Tag des Frontzahnes-Recall -Fall I und weiteres Update

Von Bonald Decker

Ein Jahr ist der Abschluss der Behandlung dieses Falles nun her. Vor ein paar Tagen erfolgte eine Nachkontrolle der Therapie. Klinisch waren keine Besonderheiten augenscheinlich. Auch radiologisch scheint die Behandlung bisher erfolgreich zu sein.

Interessant wird zukünftig zu sehen sein, wie sich der Bereich um die mit einer adhäsiv befestigten Kompositfüllung verschlossene Resorption verhält und entwickelt. Aktuell fällt insbesondere an dieser Stelle ein verbreiteter Parodontalspalt auf, wobei die Taschensondierung (bei ausbleibender Blutung) keinen Anlass zur Sorge gibt

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In einem Jahr ist der nächste Kontrolltermin vorgesehen… ich werde weiter berichten.

 

Ferner möchte ich Ihnen die weitere traurige Entwicklung des zweiten hier gezeigten Falles nicht vorenthalten.

Leider stellt sich die Situation vier Monate nach Avulsion mit initial unterlassener Wurzelkanalbehandlung sehr unerfreulich dar. Acht Wochen nach Behandlungsbeginn zeigte sich bei der gestrigen Nachkontrolle ein rapides Fortschreiten des externen Resorptionsprozesses und es besteht radiologisch ferner der Verdacht einer horizontalen Wurzelfraktur. Intraoral imponierte ein vestibulär gelegenes Fistelmaul.Der Erhalt des Zahnes erscheint mehr als fraglich.

Daher erfolgt nun eine Abstimmung der beteiligten Fachdisziplinen (Kieferorthopädie, Oralchirurgie etc)  hinsichtlich des weiteren Vorgehens.

7 Gedanken zu „Tag des Frontzahnes-Recall -Fall I und weiteres Update

  1. Na und?
    Der Kollege doch fast alles richtig gemacht – wenn man sich die IADT-Leitlinien anschaut:
    „The goal for replanting still‐developing (immature) teeth in children is to allow for possible
    revascularization of the pulp space. The risk of infection related root resorption should be
    weighed up against the chances of revascularization. Such resorption is very rapid in teeth of
    children. If revascularization does not occur, root canal treatment may be recommended (see
    Endodontic considerations).“
    Der Zahn ist unreif, „2b. The tooth has been kept in a physiologic storage medium or osmolality balanced medium and/or stored dry, the extraoral dry time has been less than 60 minutes“.
    Oh, er hat nicht berücksichigt, dass so früh nach Pulpanekrose es keine positive Sensibilität geben kann –
    die von einer vitalen Pulpa herrühren könnte. Ich werde auf meinen Fortbildungen nicht müde, darauf hinzuweisen, und auch darauf, dass eine so frühe Sensibilität nur mit einer feuchten Gangrän erklärbar ist – und eine absolute Notwendigkeit der sofortigen Trepanation darstellt.
    Doch wo steht das in den Leitlinien???

    „The goal for replanting still‐developing (immature) teeth in children is to allow for possible
    revascularization of the pulp space.“
    Und so werden Jahr ein, Jahr aus und landauf, landab ganz, ganz viele Pulpen gerettet,
    nur gehen die Zähne um diese (nicht) geretteten Pulpen dummerweise verloren…

    „The risk of infection related root resorption should be weighed up against the chances of revascularization.“
    Aha. Und wie? Keinerlei Hinweise in den Leitlinien, wie man dieses Abwägen denn vornehmen solle. Weder in Bezug auf das einschätzen, noch im Bezug auf die Chancen.50:50??? Mit Chancen zwischen 10 % und 40 % auf Revaskularisation dürfte es niemals dazu kommen, diese anzustreben. So what?

    „Such resorption is very rapid in teeth of children. If revascularization does not occur, root canal treatment may be recommended (see Endodontic considerations).“
    Zunächst schreiben also die Leitlinien, ohne Revaskularisation kann (may) eine Wurzelkanalbehandlung empfohlen sein. Folgt man dann dem Link (see Endodontic considerations), wird man dann überrascht, werden lediglich die oben genannten Zahlen wiederholt…

    Sorry, aber die Leitlinien sind insbesondere in Bezug auf die wurzelunreifen Zähnen der absolute Schrott. Ich binde mir doch keine 60-90 % Pulpanekrose am unreifen Zahn freiwillig ans Bein, oder?

    Ach ja, einen hab ich noch: höchstwahrscheinlich hat erst die Folgebehandlung (Trepanation, Endo) dazu geführt, dass sich das Geschehen nun so überstürzt darstellt. Immerhin war nach 7 Wochen lediglich eine kleine begrenzte Resorption zu erkennen… Dass wir uns nicht missverstehen: es gab keine Alternative. Aber wenn selbst die Spezialisten hier an einem so einfachen Frontzahn scheitern, dann müssen wir wohl von einem systematischen Problem ausgehen, nicht von einem Behandlerproblem.

    • Hallo Herr Pohl,

      Zu Ihrer Aussage:
      “ Aber wenn selbst die Spezialisten hier an einem so einfachen Frontzahn scheitern, dann müssen wir wohl von einem systematischen Problem ausgehen, nicht von einem Behandlerproblem.“
      Hier bin ich persönlich der Meinung, dass der Spezialist nicht an dem „einfachen“ Frontzahn gescheitert ist sondern es „keinen Rückwärtsgang“ von der losgetretenen „biologischen Lawine“ mehr gab.
      Was hätten Sie als Trauma-Spezialist anders gemacht?
      `vg ck

      • Tja, die adäquate Stelle gibt es eben nicht… sonst hätte ich das längst getan.
        Dafür habe ich folgende Informationen:
        Ich war Vorsitzender der Section Avulsion bei dieser Guideline-Erstellung. Ich hatte zunächt darauf gedrungen, dass wir uns Regeln geben. Andersson (President) war Feuer und Flamme, schlug selbst ein Ampelsystem vor für die Klassifikation von Studien, in Bezug auf Relevanz, und für die AUssagen in den Leitlinien in Bezug auf Konsens.
        OK, dachte ich, mach DIch an die Arbeit. Als ich damit fertig war, hieß es nur: njet. 180°-Wendung von Andersson, ohne Begründung.
        Dann haben die ihre eigene Version gebastelt und mich vor die Wahl gestellt: abstain or consent. Habe ich nicht akzeptiert. Dann haben die eben ihre Leitlinien ohne mich publiziert, und dafür mich bei den Milchzähnen als Autor vermerkt….
        Oh, ich habe versucht, mich zu wehren. Aber was tun, wenn Deine E-Mails nicht beantwortet werden, über 1,5 Jahre???
        Es gibt m.W. keine Institution, die das sanktionieren könnte. Wenn Sie eine „adäquate“ Stelle kennen…

  2. Sofortige Endo (retrograde Stiftinsertion). Grundsatzbehandlung bei uns.
    Absolut sicher, keine Infektion im WK, daher keine infektionsbedingten Resorptionen. Wie auch in einer Unzahl von Tierexperimenten (u.a. Andreasen, Andersson, Trope) und klinisch (Andreasen, Coccia) nachgewiesen… Es ist doch keine Therapie, wenn ich von Anfang an weiß, dass knapp (wurzelreife) bis deutlich über (wurzelunreife Zähne) die Hälfte infektionsbedingte Resorptionen zeigen (bezogen auf sämtliche Komplikationen) und diese, wie hier, oft im Desaster enden.
    Habe leider noch keine Rückmeldung bzgl. Artikel.
    Kann aber Fortbildung anbieten (Hands-On mit maximal 12 Teilnehmern, ggf. Therapie auch von Fremdpatienten): Theorie und Praxis, v.a. Heilung nach ZT, Epidemiologie, Zahnrettung, Avulsion/Intrusion, Ankylose, Transplantation. Hands-On: Stiftinsertion (Frasaco-Zähne, RetroPost), Schienen (TTS).
    WIr stecken noch in der Planung bzgl. Umfang und Termin. Kaum zu schaffen an einem Tag, könnte sein, dass wir einfach länger machen müssen als geplant (9°° bis 17°° mindestens, dann 11 Fortbildungspunkte), v.a. bei Live-OP müssen wir wohl auf den Folgetag ausdehnen. Kosten (Sonderpreis hier) etwa 600€, falls Folgetag 800€ (all inclusive mit Frühstück, MIttagessen und – bei Folgetag – Abendessen, Getränke bis auf Wasser&Kaffee&Tee exclusiv). Termine ab November oder Dezember bei der zu erwartenden Nachfrage regelmäßig (monatlich)… Freitag/Samstag/Sonntag? Preise sind ggf. noch anzupassen, da noch keine RS mit Compagnon erfolgen konnte…

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