Jahr der Frontzahntrauma-Fortbildungen

Von Christoph Kaaden

Fortbildungen zum Thema Frontzahntrauma sind im Vergleich zu anderen leider rar gesät. Im kommenden Jahr verhält es sich anderes und es bieten sich dem Fortbildungswilligen einige „hochkarätige“ Optionen.

Los geht`s am 09. April 2016. Die Universität Würzburg lädt unter dem Motto:

Frontzahntrauma! Was nun?– herzlich ein.

 

Flyer Traumatagung Würzburg

Flyer Traumatagung Würzburg

Unter der Schirmherrschaft von Prof. Dr. G. Krastl (u.a.Zahnunfallzentrum Würzburg) sollen „in diesem Seminar Wege aufgezeigt werden, die die eigene Praxis zu einem Teil eines FZT-Netzwerkes machen, das sich mit allen Aspekten des FZT befasst. Ansprechen werden sollen alle, die aus ihren Bereichen wie Kinderzahnheilkunde, Chirurgie oder Endodontie Erfahrung im Umgang mit FZT haben und für Kollegen/innen in der näheren Umgebung zu einer/einem Ansprechpartin/Ansprechpartner oder der Anlaufstelle für einen professionellen Umgang mit Frontzahntrauma-Patienten/innen werden.“

Sicherlich eine sehr gute Idee, die hoffentlich sehr viel Zuspruch und Unterstützung erfährt.

 

Zum Ende des gleichen Monates findet dann eine weitere hochkarätige Fortbildung zum Thema >Treatment Challenges in Dental Traumatology< in Kopenhagen/Dänemark statt. Etliche international renommierte Referenten berichten dann über behandlerische Herausforderungen in der dentalen Traumatologie.

Traumatagung Kopenhagen 2016

Näheres zu den genauen Themen finden Sie hier.

Und das absolute Highlight folgt dann im Zeitraum vom 11.-13 August 2016. Dann lädt die IADT zur internationalen Traumatagung nach Brisbane, Australia ein.

Für uns Europäer nicht gerade der nächste Weg, aber das Programm weiss zu überzeugen…

IADT Tagung in Brisbane

Dies finden sie hier sowie hier nähere Informationen zu den Hauptrednern.

Vielleicht begibt sich ja der ein oder andere von Ihnen nach Down Under.

Ich hoffe also möglichst viele der WURZELSPITZE Leser auf einer dieser tollen Veranstaltungen zu treffen. Sollten Sie noch weitere lohnenswerte Veranstaltungen zu dieser Thematik kennen bitte ich Sie die Kommentarfunktion zu nutzen…

SAF System – wer immer nur das tut ….

von Klaus Lauterbach

Auch ich habe am ersten SAF Workshop im August, in Aalen teilgenommen und war gespannt auf diese vollständig neue Art den Bakterien im Kanal zu Leibe zu rücken. Wolf Richter hatte uns die neuartige Feile in allen Details erklärt und im praktischen Teil konnte man schnell erkennen, dass es eine sehr gute Idee ist, das SAF System nur in Verbindung mit einem Workshop (der beim Systemerwerb verrechnet wird) zu verkaufen.
Die Quintessenz des Vortragvormittags war: Clean-Shape-Rinse in einem Arbeitsgang. Das SAF System bearbeitet extrem viel mehr Kanalwandfläche und reduziert Bakterien in höherem Maß als rotierende Systeme, entfernt Debris und Smearlayer (Score1) zuverlässig, erbringt das geforderte hohe Spülvolumen je Kanal, benötigt Preflaring und ist daher keinesfalls ein Einfeilensystem, es wird bei den Workshops und von den Henry Schein Mitarbeitern, zumindest in Deutschland, auch nicht so angepriesen.
Selbst langjährig erfahrene Kollegen konnten sich beim praktischen Teil nur schwer umstellen und mussten den eingefahrenen, rotierenden Behandlungsgewohnheiten Tribut zollen. Schnell war die absolut fraktursichere „Self Adjusting File“ doch abgebrochen. Stellt man allerdings 25000 Upm statt 5000 Upm am Motor ein ist dies auch kein Wunder und entspricht natürlich keineswegs den Vorgaben der Systementwickler, man wollte wohl Grenzen testen.
Nach dem Workshop am Nachmittag war dann klar, dass man das System wirklich nur nach einem guten Preflaring und schaffen eines Gleitpfades einsetzen sollte.
Wolfs Sequenz im Workshop war übrigens: K ISO 10/15, S1, K ISO 20, SAF. K NiTi ISO 30-40.

Unter folgendem Link kann man übrigens die Empfehlungen von Zvi Metzger zum SAF-System downloaden, die gerade für SAF Einsteiger sehr hilfreich sind.

Mein SAF System habe ich in der ersten Septemberwoche erhalten. Mittlerweile, ca. 70 SAF-Wurzelkanäle später, hat sich bei mir keinesfalls Ernüchterung breit gemacht. Im Gegenteil, es ist eher so, das ich immer ein gutes Gefühl habe, wenn die Feile im Kanal zum Einsatz gekommen war. Unter dem OPM sieht das alles blitzsauber aus.
Wie waren also meine Erfahrungen? Zu Aufbau und Technik des Systems wurde hier bereits alles erklärt. Zunächst kam die SAF in unserer Praxis nur in ovalen, c-förmigen und Kanälen mit Isthmen zum Einsatz. Mittlerweile wird sie routinemäßig während jeder Aufbereitung eingesetzt, auch bei runden Querschnitten.

Meine persönliche Aufbereitungssequenz kombiniert eine hohe, apikale Größe mit der perfekten Reinigung der SAF: K ISO10/15, BioRace1, BR2, SAF, BR4.
Es gibt bei der SAF natürlich keine bestimmte Aufbereitungsgröße oder Taper da sich die Feile dem Kanal anpasst. Falls nötig erfolgt ein Taper-Stepback mit Handfeilen.

Das System wurde nach kurzer Gewöhnungszeit perfekt in unseren Behandlungsablauf integriert. Der lästige Fußschalter zum Ein- und Auschalten der Pumpe steht bei der Assistenz, die auf kurzes Zeichen den Natriumhypochloritfluss startet. Das Pumpensystem wird nach jeder Behandlung mit Kochsalzlösung gespült und erst zur nächsten Behandlung wieder mit Natriumhypochlorit gefüllt.
Wie wir schon gehört haben ist es manchmal etwas Fummelei die doch recht lange Feile (zum Schaft und Arbeitsteil kommt noch der Schlauchansatzteil) bei geringer Mundöffnung im Kanal zu platzieren aber bisher konnte die Feile immer im Kanal untergebracht werden.
Das man die Feile nur mit gutem Straightline-Access benutzen kann wird dafür sorgen, dass alle Behandler einen solchen gestalten müssen, eher ein Vorteil als ein Nachteil. Die Feile verträgt wirklich wenig vertikalen Druck lässt sich aber, mit etwas Gefühl, in einem größeren, ovalen Kanal (zB. distal UK7er) recht gut an die bukale oder linguale Wand drücken. Im Frühjahr kommt die SAF mit 2,0mm Durchmesser. Dann wird die Behandlung grosslumiger oder ovaler Kanäle sicherlich erleichtert.
In keinem Behandlungsfall kam es übrigens zu einem Feilenbruch. Bei regelgerechtem Einsatz gab es nur sehr selten kleine mechanische Defekte an der Feile. (siehe Bild)
In einigen Fällen, meist gekrümmte Kanäle, gab es allerdings Schwierigkeiten die Arbeitslänge der initialen Feilen mit der SAF zu erreichen. Erst nach einem weiteren, stärkeren Preflaring konnte die Feile auf AL gebracht werden.

Bei Revisionen habe ich die SAF als Abschlussfeile eingesetzt. Bei den rotierenden Feilen bleibt gerade in der Innenkurvatur gekrümmter Wurzeln oft Füllmaterial an der Kanalwand zurück. Hier kann die Feile durch Ihr neue Technik die Kanäle effektiver reinigen.

Das System ist bisher noch nicht offiziell am Markt erhältlich, lediglich endodontisch versierte Kollegen waren zu den wenigen Workshops eingeladen bzw. einige Studiengruppen konnten sich damit vertraut machen. Nachdem vorher nur einige Opinionleader die SAF erhalten hatten war dies die zweite Stufe der sehr überlegten und bedachten Markteinführung. Verbesserungsvorschläge wie Einschaltknopf statt Fußanlasser oder Austauschbarkeit des Flüssigkeitbehälters usw. wurden nach den Workshops bereits an die Hersteller weitergeleitet. Wir sind gespannt wie schnell dies geändert wird. Nun wir die SAF also wahrscheinlich im November zur DG-Endo Jahrestagung für jedermann der einen Workshop belegt hat zu erwerben sein. Da kann wohl kaum von einer übereilten Markteinführung die Rede sein.

Ob sich die Feile auf breiter Ebene im Markt durchsetzen wird bleibt abzuwarten. Ein Vorteil ist sicher, dass man keinen Zusatzmotor benötigt. Der hohe Preis der Feile und die nötige optische Vergrößerung zur systemgerechten Benutzung wird Generalisten zunächst sicher abschrecken. Die Feile ist nur für „Single use“ konzipiert. Die Sterilisation bei 121°C übersteht die Feile auf den ersten Blick gut, bei 134°C wird aus den Kunststoffteile mit Schlauchansatz eine unbenutzbarer Klumpen.

Die aktuelle Studie von Siqueira (JOE. Volume 36, Issue 11, Pages 1860-1865,) zeigt im Vergleich zu rotierenden Systemen eine 32% bessere Bakterienelimination durch das SAF System. Schade dass keine PUI in der Vergleichsgruppe eingesetzt wurde aber auch diese Studie wird es sicher bald geben.
Wir haben es nach aktueller Studienlage also in der Hand 40% mehr Kanalwand und bis zu 30% mehr Bakterienreduktion bei unserer Behandlung zu erreichen, das ist auf einem bereits hohen Behandlungsniveau durchaus bemerkenswert. Man muss sich erst an die Technik dieser Feile gewöhnen, würde man darauf verzichten, wäre das so ähnlich wie MTA nicht zu benutzen weil Diaket auch gut funktioniert. Weitere unabhängige Studien werden uns im Laufe der Zeit zeigen ob sich die aktuellen Zahlen bestätigen. In Göttingen und Mainz laufen bereits Studien, die eventuell bis zur IDS weiter wissenschaftliche Informationen liefern.

Man sollte neuen Entwicklungen immer kritisch gegenüber stehen und unabhängige Untersuchungen abwarten aber es ist sicherlich gut, dass es Querdenker wie Zvi Metzger gibt, die abseits vom Mainstream neue Ideen umsetzen.
Ganz nach dem Motto: Wer immer nur das tut was er bisher getan hat, wird immer nur das erreichen, was er bisher erreicht hat.