Apikales Angeln

von Ronald Wecker

Es ging eigentlich um Zahn 46. Dieser zeigte 12 Jahre nach der alio loco durchgeführten endodontischen Behandlung eine zunehmende Perkussions- und Aufbissempfindlichkeit.

Das angefertigte digitale Einzelbild zeigte eine apikale Aufhellung im Bereich der mesialen Wurzel. Bereits wenige Wochen nach der Erstvorstellung erschien der Patient erneut, diesmal mit einer auf Höhe des mittleren Wurzeldrittels gelegenen bukkalen Schwellung der marginalen Gingiva und isolierten Sondierungstiefen bukkal und lingual von mehr als 8 mm.

Das mit in die isolierten Taschen eingebrachten Guttaperchaspitzen angefertigte Röntgenbild erhärtet den Verdacht auf eine Vertikalfraktur der mesialen Wurzel. Dem Patient wurde die Entfernung des Zahnes 46 und spätere implantologische Versorgung nahe gelegt.

Einige Wochen nach der Zahnentfernung stellte sich der Patient mit einer lingualen Druckdolenz an Zahn 45 auf. Das angefertigte DVT lässt eine deutliche bandförmige Osteolyse der lingualen Alveolenwand erkennen. Das bereits im 2D-Bild zu diagnostizierende im Periapikalbereich gelegene Fremdmaterial liegt bukkal.

Nachdem in einer ersten Behandlungssitzung das alte Obturationsmaterial entfernt und eine Vertikalfraktur ausgeschlossen werden konnte, erfolgte eine Einlage mit CaOH2 für 3 Wochen. In der zweiten Sitzung, der Zahn war mittlerweile beschwerdefrei, zeigte sich nach chemo-mechanischer Aufbereitung apikal ein Foramen der ISO-Größe 70. Das apikal befindliche Fremdmaterial konnte nicht visualisiert werden. Ein stark vorgebogener Microopener wurde intentionell durch das Foramen bewegt um im seitlichen Periapikalbereich zu versuchen das Fragment orthograd zu entfernen.

Nach einigen Versuchen gelang es das Fragment ein wenig in das Foramen hinein zu bewegen. Unglücklicherweise lag das Fragment nahezu horizontal unter der apikalen Kanalöffnung, Nach ultraschallunterstützter Modifikation des Foramens konnte das Fragment schliesslich nach koronal bewegt werden. Die Obturation erfogte mit MTA. Die Zugangskavität wurde dentinadhäsiv verschlossen.

Ein wenig Glück gehörte sicherlich dazu, aber der gezeigte Fall lehrt mich einmal mehr, auch in scheinbar wenig verheissungsvollen Situationen zumindest zu versuchen periapikal gelegenes Fremdmaterial zu entfernen.

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3 Gedanken zu „Apikales Angeln

  1. Hallo,
    ich hätte eine Frage zum zeitlichen Ablauf: sie schreiben, dass die Beschwerden an 45 “nach einigen Wochen” aufgetreten seien, dann 3 Wochen CaOH2 Einlage, also gesamt max. 2 Monate.
    Wie kann dann bei der Messaufnahme schon ein komplett versorgtes Implantat 46 stehen? Eine Sofortbelastung nach verzögerter Sofortimplantation bei vorangegangener Fraktur, wo man auf dem DVT bereits erkennt, dass die zur Implantation genutzte mesiale Alveole vestibulär nicht ausreichend Knochen besitzt?

    Vielen Dank für die Antwort,
    Heinrich

    • Die Antwort erschliesst sich nicht aus dem Geschilderten. Sorry. Zwischen erstmaligem Auftreten der Beschwerden und der Einsicht eine ursachenorientierte Intervention durchführen zu lassen verstrich ein wenig “Bedenkzeit”. Insofern hatte das Implantat in regio 46 ausreichend Zeit zur Osseointegration nebst prothteischer Versorgung.

      Herzliche Grüße

      Jörg Schröder

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