die Vorstellung bei uns empfahl…

nachdem (bisher) keine Kommunikation der Perforation zur Mundhöhle zu bestehen schien, entschieden wir uns für eine MTA-Perforationsdeckung nach Entfernung des Fremdmaterials und eingehender Desinfektion…

Neben dem Verschluss der Perforation mittels MTA Angelus wurde das „eigentliche“ Kanalsystem nach chemo-mechanischer Reinigung mit einer medikamentösen Einlage (Ultracal XS – Fa. Ultradent) versehen.

Beim nächsten Termin ist geplant, die MTA-Aushärtung klinisch zu verifizieren, bevor die Obturation des Kanalsystems mit abschliessender adhäsiver Deckfüllung der Zugangskavität erfolgt…

Teil II des Falles demnächst dann hier in diesem „Theater“…

;-)


Calciumhydroxid – Koronaler Abschluss

von Hans – Willi Herrmann

Noch ein Tipp, die Verarbeitung von Calciumhydroxid betreffend.

Das Material, UltracalXS (Ultradent), ist eingebracht.

Mit den Capillary Tips kein Problem und gut kontrolliert unter Dentalmikroskop – Kontrolle.

Jetzt geht es um den koronalen Abschluss, die provisorische Füllung zwischen den Sitzungen, die bei uns fast ausschließlich mit Glasionomerzement stattfindet.

Wie aber den Glasionomerzement einbringen ?
Eine Isolation gegenüber dem Calciumhydroxid muss her.

Wattepellet ? Definitiv ungeeignet, ebenso wie Peletim – Schaumstoffpellets.

Teflonband wäre eine Möglichkeit, die funktioniert.

Wir gehen seit bald 10 Jahren einen anderen Weg.
Calciumhydroxid – Pulver (aus der 500 Gramm Dose von Merck)  in einem Dappenglas und eine Amalgam -Pistole, die mit dem Pulver gestopft wird.

Anschließend wird das Calciumhydroxid mit der Pistole in die Kavität eingebracht und  mit einem Zementstopfer verdichtet.
Es entsteht eine sehr feste Schicht aus Calciumhydroxid – Pulver, auf die der Glasionomerzement aufgebracht werden kann.

Zusätzlicher Nebeneffekt.
Das Calciumhydroxid in den Kanälen wird verdichtet und verteilt sich besser in den Kanälen.

Und auch das Rausbohren der Füllung gestaltet sich sehr einfach.
Den Bohrer soweit versenken, bis er das  Calciumhydroxid erreicht, was sich durch ein leichtes „Durchsacken“ bemerkbar macht.

Fakt ist, das Teflonband, so sehr ich es schätze, kann unsere altbewährte Vorgehensweise nicht ablösen, die Vorteile überwiegen.

Vielleicht einfach mal ausprobieren ?

 

Ultracal, die 2te

von Ronald Wecker

Die  38 jährige Patientin stellte sich im Oktober letzten Jahres (2008) in unserer Praxis zur Routineuntersuchung vor.
Ohne Beschwerden, jedoch mit einem Missempfinden „unten links am Zahnfleisch“. Am Zahn 36 war die Gingiva buccal in Bereich der Furkation etwas dicker. Taschentiefen rund um den Zahn waren normal im Bereich von 2 – 3,5 mm. Nur buccal an der Furkation waren 12 mm zu messen. Sensibilitätstest mit Kältespray verlief negativ. Lockerungsgrad 0, Perkussion negativ.

Röntgenologisch imponierte eine Aufhellung zwischen den Wurzeln. Das interradikuläre Septum war nicht mehr zu erkennen – was mit der TT-Messung konform ging.
Die Patientin und ich entschieden uns für einen Erhaltungsversuch.
Der Zahn wurde trepaniert, die Wurzelkanäle dargestellt und aufbereitet. Spülung erfolgte nach unserem Standard-Protokoll mit CHX, EDTA, NaOCL und Alkohol, jeweils mit US-Aktivierung. Als medikamentöse Einlage wurde Ultracal XS von Ultradent verwendet. Die Trepanationsöffnung wurde verschlossen mit Cavit (ESPE 3M).
Nach einer Woche wurde der Zahn nochmals geöffnet, und dem Spülprotokoll unterzogen. Das Missempfinden war zwischenzeitlich verschwunden, die Patientin war beschwerdefrei.
Med wieder mit Ultracal XS , Verschluss diesmal mit Cavit und GIZ, da die Med diesmal mehrere Wochen liegen sollte.

Mitte Januar 2009 stellte sich die Patientin abermals vor.
Bisher keine Schmerzen oder Missempfinden.
Die Sondierung der Taschentiefen zeigte jedoch den Rückgang der Tasche an der Furkation buccal von 12 mm auf 3 mm.

Wegen des Rückgangs der Sondierungstiefe und einer röntgenologisch erkennbaren Ausheilungstendenz entschied ich mich zur Wurzelfüllung.
Diese wurde in vertikaler Kompaktioon durchgeführt, die Kanäle koronal und die Kavität anschließend adhäsiv verschlossen.

Wiedervorstellung in 3 Monaten, sollte die Heilung weiter voranschreiten wird der Zahn überkront.

Ultracal war hier sicher nicht der entscheidende Punkt, die Ausheilung betreffend, auch ein anderes Präparat hätte hier gute Dienste geleistet. Aber die Applikationsmöglichkeit über  die Kanüle bis an die Wurzelspitze erleichterte das Einbringen deutlich.

Ausgangszustand

nach 2 Monaten Calciumhydroxid

Masterpoint

Wurzelfüllung