Herausgeschält

von Jörg Schröder

Nicht immer verfügen Patienten über ausreichend finanzielle Mittel, um neben der endodontischen Behandlung auch gleich eine mehrgliedrige Brücke erneuern zu lassen. Daher kann es ab und zu notwendig sein, gegossene Stiftaufbauten förmlich aus der Krone herauszuschälen, sofern der Kronenrandschluss akzeptabel ist.

Das zweidimensionale Röntgenbild und der sagittale Schnitt im DVT liessen ein nach distal mündendes Foramen oder einen dort mündenden Seitenkanal vermuten. Die endodontische Herausforderung erschien überschaubar. Die Schwierigkeit bestand darin, den koronalen Anteil des gegossenen Stiftaufbaus so zu reduzieren, dass im Anschluss der sehr kurze und konische Stiftaufbau unter Erhalt der prothetischen Krone entfernt werden konnte.

Zunächst wurde der Stiftaufbau von Korona so reduziert, dass die Zementfuge zwischen Aufbau und Krone zirkumferent sichtbar wurde. Anschliessend war es einfach, den kurzen und konischen Aufbau aus dem Zahn herauszulösen.

Das pastöse Wurzelfüllmaterial war deutlich kontaminiert und konnte schallunterstützt entfernt werden.

Nach Obturation in warmer vertikaler Kompaktion wurden die metallischen Kronenanteile vor der adhäsiven Restauration mit einem opaken Liner abgedeckt. Anschliessend wurde die Kaufläche mit einem Hybridkomposit restauriert. Das Abschluss-Bild zeigt (leider) den Zustand vor der okklusalen Ausarbeitung und Politur.

Insgesamt ein Behandlungskompromiss, aber unter Umständen einer, der viele Jahre funktionieren wird.

Wer hat Angst vor’m bösen Stift? Teil 1 , Metallstift

von Jörg Schröder

Diesen Titel trugen in der Vergangenheit bereits mehrere Einzelbeiträge und auch einige 90-minütige Podiums-Vorträge waren so benannt.

Denn immer noch werden viele Stift- oder schraubenversorgte Zähne einer chirurgischen Intervention zugeführt, die aufgrund verschiedener Abweichungen vom Idealverlauf (keine retrograde WF nach WSR, nicht korrekt platzierte retrograde Füllungen, nicht aufbereitete Kanalsysteme) leider nicht erfolgreich enden.

Der jeweils vorhandene Stift lässt offensichtlich nur einen Schluss zu:

Wurzelspitzenresektion!

Unvorstellbar offensichtlich, dass ein Stift oder eine Schraube vorhersagbar orthograd entfernt werden könnte. Dabei kann es – auch in schwierigen Fällen – so einfach sein.

In vorliegendem Fall war die Resektion bereits erfolgt. Das kontaminierte Wurzelfüllmaterial verhinderte bei gleichzeitigem Fehlen einer retrograden Füllung das Ausheilen der periapikalen Pathologie.

Ein Werkzeug, welches ich seit Jahren schätze und nicht mehr missen möchte, ist das Thomas-Post-Puller-System. Dieses und die von Zeit zu Zeit notwendigen Ersatzteile beziehe ich seit Jahren bei Hofmeester Dental in Rotterdam.

Mit diesem aus Silikonscheiben, Trepanbohrern, Gewindeschneidern und einer Art rändelrad-betriebener Spreize bestehende Set kann jeder metallische Stift oder jede Wurzelschraube vorhersagbar entfernt werden.

Selbst im weit distalen Bereich ist eine Anwendung möglich.

Dazu musste in diesem Fall zunächst die vorhandene Krone entfernt und  ein präendodontischer Aufbau angelegt werden. Nur so konnte nach absoluter Trockenlegung der massive gegossene Aufbau bis auf den im palatinalen Kanal verankerten Stift reduziert werden. Anschliessend wurde der der Stiftgröße entsprechende Trepanbohrer unter Wasserkühlung eingesetzt, um nachfolgend den Gewindeschneider verwenden zu können. Dieser ermöglicht eine Kraftübertragung auf den verankerten Stift. Bereits nach den vorbereitenden Schritten liess sich der Stift gering im Stiftbett drehen. Eine Entfernung mit Handkraft gelang jedoch nicht. Daher wurde die Spreize eingesetzt, womit die Entfernung in unter 30 Sekunden gelang. Gesamtaufwand für Ekr, Aufbau und Stiftentfernung ca. 50 Minuten.

Die Aufbereitung der weiten Kanalsysteme bis zum Neoforamen gelang anschliessend problemlos. Aufgrund der fehlenden Konstruktion wurde in P und MB ein kollagenes Widerlager eingesetzt, bevor die Kanalsysteme mit MTA und warmer Guttapercha verschlossen wurde. DB wurde in warmer vertikaler Kompaktion gefüllt.

Und wer hat noch Angst vor’m bösen Stift? Niemand.

 

Wurzelkaries intrakanalär

von Ostidald Wucker

Im heutigen Fall mussten wir uns nach der Kronen und Stiftentfernung gegen einen Zahnerhalt entscheiden. Dies kann bei Inspektion des Wurzelkanals, bzw. der Kavität unter mikroskopischer Kontrolle passieren. Meist sind Frakturlinien im Kavitätenboden oder im Wurzelkanal die Ursache.

Für uns überraschend, und deshalb auch Grund den Fall hier vorzustellen, war die Karies apikal-lateral der inserierten Radixanker ohne sichtbare Verbindung der kariösen Läsion zur Kavität.
Die Kariesentfernung gelang dank der mikroskopischen Vergrößerung. Allerdings waren die verbliebenen Wurzelanteile so dünn, daß das parodontale Ligament zu sehen war.

Damit war ein weiterer Zahnerhalt nicht möglich.

Anbei die Bilder des Falles.