Deutliche Krümmung und kein DVT!

von Ronald Wecker

Auf der ESE-Tagung in Brüssel habe ich mit hellen Ohren die Äusserung von Shannon Patel wahrgenommen, dass er in seiner Praxis alle mehrwurzeligen Zähne vor einer endodontischen Behandlung in einem kleinvolumigen DVT darstellt.

Zwar hat die Zahl der monatlich in unserer Praxis seit der Installation des Gerätes im März 2011 angefertigten Aufnahmen zugenommen, von einem Scannen jeder mehrwurzeligen Anatomie sind wir jedoch noch weit entfernt.

In vorliegendem Fall frage ich mich im Nachhinein, ob ein präoperatives DVT meinen Horizont hätte erhellen können, oder ob es mir, angesichts der sehr deutlichen apikalen Krümmungen meine Lockerheit genommen hätte.

Nach präendodontischem Aufbau (hier habe ich das im Kofferdam-Kurs von Stephane Browet Erlernte sehr gut nutzen können) erfolgte in einer ersten Behandlungssitzung die initiale Aufbereitung aller 5 Kanalsysteme (initial ProFile, im weiteren Verlauf Hyflex CM) und eine medikamentöse Einlage mit CaOH2.

Nach Abklingen der deutlichen Perkussionsempfindlichkeit erfolgte heute die Obturation in warmer vertikaler Kompaktion. Die in MB1 vorhandene iatrogene Stufe konnte zwar überwunden werden, allerdings nur auf Kosten einer Coca-Cola-Flaschen-Form des mittleren Kanaldrittels. DB1 und DB2 konfluierten im mittleren Wurzeldrittel.

Der einzige Hinweis auf die sehr deutlichen apikalen Krümmungen bestand in einem federnden „Nachgeben“ der zur Verifizierung der Arbeitslänge unter endometrischer Kontrolle manuell eingebrachten NiTi-Feilen.

Ich muss zugeben, dass ich nach Betrachtung der Masterpoint-Aufnahmen innerlich noch einmal tief durchgeatmet habe, da alle meine Instrumente die Kanäle in voller Länge verlassen hatten.

 

 

14 Gedanken zu „Deutliche Krümmung und kein DVT!

  1. „Kofferraum-Kurs“? ;-)
    Sollte sich die starke Krümmung nicht am Verbiegen der Stahlinstrumente während der Endometrie zeigen? Ich messe mit Stahlfeilen, meist 10er Hedström, da funktioniert das gut.
    Angesichts der Strahlenbelastung stellt sich natürlich immer die Frage des therapeutischen Mehrwertes eines DVTs für den Patienten. Wenn es keinen gibt oder der Zahnarzt keinen liefern könnte, erübrigt sich auch das DVT.

    • Na klar. Kofferdam war gestern. Jetzt wird das gesamte Ambulatorium isoliert. Bei manuellem Gleitpfad trifft das zu. Bei maschinellem nicht. Die Krümmung wurde an einem Reamer ISO 008 zwar angedeutet, aber nicht in dieser Stärke wiedergegeben. Zudem gibt es auch bei den Stahlinstrumenten ein geringes Rückstellmoment. Vielleicht bei Hedströmfeilen in geringerer Ausprägung?

      Die herstellerunabhängigen Aussagen (insoweit man keine per se Abhängigkeit unterstellt) geben derzeit für Morita DVTs 4×4 cm , Low Dose, 180 Grad Rotation eine Dosis von 7-17µSv pro Volumen an. Bei 5µSv für ein Einzelbild halte ich bei entsprechender Ausgangssituation (Resorption, Trauma, Fragment, Zustand nach WSR mit retrogradem Füllungsmaterial) den Mehrwert eines DVT für die Behandlung für sehr groß. Ich stimme jedoch zu, dass es nicht in jedem Fall einen Mehrwert geben wird.

      • Jörg, ergibt „Low Dose“ noch eine Auflösung, die endodontisch zu gebrauchen ist? Die Endodontisten haben doch sicher die höchsten Anforderungen an die Auflösung im Vergleich z. B. zu den Implantologen. Ich meine, ein DVT bringt natürlich einen Informationsgewinn, aber der würde für ca. 99% der Wurzelkanalbehandlungen in Deutschland ohne praktische Konsequenzen bleiben, weil wir dann immer über Wurzelkanalbehandlungen außerhalb der Kassenzahnmedizin und außerhalb üblicher GOZ-Sätze reden, IMHO.

          • Die Einstellung so genannter Low-Dose Protokolle sind in der DVT-Bildgebung zur endodontologischen Diagnostik grundsätzlich sehr kritisch zu bewerten. Nachweislich wird die Sensitivität und Spezifität in der Diagnostik von Anatomie und Läsionen durch die Reduzierung des Milliamperewertes, bzw. des Milliamperesekundenproduktes signifikant reduziert. Insbesondere gilt dies bei Anwesenheit röntgendichter Strukturen im Strahlengang.
            Beste Grüße, Marc

    • Die Strahlenbelastung wird immer gerne herangezogen, wenn es um die Frage geht, ob die Anwendung eines radiologischen bildgebenden Systems vertretbar ist. Vielleicht sollte man sich langsam einmal mit der Frage befassen, ob die althergebrachten und allgegenwärtigen Einschätzungen der Wirkung ionisierenderStrahlen im Niedrigdosisbereich überhaupt schädlich sind. Zumindest muss dies in Zukunft einmal unvoreingenommen und offen diskutiert werden. Bis dahin mag ALARA gelten.
      Beste Grüße, Marc

      • Christoph, ich hatte nie das Bedürfnis nach einem anderen Instrument. Vor ca. 26 Jahren habe ich mit der Dreh-/Ziehtechnik mit Hedström im Studentenkurs angefangen und bin dabei bis zur Reciproceinführung geblieben. Also andere Feilen als Hedström habe ich nie benutzt, allenfalls testweise. Durch das Eindrehen in den Kanal (vor dem Ziehen) folgen Hedström gut der Kanalanatomie, jedenfalls bis Größe 25, 30, je nach Krümmung.

          • Aber nur dieser Winkel erlaubt den der Anatomie folgenden Vortrieb beim Drehen. Zu meinen Hedströmzeiten hatte ich gut entwickelte Hornhaut an Zeigefinger und Daumen durch das kräftige Ziehenmüssen, um das Dentin von der Kanalwand abzureißen.

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