Eine Fallvorstellung

von Ostidald Wucker

Der Patient stellte sich in mit Beschwerden Regio 46 in unserer Praxis 2010 vor.  Wir wurden ihm von Kollegen empfohlen.

Er war länger nicht beim Zahnarzt gewesen. Grund dafür war seine starke berufliche Einspannung. Nun war noch eine Krone (16) herausgefallen und es ließ sich der Besuch nicht mehr verschieben.
Folgende Anamnese erstellten wir:

47 j Patient, Mediziner, keine Allgemeinerkrankungen
Trauma: Jochbeinfraktur nach Fahrradsturz vor mehr als 15 Jahren,
Zahnm. Anamnese:
pulpitischer Schmerz 47 Sensi +, Krone 16 dezemntiert, Sensi +
2001 WSR 36 Hamburg KCH Praxis, 4-5 Jahre zuvor erfolgte die prothetische Sanierung.
Röntgenbefund OPG 2010
36 ausgedehnte, weichteildichte, scharf abgegrenzte doppelkammerige apikale Aufhellung. Sinus: li, re. VD Schleimhautverdickung.
Jochbein re. Osteosyntheseplatte.
Unklarer Verlauf des Mandibularkanals im Bereich der Regio 35/36.

Ein DVT wurde angefertigt.

Unsere Therapieempfehlung bestand in der Wiedereingliederung der Krone 16, individualprohylaktischer Rehabilitation, Füllungstherapie, endodontische Therapie 47 und provisorische Versorgung.
Den Zahn 36 wollte der Patient mit allen Mitteln erhalten. Die empfohlene Extraktion lehnte der Patient ab.
Deshalb 36 endodontische Revision, langzeitprovisorische Versorgung und Vorstellung in kieferchierurgischer Praxis zur Beratung ->Zystektomie, bzw. kieferchirurgischer Therapie.

Der Patient suchte daraufhin eine kieferchirurgische Praxis auf.
Die Therapieempfehlung und Diagnose lautete: rad. Zyste, WSR + piezzo-mechanische retrograde Aufbereitung und apikaler Verschluss. Die Wurzelfüllung muss dadurch nicht erneuert werden.

Wir rieten dem Patienten von dieser Therapie ab. Ein weiterer Oralchirurg, der zu diesem Fall von dem Patienten konsultiert wurde, befürwortete unseren Therapieansatz. Zunächst endodontische Revision 36. Danach die chirurgische Therapie.

Wie würden Sie dem Patienten raten?

5 Gedanken zu „Eine Fallvorstellung

  1. Meine Meinung zu 36 als Oralchirurg und Endodontist: die Aufhellungen apical 36 sind nach den vorliegenden 2D Aufnahmen mit der Radix assoziiert. Es ist eine Undichtigkeit des Weges vom Kronenrand bis zum Apex anzunehmen. Da der Patient auf den Erhalt des 36 größten Wert legt, ist die endodontische Revision mit Austausvh der Prothetik und der Aufbauten der beste Weg, diese Ursache möglichst umfassend zu reduzieren. Sollte der Patient einem chirurgischen Eingriff kritisch gegenüber stehen (gerade wegen der Situation zum C. mand.), würde ich sogar eine kurze (6 mon), kontrollierte (Rö nach 3 und 6 mon) Kontrollphase bis zum Entscheid über die Chirurgie einschieben. Sollte Verkleinerung des Befundes auftreten, könnte unter entsprechenden Kontrollintervallen bis zur vollständigen (!) Ausheilung weiter kontrolliert werden. Bleibt eine Reaktion aus oder kommt es zu weiterer Vergrößerung, wäre die Chirurgie sofort geboten. Gleiches gilt für die Kontroll-Variante.
    Aus welchen (medizinischen) Gründen wurde hier eine Extraktion empfohlen? (Ich gehe nach der obrigen Beschreibung von geringer Lockerung, geringen Taschentiefen und fehlenden Anzeichen eines akribischen Substanzverlustes aus.)
    SG

  2. Es ist verrückt, wieviele Oralchirurgen und MKG trotz stets zunächst zur WSR raten und die orthogarde Revision nicht für nötig halten … liegt das an den “stichförmigen Verschattungen” die im Rö-Bild bis zum Apex reichen und den Anschein einer perfekten WF machen …?

    Bei 36 würde ich ebenfalls zur Revision raten – ggf Ausschluss einer Längsfraktur nötig? Anschliessend, sobald Korbballes Leakage ausgeschlossen werden kann, ggf Zystektomie.
    pl

  3. Lieber Ostidald,
    ist nicht die entscheidende Frage, ob die orthograde Revision überhaupt gelingt, sprich die orthograde Entfernung der retrograden Füllungen? Gelingt diese, dann würde ich wie Stephan vorgehen.
    Gelingt diese nicht, dann finde ich den Vorschlag des Kieferchirurgen nicht abwegig, einmal davon abgesehen, dass die bestehende Wurzelkanalfüllung in keinem Fall belassen werden sollte.
    LGM

  4. Mein Vorschlag
    1. Revision zum Ausschluss von Längsfrakturen mit Langzeitprov inc def. Stiftversorgung
    2. Wartezeit (6 Monate / DVT-Kontrolle)
    2a Besserung
    2b keine Verbesserung Extraktion ohne Zwischenversuch der WSR
    3. Ggf. Zystektomie ggf it retrogradem Verschluss
    4. Def. Versorgung III Quadranten

    Freudliche Grüsse
    JJ

Kommentar verfassen