Was tun (II)?

Von Bonald Decker

Heute möchte ich Ihnen einmal den „Ball zuspielen“ und Sie um einen möglichen Behandlungsplan bei der zehn Jahre alten Jule bitten.

Kurz zur Vorgeschichte:

Die junge Patientin erlitt vor circa drei Jahren ein Frontzahntrauma, als sie mit den Oberkieferfrontzähnen auf eine Karusell-Stange stiess. Eine genaue Diagnose liess sich im Nachhinein für mich nicht mehr erheben. Nachfolgend sehen Sie das damals alio loco angefertigte Röntgenbild:

Jule Trauma.001

Bei vollkommender Beschwerdefrei befand sich Jule in regelmässiger Nachsorge der verunfallten Region. In der Vergangenheit waren keine Besonderheiten aufgefallen. Zu Beginn dieses Jahres bildete sich dann laut Anamnese jedoch eine Fistel Regio 21 aus, woraufhin alio loco dieses Röntgenaufnahme angefertigt wurde:

Jule Trauma.002

Leider vergingen aus verschiedenen Gründen weitere vier Monate, bis sich Jule erstmals bei uns vorstellte. Klinisch fanden sich keine Besonderheiten (keine Fistel, Klopfschall, Taschensondierungstiefen und Lockerungsgrad etc. ohne pathologische Befunde). Hier das von uns angefertigte Einzelzahn-Röntgenbild:

Jule Trauma.003

Aufgrund der unklaren Anatomie des Zahnes 21 entschieden wir uns zu der Anfertigung eines kleinvolumigen DVT’s (FOV 5x5cm):

Was denken Sie über diesen Fall und wie wäre Ihr Vorgehen? Über Anregungen hinsichtlich eines möglichen weiteren Prozederes (und ggf. auch zu einer möglichen Theorie hinsichtlich der Entstehung dieser Pathologie) würde ich mich sehr freuen.

P.S.:Bisher ist noch keine Therapie erfolgt

 

5 Gedanken zu „Was tun (II)?

  1. Kurioser Fall, aber um den Versuch einer regulären Endo wird man wohl nicht herum kommen, oder? Die „Dentinbrücken/Barrieren“ müssen eventuell mit etwas mehr „Hingabe“ durchstossen werden, hoffentlich sind die nicht zu stark und man riskiert eine via falsa.

    Zur Entstehungstheorie fallen mir nur Berichte aus der Verwundetenversorgung ein, besonders Irak und Afghanistan. Dort zeigte sich bei Soldaten die „angesprengt“ (?) wurden und dabei Verletztungen der Knochen erlitten ein chaotisches Knochewachstum, der Knochen wuchs teilweise unkontrolliert in Muskeln ein oder umschloss plötzlich Nerven und Gefässe. Vielleicht haben hier im Patientenfall die Pulpazellen auch eine falsche Signalkette gekriegt durch den Schlag? Auch zeigt sich im DVT das der apikale Wurzelbereich vom Zahn 21 deutlich mehr nach disto-palatinal ausgelenkt ist (beginnend nach der ersten Dentinbrücke) im Vergleich zum 11, es muß also einen Grund dafür geben, in dem Fall wohl das Trauma…

    Gruß Gregor

  2. Guten Morgen.
    Sieht für mich nach einem Fall mit traumabedingter Schädigung des Wurzelbildungszentrums (11,21) und Pulpanekrose mit partieller, vielleicht auch völlig fehlender Revaskularisation sowie einer späteren Nekrose der apikalen „Pulpa“ (21) aus.
    Therapieentscheidung setzt mehr Informationen voraus (OPG / KFO: Beurteilung Lückenschluss/ Transplantation)

  3. Guten Morgen,

    die Therapie sehe ich genauso wie Gregor.
    Die Ausweitungen nach den Engstellen müssen durch Ultraschallirrigation teilweise blind bearbeitet werden. Das Foramen zeigt meiner Meinung nach eine ausreichende Konstriktion zur thermoplastischen Füllindikation an, aber da kann ich mich auch täuschen. Ansonsten nach Gauging MTA-Applikation, wennn größer ISO 50. Ich würde danach einen möglichst tief reichenden Glasfaserstift inserieren.
    Zur Entstehung wäre eine Wurzelfraktur im unteren Drittel denkbar.
    Alles Gute bei der Therapie.

    VG, Markus

  4. Guten Morgen.
    Sieht für mich nach einem Fall mit traumabedingter Schädigung des Wurzelbildungszentrums (11,21) und Pulpanekrose mit partieller, vielleicht auch völlig fehlender Revaskularisation sowie einer späteren Nekrose der apikalen „Pulpa“ (21) aus.
    Für eine Therapieentscheidung weitere Informationen erforderlich (OPG, KFO: Lückenschluss? Transplantation?)

  5. Gibt es eine Einschätzung bzgl. Chancen der Therapie (technisches Gelingen/kurzfristig) und der Langzeitprognose sowie des Aufwandes/der Kosten?

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