In diesem Fall gab es mehrere Probleme.
Neben der apikalen palatinalen Problematik, apikale Transportation und Perforation mit extrudiertem WF Material, bestand die Schwierigkeit in der Erschließung der apikalen Bereiche des mesiobukkalen und distobukkalen Wurzelkanalsystems.
Distobukkal bestand eine Verblockung der apikalen Bereiche.
Nicht unerwähnt möchte ich die Schwierigkeit bei der präendodontischen Restauration lassen. Zum einen die multiplen Kunststoffmaterialien, zum anderen den im Röntgenbild erkennbaren Proc. coronoideus, welcher bei maximaler Mundöffnung im Röntgenbild zu erknnen ist. Daraus resultieren eventuell Probleme bei der Kofferdaminsertion durch den Klammerbügel distal.
In diesem Fall hat uns die Kofferdamklammer 27N geholfen.
(Sehr schön in der WF Kontrolle zu erkennen.)
Mesiobukkal gelang die apikale Erschließung nach Entfernung der Wurzelfüllung mit vorgebogenen Handinstrumenten Kerr Feile der #08,#10,#12,#15. Danach maschinelle Aufbereitung mit Profile Instrumenten.
Nach Entfernung der vorhandenen Wurzelfüllung distal sondieren wir die apikalen unbehandelten Bereiche mit einer vorgebogenen C-Pilot Feile circumferent, #8 oder #10.
Sobald wir ein „Touch back“ artiges apikales „Hängenbleiben“ der Pilotfeile bemerken versuchen wir durch pickende, stoßende – Wichtig nicht rotierende (!!) – Bewegungen die Blockierungen aufzulösen. Das Handinstrument muß in der sondierten Richtung vorgebogen sein.
Vor Behandlungsbeginn sind dazu hochauflösende Röntgen- und DVT Aufnahmen sehr hilfreich.
Das Auflösen der Blockierungen im diesen Fall bis Patency erreicht wird benötigte je Kanalsystem ca. 30-45 Minuten und ca. 8-15 Handfeilen!
Sobald Patency erreicht ist erarbeiten wir je nach Krümmung unter Verwendung von Handfeilen der Größe #12, #13, #15 den Gleitpfad. Anschließend erfolgt die weitere Gleipfadgestaltung maschinell mit Profile 15.04 oder Reziproc R-Pilot.
Das periapikal gelegene WF Material war nicht von orthograd erreichbar und wurde von uns belassen.
Anbei die klinischen und röntgenologischen Bilder.
Toll dokumentiert und gelöst.
Da kann man richtig mitfühlen und fühlt sich zeitlich bezüglich der Revisionszeiten nicht alleine gelassen. Ich dachte die Profis können das schneller und mit weniger Feilen lösen.
Ich habe schon immer ein schlechtes Gewissen, wenn man sich danach den Haufen an verworfenen Feilen anschaut.
Vielen Dank auch für dieses Statement.
Weniger Feilen ?
Das auf gar keinen Fall. Im Gegenteil. Im Zweifelsfalle lieber ein paar Feilen mehr.
Es gilt nur, das Ganze von vorneherein einzupreisen !
Mal eine doofe Frage zu den „pickenden“ Bewegungen: Warum diese und warum nicht rotierend? Nicht dass ich in Ihrer Liga spielen würde, aber die wenigen Male, wo ich ein Touch back fühlte, kam ich mit meinen „klassischen“ Rotationen auch voran. Zumindest war/bin ich der Meinung.
Und ich war ganz überrascht, dass es „auch andere Bewegungen“ mit den Feilen gibt. Ich würde mich freuen, wenn Sie dazu ein wenig schreiben könnten!
Viele Grüße
Die Gefahr einer Kanaltransportation wird durch die drehende Bewegung erhöht.
Es entsteht ein schneidender Antrag.
Viele Grüße