von Ronald Wecker
Vorgestern habe ich zum ersten Mal seit mehr als 14 Jahren wieder eine Behandlung in ITN durchgeführt.
Der Patient hat einen derart ausgeprägten Würgereiz, dass an eine konventionelle Behandlung nicht zu denken war. Das präoperative Einzelbild war mit aufrechter Lagerung, konsequenter Nasenatmung und schwebendem Rayfix-Sensorhalter (Beycodent) gerade so machbar. Ein erster Behandlungstermin von 2,5h musste bereits während des Anlegens des Kofferdams abgebrochen werden. Die Alternative der Zahnentfernung (zumindest von Zahn 26) und der implantologischen Versorgung war angesichts der auch dort drohenden Probleme nicht gerade verlockend.
Im Vorfeld der des Termins waren meine Bedenken groß, ob das ganze Drumherum der Anästhesisten noch eine halbwegs normale endodontische Behandlung zulassen würde.
Mein Praxispartner Mario Müller hatte die Dienste von narko-mobilo schon einmal in Anspruch genommen und war höchst zufrieden.
Ich kann dies nur bestätigen. Kleines Equipment, kaum Platzbedarf, nasale Intubation, Kofferdam wie immer, Einzelbilder kein Problem. Einzige Änderung zu meinem üblichen Ablauf: ein Aufbisskeil.
So konnten die Zähne 25 und 26 in einer Sitzung behandelt werden. Periapikales Fremdmaterial aus 26 entfernt, Perforationsverschluss, Kollagen, MTA, Kompositabdeckung, Revision, 5 Kanalsysteme und ein tiefer Split im 25. Behandlungsdauer 3h45. 6-Hand-Technik.
Einziger Nachteil: der Anästhesist kam 30 Minuten zu spät und ich konnte erst mit einer Stunde Verzug beginnen.
Starker Fall!
Was mich noch interessieren würde:
Gab es sonst irgendwelche nennenswerten Komplikation während oder nach der Behandlung, die auf die Narkose zurückzuführen wären? Wie stand es mit der Konzentration und evtl. Anspannung die Behandlung möglichst in einer Sitzung zu beenden? Gab es “Pausen”?
Würden Sie die Behandlung so (auch bei anders gelagerten Problemen) in Zukunft nochmal gestalten?
Grüße
Christoph Mahlke
P.s.: Genialer Fingerzeig zu Metallica ;)
P.p.s.: Wie wurde die Stufe im mb überwunden?
Nein, Ronald sagt, patientenseitig war alles im grünen Bereich. Der Patient brauchte ca. 45 Minuten, bis er in Begleitung, aber guter Laune, die Praxis verlassen konnte. Daher war es für die Planung wichtig einen Termin am Ende des Behandlungstages einzurichten.
Der “Zwang” beide Zähne in gleicher Sitzung behandeln zu wollen, war definitiv stressig. Die Konzentration war gut zu halten, da Ronald nur auf die Behandlung achten musste. Einzig die ständigen Warn- und Überwachungslaute (zumeist Pieptöne, dauerhafte Pulstöne) waren gewöhnungsbedürftig.
Nach 2 Stunden gab es eine Pause für den Anästhesisten, damit er bestimmte Parameter überprüfen konnte.
Mit einigen organisatorischen Optimierungen (Anästhesist fängt früher an) würde Ronald wieder unter ITN behandeln. Allerdings einmal in der Woche würde reichen. ;)
Die Stufe war fast selbsterklärend. Da Ronald zunächst MB2 und MB3 instrumentiert hatte, lag der Verdacht nahe, dass MB1 eine nach distopalatinal ausgerichtete Krümmung aufwies. Ein vorgebogener Microopener führte nach einigem Ausprobieren (der wollte in diesem Fall wirklich exakt vorgezogen werden) zum Erfolg.
Deine Behandlung ist immer beeindruckend, IMO topt dich aber dein Anästesist. Ambulante ITN von fast 4 Std. ohne Background. Ich weiss nicht ob ich das gut, beindruckend oder einfach gefährlich finden soll. Meine Anästhesisten gaben für komplexe Eingriffe immer das Limit von 2 Std. ohne Klinik und Intinsiv Option. Aber die Zeiten ändern sich?? Die Justiz bei Komplikationen wohl eher nicht.
Unser MKG behandelt regelmässig mit diesem Anästhesisten. Ich frage dort einmal nach. Im Vorfeld habe ich diesen Punkt mehrmals angesprochen. Es gab hinsichtlich der Behandlungsdauer von 3,5 – 4 h kein Stirnrunzeln. Ronald macht sich einmal schlau.
LGJ
Einen erwachsenen Patienten mit unauffälliger Anamnese vorausgesetzt, stellt eine ambulante Vollnarkose über 4 Stunden, bei üblicher Medikation und Monitoring die vertretbare zeitliche Obergrenze bei solchen Behandlungen dar, die eher nicht komplex gelagert sind. LGM
Hallo Jörg
Ich bewundere Ronald. Er holt apikales Fremdmaterial heraus, und ich bring es viel zu häufig dort hin. Wir hatten uns in Hamburg darüber unterhalten.
Grüße
Friedrich
Ich hatte auch mal so einen Fall. Den habe wir damals mit Lachgas gelöst. Hat auch sehr gut funktioniert
Haben Sie das Equipment in Ihrer Praxis?
Ja. Tatsächlich schon. Aber sonst verwende ich es nie. Vielleicht kann man das mieten…
Das ist auf jeden Fall eine Möglichkeit, die ins Auge gefasst werden muss. Mir fiel schon beim leicht sedierten Patienten auf, dass die Abformung für ein möglicherweise zu erstellendes PV kein Problem mehr darstellte.
Und die Lachgassedierung lässt sich auch über einen Zeitraum von 3,5 bis 4 Stunden anwenden und zuverlässig steuern?
ob 4 Stunden weiß ich nicht. Aber zuverlässig ist es. Und man könnte dann wieder auf zwei Termine gehen…
Ich habe bei unseren Anästhesisten nachgefragt, die Lachgassedierung kann über den vorgenannten Zeitraum eingesetzt werden. 4 Stunden werden auch hier als die kritische Grenze angesehen. Über diesen Zeitraum sei jedoch der Vollnarkose der Vorzug zu geben. Lachgassedierung und, das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen, i.v. Sedierung mit Dormicum o.ä. Medikationen erlauben kein vergleichbar ungestörtes und konzentriertes Durcharbeiten. Bei kürzeren Eingriffen ist letzteren der Vorzug zu geben, da der Vorteil für den Patienten im Vordergrund stehen soll und kann.
Danke für die Info.