Widerlager – ja oder nein ?

von Bonald Decker

Es vergeht kaum einmal ein Tag in unserer Praxis, an dem wir kein MTA verwenden (müssen).

Die Anwendungsbereiche sind dabei mannigfaltig. Von der (bei uns sehr selten durchgeführten) direkten Pulpaüberkappung über Apexifikationen, Perforationsdeckungen bis hin zur Revitalisierungstherapien.

Blog Widerlager.001

MTA Anwendung Perforationsdeckung

MTA Apexifikation

Revitalisierungstherapie

Insbesondere bei der Perforationsdeckung sowie Apexifikationen stellt sich dabei ggf. die Frage nach einem notwendigen (resorbierbaren) Widerlager. Dessen Verwendung soll helfen eine Materialextrusion zu Vermeidung. Hierfür kommen primär (xenogenes) Kollagen oder Kalzium-Sulfat in Frage.

Laut Torabinejad et al. (1995) verschlechtert eine Material-Extrusion von MTA dessen Abdichtungseigenschaften nicht signifikant und erlaubt trotzdem eine Zementogenese. Unter anderem aus diesen Gründen verzichten wir zumeist auf ein Widerlager.

Anbei unser jüngster Recall-Fall, bei dem ich unabsichtlich etwas MTA über den offenen Apex verbracht habe.

Die Studienergebnisse von Torabinejad et al. scheinen sich hier auch klinisch/radiologisch zu bestätigen und wir werden weiterhin nur sehr selektiv ein Widerlager verwenden…

7 Gedanken zu „Widerlager – ja oder nein ?

  1. Der Bericht deckt sich mit unseren eigenen Beobachtungen und unserem Vorgehen.
    Trotzdem wäre es sicher für viele Mitleser gut eine Richtlinie zu haben, wann ein Widerlager indiziert erscheint.
    Wir haben das Problem, dass ausgerechnet in den Fällen, in denen ein Widerlager sinnvoll erscheint, selbiges schwer zu etablieren ist.
    Bis zu einem Spiralen Durchmesser von etwa 100 habe ich kein Problem, einen apikalen Verschluss herzustellen, darüber eigentlich auch nur dann, wenn jenseits des Apex kein Weichgewebe als Widerlager dienen kann.
    Das kann bei großen Zysten oder bei deutlich in die Kieferhöhle ragenden Apicis der Fall sein. Gerade bei großen Lumen Jenseits des Apex habe ich aber Probleme genügend Kollagen einzubringen.
    So ist die Indikation bei uns folgendermaßen:
    Exploration des Vorgehens mit Kollagenwiderlager bei apikalen Durchmessern ab 100 und fehlendem „natürlichem“ Widerlager.
    Welche Indikationsbeschreibungen haben andere?
    Welches Vorgehen zur Etablierung eines Widerlagers bei Zysten oder KH haben andere?

    • Hallo Stephan,

      Widerlager bei in den Sinus maxillaris hineinragenden Apices stelle ich mir schwierig vor, da man im ungünstigsten Fall den gesamten Sinus ausfüllen müsste. Ich verwende bei fehlendem weichgeweblichen Widerlager standardmässig Kollagen. Nicht wegen der Röntgen-Ästhetik, sondern wegen der Möglichkeit das MTA ultraschallunterstützt verdichten zu können.

      LGJ

  2. Hallo Jörg. Ich könnte mir vorstellen dass auch Bonald mit ind. US Aktivierung arbeitet. Ein Widerlager verwendet er aber trotzdem nur, wenn ein großer apikaler knöcherner Defekt vorhanden ist (also ein natürliches Widerlager fehlt). Einer von zehn Fällen vielleicht….
    Für mich war ferner immer ein Argument, das Torabinajed selbst von einem (generellem) Widerlager abrät…
    Lgc

  3. Wie wird denn bei den Kollegen das MTA bei einer direkten Pulpenüberkappung stabilisiert so das es nicht bei der Füllungslegung mit Ätzen,Bonden etc. wieder rausfliegt? Ich habe Vivaglass Liner und Vertise Flow probiert und beide halten nicht wirklich. Das Vertise sieht eigentlich gut aus während so einer Sitzung, aber ich hatte jetzt Fälle wo ich nochmal ran mußte und das Material zeigt ein deutliches Adhäsivversagen, wenn man es nicht wirklich nach Herstellerangaben einmassiert (und damit wieder das MTA stört). Selbstkonditionierende Befestigungsmaterialien (Rely X, G-CEM etc.) sollen klappen, habe ich aber nicht probiert in Anbetracht der Erfahrungen mit Vertise…

    Danke schonmal für jede Hilfestellung!

    Gruß Gregor

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