Fragmententfernung mit Fragremover

von Donald Becker

Dieses Fragment war ein richtiges Biest.
Und der Kanal, in dem es abgebrochen war, so eng und obliteriert, dass es im nachhinein nicht verwunderte, dass es zum Instrumentenbruch kam.

Hier war guter Rat teuer.
Ein maschinelles Instrument, vermutlich 15.01 oder 15.02,  in Vollrotation in den Kanal eingeschraubt. Auf Kanaleingangsniveau frakturiert.

Anpacken konnte man es nicht. Passieren auf Grund des extrem engen Kanals unmöglich. Nicht mal die Spitze eines ISO 006-, 008-, 010- Instrumentes war noch irgendwo in den Kanal hineinzubekommen.

Und zu versuchen, mittels Ultraschall das Fragment loszubekommen, hätte lediglich zur Zerlegung in kleinere Fragmente geführt.

Bliebe noch die Hohlnadeltechnik, der ich aber in diesem Fall, gerade weil/obwohl ich diesbezüglich über viel Erfahrung verfüge, auf Grund der vorliegenden Besonderheiten wenig Erfolgswahrscheinlichkeit zutraute.

Mit einem Prototyp des Fragremovers gelang die Entfernung.
Es war nicht ganz einfach, diese Schlinge über das Fragment zu ziehen, aber danach gelang die Entfernung sicher und problemlos.

 

Fragremover – Jetzt oder nie !

von Hans – Willi Herrmann

Bei dem Einen oder Anderen mag der Eindruck entstanden sein, durch die Entwicklungen der letzen 10 Jahre sei die Entfernung eines Fremdkörpers (Instrurmentenfragment, Silberstift, Thermafil- Carrier) aus dem Wurzelkanal leicht und vorhersagbar geworden. Sorry, wenn ich jetzt irgendwelche „rosaroten“ Luftblasen platzen lassen muss, aber-  nein, das ist es nicht.

Mag sein, dass man etwas entspannter die Sache angehen kann, wenn es nicht das eigene Instrumentenfragment ist, dass entfernt werden soll, aber selbst für diese Fälle gilt: Niemand weiss und kein präoperatives Röntgenbild gibt auch nur einen arbiträren, ja nicht einmal einen rudimentären Anhaltspunkt, ob die Fragmententfernung gelingen wird oder nicht. Und selbst wenn man nach zum Teil elendig langer Zeit es schaffen sollte, besagten Fremdkörper zu entfernen, dann ist noch nicht gesagt, mit welchem Substanzverlust die „erfolgreiche “ Entfernung verbunden war, welche Kompromititerung sich aus dieser Zahnsubstanzschwächung für die mittel- und längerfristige Prognose des Zahnes ergibt.

Unter diesen Vorzeichen sollten demnach 2 Dinge immer im Bewußtsein sein. Erstens- das von mir seit vielen Jahren den Kollegen auf meinen Fortbildungen ans Herz gelegte bon mot: „Der beste Weg, ein frakturiertes Instrument aus dem Wurzelkanal zu entfernen, ist, es gar nicht erst abzubrechen“ hat weiterhin uneingeschränkte Gültigkeit.

Und zweitens – Sollte uns jedes Mittel recht sein, dass die Fragmententfernung, einfacher, schneller, zuverlässiger, vorhersagbarer macht.

Der Fragremover ist so ein Hilfsmittel.

Man sollte nun meinen, dass es ein Leichtes wäre, die Kollegen für diese Idee zu begeistern und das in der Pipeline befindliche Gerät zur Marktreife zu bringen.

Dem ist leider nicht so.
Die Gründe dafür sind vielfältig und sind zum Teil der Tatsache geschuldet, dass die Entwickler (der Fragremover wurde Marcus Leineweber und Nils Widera erdacht und konzipiert, später trat noch Stephan Gäbler diesem Entwicklerteam bei) halt Zahnärzte sind, Tag für Tag in ihren Praxen stehen und nur in ihrer wie bei jedem von uns viel zu kurz bemessenen Freizeit sich diesem Projekt widmen können. Vorkenntnisse, wie man ein solches Unterfangen sinnvollerweise angeht, fehlen. Die finanziellen und organisatorischen Vorleistungen sind erheblich. Die Unterstützung durch die Industrie ist nicht existent, was der Tatsache geschuldet ist, dass man, vom Gerät selbst abgesehen, keine Verdienstquellen sich verspricht. Und es gibt ähnliche Geräte, bei denen der Hersteller versucht, über den Geräteverkauf hinaus ein Nachfolgegeschäft zu generieren.  Die Kosten für die benötigten Geräteansätze sind exorbitant, entsprechen dem branchenüblichen „Dentalaufschlag“, der Assoziationen mit mittelalterlichen Raubrittergebärden aufkommen lässt.

Hat der Fragremover – alll dies berücksichtigend – eine Chance ?

Eins steht mit Sicherheit fest.
Wird das Projekt heuer nicht zustande kommen, ist das Fragremover Geschichte. Man sollte sich vor Augen halten, dass die Entwickler gebrauchsfähige Prototypen besitzen, die es Ihnen erlauben, in ihrer Praxis vom Nutzen des Geräte zu partizipieren. Wer also jetzt nicht die Chance ergreift, der hat möglicherweise zukünftig keine Gelegenheit mehr dazu. Jede Leidensfähigkeit eines noch so enthusiatischen Erfinders hat irgendwann eine Grenze.

Das Verrückte ist:  Im Rahmen der Crowdfounding – Phase wird das Gerät gegenwärtig zu einem Preis angeboten, der für niemanden ernsthaft einen Grund darstellen kann, das Gerät nicht zu kaufen. Mein Endo- Aktivator – (möchte ihn jemand günstig erwerben)  hat deutlich mehr gekostet. Das Ruddle Post Removal System – das die meiste Zeit einen Platz im „Mohr´schen Praxisschrein“ der nutzlosen Zahnarztpraxisgegenstände belegt – ein Vielfaches. Selbst wenn das Projekt zustande kommen sollte. So günstig wie jetzt wird es den Fragremover nie wieder geben.

Ich bestelle jedenfalls hiermit verbindlich „meinen“ Fragremover. In der Hoffnung, dass sich zumindest 49 andere Kollegen finden lassen, die es mir gleichtun.

Noch eine Anmerkung zum Gerät an sich. Der Fragremover ist keine Wunderwaffe. Sie werden weder jedes Instrument damit entfernen können, noch wird es auf Anhieb  „im Spaziergang“ gelingen. Übung macht auch hier den Meister und ein Mikroskop ist meines Erachtens Grundvoraussetzung. Auch werden gegebenenfalls mehrere Kanülen notwendig sein, um die Entfernung durchführen zu können. Um so mehr ein Grund, auf dieses System zurückzugreifen, dass kostengünstig Kanülen verfügbar macht. Was nützt ein Konkurrenzprodukt, dessen Kanülenbedarf pro Jahr den Kaufpreis eines drakischen Kleinwagens übersteigt. Und noch ein Insider- Tipp. Wer den Fragremover schätzen gelernt hat, der wird sich – sobald er die Vorzüge des Gerätes kennengelernt hat – ein zweites Gerät zulegen, um im Bedarfsfalle ohne Unterbrechung weiterarbeiten zu können. Hier werden vermutlich viele den Kopf schütteln, aber durch den günstigen Preis lässt sich die Mehrinvestition nach kurzer Zeit überkompensieren. Wer weitschauend plant, ordert also jetzt 2 Geräte zum Vorzugspreis.

So – das Thema ist vermutlich durch hier. Vielleicht noch ein paar Fallbeispiele der Erfinder. Die nächste Info zum Gerät an sich wird dann entweder das Gelingen oder Scheitern des Projektes beinhalten.

Kolleginnen und Kollegen – Jetzt oder nie !

Disclaimer
Es besteht beim Autor kein Interessenskonflikt in Form von eigenen finanziellen Interessen oder finanziellen Interessen Dritter, die von einer positiven Berichterstattung profitieren oder eine negative Darstellung behindern.