Zwei UK – Prämolaren – einer davon ist besonders… (IV)

Über den UK- Prämolaren 34 mit besonderer Kanalanatomie habe ich hier und hier schon berichtet.

Am Ende der zweiten Sitzung war es mir gelungen, den fast in der Wurzelmitte erst beinahe rechtwinklig nach lingual hin abzweigenden 2. Wurzelkanal mit einer ISO 008 C-Pilot-Feile zu penetrieren. Das war etwas, was ich zu diesem Zeitpunkt kaum noch zu hoffen gewagt hatte, weil es bis dato nicht möglich gewesen war, den Kanaleingang zu visualisieren.

Und das trotz dem hohen Angebot an Licht, welches unsere „Ultraspot“-Hochleistungs-LED unserem Pro Ergo zur Verfügung stellt.

Tasten war also angesagt, zunächst.
Und der Schlüssel zum Erfolg wie so oft bei diesen lingualen Kanälen liegt darin, die Zugangskavität nach bukkal hin soweit aufzuziehen, bis das (selbstverständlich) vorzubiegende Instrument beim apikal gerichteten Abtasten der lingualen Wand des bukkalen Kanals einen Widerstand verspürt.

Hängenbleibt.
Einrastet.

Einrasten ist wichtig.

Denn nun dann besteht die Chance, das das Instrument unter leichtem Druck in den Kanal hineingleitet. Ist der Übergangs-Winkel zu steil, knickt das Instrument um. Knickt ab. Und kommt nicht weiter voran. Stichwort Maximal Übertragbare Arbeitskraft nach Herrmann.

Im vorliegenden Fall gelang die initiale Penetration.
Und ein Vorschieben des Instrumentes bis auf etwa 2- 3 mm vor Wurzelkanalende war möglich.

Jetzt nur nichts mehr falsch machen.
Eine einzige, in überschwänglicher Euphorie nun zu forsch oder vorschnell durchgeführte Bewegung könnte alles Erreichte ein für alle mal zunichte machen.

Klingt jetzt übertrieben.
Aber nein, ist es nicht.

Das passiert immer und immer wieder.
Deshalb habe ich an dieser Stelle aufgehört und einen Termin OPEN END vereinbart.
Der letzte Termin eines Arbeitstages. Und damit niemanden, der im Anschluss behandelt werden müsste. Und alle Zeit der Welt für das, was gegebenenfalls kommt.

Zu Beginn der 3. Sitzung dann die Frage, ob es möglich sein würde, den Kanal erneut und damit reproduzierbar zu penetrieren.

Es gelingt.
Im Anschluss habe ich vorsichtig mittels überlangen Komet EndoTracer-Rosenbohrern, dem ultralangen Komet Endoexplorer 1-Hartmetallbohrer und mittels Ultraschall an der lingualen Wand des bukkalen Kanals in die Tiefe präpariert. Als Resultat liess sich nun der Kanaleingang als weisser Punkt visualisieren.

Eine Penetration mit einem ProTaper Ultimate Slider (lila => 16.002v) ) ist zunächst nicht möglich.
Lediglich die Spitze des vorgebogenen Instrumentes, von Hand eingeführt, lässt sich im Kanaleingang verhaken.

Eine ungünstige Situation bei hoher Verblockungs- und Frakturgefahr.
Ich erweitere den Zugang weiter nach bukkal und nun kann ich das ProTaper Ultimate Slider- Instrument etwas tiefer von Hand einführen.

Es retiniert stark.
Cave!!!

Eine vollrotierende Aufbereitungsbewegung würde mit Sicherheit zu sofortigen Fraktur führen.

Daher nutze ich die OGP-Funktion des Morita TriAuto ZX2 Endo-Handstücks, welche das Frakturrisiko auschliesst und mir eine sichere Aufbereitung des Wurzelkanals bis zum Wurzelkanalende ermöglicht. Auch das nachfolgende ProTaper Ultimate Shaper-Instrument (weiss => 20.004v) und die anschliessend eingesetzte WaveOne Gold Small (gelb => 20.07v) werden nicht vollrotierend beziehungsweise teilweise rückgeführt vollrotierend eingesetzt, sondern ebenfalls im OGP-Modus (OGP steht für Optimum Glide Path). Eine WaveOne Gold regular (rot => 25.08v) als finales Aufbereitungsinstrument wird als erstes Instrument überhaupt reziprok eingesetzt.

Beide Mastercones lassen sich nebeneinander einführen.
Bei der Wurzelkanalfüllung beginne ich mit dem lingualen Kanal und nutze den „“Greater Taper“ -Masterpoint als präparationsformkongruenten Zentralstift. An ein Einführen des Hitzeträgers oder der Injektionskanüle der Wf- Geräte ist nämlich gar nicht erst zu denken. Der bukkale Kanal (mit einer WaveOne Gold Medium (grün – 35.06v) wird wie gewohnt mit erwärmter Guttapercha in Schilder-Technik gefüllt. Die mesialexzentrische WF- Kontrollaufnahme belegt die Füllung beider Kanäle unter Aufrechterhaltung der Patency.