von Hans – Willi Herrmann
Schwierige Wurzelkanäle sind ja unser täglich Brot, aber der erste Kanal von heute morgen hatte es richtig in sich. Es war der wohl am schwierigsten zu instrumentierende Kanal (per se, also ohne Fremdeinwirkung) seit langem.
Ein Zahn 27.
Brückenpfeiler, der Überweiser erhofft den Zahnerhalt, denn die Brücke ist neu und beim Verlust wäre die Verstimmung des Patienten vorprogrammiert.
Wenig interokklusale Distanz.
Handinstrumente müssen vorgebogen werden, um überhaupt in die Kanäle eingeführt werden zu können.
Der distobukkale Kanal ist so eng, dass es nicht möglich ist, auch nur ein ISO 010 – Instrument mehr als 2 mm einzuführen. Also maschinell erweitern ? Immerhin geht ein ISO 006 – Instrument 6 mm tief.
Aber wie ?
Ein ProFile 25.04 dringt nicht weit genug vor, ein Mtwo 25.06 in GYT frakturiert unmittelbar nach initialem Einführen.
Danach erst mal 23 Minuten (für die Kanalaufbereitung unproduktive) Fragmententfernung.
Dann ist der Kanal wieder frei.
Nun aber stellt sich die Frage – Wie weiter vordringen ?
Zunächst der Versuch der GYT mit einer ProTaper F2, wie es Yared propagiert.
“Bricht nicht”, sagt Ghassan.
Mag sein.
Aber es gibt auch kein Vorankommen. Nicht einmal annähernd auf Arbeitslänge.
Nächster Versuch: Single Length.
3 Instrumententypen stehen zur Auswahl: Mtwo, Flexmaster und PathFile.
Ich wähle eine PathFile, weil diese mir am wenigsten bruchgefährdet erscheint.
Sie erreicht mühelos ihr Ziel.
Wie weiter ?
Bei der Mtwo 10.04 oder 15.05, mit denen ich gut koronal erweitern könnte, ist mir das Frakturrisiko in diesem Fall zu groß.
Eine Mtwo 20.06 muss schon relativ weit oben schwere Aufbereitungsarbeit leisten.
Ich breche ab und wechsele zu Bio Race. Dieser Zahn erscheint mir ideal, um die verschiedenen Systeme miteinander zu vergleichen.
Wie werden sich die Race – Instrumente im Kanal schlagen ?
Feile 1 geht gut auf Arbeitslänge.
Feile 2 dringt nicht automatisch auf Arbeitslänge vor.
3 mm vor dem Ende müsste ich abrupt deutlichen Druck aufwenden, ein größerer Widerstand ist spürbar.
Zu groß.
Ich ziehe das Instrument zurück.
Und kehre zurück zu Mtwo.
Und siehe da, die 15.05 und 20.06 läuft, zwar nachhaltig im Kanal arbeitend, aber ohne Schwierigkeiten bis auf Arbeitslänge. Danach ist alles kein Problem mehr. Mtwo 25.06 und 30.05 vollrotierend, Mtwo 35.06 reziprok in GYT.
Fazit:
1. Die PathFiles haben wie nicht selten in der letzten Zeit bewiesen, dass sie eine Erweiterung des Instrumentensortiments sind und in bestimmten Fällen eine entscheidende Erleichterung sein können. Sie sind mittlerweile fester Bestandteil meines Erschließungskonzeptes in den entsprechenden Fällen.
2. GYT schützt nicht grundsätzlich vor Instrumentenbruch und kann in sehr engen Kanälen ineffizient sein.
3. Die Mtwo – Feilen haben letzendlich den Erfolg gebracht. Ihre Effizienz ist auch nach der langen Zeit, in der ich mit diesen Instrumenten arbeite, noch beeindruckend und es zeigt sich nachwievor die Ausnahmestellung dieser Instrumente. Die Race – Feilen konnten im vorliegenden Fall die Chance nicht nutzen, sich gegenüber den Mtwo -Instrumenten vorteilhaft in Szene setzen.