(Miss)Erfolg des Tages

von Donald Becker

Am Freitag hat Jörg Schröder hier bei WURZELSPITZE eine neue Rubrik ins Leben gerufen.

Den “Misserfolg des Tages”.
Mit Fällen, die trotz hohem Aufwand und trotz aller  erdenklicher Bemühungen dennoch  letztendlich in einem Mißerfolg enden.

Eine frustrane Erfahrung, die vermutlich jeder von uns kennt und – wenn sie denn auftritt – Anlass ist, die eigenen Therapieentscheidungen kritisch zu überdenken.

Nicht vergessen werden darf aber dabei, dass heldenhafte Zahnerhaltungsbemühungen aber auch immer wieder in längerfristigen Erfolgen münden. Deshalb möchte ich heute,  gewissermassen als Kontrapunkt zum Fall vom Freitag, in Kurzbeschreibung und mit (hoffentlich selbsterläuternden) Fotos einen sehr ähnlichen Fall vorstellen, der sich – Duplizität der Ereignisse – letzte Woche in unserer Praxis zur Verlaufskontrolle einfand :

Die Patientin suchte vor 7 Jahren unsere Praxis wegen einem fistelnden Zahn 11 ( Krone, SSA, Zustand nach 2 maliger WSR) auf. Ein zuvor kontaktierter Kieferchirurg äußerte die Verdachtsdiagnose der vertikalen Wurzelfraktur und schlug eine explorative Aufklappung mit – sofern sich sein Verdacht bestätigen sollte-  intraoperativer  Extraktion und Sofortimplantation vor. Da die Patientin den Zahn aber unter allen Umständen behalten wollte, suchte Sie unsere Praxis für eine Zweitmeinung auf und entschied sich (trotz meiner hinreichend geäußerten Vorbehalte)  für den Versuch der Zahnerhaltung durch WF Revision und orthogradem WSR Verschluss mit MTA nach Stiftentfernung.

Auch wenn die Behandlung an sich sehr zeitaufwendig und kompliziert war, so war doch zu keiner Zeit die Durchführung per se in Frage gestellt, so daß nach 4 Behandlungssitzungen die Patientin post WF und mit einem adhäsiv verankerten Glasfaserstift und einer provisorischen Krone versorgt zur ZE – Versorgung mittels Einzelkrone zurücküberwiesen werden konnte. Die vorhandene Fistel war zwischenzeitlich verschwunden, ebenso wie der ehemals vorhandene Druckschmerz im Bereich des Vestibulums.

Klinische und röntgenologische Verlaufskontrollen nach 6, 28, 40 und nun nach 86 Monaten zeigten einen vollkommen unauffälligen Zahn 11 mit Lockerungsgrad 0 – 1, Taschentiefen von maximal 2 mm und in den Röntgenbildern eine Konsolidierung im apikalen Bereich, die, angesichts der mittlerweile verstrichenen Zeit auch als langfristig stabil bezeichnet werden kann.

Das letzte Bild/Röntgenbild der Abbildungsreihe zeigt den aktuellen Zustand nach 7 Jahren.


2 Gedanken zu „(Miss)Erfolg des Tages

  1. Lieber Ha-Wi,

    schöner Fall. Wie hoch schätzt Du deine Erfolgsquote bei der konservierenden Ausheilung exazerbierender und bereits resezierter Zähne ein?

    herzliche Grüße

    Rüdiger

  2. Hallo,
    schöner Fall, der wie gesagt zeigt was möglich sein kann.
    Erschreckend, dass die Therapieoption Wurzelspitzenresektion nachwievor mit der falschen Indikationsstellung gewählt wird und Alternativen deutlich erschwert, bzw. sogar (nicht zuletzt finanziell) unmöglich macht.
    Das Dilemma der Entscheidung, wann der Zahnerhaltungsversuch zum Selbstzweck wird, ist entgegen des öffentlichwirksam überstrapazierten Konfliktes Endo vs. Impl die eigentliche Frage, die sich nur individuell und insbes. in Absprache mit dem Patienten beantworten lässt.

    Gruss

    Marcus Pittrof

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