Saving hopeless Teeth – DVT gestützte Behandlungsplanung

von Ronald Wecker

Der hier vorgestellte Zahn 11 ist vor ungefähr 20 Jahren endodontisch erstbehandelt worden. Der mittlerweile 33 jährige Patient berichtet, dass im Laufe der Jahre der Zahn zwei Mal endodontisch revidiert worden war, weil sich immer wieder entzündliche Veränderungen mit Fistelungen  gezeigt hatten.

Seit ungefähr 10 Jahren ist der Zahn mit einer vollkeramischen Krone versorgt. Im Vorfeld der prothetischen Versorgung ist ein parodontalchirurgischer Eingriff zur Verbreiterung der attached Gingiva vorgenommen worden.

R1

Das präoperativ angefertigte Röntgenbild zeigt neben dezenten marginal gelegenen Zementüberschüssen eine mesial gelegene scharf abgegrenzte Aufhellung, eine deutlich von der Zahnlängsachse abweichend Stiftversorgung sowie einen in einer apikalen Aufhellung gelegenen schmalen Fremdkörper, der an eine Guttaperchaspitze erinnert.

Klinisch imponiert eine zwischen 11 und 21 gelegene nicht aktive Fistelung, die in etwa auf Höhe der lateralen Aufhellung liegt. Die Sondierungstiefen betragen zirkulär 3mm. Nur mesiopalatinal können 4 mm gemessen werden. Die Beweglichkeit ist nicht erhöht. Isolierte Sondierungstiefen sind nicht vorhanden.

Das angefertigte DVT zeigt Folgendes:

Welche Behandlungsvorschläge sind denkbar? Welche sinnvoll? Was würden Sie tun, wenn es Ihr Sohn oder Ihre Tochter wäre?

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10 Gedanken zu „Saving hopeless Teeth – DVT gestützte Behandlungsplanung

  1. Das ist wirklich ein extremer Fall.
    Mein Vorschlag wäre eine WSR mit Entfernung der Fremdkörper am Apex (orthograd wahrscheinlich schwierig), ein MTA-Plug an der palatinalen Perforation und dann hoffen, dass die noch moderate Osteolyse verschwindet… Wurde die Behandlung bereits eingeleitet?

    • Die Behandlung wurde noch nicht eingeleitet. Über die vorhersagbarere implantologische Therapie wurde die Patientin informiert. Der Wunsch geht jedoch klar in Richtung Erhaltungsversuch. Bei dem zu erwartenden apikalen Durchmesser ist es u.U. möglich die Guttapercha orthograd zu entfernen. Über die Notwendigkeit eines möglichen chirurgischen Vorgehens wurde ebenfalls aufgeklärt. Ronald ist gespannt, wie sich die Patientin entscheiden wird.

  2. Ich würde hier eher die Extraktion und spätere Implantation empfehlen. Die Prognose für den Zahnerhalt liegt meiner Meinung nach bei maximal 60%. Denn zusätzlich zur notwendigen Revision und apikalen wie lateralen Füllung mit MTA ist, aufgrund des apikalen Fremdkörpers, auch ein chirurgisches Vorgehen wahrscheinlich notwendig. Und eine neue Krone müsste auch gemacht werden.

  3. Ich denke die Perforation und die Revision sind beherrschbar.
    Ob das Fremdmaterial von orthograd entfernt werden kann halte ich für fragwürdig aber versuchenswert bei der apikalen Größe. Ansonsten Aufklärung des Patienten über eine mögliche chirurgische Intervention als zusätzliche Therapie um den Fremdkörper zu entfernen.
    Ich würde primär den Erhaltungsversuch favorisieren als primäres Therapieziel.
    So würde ich auch bei meinem Sohn oder meiner Tochter vorgehen, obwohl sich hier natürlich die Frage stellt, warum ich als endodontieversierter Zahnarzt und Vater, eine solche Situation als Behandlungsgrundlage vorfinde.
    VG und schönes WE

    • „obwohl sich hier natürlich die Frage stellt, warum ich als endodontieversierter Zahnarzt und Vater, eine solche Situation als Behandlungsgrundlage vorfinde.“

      Die Frage wie man seinen Ehemann oder seine Ehefrau behandeln würde hängt ja immer ein wenig davon ab, wie gut man sich nach x-Jahren der Beziehung noch versteht. ;) Darauf wurde ich einmal (scherzhaft) anlässlich eines Vortrages (ich hatte so formuliert) aus dem Auditorium hingewiesen.

      Eltern-Kind-Beziehungen sind meiner Erfahrung nach unbelasteter. Daher diese Formulierung.

      Herzliche Grüße

      Jörg Schröder

  4. Lieber Ronald,
    ich würde hier eher eine implantologische Lösung bevorzugen. Das Fremdmaterial liegt sehr weit palatinal und dürfte von orthograd kaum oder gar nicht zu erreichen sein, die Perforation hingegen ist leicht beherrschbar. Was mir persönlich am problematischsten erscheint, das ist die parodontale Situation dieses Zahnes – Rezession oder Resultat eines parodontalchirurgischen Eingriffs buccal und ausgeprägte Osteolyse von mesiobuccal nach mesiopalatinal – die sich allein durch die Perforationsdeckung kaum vollständig regenerieren wird. Wenn der Versuch des Zahnerhaltes unternommen werden sollte, dann könnte man über eine kombinierte endodontologische, endochirurgische und regenerativ-parodontologische Therapie nach Anfertigung eines Langzeitprovisoriums nachdenken. Gibt es ein klinisches Foto?
    LGM

    • Ronald würde nach Entfernung der vorhandenen Obturationsmassen und Perforationsverschluss versuchen den zur Verfügung stehenden Raum für das Einbringen eines um fast 90 Grad vorgezogenen Mikroopeners oder Microdebriders mit einem kleinen vorgezogenen Haken am Ende zu nutzen um das Guttapercha- Stück in den Kanal hinein zu bewegen. Die Lageim Raum und der Abstand zum distalen Rand der Kanalwand ist im DVT auszumessen. Die Bewegung gleicht der, mit der man ohne Sicht mit der Hand einen auf einer Schrankoberseite liegenden Gegenstand ergreift.

      Herzliche Grüße

      Jörg Schröder
      Jörg Schröder

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